Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 142, Jahrgang 1856, Nr. , S. 392
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Miscellen. Miscellen. Die Mittelmeer-Telegraphenlinie. Bekanntlich fehlte an der Vollendung der Mittelmeer-Telegraphenleitung noch die Einsenkung einer submarinen Cabel zur Verbindung zwischen der Südspitze der Insel Sardinien und der afrikanischen Küste, welche im vergangenen Herbste zwar in Angriff genommen, aber mißlungen war. (Man vergl. polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 312). Auch in diesem Sommer ist ein neuer Versuch zur Herstellung dieser Verbindung gemacht worden, der jedoch abermals fehlgeschlagen ist. Nach verschiedenen Nachrichten hatte der Dampfer Dutchman mit dem für diese Strecke bestimmten Taue von 300 Kilometer Länge am 12. Julius London verlassen, war aber durch ungünstige Winde genöthigt worden, in Plymouth anzulegen, von wo er erst am 17. unter günstigen Umständen seine Reise nach Cagliari fortsetzte. Ebendahin begab sich Hr. J. W. Brett von Paris aus in Gesellschaft des Hydrographingenieurs Hrn. Delamarche zur Leitung der Operation der Einsenkung. Der französische Staatsdampfaviso le Tartare, welcher schon bei dem vorjährigen Versuche mitgewirkt hatte und auch dießmal als Remorqueur vorausgehen sollte, erwartete daselbst bereits die Expedition. Gleich zu Anfang der Operation scheint ein Unfall eingetreten zu seyn; unterm 9. August wurde aus Cagliari gemeldet, daß das Tau durch einen Zufall gerissen sey, daß man indeß das gerissene Ende wieder aufnehmen und auf der Legung beharren werde. Dann trafen günstige Nachrichten ein. Bis zum 15. August ging die Operation trotz mancher Schwierigkeiten und trotz sehr bedeutender Tiefen glücklich von statten und man gelangte bis einige Meilen von der Insel Galita. Wegen des zu Anfang vorgekommenen Unfalles und wegen der unerwarteten Tiefe und der unebenen Beschaffenheit des Meeresbodens – man stieß auf Abgründe von über 2000 Meter Tiefe, welche also über 4000 Meter des Taues in Anspruch nahmen, wo bei ebenem Boden einige Hundert Meter genügt hätten – reichte indeß die vorhandene Länge des Taues nicht bis zur afrikanischen Küste; dieß scheint auch der Grund gewesen zu seyn, weßhalb man sich, von der ursprünglich beabsichtigten Richtung abgehend (bekanntlich wollte man das Tau direct auf Bona führen) der Insel Galita zugewendet hatte. Ja, es scheint, daß das Tau nicht einmal lang genug war, um hier ans Land geführt werden zu können, oder daß vielleicht die dazu nöthigen Vorrichtungen nicht zur Stelle waren, und daß man einige Meilen von dieser Insel vor Anker liegend das Eintreffen des schleunigst durch den Telegraphen aus London requirirten Ergänzungstaues erwarten mußte. In dieser Lage trat plötzlich ein heftiger Sturm ein, während dessen das Tau am 19. August 8 Uhr Morgens etwa 500 Faden von der Küste an einer scharfen Felsenkante durchschnitten wurde. An ein Herausfischen des gerissenen Taues, welches in 5–600 Meter Tiefe lag, war nicht zu denken, und man mußte das Unternehmen daher abermals für dieses Jahr aufgeben. Hätte man das fehlende Tauende früher herbeischaffen können, so wäre die Operation wahrscheinlich gelungen, da die Strecke von Galita nach Bona keine Tiefen von mehr als 200 bis 300 Metern darbietet, und ihre Länge nur etwa 1/6 der schon vollendeten beträgt. Jedenfalls scheint die Möglichkeit der Ausführung dieser Linie außer Zweifel gesetzt zu seyn. Der Verlust wird auf etwa 1 3/4 Mill. Fr. angegeben; das Tau selbst war mit 30,000 Pfd. St., also 3/4 Mill. Fr. versichert. Hr. Brett soll der französischen Regierung einen ausführlichen Bericht über den Vorgang eingereicht haben, der indeß noch nicht an die Oeffentlichkeit gelangt ist. (Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins.) Dumoulin's Profilograph. Derselbe besteht aus einem kleinen auf zwei Rädern ruhenden Wagen, deren Bewegungsrichtungen ganz gleich sind und nach Willkür unveränderlich gemacht werden können, damit in den meisten Fällen die Maschine nicht von der geraden Linie abweichen kann. Dieser Wagen trägt die eigentliche Maschine, bedeckt mit einer Tafel, auf der sich ein Bogen Papier von gleicher Länge entrollt, der