Titel: Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München.
Autor: Carl Kuhn [GND]
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. XLV., S. 186
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XLV. Ueber die Benützung von elektrischen und Volta'schen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen; von Professor Carl Kuhn in München. Mit Abbildungen auf Tab. III. Kuhn, über die Benützung von elektrischen Apparaten zum Zünden von Sprengladungen. Unter den vielen und mannichfachen Anwendungen, mit welchen die Forschungen im Gebiete der Elektricitätslehre in den letzten dreißig Jahren die Technik bereicherten, ist die Anwendung der Elektricität zum Zünden von Sprengladungen und Minenöfen als eine der interessantesten zu betrachten. Sowohl zum Sprengen von Felsen, um Straßen anlegen zu können, oder Flüsse zu reguliren, zum Betriebe des Bergbaues, bei Arbeiten in Steinbrüchen etc., als auch bei Sprengungen, die zum Angriffe oder der Vertheidigung bei der Kriegführung an oder in Festungswerken, in Verschanzungen etc. zweckdienlich seyn müssen, hat man bis zur neueren Zeit die mechanischen Zündungsmethoden benützt, die, so sinnreich auch einzelne derselben sind, dennoch so viele Nachtheile besitzen, daß die Beseitigung der letzteren durch weitere Ausbildung dieser mechanischen Zündungsmethoden kaum zu erlangen seyn dürfte. Diese Nachtheile, welche die älteren Zündungsmethoden mit sich führen, wurden zwar von sachkundigen Männern schon in der gründlichsten Weise erörtert, und wir sagen daher nichts Neues, wenn wir die wichtigsten derselben hier wieder vorführen, ja wir müssen sogar in dieser Beziehung uns ganz und gar an die Erörterungen der Fachmänner halten, denen alle Erfahrungen zur Seite stehen, welche zur Beurtheilung eines derartigen rein praktischen Gegenstandes zu Rathe gezogen werden müssen; allein wir halten es für unsere folgenden Betrachtungen für nothwendig, ehe wir auf diese eingehen, eine kurze Vergleichung der mechanischen und elektrischen Zündungsmethoden vorzunehmen, um wenigstens im Allgemeinen, soweit dieses vom rein physikalischen Standpunkte aus zulässig ist, auf die Wichtigkeit des vorliegenden Gegenstandes die Aufmerksamkeit derjenigen hinzulenken, die sich häufig mit Sprengarbeiten zu beschäftigen haben, und denen eine weitere Gelegenheit zur Beseitigung jener Nachtheile sich nicht dargeboten hat. Beiläufig sind es die folgenden Umstände, welche bei Sprengungen aller Art, sowohl für rein technische, als auch für rein militärische Zwecke die Nachtheile der älteren und mechanischen Zündungsmethoden überhaupt ausmachen: 1. Bietet keine dieser Methoden diejenige Sicherheit, um im Voraus die zu erfolgende Sprengung verbürgen zu können, wenn nicht die Zündung unmittelbar nach der hiezu vorgenommenen Einrichtung sogleich ausgeführt wird. 2. Ist jede derselben mit großen Gefahren für die Operateure, insbesondere für die dabei beschäftigten Arbeiter dadurch verbunden, daß die Explosion entweder früher erfolgt, als man dieselbe erwartet hat, oder zu einer Zeit stattfindet, in welcher dieselbe nicht mehr erwartet wird. 3. Kann ein fester Verschluß des Bohrloches oder Minenofens wegen der anzubringenden Zündungsvorrichtungen nicht vorgenommen werden, wenn man nicht Methoden in Anwendung bringen will, die entweder die Unsicherheit der Zündung oder die Gefahren erhöhen. Hierdurch wird aber einerseits die Wirkungsfähigkeit der Mine um ein Bedeutendes herabgesetzt, wenn man nicht die Pulverladung in entsprechender Weise erhöht, andererseits werden die Räume, welche mit der Mine in Verbindung stehen, mit den durch die Explosion erzeugten Gasen angefüllt, und so auf längere oder kürzere Zeit zum Aufenthalte untauglich gemacht. 4. Bei Sprengungen unter Wasser ist die Anwendung der gewöhnlichen Zündungsmethoden nur mit den größten Schwierigkeiten auszuführen, und ist die Sicherheit des Gelingens der Zündung außerdem nur sehr gering. 5. Die Ausführung gleichzeitiger Zündungen ist streng genommen mittelst der mechanischen Zündung nicht ausführbar, und selbst für unmittelbar aufeinander folgende Explosionen, wie sie unter Anwendung der aus Stopinen bestehenden Larivier'schen Zündwurst am sichersten vorgenommen werden kann, soll sie nach Aussage der Praktiker keine vollkommene Zuverlässigkeit darbieten. 6. Die Kosten der Herstellung einer Zündungseinrichtung nach den gewöhnlichen Methoden, sowie jene des zum Zünden erforderlichen Pulverquantums sind sehr bedeutend. 7. Die zur Ausführung einer Zündung nöthigen Vorbereitungen nehmen eine nicht unbedeutende Zeit in Anspruch, und erfordern bei gewöhnlichen Sprengungen zu viel Aufwand an Kräften. Bei Sprengungen für Kriegszwecke kommen außer diesen Umständen noch die in Rücksicht, daß unter Anwendung der dort gebräuchlichen mechanischen Zündungsmethoden nicht zu jeder beliebigen Zeit die Explosion ausgeführt werden kann, daß zuweilen eine Mine früher oder später spielt, als die Wirkung derselben eintreten soll, daß das Vorbereiten einer Minenzündung auf längere Zeit nur zum Theil vorgenommen werden kann, daß die Ausführung von Sprengungen von der Zündmethode zu sehr abhängig gemacht ist etc. Diese Nachtheile werden durch die elektrischen Zündungsmethoden zum größten Theile ganz beseitiget, und es möchte daher zu erwarten stehen, daß nicht bloß für alle Arbeiten, bei denen bis jetzt Sprengungen vorgenommen wurden, diese neuen Methoden zur Anwendung kommen werden, sondern daß unter Benützung dieser Mittel die Sprengarbeiten auch dann zur Ausführung kommen können, wo man bis jetzt dieselben aus einem oder dem anderen der in den vorhergehenden Erläuterungen enthaltenen Gründe vermeiden mußte. Was die Gefahren betrifft, die mit der Anwendung irgend einer der elektrischen Zündungsmethoden verbunden sind, so können wir diese als gar nicht vorhanden betrachten, und wir können dieses nicht treffender darlegen, als wenn wir die eigenen Worte des amerikanischen Physikers Hare benützen, der sich um die Anwendung dieser Methoden sehr verdient gemacht hat, und der sich hierüber wie folgt aussprichtR. Hare, über die Benützung des Galvanismus zum Sprengen von Felsen. Sillim. Journal t. XXI p. 139; polytechn. Journal Bd. LI S. 16.: „Da das Schießpulver, indem es bei dieser Einrichtung in eine Röhre eingeschlossen ist, unmöglich durch einen allenfalls beim Einrammen erzeugten Funken entzündet werden kann, und da die Entzündung auf gar keine andere Weise als durch die galvanische Entladung bewirkt werden kann, so ist es unbegreiflich, wie bei dieser Sprengmethode ein Unglück geschehen kann, ausgenommen man will absichtlich einen Mord begehen, oder man läßt sich die unverzeihlichste Nachlässigkeit oder Unwissenheit zu Schulden kommen.