Titel: Bereitung des Leinölfirnisses mittelst borsaurem Manganoxydul; von Dr. J. Hoffmann.
Fundstelle: Band 145, Jahrgang 1857, Nr. CVIII., S. 450
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CVIII. Bereitung des Leinölfirnisses mittelst borsaurem Manganoxydul; von Dr. J. Hoffmann. Aus den Mittheilungen für den nassauischen Gewerbeverein, 1857 S. 63. Hoffman, Bereitung des Leinölfirnisses mittelst borsaurem Manganoxydul. Die Verschiedenartigkeit der in neuester Zeit sehr häufigen Beobachtungen der Einwirkung von Manganverbindungen auf Leinöl und der hierauf gegründeten Darstellungsweisen eines leicht trocknenden Firnisses, veranlaßten mich, mehrere vorgeschlagene Methoden der DarstellungMan vergleiche polytechn. Journal Bd. CXXVIII S. 374, Bd. CXXXII S. 77 und Bd. CXLII S. 452. zu prüfen, wobei sich denn hier und da ganz abweichende Resultate herausstellten. Ohne die verschiedenen Versuche aufzuführen, theile ich hier ein Verfahren mit, einen sehr gut trocknenden Firniß darzustellen. Man nehme 1 Loth borsaures Manganoxydul (von weißer Farbe, welches durch Fällung aus kalter Lösung dargestellt ist), reibe es mit wenigem Oel gehörig ab und setze hierauf 2 Maaß möglichst altes Leinöl zu, bringe das Gemenge in einen kupfernen, besser zinnernen Kessel und setze es unter bisweiligem heftigen Umrühren 2 bis 3 Tage der Wärme eines Wasserdampfbades aus. Nach dem Erkalten rühre man nochmals um und fülle den Firniß in einen etwas mehr als 2 Maaß haltenden Krug, damit man vor der Anwendung zum Anreiben der Farbe umschütteln kann, um das am Boden abgelagerte borsaure Manganoxydul gleichmäßig unter die Flüssigkeit zu verbreiten. Die braungelbe Farbe des Leinöls ist jetzt in eine grünlich gelbe verwandelt, nicht aber in eine dunkelbraune, der Firniß bleibt auch beim Erkalten dünn, und ein mit demselben angeriebenes reines Zinkweiß liefert einen in 24 Stunden vollkommen trockenen Anstrich. Dasselbe Gemenge, auf freiem Feuer mehrere Stunden lang gekocht, lieferte einen weniger gut trocknenden Firniß, jedoch ebenfalls von grüngelber Farbe. Die Beobachtung Anderer, daß bei Anwendung eines oxydhaltigen braunen borsauren Manganoxyduls (welches durch Fällung aus heißer Lösung bereitet ist) oder von reinem Manganoxyd, ein weit schneller trocknender Firniß erhalten wird, fand ich nicht bestätigt; dagegen ertheilt dieses dem Firniß eine sehr dunkelbraune Farbe, welche zur Verwendung des Firnisses beim Zinkweißanstrich nicht wünschenswerth ist. Was den Vorzug des mittelst borsauren Manganoxyduls dargestellten Firnisses vor anderen mittelst bleihaltigen Siccativen bereiteten betrifft, so besteht dieser darin, daß er sehr wenig dunkelt. Der in den letzteren Jahren immer mehr aufkommende Zinkweißanstrich, namentlich für Locale, in denen sich Schwefelwasserstoff entwickelt, welcher alle bleihaltigen Firnisse in kurzem schwärzt, ist nur dann vollkommen zweckentsprechend, wenn zur Anreibung des Zinkweißes jeder bleihaltige Firniß vermieden wird, und es kann deßhalb der oben angeführte Manganfirniß nicht genug zu dieser Verwendung empfohlen werden.