dazu bestimmt ist, nach einem gegebenen Maaßstabe die Figur des Profils der durchlaufenen Fläche aufzunehmen. Die Zeichnung wird bewerkstelligt durch einen beweglichen Stiel oder Griffel, der auf dem Meßtischchen angebracht ist und sich senkrecht auf dem Papier bewegt. Die Bewegung wird dem ganzen System mitgetheilt durch eines der Wagenräder, und zwar durch das hintere, durch Vermittelung einer Galle'schen Kette. Das Rad thut den Dienst eines Kettenziehers (chaineur), indem es seinen Umfang durch die Berührung auf dem zu nivellirenden Terrain sichtbar macht. Unter der Maschine ist eine mit einer großen Metallkugel versehene Eisenstange angebracht, ein Pendel; steigt nun der Wagen, oder fällt er, oder steht er in der Ebene, der Pendel bleibt senkrecht. Die verschiedenen und veränderlichen Neigungen der Maschine bewirken also durch den Zusammenhang mit dem Pendel, je nachdem die Maschine sich hebt oder senkt, winklige Schwingungen, bald positiv, bald negativ. Indem diese winkligen Schwingungen durch specielle vermittelnde Theile der Maschine in geeigneter Weise aufgefaßt worden, bestimmen sie das trigonometrische Gesetz der gegenseitigen senkrechten Bewegungen des Papiers und des Stifts. Die Spur des letzteren ist also die Resultirende, d.h. wie das Papier stets bestimmt vorwärts rückt, so steigt der Stift wenn die Maschine steigt, und fällt wenn die Maschine sich senkt. Die Thätigkeit des Profilographs ist eine sehr einfache. Ein Mann zieht auf einer gegebenen Linie den Wagen. Der Beobachter oder Nivelleur, der ihn begleitet, hält an jedem Absteckpfahl oder zu bestimmenden Punkt, liest auf einem der Zähler die Angabe der Länge, schreibt sie auf, zeichnet eine senkrechte Linie und notirt hier die Ziffer des Nivellements, welche er nun auf den zweiten Zähler nimmt. Beim Uebergange eines Flusses markirt man einen Anhaltspunkt, mißt die Breite und Tiefe des Wasserstromes durch eines der gewöhnlichen Mittel und setzt den Weg mit der Maschine fort, sobald man das andere Ufer erreicht hat. So wird das Nivellement gemacht und was mehr ist, es ist berichtigt, d.h. gezeichnet vermittelst der Abscissen und der Ordinaten. (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1856. Heft 1 S. 3.) Anwendung von Kochsalz beim Hohofenproceß, nach R. A. Tilghman in Philadelphia. Der Genannte schlägt vor, beim Hohofenproceß einen Zusatz von Kochsalz anzuwenden, und hat sich dieses Verfahren für England patentiren lassen. Wenn man dasselbe an der Gicht mit aufgibt, verdampft es größtentheils, bevor es auf die Beschickung hat wirken können. Man bringt es daher sogleich in den unteren Theil des Ofens, wo es verdampft, und, indem es dampfförmig mit den Materialien in Berührung kommt, eine kräftige (nicht näher bezeichnete) chemische Wirkung hervorbringt. Am besten ist es, es im trocknen pulverförmigen Zustande continuirlich in die Düsen fallen zu lassen, aus denen es dann durch den Wind in den Ofen geführt wird. Die Menge des anzuwendenden Salzes beträgt 3 Proc. und mehr vom Gewicht des Eisens und der Schlacke, die producirt werden. Man wendet um so mehr Salz an, je mehr Schwefel die Materialien enthalten. (Repertory of Patent-Inventions, September 1856, S. 233, durch polytechnisches Centralblatt S. 1338.) Verfertigung von Gefäßen etc. aus Glasbrocken, nach Henry Chance. Glasbrocken, namentlich die Abfälle von der Fabrication des Fensterglases, kann man nach Chance in folgender Weise verarbeiten: das Glas wird gemahlen und im pulverförmigen Zustande entweder für sich allein oder mit Zusatz von Sand oder anderen geeigneten Stoffen verwendet. Ein geeignetes Verhältnis ist 3 Theile gemahlenes Glas auf 1 Theil Sand. Das Glaspulver oder das Gemenge desselben mit Sand wird mit so viel Wasser angemacht, daß die Theile zusammenhaften, wenn die Masse zusammengedrückt wird, und sodann in eine Form von Holz, Metall u.s.w. gepreßt, so daß die Masse die Gestalt des Gegenstandes erhält, den man erzeugen will. Die Form, welche nach Umständen aus mehreren Stücken bestehen muß, wird nachher von dem geformten Gegenstande abgenommen und dieser in einem geeigneten Ofen bei gelinder Hitze getrocknet. Wenn er ganz trocken ist, wird er mit Sand umgeben, um die Hitze zu reguliren, und die Theile, die sonst beim Brennen nachgeben möchten, zu unterstützen. Der Ofen wird dann so weit erhitzt, daß das Glaspulver zum anfangenden Schmelzen kommt und dadurch eine compacte Masse bildet. – Patentirt für England am 29. Januar 1856. (Repertory of Patent-Inventions, Septbr. 