“ In Beziehung auf die Sicherheit, mit welcher eine Zündung auf elektrischem Wege und mittelst Volta'scher Ströme vorgenommen werden kann, mag vorläufig die Bemerkung ausreichen, daß jene hauptsächlich von der Sorgfalt, mit welcher die Zündung angelegt und eingerichtet wird, abhängig ist, von der Brauchbarkeit des Apparates aber in den meisten Fällen unabhängig gemacht werden kann, und daß man sogar im Allgemeinen auch Mittel besitzt, um die Sicherheit, mit welcher die Zündung vor sich gehen wird, im Voraus mit Gewißheit beurtheilen zu können. Da zum Anlegen einer Zündung auf elektrischem Wege nur eine Verbindung des Bohrloches oder Minenofens mit dem Zündapparate mittelst Drähten hergestellt werden muß, so erlaubt diese Zündungsmethode die sorgfältigste Verdammung, ja sogar die Herstellung eines luftdicht verschlossenen Raumes; es ist dieß ein Umstand, der auf die Wirkungsfähigkeit der Explosion von dem größten Einfluß ist, und der, wie leicht zu sehen, noch manchen anderen als die vorher angegebenen Uebelstände der mechanischen Zündungsmethoden beseitiget, der aber außerdem den wesentlichen Voltheil darbietet, die Besetzung des Bohrloches oder Minenofens in der sichersten und wirksamsten Weise vornehmen zu können. Die Wirksamkeit der Explosion bei sorgfältig verdämmten Bohrlöchern hat sich durch vielfache Beispiele, wie sich auch erwarten ließ, bewährt. So erhielt LyonFelsensprengung mittelst Galvanismus; polytechn. Journal Bd. LXXXVII S. 78. bei einer gleichzeitigen Sprengung von drei Bohrlöchern eine Masse Mauerwerk von 150 Tonnen (4200 bayer. Centner). Bei der zur Anlegung einer Eisenbahn vorgenommenen Sprengung des Round-Down-Felsens Polytechn. Journal Bd. LXXXVII S. 462. wurden mittelst 18000 Pfund Pulver und unter Anwendung von drei Volta'schen Batterien ungeheure Felsenmassen abgesprengt, indem die beiläufige Berechnung der abgelösten Kreidefelsen 291666 Kubik-Yards (wobei 1 Kubik-Yard = 2 Tonnen) ergab. Von diesen ungemein großen Massen wurden 50000 Kubik-Yards behufs der Herstellung der Straße weggeräumt, und hätte man diese Sprengung durch die Arbeiten auf gewöhnlichem Wege ersetzen wollen, so wäre nach Cubitt's Angabe hiezu eine Zeit von sechs Monaten nöthig gewesen, und die Kosten dieser Operation hätten mindestens 7000 Pfd. Sterl. betragen. In den Downhill-Tunnels der Londonderry- und Coleray-Eisenbahn betrug die Größe der mittelst zweier Bohrlöcher und unter Anwendung von 18 Daniell'schen Elementen durch Entzündung von 3000 Pfd. Pulver abgesprengten Masse beiläufig 30000 Tonnen.Große Felsensprengung mittelst der galvanischen Batterie etc.; polytechn. Journal Bd. CIII S. 263. Derartige Effecte können auf gewöhnlichem Wege nicht erlangt werden, ja es können sogar die Arbeiten dieser Art ohne bedeutenden Kostenaufwand gar nicht einmal durchgeführt werden. Aus den bei der Ausgrabung des Hafens in Cherbourg vorgenommenen Sprengungen mittelst Elektricität, wo man mittelst dreien gleichzeitig gezündeten Minen fast 300000 Kubikmeter Felsen ablöste, ergab sich nach einer Berechnung von Dussand und Rabattu, daß die Wirkung der durch Elektricität entzündeten Minen sich zur Wirkung ähnlicher nach dem gewöhnlichen Verfahren entzündeten verhält, wie 6 zu 5, also um ein Sechstel größer ist als diese.Polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 371. Die Zündung von Pulverladungen durch elektrische Wirkungen wurde seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts schon oft vorgenommen; jedoch sind die älteren hierüber bekannt gewordenen Resultate so unvollständig, daß sich dieselben zur Beurtheilung der angewendeten Zündungsmethoden nicht benützen lassen. In neuerer Zeit sind aber viele Versuche über die Anwendung der Elektricität, theils zum Felsensprengen, zum Sprengen in Steinbrüchen und unter Wasser, dann in Bergwerken, theils aber auch zum Zünden von Minenöfen für militärische Zwecke vorgenommen worden, welche zum Theil so vollständig zur Mittheilung gekommen sind, daß es einigermaßen möglich seyn dürfte zu beurtheilen, in wie weit es angeht, diese neuen Zündungsmethoden zum allgemeinen Gebrauche zu empfehlen, und welche derselben sich hiebei am vortheilhaftesten zeigen könnte. Zur Zündung von Minenöfen mittelst Elektricität hat man bis jetzt fast alle Mittel, welche in den betreffenden Theilen der physikalischen Discipline ihre theoretische Erörterung finden, angewendet; es hat sich dabei gezeigt, daß man 1) unter Anwendung der Maschinen-Elektricität ohne Verstärkung, 2) unter Anwendung der Elektrisirmaschine, die mit einer Leidner Flasche zu einem Apparate zusammengestellt ist, also mit Hülfe des elektrischen Entladungsfunken, 3) mit Benützung des Volta'schen Stromes, wie dieser durch eine zusammengesetzte Kette erzeugt wird, 4) unter Anwendung des durch einen Volta'schen Strom erzeugten secundären Stromes, also mit Hülfe des elektrischen Inductions-Apparates, 5) unter Benützung der durch einen kräftigen Magneten erzeugten Inductionsströme, nämlich mit Hülfe des magneto-elektrischen Inductions-Apparates die Entzündung von leicht explodirbaren Pulversorten bewerkstelligen kann, und so geht aus allen hierüber bekannt gewordenen Resultaten hervor, daß jedes der hier angeführten Mittel für die Zündung von Minenöfen innerhalb gewisser Gränzen brauchbar ist. Unter allen über diesen Gegenstand mir bekannt gewordenen Berichten besitzt aber kein einziger jene Vollständigkeit, um mit Sicherheit entnehmen zu können, welche der elektrischen und galvanischen Zündungsmethoden für den praktischen Gebrauch den Vorzug verdienen dürfte; aber für die Praxis ist gerade diese Frage von der größten Wichtigkeit, indem in keinem einzigen Falle der Praktiker in den Stand gesetzt seyn dürfte, selbst die Versuche in der Ausdehnung anstellen zu können, um von der Brauchbarkeit eines Apparates sich gehörig versichern, oder entscheiden zu können, welche Methode für einen vorliegenden Fall die vortheilhafteste ist. Außerdem kann wohl in den wenigsten Fällen, für welche die Zündung von Minenöfen als eine häufig vorkommende Arbeit anzusehen ist, angenommen werden, daß hiezu eine Sammlung von physikalischen Apparaten zur Verfügung steht, welche es gestattet, diejenigen Instrumente auszuwählen, welche für eine beabsichtigte Sprengung am vortheilhaftesten erscheinen. Es ist vielmehr aus vielen Gründen für den praktischen Gebrauch eine unabweisbare Nothwendigkeit einen bestimmten Apparat zu besitzen, dessen Einrichtung und Behandlung jedem Arbeiter leicht zugänglich ist, und der allen Bedingungen genügt, welche bei einer Zündung von Sprengladungen oder Minenöfen zu erfüllen sind. Es gibt zwar einzelne Fälle, in welchen die Umstände so günstig sind, daß diese Frage für dieselben von keinem großen Belange ist; aber diese Fälle stehen entweder nur vereinzelt da, und wiederholen