1856, S. 234, durch polytechnisches Centralblatt S. 1338.) Anfertigung wohlfeiler und biegsamer Spiegelflächen, nach Rappaccioli, Ingenieur in Turin. Der Genannte theilt folgendes Verfahren mit, Spiegelflächen anzufertigen, die weit wohlfeiler sind als Glasspiegel und mit gleicher Leichtigkeit eben, concav oder convex gemacht, auch im fertigen Zustande gebogen werden können, so daß sie sich an mancherlei Gegenständen als Verzierungen anbringen lassen. Auf einem mit Eiweiß überzogenen Papiere oder Gewebe breitet man nach einander mehrere Schichten eines durchsichtigen Firnisses aus, die zusammen nachher die Schicht bilden sollen, welche das Glas der gewöhnlichen Spiegel ersetzt. Andererseits wird ein Blatt Stanniol an der einen Seite mit einer oder mehreren Schichten eines Firnisses überzogen, der kein Wasser enthält. Nachdem dieser Ueberzug genügend getrocknet ist, bedeckt man dieselbe Seite des Stanniolblattes mit einer Schicht irgend eines Leims, welcher dazu dient, das Stanniolblatt auf Papier, Gewebe, Holz oder einer anderen Substanz zu befestigen. Man gießt nun auf die andere Seite des Stanniolblattes Quecksilber, welches mit dem Stanniol ein Amalgam bildet. Auf dieses Amalgam legt man dann das zuerst erwähnte mit Eiweiß überzogene Papier oder Gewebe, die gefirnißte Seite nach unten, und bewirkt durch starke, mehr oder weniger lange fortgesetzte Pressung, daß das amalgamirte Stanniolblatt und die auf dem Papiere oder Gewebe angebrachte Firnißschicht sich durch Adhäsion fest mit einander verbinden. Zuletzt wird nun das Papier oder Gewebe entfernt, zu welchem Zwecke man es an der Rückseite mit Wasser befeuchtet, worauf es, indem das Wasser das Eiweiß auflöst und dadurch die Adhäsion zwischen dem Papiere oder Gewebe und der Firnißschicht aufgehoben wird, sich leicht ablösen läßt. Man hat nun einen wirklichen Spiegel, der um so schöner ausfällt, je reiner und durchsichtiger der angewendete Firniß war. Dieser Spiegel kann sogleich für die Stelle, welche er nachher einnehmen soll, gemacht werden, in der Art, daß man ihm bei der Anfertigung die etwa nöthige Krümmung gibt. Man kann aber auch die fertige Spiegelfläche biegen und ihr dadurch die verlangte Form geben, weßhalb der Erfinder diese Spiegel auch miroirs ductiles nennt. Man kann auch einen farbigen Firniß anwenden und dadurch hübsche Effecte erzielen (Armengaud's Génie industriel, Mai 1856, S. 252, durch polytechnisches Centralblatt S. 1400.) Reinigung der Borsäure und des Borax; von Clouet in Paris. Die Borsäure wurde bisher stets durch wiederholte Waschungen oder Lösen und mehrmaliges Krystallisiren gereinigt; dieß Verfahren ist langwierig und kostenvoll. Das Mittel den Tinkal zu reinigen, bestand in Lösen und Filtriren durch Thon, was wegen der reichlich anhängenden Fettsubstanz ebenfalls schwer von statten ging. Die Borsäure des Handels enthält immer Ammoniaksalze, namentlich schwefelsaures Ammoniak, die selten im Voraus entfernt werden und Störungen in die Fabrication des Borax bringen, insofern als daraus Ammoniak frei wird, das die Gefäße angreift und die Arbeiter belästigt und sich Natronsulphat bildet. Nach folgenden beiden Verfahren wird das alles vermieden. Erstes Verfahren: 100 Theile Borsäure werden mit 5 Theilen Salpetersäure des Handels befeuchtet, gemengt, und einige Stunden in einem Gefäß stehen gelassen, dann in einem Kessel oder Tiegel calcinirt. Die Salpetersäure soll die organischen Stoffe verkohlen und das Calciniren die Ammoniaksalze zugleich zersetzen und verflüchtigen. Nach dieser Arbeit hat man nur noch, um Borax zu machen, nothwendig, die Säure mit Natron zusammen zu bringen und man gewinnt ein ganz reines Salz. Soll die Reinigung der Borsäure behufs der Boraxbereitung vorgenommen werden, so kann anstatt Salpetersäure Natronsalpeter genommen werden, wobei jedoch auf dessen Natrongehalt bei nachfolgender Sättigung mit Soda Rücksicht zu nehmen