sich höchst selten, oder sie sind nur als Versuche und Hebungen zu betrachten, die mit der Erörterung dieser Frage in keinem innigen Zusammenhange stehen. So sind z.B. die großen in England zur Anlegung von Schienenwegen ausgeführten Sprengungen, bei welchen bedeutende Volta'sche Batterien zur Ausführung der Arbeit benützt werden mußtenA. a. O., eben so wenig, wie jener Versuch, um von einem Ufer der Meerenge Canal la Manche (zwischen England und Frankreich) zum anderen ein Geschütz abzufeuern, wo man bekanntlich unter Benützung der unterseeischen Telegraphenlinie eine Kupferzinkbatterie von 240 Elementen, jedes von 1 Quadratdecimeter Oberfläche anwendete, zur Entscheidung der Frage maaßgebend, ob man für Sprengungen mit Vortheil der Zündung mittelst Volta'scher Ströme sich bedienen kann, oder nicht. Für diese und derartige Fragen überhaupt hat man sich zur gründlichen Beurtheilung und Beantwortung derselben lediglich die normalen Fälle, wie sie in der Praxis am häufigsten vorkommen, vor Augen zu stellen, und dabei den wichtigen Umstand zu berücksichtigen, daß überall, wo die Zündung von Minen als eine periodisch sich wiederholende Arbeit darstellt, mit deren Ausführung jeder Arbeiter, dem auch alle physikalischen Kenntnisse fehlen, vertraut gemacht werden muß. Es möchte daher nicht uninteressant seyn, die bis jetzt in der Praxis angewendeten elektrischen Zündungs-Methoden einer näheren Untersuchung zu unterwerfen, und zu entscheiden zu versuchen, in wie weit jede derselben für die Anwendung genügt, oder welche Vereinfachungen und Verbesserungen noch vorzunehmen seyn dürften, damit den gemachten Anforderungen entsprochen werden könne; ferner welche Zündapparate schon jetzt für die Anwendung sich eignen, und ob für alle in der rein technischen, sowie in der militärisch technischen Praxis eine und dieselbe Zündungsmethode zulässig ist oder nicht. Wenn ich die Lösung einer derartigen umfassenden Frage versuche, so liegt der Grund hauptsächlich darin, daß ich von den seit fast sieben Jahren in diesem Gebiete mir gesammelten Erfahrungen Gebrauch machen möchte, um die Untersuchungen über den fraglichen Gegenstand auf diejenigen Umstände hinzulenken, die insbesondere zur Entscheidung der Frage selbst von Einfluß sind. Ferner sollen aber auch die folgenden Erörterungen dazu dienen, um zu zeigen, wie man das Zünden von Sprengladungen und Minenöfen unter allen vorkommenden Umständen in der Praxis auszuführen hat, ohne daß hiebei aber alle Einzelheiten, die dem Praktiker selbst zur Entscheidung überlassen werden können, in Rücksicht kommen werden. I. Allgemeines über jede der einzelnen elektrischen Zündungsmethoden. A. Zündung mittelst des elektrischen Entladungsfunkens. Die Zündung einer Sprengladung oder eines Minenofens durch den elektrischen Entladungsfunken kann man entweder mit alleiniger Benützung der Elektrisirmaschine, oder mit Hülfe der letzteren, die mit einer Leidner Flasche zu einem elektrischen Apparate verbunden wird, ausführen. Um mit alleiniger Benützung der Elektrisirmaschine eine Zündung vorzunehmen, läßt man sowohl von dem negativen, als auch von dem positiven Conductor einen Metalldraht, der die hinreichende Festigkeit gegen Traction besitzt, ausgehen, führt diese Drähte isolirt von einander so, daß der mit dem positiven Conductor verbundene mit dem Erdboden in keiner Weise in leitender Berührung steht, bis zum Bohrloche oder zum Minenofen, überhaupt bis zu jener Stelle, an welcher die Pulverladung eingelegt werden soll. In das Bohrloch oder in den Minenofen wird eine Patrone gebracht, die mit einem leicht entzündlichen und explodirbaren Stoffe angefüllt ist, in welchem die sehr nahe gegenüberstehenden Enden zweier Metalldrähte sich befinden, die unter sich vollständig isolirt bleiben, und außerhalb der Patrone noch bis zu einer angemessenen Länge hervorragen. Das äußere Ende jeder dieser beiden Patronendrähte wird nun in feste und leitende Verbindung mit einem der vorhin genannten Leitungsdrähte gebracht, eine sorgfältige Isolirung der Stücke der Leitungsdrähte die mit der Patrone im Minenofen oder im Bohrloche sich befinden, bewerkstelliget, und hierauf die Besetzung und Verdämmung in passender Weise, aber so vorgenommen, daß jede Oeffnung in der Nähe des Ofens vermieden wird. Wird nun die Elektrisirmaschine in Thätigkeit versetzt, so erfolgt, wenn die Zündung sorgfältig angelegt wurde, in demselben Augenblicke die Explosion der eingesetzten Patrone, in welchem die Scheibe der Elektrisirmaschine gedreht wird. Bei der Zündung mittelst verstärkter Elektricität wird die Leitung etc. in derselben Weise angelegt, wie dieß eben erwähnt wurde; jedoch wird man hiebei, vorausgesetzt daß das innere Belege der Flasche mit positiver Elektricität geladen ist, den einen Leitungsdraht nicht vom positiven Conductor der Maschine, sondern von einer Stelle ausgehen lassen, die in dem Augenblicke, in welchem die Zündung erfolgen soll, in leitende Verbindung mit dem inneren Belege der Flasche gebracht werden kann; der andere Leitungsdraht geht wie vorher, von dem negativen Conductor der Maschine, nämlich von dem Reibzeuge aus. Wie die Bestandtheile der Maschine selbst in zweckdienlicher Weise angeordnet werden müssen, soll weiter unten näher beschrieben werden. – Man ersieht aus diesen Erörterungen, daß zur Herstellung einer elektrischen Zündung die folgenden drei Elemente erforderlich und ausreichend sind: 1) Ein zweckmäßig eingerichteter Zündapparat. 2) Eine in geeigneter Weise angelegte Leitung. 3) Eine brauchbare Patrone. Was den Zündapparat betrifft, so muß dieser vor Allem eine in der sorgfältigsten Weise eingerichtete Elektrisirmaschine seyn, die mit einer oder zwei Scheiben von gehöriger Oberfläche versehen seyn muß, je nachdem man mittelst verstärkter Elektricität oder mit dem Entladungsfunken der Maschine allein mit Sicherheit die Zündung vornehmen will. Die gehörige Beschaffenheit der Reibzeuge, das feste Anschließen derselben an die Scheiben, die geeignete Isolirung der letzteren vom Gestell der Maschine und von den Reibzeugen etc. sind nothwendige Bedingungen. Außerdem ist es aber auch erforderlich, daß die Scheiben beständig in trockenem Zustande erhalten werden. Diesem so wichtigen Umstande wird schon theilweise Genüge geleistet, wenn die Maschine von einer gut anschließenden und isolirenden Hülle umgeben ist, die das Eindringen der Feuchtigkeit hindert, und überhaupt den Luftaustausch des Raumes der Maschine und der äußeren Luft so weit als möglich beseitiget. Nicht überflüssig ist es aber, neben dieser Einrichtung die Maschine mit einer geeigneten Wärmevorrichtung zu versehen, durch welche vor der Zündung das Trocknen der Scheiben und überhaupt das Trockenhalten des inneren Raumes der Maschine bewerkstelliget