ist. Die Reinigung des Tinkal nimmt Clouet vor durch Pulvern, Mengen mit 10 Proc. Natronsalpeter, Calciniren in einem gußeisernen Kessel, Auflösen, Filtriren und Krystallisiren, oder Adampfen auf 28° B., Einfüllen in Bleigefäße und Schütteln. – Das Uebrige der Mittheilung betrifft die Herstellung von Kaliboraten oder Doppelsalzen (Gemengen) von borsaurem Natron und Kali, und ist ohne neues; die Notiz, daß behufs der Emailbereitung ein solches Salzgemisch leichter schmelze als jedes der Salze allein, ist ebenfalls schon bekannt (Armengaud's Génie industriel, durch Schweizerische polytechn. Zeitschrift, Bd. I Heft 5.) Das Raffiniren des Schwefels; nach Déjardin und Court in Marseille. Der Ofen ist ein Reverberirofen, die Sohle desselben ist aus einer linsenförmigen Retorte gebildet, die aus einem einzigen gußeisernen Stück besteht und etwas tiefer als die Feuerbrücke liegt. Die Flamme und Hitze von dem auf dem Rost brennenden Brennmaterial ziehen über den obern Theil der Retorte und erwärmen sie, so daß auf diese Art die Oberfläche des Schwefels leicht flüssig und auf der Verdampfungstemperatur erhalten wird, während dazu viel mehr Brennstoff nöthig wäre, wenn man von unten erhitzen würde. Es führt ein Feuerzug die Flamme, nachdem sie den obern Theil erhitzt hat, unter den untern der Retorte, wo ihre Hitze zum Schmelzenerhalten des Schwefels noch gut hinreicht, von da steigt sie senkrecht aufwärts und umspült einige Kessel, in welchen Schwefel zum Nachfüllen flüssigen Schwefels in der Retorte schmelzend erhalten wird. Aus diesen Kesseln fließt der Schwefel durch ein Rohr und Tubulus in die Retorte. Der Hals der Retorte mündet in die Condensationskammer, kann aber ganz abgeschlossen werden, damit beim Oeffnen der Kammer nicht Luft in dieselbe eindringe. Unsere Quelle gibt keine Zeichnung zu dieser Beschreibung. (A. a. O.) Ueber einige neue Reactionen des Chromoxyds; von G. Chancel. In einigen Lehrbüchern der Chemie wird zur Trennung des Chromoxyds und Zinkoxyds von anderen Metallen, womit sie gemeinschaftlich aufgelöst sind, das Verfahren empfohlen, die Lösung mit überschüssigem Aetzkali zu behandeln, um bloß das Chromoxyd und Zinkoxyd (nebst der Thonerde) aufzulösen. Nach meinen Versuchen können aber das Chromoxyd und Zinkoxyd in Aetzkali nicht zusammen aufgelöst seyn; vermischt man nämlich eine Auflösung von Chromoxyd in Aetzkali, mit einer Auflösung von Zinkoxyd in Aetzkali, so fällt die in Ueberschuß angewendete Lösung die andere Lösung vollständig. Man erhält so einen grünen Niederschlag, welcher ausgewaschen und getrocknet, aus gleichen Aequivalenten Chromoxyd und Zinkoxyd besteht. Dieselbe Reaction zeigt sich zwischen dem Chromoxyd und Bleioxyd, wenn jedes in Aetzkali aufgelöst ist; man erhält ebenfalls einen grünen Niederschlag, welcher aus gleichen Aequivalenten Chromoxyd und Bleioxyd besteht. Folgende von mir beobachtete Thatsache läßt sich bei der Analyse chromhaltiger Substanzen benutzen. Wenn man Chromoxyd in Aetzkali aufgelöst oder demselben bloß beigemischt hat, so genügt es, der Lösung oder Mischung braunes Bleioxyd zuzusetzen und gelinde zu erwärmen, um alles Chrom im Zustand von chromsaurem Blei aufzulösen. Man erhält so eine gelbe Flüssigkeit, welche von dem überschüssigen Bleisuperoxyd abfiltrirt, beim Uebersättigen mit Essigsäure das chromsaure Blei fallen läßt. Die vorhergehende Reaction liefert ein sehr einfaches Mittel, das Chromoxyd in Chromsäure umzuwandeln. Diese Umwandlung auf nassem Wege ist viel schneller und bequemer auszuführen, als die gebräuchliche auf trocknem Wege mittelst Salpeter. (Comptes rendus, November 1856, Nr. 19.) Anfertigung der sogenannten Antiphosphorfeuerzeuge. Wie Hr. Prof. Dr. R. Wagner in seinem Jahresbericht über die Fortschritte der chemischen Technologie (daraus im polytechn. Journal Bd. CXLI S. 453) bemerkt, wurden in der letzten Zeit von Nürnberg aus sogenannte Antiphosphorfeuerzeuge verschickt, bei denen sich amorpher Phosphor nicht in der Zündmasse der Hölzchen befindet, sondern mit Sand und Metalloxyden gemischt auf diejenige Fläche aufgetragen, auf welche das Hölzchen, dessen Ende mit der Masse der ehemals üblichen Tauchhölzchen überzogen ist, gerieben werden sol. Diese Feuerzeuge bestehen demnach aus zwei Theilen, dem Streichhölzchen, das für sich allein zum Feuermachen unbrauchbar ist, und der mit amorphem Phosphor präparirten Streichfläche. Folgendes Verfahren zur Anfertigung dieser Feuerzeuge ließ sich Francis May am 15. August 1855 als Mittheilung für England patentiren: man taucht die Hölzchen zuerst in gewöhnlicher Weise mit ihren Enden in geschmolzenen Schwefel, Stearin, Wachs etc., und hernach in eine Mischung, welche aus 6 Thln. chlorsaurem Kali und 2–3 Theilen Schwefelantimon besteht, die man mit einer Auflösung von 1 Theil Leim in warmem Wasser vermischt hat. Die Masse für die Reibfläche besteht aus 10 Theilen amorphem Phosphor und 8 Theilen Braunstein oder Schwefelantimon, mit einer Lösung von 3–6 Theilen Leim vermischt; mit dieser Mischung wird gewöhnlich eine äußere Fläche der Büchse, welche die Zündhölzer enthalten soll, mittelst eines Pinsels überzogen, worauf man sie trocknen läßt, (Repertory of Patent-Inventions, März 1856, S. 217.) Ein Verfahren zur Verarbeitung von Holz in eine breiartige, besonders zur Papierbereitung dienliche, Masse war dem Papierfabrikanten Völter in Heidenheim patentirt und wird nach Erlöschung des Patents veröffentlicht. In einem aus tannenen Brettern gefertigten Kasten befindet sich an einer eisernen Achse eine aus einem weißen Sandstein gehauene Schleifwalze von circa 4–5' Durchmesser und 1–1 1/2' Breite, welcher eine Geschwindigkeit von mindestens 110 Umdrehungen pro Minute gegeben ist. In ein mit 1/2'' starken Rippen versehenes, nach der Peripherie der Schleifwalze sich richtendes kreisförmiges circa 8'' breites Eisen, das ungefähr die Hälfte der Schleifwalze umfaßt, und an seinem einen Ende an einem Querbalken außerhalb des Kastens vermittelst eines Scharniers festgehalten wird, werden 5–10 Stück von dem abzuschleifenden Holz, das aus Abfällen von tannenem Bauholz, aus Pappel-, Linden-, Weiden-, Birken-, Weißbuchen-, Aspenholz bestehen kann, eingekeilt. Nun läßt man das Holz auf der Schleifwalze aufsitzen, hängt an das andere Ende des Eisens, das Behufs einer Hebelwirkung etwas verlängert ist, ein den Umständen entsprechendes Gewicht, und setzt, nachdem man der Schleifwalze die erforderliche Zuströmung von Wasser gegeben hat, dieselbe durch beliebige Kraft in Bewegung. In wenigen Minuten erkennt man, daß das auf diese Art abgeschliffene Holz, das sich an die innern Wände des Kastens anspritzt und von da, Behufs des bequemen Wegnehmens, in eine Art Schublade fällt, ein zur Fabrication von mancherlei Arten von Papieren recht brauchbarer, faseriger und von dem aus Lumpen kaum zu unterscheidender halbweißer Papierzeug geworden ist. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1856, Nr. 48.) Man s. über das Holzpapier von Völter's Söhne in Heidenheim, polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 155, die Beschreibung einer derartigen Maschine ist in Bd. CXXXIV S. 257 mitgetheilt. Erfahrungen über das Klären der trüben und zähen Weine durch Traubenkerne; von Carl Pistorius. Der Anweisung, die Traubenkerne zum Klären der Weine zu benutzen, von Dr. Gall in Trier (siehe polytechn. Journal, 1853, Bd. CXXX S. 158) kann der Verfasser eine Erfahrung hinzufügen, die das von Gall empfohlene Verfahren vollkommen bestätigt. Ein Wein vom Jahre 1833 war im Jahre 1836 so trüb und zäh oder schwer, daß der Eigenthümer ihn wegschütten lassen wollte. Der Verf. bat sich diesen Wein aus und nahm nun Folgendes mit ihm vor: er ließ 2–3 Maaß des zähen Weines aus dem Fasse heraus, brachte ihn in eine Pfanne, schüttete 2 Pfd. Traubenkerne dazu und erwärmte den Wein langsam, doch nicht ganz bis zur Siedhitze, füllte ihn dann sammt den Kernen in einen Krug und ließ ihn noch 2 Tage lang darin an einem temperirten Orte stehen. Nach Verlauf dieser Zeit wurde der Wein abgegossen, wieder in das Faß zurückgebracht und tüchtig mit dem zähen Weine gemischt. Als der Verf. nach einem Vierteljahre wieder nach dem Weine sah, perlte er beim Herauslassen aus dem Fasse und war nicht nur glanzhell, sondern hatte auch den früheren Wohlgeschmack wieder. Er wurde nun abgelassen und in ein anderes Faß gebracht, hier blieb er gut und hell. Später benutzte der