werden kann. Dieser letztgenannte Umstand ist es insbesondere, der die Anwendbarkeit der Elektrisirmaschine lange Zeit in Zweifel stellte, und welcher Ursache war, daß man diese Zündungsmethode, trotzdem daß sich ihre Brauchbarkeit als sehr vortheilhaft erwies, wieder auszugeben genöthiget war.Polytechn. Journal Bd. XLII S. 387 und Bd. LI S. 18. Thomson R. W. Thomson; Anwendung der Leidner Flasche oder der elektrischen Batterie zum Felsensprengen. Polytechn. Journal Bd. XC S. 235. will diesem Uebelstande dadurch vorbeugen, daß er den ganzen Zündapparat in einen luftdichten (!) Kasten einschließt, in welchem sich ein kleines Gefäß getrockneten salzsauren Kalkes (vielmehr Chlorcalcium) befindet. Daß das bloße Einhüllen der Maschine in einen gut schließenden Kasten in vielen Fällen ausreicht, um den Apparat gegen das Feuchtwerden längere Zeit und unter vielen Umständen zu schützen, haben auch die neuesten Versuche, namentlich die von Gätschmann M. S. Gätschmann; die Zündung von Sprengschüssen durch den elektrischen Funken. Freib. Jahrb. für den Berg- und Hüttenmann, Jahrg 1853, S. 280. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 424., jene des Frhrn. v. Ebner Frhr. v. Ebner; über die Anwendung der Reibungs-Elektricität zum Zünden von Sprengladungen. Sitzungsberichte der mathematisch-Naturwissenschaftl. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, Bd. XXI S. 85. und dann die von mir selbst angestellten vollkommen bestätiget. Um die Wirksamkeit einer solchen gut anschließenden Hülle, mit welcher die Elektrisirmaschine bei praktischen Anwendungen umgeben seyn muß, zu zeigen, will ich einige der Versuche erwähnen, die aus höherem Auftrage im Cadeten-Corps in den Monaten November und December 1856, dann im Januar 1857 mit einem unter der Leitung des österreichischen Majors Frhrn. v. Ebner ausgeführten trefflich ausgestatteten Zündapparate angestellt wurden. Bei dem ersten und zweiten Versuche war die Maschine jedesmal zuerst in einem gut geheizten Locale, wo die Temperatur beiläufig + 16° R. war, aufgestellt, und wurden mehrere Zündversuche durch Sprengung von Patronen, die im Turnhofe an einer Stelle eingegraben waren, zu welcher ein in der Luft ausgespannter Messingdraht von 1800 bayer. Fuß Länge führte, und wobei die Bodenleitung benützt wurde, vorgenommen. Hierauf kam die Maschine ins Freie, wo während der Versuche bei den ersten Zündungen die Temperatur + 1,0° R., bei den zweiten dieselbe etwa – 1,0° R. im Mittel stattfand, und trotzdem, daß jedesmal entweder etwas Regen oder Schnee fiel, leistete der Apparat während mehrstündiger Dauer der Versuche seine Dienste. Bei dem dritten Versuche befand sich der Apparat zwar wieder im Freien, er war aber vorher etwa 24 Stunden in einem kalten (kellerartigen) feuchten Locale neben einem Brunnen mit laufendem Wasser auf steinernem Boden aufgestellt gewesen; die Zündungen erfolgten, so lange die Maschine im Freien verblieb, ganz sicher, und erst dann, als dieselbe in das geheizte Local gebracht worden war, versagte sie ihre Dienste so lange, bis die nunmehr mit Feuchtigkeit beschlagenen Scheiben durch Anwendung der Wärmevorrichtung gehörig getrocknet worden waren. Bei dem Versuche Nr. 5 wurde die Maschine in der Nähe des Gasteig-Abhanges, östlich des städtischen Brunnenhauses, aufgestellt. Sie wurde nämlich zur Ausführung der Versuche an einen Platz, der Raum genug darbot und starken Luftströmungen nicht zugänglich ist, gebracht, nachdem dieselbe während etwa 30 Stunden in einer schmalen, wenige Fuß hohen Wassergallerie, an deren Sohle die Wasserzuflüsse zu dem Brunnengebäude angesammelt sich befinden, aufgestellt gewesen war. Hier war zwar die Elektricitätsentwickelung am Anfange der Versuche so gering, daß das Laden der mit der Maschine verbundenen Flasche nicht erfolgte, aber nach etwa 5 Minuten, nachdem die Drehung der Scheiben öfters wiederholt worden war, und eine schwache Erwärmung durch Einwirkung des Sonnenlichtes eingetreten war, gelang jeder der nachher vorgenommenen Versuche. Bei den Versuchen Nr. 6 war die Maschine im Freien (im Turnhofe des k. Cadeten-Corps) aufgestellt, und wurde schon 1 1/2 Stunden vor dem Beginne der Versuche (10. Jan. 6–7 1/2 Uhr Morgens) ins Freie gebracht, wo im Mittel während der Dauer der Arbeiten die Temperatur – 5,0° R. betrug; auch hier bewahrte sich die Zweckmäßigkeit der Einrichtung in vollem Maaße, indem keine der vorgenommenen Zündungen versagte, und es waren dazu im Mittel nur beiläufig 8 Umdrehungen der Scheiben nöthig, um die Flasche jedesmal ziemlich stark laden zu können. Durch alle diese Versuche wurde also auch die Thatsache bestätiget, auf welche schon vor längerer Zeit die Vergleichung der Größe des Dampfdruckes der Luft in Zimmern mit der im Freien geführt hat, daß nämlich die Menge des in Nebel oder Dampfform in einem nicht luftdicht abgeschlossenen Raume enthaltenen Wassers mit der äußeren Luft nie gleich ist, sondern daß im Allgemeinen, selbst bei gleicher Temperatur der äußeren Luft und des abgeschlossenen Raumes, in letzterem der Dampfdruck größer als jener der Luft ist, daß hingegen hier die in Nebelform schwebende Wassermasse, also der Feuchtigkeitszustand, größer als in abgeschlossenen Räumen ist. Wenn aber ein Zündapparat längere Zeit im Freien, insbesondere während eines Regens, oder während überhaupt Niederschläge erfolgen, sich befindet, oder wenn derselbe von einem Raume nach einem anderen gebracht wird, dessen Temperatur bedeutend verschieden von jener ist, und es ist ein ganz vollkommenes Abschließen des Maschinenraumes nicht möglich, oder wenn der Apparat längere Zeit in einem Raume von sehr niederer Temperatur verbleiben muß, so ist auf ein sicheres Eintreten der Zündung nur dann zu rechnen, wenn der Apparat vor seinem Gebrauche erwärmt wird. Erwärmungsvorrichtungen wurden zuerst von Gätschmann M. S. Gätschmann; die Zündung von Sprengschüssen durch den elektrischen Funken. Freib. Jahrb. für den Berg- und Hüttenmann, Jahrg 1853, S. 280. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 424. und Ebner Frhr. v. Ebner; über die Anwendung der Reibungs-Elektricität zum Zünden von Sprengladungen. Sitzungsberichte der mathematisch-Naturwissenschaftl. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, Bd. XXI S. 85. bei den zu elektrischen Zündungen benützten Elektrisirmaschinen gebraucht. Gätschmann umgab die Elektrisirmaschine mit einem hölzernen mit Schiebdeckel versehenen Kasten, „dessen Inneres durch zwei mit Blechschirm und Dampfabzugsrohr versehene Lampen in einer gleichförmigen Temperatur von hinreichender Höhe erhalten werden konnte.“ Frhr. v. Ebner umgibt den Zündapparat mit einem Gehäuse, dessen Wände aus starkem Leder bestehen, während das Dach des Gehäuses aus Blech gearbeitet ist. „Die Einrichtung des Gehäuses (an der Ebner'schen Maschine) erlaubt den Apparat in die Leitung einzuschalten, die Flasche zu laden und zu entladen, ohne daß ein Oeffnen oder Abheben desselben erforderlich ist.“ Am Boden des Maschinenkastens ist eine durch einen Schieber verschließbare Oeffnung angebracht, in welche ein Blechrohr eingesetzt werden kann, welches von einem kleinen Blechofen ausgeht, der mit Kohlenfeuer gespeist werden kann. Diese Erwärmungsvorrichtung gestattet lediglich die Erwärmung der Luft im Maschinenraum, ohne irgend welchen Kraftverlust der Maschine zu erzeugen, und ist so wirksam, daß wenn die Scheiben auch sehr feucht wären, die gehörige Trockenheit des Apparates innerhalb kaum einer Stunde wieder hergestellt werden könnte. Ueberhaupt besitzt die v. Ebner'sche Einrichtung des elektrischen Zündapparates einen derartigen Grad von Vollständigkeit, daß wir nicht umhin können, auf dieselbe mehrmals wieder zurückzukommen. Die Leitung ist das System von guten Leitern der Elektricität, welches die Conductoren der Elektrisirmaschine mit den Drahtenden der Patrone verbindet, und durch welches die Entladung des elektrischen Stromes nur an einer bestimmten Stelle, nämlich innerhalb der Patrone selbst, bewerkstelliget wird. Soll aber diese letztere angestrebte Bedingung erfüllt werden, so muß die Leitung so angeordnet seyn, daß an keiner Stelle derselben ein Elektricitätsverlust stattfinden kann, d.h. sie muß von allen Leitern der Elektricität, die nicht zum Leitungssysteme selbst gehören, in geeigneter Weise isolirt bleiben. Da der Erdboden bekanntlich für den elektrischen Strom für bedeutend große Strecken eine ausreichende Leitungsfähigkeit besitztPriestley's Geschichte der Elektricität, übersetzt von Krünitz. Stralsund 1772, S. 71 u. f., die Leitungsfähigkeit des feuchten Erdreichs aber, sowie großer Wasserstrecken für den elektrischen Entladungsstrom bei den größten Entfernungen, auf welche noch Zündungen ausgeführt werden wollen, ausreicht, um mit Sicherheit die Zündungen vornehmen zu könnenPriestley's Geschichte der Elektric., S. 59; Philos. Transact. 1747, t. XLIV p. 290., so wird man bei allen mittelst des Entladungsfunkens der Elektrisirmaschine und der Leidner Flasche vorzunehmenden Zündungen den Erdboden oder eine zwischen dem Minenherde und Minenofen befindliche Wasserfläche als einen Theil der Leitung benutzen, und zwar wird man den vom negativen Conductor ausgehenden Draht zu diesem Zweck in geeigneter Weise mit dem Boden in Verbindung setzen. Es ist also bei Anwendung des elektrischen Zündapparates nur eine einfache Leitung in allen Fällen ausreichend, ja die Zündung geht sogar sicherer vor sich, als wenn man hiezu zwei isolirte Drähte benützt. Der zweite Theil der Leitung, die einfache Leitung nämlich, ist gewöhnlich ein Metalldraht, der von einer Stelle des Apparates ausgeht, die im Augenblicke der Zündung mit dem innern Belege der geladenen Flasche durch eine einfache Vorrichtung leitend verbunden werden kann. Im Allgemeinen ist es gleichgültig, von welcher Beschaffenheit der für die Leitung gewählte Draht, und von welcher Dicke derselbe ist. Gätschmann M. S. Gätschmann; die Zündung von Sprengschüssen durch den elektrischen Funken. Freib. Jahrb. für den Berg- und Hüttenmann, Jahrg 1853, S. 280. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 424. wählte hiefür unübersponnenen Kupferdraht, während bei den ausgedehnten Anwendungen, die von dieser Zündungsmethode in Oesterreich, und zwar für Sprengungen von Felsen sowohl, als auch für militärische Zwecke gemacht wurdenFrhr. v. Ebner; über die Anwendung der Reibungs-Elektricität zum Zünden von Sprengladungen. Sitzungsberichte der mathematisch-Naturwissenschaftl. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, Bd. XXI S. 85., fast immer ein Messingdraht von 1/3 Wien. Linie Dicke (0,73 Millimet.) benützt wurde, von welchem das Gewicht einer Meile dieser Drahtsorte 50 österr. Pfund (oder 28 Kilogr.) beträgt. Gegen die Anwendung des so dünnen Messingdrahtes aber haben sich bei den dießseitigen Versuchen, wo sowohl größere als auch kürzere Drahtlängen jener Drahtsorte oft zur Benützung kamen, manche Bedenken erregt. Der Messingdraht, selbst der von 1/2''' Dicke, wird nämlich bei öfterem Gebrauche als Leiter der Elektricität sehr spröde, und diese Eigenschaft erhöht sich in bedeutendem Maaße, wenn derselbe einige Zeit in der Luft ausgespannt und den Temperatur- und wechselnden Witterungs-Einflüssen ausgesetzt wird. Der Eisendraht von derselben Dicke, den ich bei vielen Versuchen schon zu verwenden Gelegenheit hatte, leistet bessere Dienste, und wird mit großem Vortheil und ausreichender Sicherheit für Zündungen verwendet werden dürfen, wenn man Sorten desselben von 1/2 bis 3/4''' (bayer.) Dicke als Leitungsdraht wählt. Daß der Kupferdraht ebenso benützt werden kann wie dieser, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung; jedoch möchte derselbe dem Eisendraht nicht bloß nicht vorzuziehen seyn, sondern diesem sogar in vielen Beziehungen nachstehen. Es mag hier noch die Bemerkung ausreichen, daß der verzinkte Eisendraht von mäßiger Stärke für die hier in Rede stehenden Leitungen das zweckmäßigste Material seyn dürfte. Der wichtigste Theil der ganzen Zündungseinrichtung ist offenbar das Zündobject selbst, nämlich die Patrone. Die Brauchbarkeit der Patrone hängt vorzugsweise von der Pulversorte ab, die durch den elektrischen Funken gezündet werden soll, und mit der die Patrone gefüllt werden muß. Zum Entzünden einer kleineren oder größeren Pulvermasse ist nicht bloß ein intensiver Funke nothwendig, sondern es muß auch dieser eine gewisse Dauer haben, damit die Entzündung des Pulvers vor sich gehen kann. Die Dauer des elektrischen Entladungsfunkens, bekanntlich weniger als ein Milliontel einer SecundePhilos. Transact. Jahrg. 