Verf., in Ermangelung von Traubenkernen, einmal Eichenrinde oder Gerberlohe, um einen schweren Wein, von übrigens geringer Beschaffenheit, wieder herzustellen. Er erreichte zwar auch damit seine Absicht vollkommen, jedoch bekam der Wein von der Eichenrinde einen kleinen Beigeschmack. (Gall's praktische Mittheilungen, Bd. I S. 353.) Ueber Stärke und Brodmehl aus den Früchten der wilden Kastanie; von O. Schreiner.Wir verweisen auf Prof. Schloßberger's Bemerkungen über diesen Gegenstand im polytechn. Journal Bd. CXI S. 77; man vergl. auch daselbst S. 466 und Bd. CXVI S. 310.A. d. Red. Die geschälten Kastanien werden auf dem Reibeisen gerieben – bei umfangreicher Bereitung wird eine Reibmaschine nöthig seyn – diese Masse dann in einen leinenen Sack gethan und unter beständigem Daraufgießen von reinem Wasser stark umgerührt und zuletzt ausgepreßt. Darauf lasse ich die so gewonnene Flüssigkeit 18 bis 24 Stunden ruhig stehen, so daß sich die Stärke gehörig zu Boden setzen kann und gieße dann das darüber stehende Wasser vorsichtig ab. Dieses Verfahren wird einigemal und zwar so lange wiederholt, bis das Wasser ganz klar ist und die darunter liegende Stärke vollkommen entbittert, rein und weiß ist. Dann wird dieselbe mittelst eines Löffels oder Spatels herausgenommen, ausgebreitet und getrocknet, welches besser an der Luft als im erwärmten Ofen geschieht. Aus gegen 6 Pfund geschälten Kastanien erhielt ich 1 Pfund schön weiße, vollkommen süße Stärke. Je reifer die Kastanien sind, desto mehr Stärke wird gewonnen. In Bezug auf Bereitung von Brodmehl aus Kastanien verfuhr ich auf folgende Weise: die geschälten Kastanien wurden in kleine Würfel geschnitten und an einem luftigen Orte getrocknet. Nachdem dieselben völlig trocken waren, brachte ich sie in ein Gefäß mit Wasser, so daß das Wasser einige Zoll über den Kastanien stand, und fügte dann Potasche – ungefähr ein gutes Loth auf die Metze Kastanien Weimar. Gemäß – hinzu. So ließ ich dieselben einige Tage ruhig stehen und goß dann die nunmehr wie Leinöl aussehende Flüssigkeit ab, um frisches Wasser aufzugießen. Dieses Verfahren wiederholte ich so lange, bis das Wasser ganz hell und klar blieb und auch beim Umrühren der Kastanien sich nicht trübte. Dann nahm ich die Kastanien heraus, ließ sie ablaufen und trocknete sie. Das daraus gewonnene Mehl hatte jedoch einen etwas bitteren Nachgeschmack, und auch das Brod, welches ich aus gleichen Theilen Roggen- und Kastanienmehl backen ließ, hatte diese Bitterkeit nicht ganz verloren. Der von der Stärkebereitung erhaltene ausgepreßte Rückstand kann ebenfalls entbittert, zu Mehl bereitet und verbacken werden. (Zeitschr. für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. VII S. 541.) Der Gebrauch des Gypses auf der Miststätte. Hr. Albert v. Fellenberg hat kürzlich ein SchriftchenDas Schriftchen erschien unter dem, Wohl nicht gut gewählten Titel: Ueber den Geist in der Materie oder Anleitung, zur Conservirung des Stickstoffs im festen und flüssigen Stalldünger, sowie zur rationellen Behandlung und Aufbewahrung desselben. Von Ferd. Albert von Fellenberg-Ziegler, Präsident der ökonomischen Gesellschaft des Kantons Bern und Gutsbesitzer in der Wegmühle bei Bern. Bern, 1856. herausgegeben, in welchem er die Ueberstreuung der Miststatten mit Gyps den Landwirthen aufs Dringendste empfiehlt, und aus welchem wir hier Einiges mittheilen wollen, denn obgleich der Gebrauch des Gypses zu diesem Zwecke nichts Neues ist, so wird doch bis jetzt der Gyps bei Weitem nicht so allgemein bei uns zu diesem Zwecke angewendet, als er es zu verdienen scheint. „Bei der Behandlung und Aufbewahrung des Stallmistes, sagt Hr. v. Fellenberg, ist die Erhaltung des Stickstoffs im Miste durch Verhütung der Gährung und Zersetzung die Hauptsache, indem mehr und mehr erkannt wird, daß der Stickstoff das treibende Agens aller Düngmittel ist. Es wird daher gewiß manchem Landökonomen willkommen seyn, das schweizerische Verfahren mit Anwendung von Gypspulver, wie ich es seit 5 Jahren mit dem größten Vortheil befolge, kennen zu lernen, indem es Alles leistet, was irgend von einem solchen conservirenden Verfahren gefordert werden kann, nämlich: Sicherheit und Vollständigkeit der Wirkung, Leichtigkeit in der Ausführung und Wohlfeilheit in der angewendeten Substanz.