1834, p. 583; Poggend. Annal. Bd. XXXIV S. 464., ist aber, selbst bei Anwendung einer starken elektrischen Batterie, nicht ausreichend, um Schießpulver entzünden zu können. Die Entzündung erfolgt nämlich, wie bekannt, wenn man die Entstehung des Stromes durch ein geeignetes Mittel verzögertBei gewöhnlichen elektrischen Versuchen erreicht man diesen Zweck, wenn man in den mit dem inneren Belege der Flasche in Verbindung zu setzenden Metalldraht (Leiter) eine kurze Wassersäule oder eine nasse Schnur einschaltet., welches zugleich gestattet, daß sich die Pulvermasse zuerst stark genug erwärmen kann. Meine Versuche haben mir gezeigt, daß wenn man Mehlpulver (sehr fein vertheiltes Schießpulver) mit sehr feiner Eisenfeile, der etwas Kohlenpulver beigemengt ist, innig vermengt, man es dahin bringen kann, um gewöhnliches Schießpulver mittelst des elektrischen Funkens zu entzünden. Es möchte aber dennoch die Benützung des Schießpulvers für den vorliegenden Zweck nicht anzurathen seyn, da die Zündung nicht so sicher erfolgt, als es bei den meisten Fällen, in welchen elektrische Zündungen zur Anwendung kommen, erforderlich ist. Unter allen Zündmischungen, die für solche Zwecke vorgeschlagen wurden [metallischer Arsenik mit chlorsaurem Kali, Knallsilber, Knallquecksilber, Schwefel mit chlorsaurem Kali, Phosphorpyrophore etc.], möchte die von Varrentrapp angegebene, aus Schwefelantimon und chlorsaurem Kali im Gewichtsverhältnisse 1 : 2 zusammengesetzte die geeignetste seyn. Diese Zündmischung wurde auch von Gätschmann Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 425. mit Vortheil angewendet. Die von Ebner benützten Patronen sind mit einer Mischung aus gleichen Theilen von Schwefelantimon und chlorsaurem KaliEbner; über die Anwendung der Reibungselektricität etc. Wien 1856, S. 20. gefüllt. Diese Zündmischung scheint auch nach den von mir ausgeführten Versuchen allen Anforderungen zu entsprechen. Sie besitzt eine Entzündungs- und Explosionsfähigkeit, die nur dem Knallgase eigen ist, und neben diesen Eigenschaften besitzt dieselbe noch die, daß sie sich ohne bedeutende Mühe bereiten, und in gut gefertigten Patronen ohne Gefahr transportiren und conserviren läßt. Ihre Wirksamkeit als Knallpulver nimmt nur um Weniges ab, wenn man dieselbe mit etwas Mehlpulver versetzt, und sie kann daher bis jetzt als der brauchbarste Zündsatz für elektrische Zündungen angesehen werden. Bei der Anwendung ist es aber erforderlich, daß der Zündsatz in ganz trockenem Zustande verbleibt. In diesem Zustande besitzt dieselbe auch ein, wenn nur geringes Leitungsvermögen für Volta'sche Ströme, das natürlich um ein Bedeutendes erhöht wird, wenn die Patrone im Innern feucht geworden ist. Von dieser Eigenschaft der genannten Zündmischung habe ich bei Gelegenheit meiner Versuche im December 1856 mich öfters überzeugt. Es wurde nämlich in die obengenannte Messingdrahtleitung an der Zündstelle eine Patrone und anstatt der Elektrisirmaschine eine Kupferzinkbatterie von 4 ElementenJedes Element hatte hiebei die Größe und Einrichtung, wie diese bei einer anderen Gelegenheit schon früher erörtert wurde (polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 8.) und ein galvanischer Multiplicator eingeschaltet. Unter Anwendung von ganz brauchbaren Patronen, die mit dem Ebner'schen Zündsatze gefüllt waren, und in welchen die Drahtenden etwa um 1/4–1/3 Linie von einander entfernt sind, konnte nach jedesmaligem Schließen der Kette ein deutlicher Ausschlag (von beiläufig 3°) wahrgenommen werden, obgleich der Leitungswiderstand des in diese Kette eingeschalteten dünnen Messingdrahtes (von 1800 Fuß Länge) nicht gering war. Wurde aber die trockene Patrone durch eine andere ersetzt, die absichtlich für diesen Zweck in den gehörigen Feuchtigkeitszustand versetzt wurde (es wurden nämlich 2 Patronen in ein mit Wasser gefülltes Gefäß versenkt, und in diesem gegen 24 Stunden erhalten), so konnte man beim Schließen der Kette einen nicht unbedeutenden Ausschlag der Galvanometernadel wahrnehmen. Dieses Mittel war sogar ausreichend, um die neu angefertigten Patronen auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen. Ich stellte später ähnliche Versuche mit Patronen an, die mit Knallquecksilber gefüllt und in gleicher Weise wie die mit der Varrentrapp'schen Mischung gefüllten angefertigt waren, konnte aber am Knallquecksilber ebensowenig, wie an einer anderen als der Varrentrapp'schen Mischung jene Eigenschaft entdecken. Wenn nun die Patrone mit einem derartigen Satze gefüllt wird, und die Drahte in passender Weise eingesetzt werden, so wird, wenn die Enden der aus der Patrone hervorragenden Drähte mit den Enden der Leitung in metallische Verbindung gebracht werden, bei eintretender Thätigkeit der Elektrisirmaschine und dem Entladen der Flasche die Zündung der Pulvermasse erfolgen, welche die Patrone umgibt. Schaltet man in die Kette mehrere Patronen ein, so daß die Drahtenden je zweier neben einander liegenden Patronen unter einander durch Metalldrähte (selbst nur durch den Erdboden) verbunden sind, so erfolgt beim Entladen des Zündapparates ein vollkommen gleichzeitiges Entzünden aller Patronen. Ich bemerke hiebei, daß ich bei meinen Versuchen auf jede Distanz, auf welche ich noch der Länge des disponiblen Leitungsdrahtes wegen den Minenofen vom Apparate anzunehmen im Stande war, acht, zehn und zwölf Patronen gleichzeitig zündete. Die vom Frhrn. v. Ebner (a. a. O.) erhaltenen Resultate lassen keinen Zweifel übrig, daß man auf jede Distanz des Minenofens vom Herde selbst mittelst schwacher Elektrisirmaschinen noch eine große Anzahl von Patronen zünden kann. v. Ebner hat noch in einer Entfernung von 4 Meilen gezündet, und die Anzahl der gleichzeitig ausgeführten Zündungen geschah bei einer Sprengung unter Wasser, wobei in einem Arme der Donau 36 Ladungen, die 6 Fuß unter dem Wasser lagen, gleichzeitig gesprengt wurden. B. Zündung mittelst des Inductionsfunkens eines elektromagnetischen Inductions-Apparates. Die ersten Versuche, um mittelst eines Ruhmkorff'schen InductionsapparatesUeber die Einrichtung des Ruhmkorff'schen Inductionsapparates sehe man: polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 358., und überhaupt vermittelst der durch den Volta'schen Strom erzeugten secundären Ströme das Zünden von Minenöfen vorzunehmen, wurden von Verdu und Ruhmkorff G. Verdu; über das Entzünden von Sprengminen mittelst Elektricität. Polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 421. (Comptes rendus, April 1853, Nr. 15.) ausgeführt. Man beabsichtigte dabei die Volta'schen Ketten durch den Inductionsapparat zu ersetzen, und mit diesem jede beliebige Anzahl von Objecten gleichzeitig zu zünden. Die Beseitigung der Volta'schen Batterie ist aber begreiflicherweise hier nicht möglich, indem man eine, wenn auch geringere Anzahl von Zellen zur Erzeugung der Inductionsströme, als bei der unmittelbaren Anwendung der Volta'schen Batterie als Zündapparat braucht. Ob nun das gleichzeitige Zünden von Minenöfen sicherer als mittelst der Volta'schen Batterie vorgenommen werden kann, werden die Untersuchungen, welche hierüber angestellt worden sind, näher lehren. Bei den Versuchen des spanischen Obristlieutenantes Verdu wurde mittelst eingeschalteter Leitungen von 400, 609 etc. und selbst mittelst solcher von 26000 Meter Länge, wenn diese durch eine kleine elektrische Zündpatrone [bestehend aus zwei Endstücken isolirter Kupferdrähte, deren zwei freie abgefeilte und zugespitzte Enden in dem kleinen Gutta-percha-Rohr, durch welches sie gesteckt waren, einander bis auf 1,5 Millimet. genähert wurden; nachdem die Patrone mit Pulver gefüllt war, wurde sie mit einem Gutta-percha-Rohr luftdicht