“ „Ich behandle meinen Mist folgendermaßen. Der Mist wird alle Tage aus dem Kuhstall entfernt, auf die Miststätte geführt und dort in Haufen abgelegt. Da ich sehr reichlich füttere, stark streue und die Streue öfters kehren und ordnen lasse, so wird sie von Mist und Urin ganz durchdrungen, und es wird alle Tage eine ansehnliche Menge Dünger erhalten. Hierauf werden aus dem längsten Stroh des Mistes auf einem Brettchen sogenannte Wellen oder Zöpfe bereitet. Dieses Stroh wird nämlich mit der Gabel sorgfältig der Länge nach auf dieses Brettchen gelegt, etwa in der Dicke von 3 Zoll, und mit den Füßen festgetreten. Hierauf legt man es in der Mitte zusammen, tritt es wieder fest und legt es an den Rand der Miststätte, worauf es an seiner Stelle wieder festgetreten wird. So werden Welle neben Welle hart aneinander, aber eben oder flach gelegt. Der übrige Mist wird nun mit der Gabel sorgfältig auseinander gezupft und längs dem Rand von Wellen in gleicher Höhe wie dieser verlegt, so eben wie möglich, so daß nirgends Unebenheiten sich zeigen. Hernach wird dieses Gebreite von Mist festgetreten, indem man nicht nur so obenhin darauf herumläuft, sondern auf und ab und seitwärts hin- und hergehend und tretend, denselben nach allen Richtungen festtritt. Ist dieses geschehen, so wird gewöhnlicher Säegyps (auf hundert Pfund frischen Mist 2 bis 2 1/2 Pfund) darauf gleichmäßig zerstreut.“ „Alle diese Manipulationen, welche in dem Kanton Bern, der Heimath der stolzen Misthaufen, ganz gang und gäbe sind, haben ihre guten Gründe – Gründe, die durch langjährige Erfahrungen außer Zweifel gesetzt sind. Das Aufbauen des Misthaufens mit festen Wellen, welche wie Mauersteine im Verband auf einander gelegt und geschichtet werden, hat zum Zweck, den Luftzutritt von der Seite abzusperren und dadurch den Mist vor organischer Zersetzung und Fäulniß zu bewahren. Hat man, wie es in den meisten Localitäten der Fall ist, keine Gelegenheit, seinen Misthaufen in einer Umfassung von Mauerwerk oder einer Holzwand aufzuschichten, damit er von der Seite vor Luftzutritt geschützt sey, so wird diese Mauer einfach und wohlfeil aus dem Material des Mistes selbst aufgeführt. Ferner haben diese Wellen den weiteren Vortheil, daß sie den Auslauf der Mistjauche hindern, wodurch der Mist feuchter bleibt. Das Festtreten des Mistes bezweckt aber nicht nur, das Eindringen der Luft von außen zu hemmen, sondern mehr noch die im Mist bereits enthaltene Luft auszutreiben und damit die Ursache der Fäulniß möglichst zu entfernen.“ „Durch all das wird aber noch nicht verhindert, daß der Mist in Gährung kommt, sich erhitzt und in Folge dessen das Ammoniak sich verflüchtigt. Die Fixirung desselben wird durch das Aufstreuen von Gyps erreicht. Es ist der Gyps unter allen Fixirungsmitteln (Torfasche, Torferde, gewöhnliche Erde, Schwefelsäure, Eisenvitriol) das wohlfeilste. Ich habe heuer 300 Fuder Mist gemacht und ausgeführt. Hätte ich diesen Mist statt mit Gyps (20 Faß à 7 Centner, welche 140 Franken = 65 fl. gekostet haben) mit Erde behandeln und durchschichten wollen, so hätte ich, um kein Ammoniak entweichen zu lassen, wenigstens 300 Fuder nöthig gehabt. Ich hätte also 600 Fuder Mist oder Compost bekommen. Diese Erde hätte ich aber graben, laden, zuführen und wieder hinausführen lassen müssen, was eine Mehrausgabe von 210 Franken = 98 fl. erfordert hätte. Torferde oder Torfasche läßt sich schon eher anwenden, da wo man sie hat, weil man davon weniger Masse bedarf, aber doch kommt auch da der Gyps noch wohlfeiler zu stehen. „Schwefelsäure und Eisenvitriol sind jedenfalls theurer als Gyps und zugleich schwieriger anzuwenden. Beide können nur in Wasserauflösung angewendet werden, und dieß giebt schon mehr zu thun. Ein Centner gewöhnlicher Säegyps, der ungebrannt oder halbgebrannt ist, kommt hier auf 1 Franken zu stehen, an vielen Orten noch wohlfeiler. Ein Centner solchen Gypses enthält aber 40–50 Pfund Schwefelsäure, so daß im Gyps 1 Pfund Schwefelsäure nur auf 1/2 bis 3/4 Kreuzer kommt, während es im Handel 3–4 Kreuzer kostet. „Wird der Mist, wie oben angegeben, behandelt, mit Gyps bestreut und Sommerszeit