überzogen] unterbrochen waren, mit Sicherheit die letztere gezündet. Der primäre Strom wurde hiebei jedesmal durch zwei Bunsen'sche Elemente (von welcher Größe diese waren, ist dabei nicht erwähnt) angeregt. Bei einer anderen Reihe von Versuchen wurde statt der Volta'schen Batterie ein Clarke'scher Apparat – nämlich eine magneto-elektrische Inductionsmaschine – angewendet, und die Zündungen gelangen unter gleichen Umständen bei 440, 1000, 1800 und bei 5600 Metern Länge der Leitung. Endlich bei einer Reihe von Versuchen, die auf dem Uebungsplatze zu Guadalaxara in Spanien ausgeführt wurden, wandte Oberst Verdu als Zündsatz das Knallquecksilber an, und konnte mittelst eines Ruhmkorff'schen Inductionsapparates jedesmal sechs gleichzeitige Explosionen, die in je 300 Meter Entfernung sich befanden, zu Stande bringen.G. Verdu; neue Versuche über die Anwendung der Elektricität zur Entzündung von Minen. Aus den Comptes rendus, Juni 1854, Nr. 23, im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 115. Diesen ausgedehnten Versuchen reihen sich die von Savare Bericht über eine Abhandlung des spanischen Obristlieutenants Verdu, betreffend neue Versuche die Minenöfen mittelst Elektricität zu zünden, sowie über eine Abhandlung des französischen Genie-Capitäns Savare, betreffend verschiedene Mittel, die Minenöfen mittelst Elektricität zu zünden. Aus den Comptes rendus, Mai 1854, Nr. 18, im polytechn. Journal Bd. CXXXIII S. 109.Teichmann; über die verschiedenen Arten, Minen durch Elektricität zu entzünden etc. Archiv für die Officiere der preuß. Artillerie und des Ingenieurs-Corps Bd. XXXVI S. 237. und du Moncel Ueber Minensprengung durch Elektricität, polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 370. an, welche sich insbesondere auf Mittel beziehen, um die Gleichzeitigkeit der Zündungen durch eine unmittelbar auf einander folgende Reihe von Explosionen zu ersetzen. Durch jene Mittel sollen nämlich die Unsicherheiten in Bezug auf das gleichzeitige Eintreten der Zündung mehrerer in die Kette hinter einander eingeschalteten Patronen dadurch beseitigt werden, daß jede Patrone durch eigene mechanische Vorrichtungen mit einer selbstständigen Leitung versehen wurde. Endlich hat noch Stöhrer E. Stöhrer; über einen verbesserten Inductionsapparat, Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie Bd. XCVIII S. 114. über den Erfolg seiner Versuche, die er mit einem neu construirten Inductionsapparat vornahm, einige Erwähnungen gemacht, indem derselbe bemerkt, daß er sechs Patronen, die mit der Varrentrapp'schen Zündmischung gefüllt, und durch sehr dünne Drähte hinter einander verbunden waren, auf große Entfernung stets mit größter Sicherheit und vollkommen gleichzeitig gezündet habe. Außer diesen Versuchen sind unseres Wissens über die Anwendung des Inductionsapparates zum Minenzünden keine weiteren bekannt geworden, während mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann, daß solche Versuche in mehreren deutschen Staaten und in der Schweiz zur Prüfung dieser Zündungsmethode in größerer Ausdehnung ausgeführt wurden.Ueber Hipp's Minenzündapparat ist aus einer Nachricht in der allgemeinen Militärzeitung, Jahrg. 1854, Nr. 33, S. 267 nur so viel bekannt geworden, daß dieser Apparat in einem Kästchen von 1,5 Fuß Länge, 5 Zoll Weite und Höhe enthalten sey und beiläufig 12 Pfund wiege. Diese Nachricht sowohl, wie einzelne Mittheilungen lassen vermuthen, daß der Hipp'sche Apparat von einem Inductionsapparate der kleineren Gattung sich nicht unterscheiden könne. Wie aber dieser Apparat (allgem. Militärzeitung, 1855, Nr. 2. S. 16) gleichzeitig als Feldtelegraph dienen könne, läßt sich mit jener – ziemlich begründeten Vermuthung – nicht recht vereinigen! – Ich habe in der letzten Zeit Gelegenheit gehabt, mittelst eines trefflich eingerichteten Inductionspparates (aus der Telegraphenbau-Anstalt von Siemens und Halske, und im Besitze des physikalischen Cabinetes des k. Cadeten-Corps) eine größere Reihe von Versuchen anzustellen, über welche ich hier, da sie über die Brauchbarkeit der Inductionsapparate für den in Rede stehenden Zweck einigen Aufschluß geben dürften, berichten will. Ehe ich diese Versuche beschreibe, bemerke ich, daß die physikalischen Wirkungen des von diesem Apparate erzeugten secundären Stromes so überraschend sind, wie sie wohl von keinem anderen derartigen Apparate, der in Beziehung auf Drahtlange und Zahl der Windungen der angewendeten Drähte jenem äquivalent ist, bis jetzt übertroffen worden seyn dürften. Die Mängel welche ich berühren werde, liegen daher nicht in der Einrichtung des Inductionsapparates und seiner Construction, sondern müssen lediglich der Natur der Inductionsfunken zugeschrieben werden. Der Apparat selbst hat vier Inductionsrollen, die sowohl einzeln, als auch in Verbindung zu zwei, zu drei und zu vier benützt werden können; der an dem Induktionsapparate angebrachte Condensator kann in die Kette eingeschaltet, oder aus dieser ausgeschlossen werden, und in Beziehung auf den primären Strom lassen sich mehrere vortheilhafte Anordnungen treffen, deren Beschreibung für den vorliegenden Zweck als unnöthig erscheint. Um die Entstehung der Inductionsfunken an diesem Apparate wahrnehmen und ihre Wirkung näher untersuchen zu können, verfertigte ich mir eine Vorrichtung, welche die Vorgänge bei einer Minenzündung nachzuahmen gestatten sollte. Die in Fig. 36 Tab. III angegebene schematische Zeichnung soll die Einrichtung dieses Hülfsapparates – den ich Funkenbret nennen will – veranschaulichen. Bei a sind in ein Bret zwölf Messingsäulchen eingeschraubt, welche zur Aufnahme von Drähten bestimmt sind; A bedeuten sechs Widerstandsrollen von Holz, von denen jede mit tiefen Schraubengängen versehen ist, in welchen sich Kupferdrähte befinden; die Enden dieser Drähte sind sämmtlich, das Drahtende K ausgenommen, in die Säulen eingeklemmt, und sind hier mit den zugespitzten Drähten f metallisch verbunden. Die Spitzen der Drähte f können zwischen je zwei Säulen einander genähert und von einander entfernt werden, und es befinden sich so an dem ganzen Apparate sechs Unterbrechungsstellen, die beliebig verändert, und einzelne durch Verschieben der Drahtspitzen bis zu ihrer Berührung gebracht, sohin ausgeschieden werden können. Verbindet man daher die Drahtenden K und L mit den Enden des Drahtes der secundären Spirale des Inductionsapparates, so kann man, wenn dieser in Thätigkeit sich befindet, die Unterbrechungsfunken bei f wahrnehmen. Die Zündfähigkeit dieser Funken wurde dadurch geprüft, daß unter die Unterbrechungsstellen kleine Bretchen gesetzt, und dieselben mit trockenem Pulver des Varrentrapp'schen Zündsatzes bestreut wurden. Zuweilen wurde hiezu bloß trockenes Mehlpulver benützt. Da der Inductionsapparat mit vier secundären Spiralen versehen ist, so konnten die Unterbrechungsfunken unter verschiedenen Umständen beobachtet werden. Zur Anregung des primären Stromes wurden Kohlenzinkzellen von der unten angegebenen Anordnung benützt. Die Distanz je zweier Drahtspitzen f, an welchen die Unterbrechungsfunken beobachtet werden konnten, war beiläufig 3/4 Linien. Die Resultate meiner Versuche ergaben beiläufig Folgendes: 1. Unter Anwendung von zwei Kohlenzinkzellen entstehen 7 deutliche Unterbrechungsfunken, wenn die sämmtlichen vier Inductionsrollen,6 intensive Unterbrechungsfunken, wenn nur drei secundäre Spiralen,2 bis 3 Unterbrechungsfunken (jedoch die letzteren sehr unsicher), wenn zwei secundäre Spiralen,1 intensiver Funke, wenn nur eine Spirale zur Erzeugung des secundären Stromes benützt wird. 2. Wurde der primäre Strom durch Anwendung von vier Kohlenzinkelementen erzeugt, und wurden zwei Funkenbreter der obigen Art (Fig. 36) neben einander gestellt, so konnte man unter Anwendung der vier Inductionsrollen die Anzahl der wahrnehmbaren Unterbrechungsfunken bis auf 12 bringen; unter Benützung von drei Inductionsrollen aber auf nie mehr als 7 bis 8. Da ich für die in Rede stehende Anwendung des Inductionsapparates die Benützung einer größeren Batterie, wie die letztere, nicht für zweckmäßig, eine größere Anzahl von Unterbrechungsfunken aber in keinem einzigen Falle für nöthig erachte, so habe ich über jene Gränzen hinaus weitere Versuche nicht angestellt. Berücksichtiget man nun die Anzahl der Windungen des Drahtes einer jeden Rolle, so ergibt sich aus den vorstehenden Resultaten, daß unter Anwendung von zwei Kohlenzinkelementen als Rheomotor des Inductionsapparates, für die gleichzeitige Zündung von drei bis sechs Objecten die Länge des Inductionsdrahtes nicht unter 10000 bayer. Fuß betragen dürfte, für zwei gleichzeitig zu zündende Objecte die Drahtlänge der secundären Spirale nicht unter 7500 Fuß seyn soll, hingegen zur sicheren Zündung eines einzigen Objectes die Drahtlänge der secundären Spirale von 3000 Fuß vollständig ausreicht, vorausgesetzt, daß der für die Inductionsrolle verwendete Kupferdraht keine größere Dicke als etwa 0,085 Linien hat, und der Apparat in der gehörigen Weise ausgestattet ist. 3. Die Länge des Leitungsdrahtes, so wie seine Dicke ist innerhalb der Gränzen, auf welche sich meine Versuche erstreckten, als ohne Einfluß auf die Intensität und die Anzahl der Unterbrechungsfunken gefunden worden. Die größte Drahtlänge welche ich benützte, waren Eisen- und Messingdrähte von etwa 4000 Fuß, von welchen jeder Draht die Dicke von beiläufig 1/3 Linie hatte. Außer diesen Drahtlängen welche ich einschaltete, wurde auch ein Rheostat in die Kette gebracht, an welchem ein etwa 300 Fuß langer und 0,3 Linien dicker Neusilberdraht über eine Holzrolle schraubenförmig gelegt ist, und außerdem waren die in Fig. 36 angedeuteten sechs Widerstandsrollen mit 96 Fuß Kupferdraht von 1''' Dicke eingeschaltet. Es zeigte sich hiebei, daß im Allgemeinen – wenigstens innerhalb der hier angeführten Gränzen – die Wirkung des Inductionsstromes von dem Leitungswiderstande des Schließungsleiters unabhängig seyn dürfte. „Hiebei darf aber der Umstand nicht unerwähnt bleiben, daß wenn an mehreren Unterbrechungsstellen gleichzeitig Funken entstehen sollen, und die Funken intensiv genug werden sollen, entweder der Leitungsdraht, der von dem Pole ausgeht, von dem der Funke nicht überströmt, unisolirt bleiben muß, oder eine viel beträchtlichere Länge haben, überhaupt einen weit größeren Widerstand dem Strome darbieten muß, als der andere Leitungsdraht.“ „Dieser letztere aber muß vollständig isolirt gegen alle umgebenden Leiter seyn.“ 4. Die an verschiedenen Unterbrechungsstellen wahrnehmbaren Funken entstehen nicht vollkommen gleichzeitig, und sind im Allgemeinen nicht von gleicher Intensität. Es folgt hieraus, daß selbst innerhalb der in Nr. 2 angegebenen Gränzen die Gleichzeitigkeit des Entstehens der Unterbrechungsfunken, sowie die Intensität der letzteren nicht ausreichen, um mit Sicherheit das gleichzeitige Zünden mehrerer Minenöfen mit demselben vorzunehmen. Dasselbe Resultat zeigen auch die mit großer Sorgfalt ausgeführten Zündversuche, die mit dem Apparate vorgenommen wurden. „Wenn ich daher meinen Versuchen ein entscheidendes Gewicht beilegen dürfte, so würde ich die Behauptung aufzustellen wagen, daß die Sicherheit der gleichzeitigen Zündung von Minenobjecten unter Anwendung eines Inductionsapparates, bei welchem die Drahtlänge der Inductionsspirale nur beiläufig 14000 bis 15000 bayer. Fuß beträgt, bei Benützung von nur zwei Kohlenzinkzellen zur Anregung des primären Stromes, bei Weitem nicht so groß ist, daß man das Eintreten der Zündung im Voraus mit der größten Wahrscheinlichkeit zu verbürgen vermag.“ „Zum sicheren Zünden eines einzigen Objectes aber reicht die oben angegebene Länge des secundären Drahtes vollständig aus.“ Da der von mir benützte Inductionsapparat überraschende Effecte hervorzubringen vermag, so möchten die günstigen Resultate, welche in Frankreich und Spanien (m. s. a. a. O.) unter Anwendung von Ruhmkorff'schen Apparaten erlangt wurden, vielleicht dem Umstande zuzuschreiben seyn, daß die Drahtlänge der secundären Spirale bei den hiezu angewendeten Apparaten eine größere war, als an dem von mir benützten Apparate. [Nach Angabe Becquerel's Polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 359. ist an dem Ruhmkorff'schen Apparate der Inductionsdraht aus Messing, sehr fein und mit Seide übersponnen, und hat eine Länge von 8 bis 10 Kilometer, also von beiläufig 27410 bis 34263 bayer. Fuß.] Der Inductionsstrom gestattet bei seinerso einer Anwendung zur Zündung von Minenöfen als Zündsatz für die Patronen jede leicht entzündliche Pulversorte, und man kann sich, da der Inductionsfunke während eines meßbaren und endlichen Zeittheiles andauert, dabei sogar des Mehlpulvers bedienen. Die Drahtleitung hat eine ähnliche Einrichtung, wie sie bei Anwendung der Elektrisirmaschine als Zündapparat angelegt werden muß, „jedoch muß hiebei der Hauptdraht vollständig von dem anderen Draht sowohl, als auch vom Erdboden isolirt seyn, und es möchte die Sicherheit des Erfolges der Zündung es erfordern, daß der zweite Leitungsdraht durch den Erdboden ersetzt werde.“ Was die Einrichtung des elektromagnetischen Inductionsapparates für praktische Zwecke betrifft, so dürfte dieselbe, insbesondere um in den Händen des Praktikers die gehörigen Dienste zu leisten, eine große Vereinfachung gegenüber den gleichnamigen physikalischen Apparaten dieser Art zulassen. (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)

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Tafel Tab.
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Tab. III