hie und da mit der abfließenden Jauche begossen, so wird man sehen wie der Misthaufen viel schneller an Höhe zunimmt, als sonst, und wie man (alle übrigen Verhältnisse, Viehstand, Futter und Streue, als gleich angenommen) weit mehr Mist bekommt, als früher. Ich habe solchen mit Gyps behandelten Mist, welcher ein ganzes Jahr im Freien unbedeckt gelegen war, auf's Feld geführt, und er fand sich so durchaus unzersetzt vor, daß er die nämliche grünliche Farbe hatte, wie der ganz frische Mist; das Stroh hatte seine Zähigkeit nicht im Geringsten verloren und der ganze Haufen von Anfangs 6' Höhe hatte sich in Zeit eines Jahres bloß um 2'' gesetzt, ohne Zweifel mehr in Folge seines Gewichtes als einer Zersetzung. Solcher Mist verbreitet einen durchdringenden Geruch nach Schwefelwasserstoffgas; von Ammoniakgeruch merkt man aber nicht das Geringste, und bedenkt man, welche Mengen Ammoniak alljährlich von einem einzigen Misthaufen entweichen, so kann man sich denken, welch ein Gewinn es ist, diese sich mittelst einer geringen Ausgabe zu erhalten. Dazu kommt, daß der Gyps neben seiner das Ammoniak bindenden Eigenschaft auch für sich schon einen Dungwerth hat.“ „Die Resultate meiner Mistbehandlung lassen sich zusammenfassen, wie folgt: 1) Der Mist erleidet auf der Miststätte keinerlei Zersetzung und in Folge dessen bleibt sein ursprüngliches Volumen dasselbe, ob er nun bloß ein paar Wochen oder aber ein ganzes Jahr bis zur Verwendung liegen bleibt. Man hat somit den Vortheil, seinen Mist ohne Verlust aufbewahren zu können, bis die gelegene Zeit kommt, ihn aufs Feld zu führen, was für viele Wirtschaften von großem Belang ist, indem man viel freier ist in der Wahl der Fruchtfolge und der Vertheilung der Arbeiten. 2) Da der Mist völlig unzersetzt liegen bleibt, so kommt er in den Boden wie frischer Mist aus dem Stalle und zersetzt sich erst in demselben, wodurch die Producte seiner Fäulniß, die Kohlensäure und Ammoniak haltigen Gase, dem Boden ganz zu Gute kommen. indem sie von demselben zurückgehalten werden. 3) Der Mist zersetzt sich viel langsamer im Boden; er wirkt also länger und nicht so heftig. Folglich kann viel stärker auf einmal gedüngt werden als bisher, ohne befürchten zu müssen, man dünge zu stark. 4) Mist, der ein Jahr zuvor in hitzigem Boden untergepflügt war, fand sich beim nachfolgenden Pflügen noch fast ganz vor, jedoch in etwas vergangenem Zustande, etwa wie ungegypster Mist, der 1/2 Jahr auf der Miststätte liegen geblieben, während ungegypster Mist völlig verschwunden war. (Der Boden meines Gutes ist sehr hitzig und düngerverzehrend.) 5) Der Stickstoffreichthum dieses Mistes zeigt sich in auffallender Weise durch die außerordentlich üppige Vegetation der auf ihm gebauten Früchte. Der Klee namentlich zeigt eine äußerst kräftige Entwicklung und bedarf nicht aufs Blatt gegypst zu werden. Ich habe im Oehmdklee Stengel von 4' Höhe gefunden und auf einer Jucharte 3 große Fuder Klee-Oehmd gewonnen. Auch beim Korn zeigt sich seine stark treibende Wirkung sehr deutlich; es bestockt sich sehr stark und entwickelt eine ungemein üppige Vegetation; das Stroh wird viel höher, die Aehren sind vollkommener und viel schwerer. Aus diesem Grunde darf nur dünn gesäet werden, damit es sich nicht lagert, (Wer wollte nicht gern dünn säen, wenn ihm die Möglichkeit, es ohne Schaden zu thun, gezeigt wird?) „Aber alle diese Vorzüge hängen von der Sorgfalt ab, mit der man den Mist behandelt; der Gyps allein thut es nicht und ohne die sorgfältige, man kann sagen kleinliche Besorgung (die aber einmal erlernt, sehr leicht ausführbar ist, würde seine Wirkung weit nicht so bedeutend seyn, weil dann schon im Haufen wegen des leichtern Zutritts der Luft die Zersetzung beginnen würde, welche die zur Stickstofferhaltung eingegangenen Verbindungen wieder trennen und zerstören würde. Das Ammoniak gelangt bekanntlich nicht als schwefelsaure Verbindung in die Pflanzen, sondern bloß als kohlensaures Ammoniak, es muß sich also im Boden wieder zersetzen, dieß soll aber nicht schon im Düngerhaufen, sondern erst im Boden stattfinden, denn sonst wäre der Zweck der Gypsanwendung total verfehlt.“ (Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1856, Nr. 40.)