Titel: Ueber Verschiedenheit der Wirkung gleich starker Ströme auf Elektromagnete; von M. Hipp.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. X., S. 33
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X. Ueber Verschiedenheit der Wirkung gleich starker Ströme auf Elektromagnete; von M. Hipp. Aus der Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins, 1857, H. 7. Hipp's, über Verschiedenheit der Wirkung gleich starker Ströme auf Elektromagnete. So viel bekannt ist, hat man bisher bei Vergleichung der Wirkung der Elektricität auf weiches Eisen allein das Maaß der Elektricität zum Anhaltspunkt genommen, ohne Rücksicht auf die Quelle, oder mit anderen Worten, man hat die Wirkung gleich starker Ströme (mit dem Galvanometer gemessen) auf gleiche Elektromagnete gleich erachtet, ohne Rücksicht darauf, ob die Ströme aus einem oder mehreren Elementen entspringen. Versuche, die ich vor einiger Zeit in ganz anderer Absicht unternahm, haben gezeigt, daß dem nicht so ist, sondern daß im Gegentheil die elektromotorische Wirkung eines elektrischen Stromes aus mehreren Elementen anders ist, als diejenige eines gleich starken Stromes aus einem Elemente. Da diese Erscheinung mit neu war und die Neuheit derselben auch von andern Physikern bestätigt wurde, so habe ich dieselbe einer näheren Untersuchung unterworfen und erhielt folgendes Resultat: Ein Element von großer Oberfläche, dessen Strom durch ein Galvanometer und ein Relais ging, zeigte am Galvanometer mit 32 Umwindungen 20 Grade. Die Relaisankerfeder wurde so stark gespannt, daß die Spannung beinahe die Gränze erreichte, wo sie mit der elektromotorischen Kraft im Gleichgewicht stand. Verband man das Relais in gewöhnlicher Weise mit einem Morse'schen Schreibapparat, so konnte man in einer gegebenen Zeit höchstens 16 deutliche Punkte hervorbringen. Nahm man statt Einem großen Elemente 12 kleinere, welche genau dieselbe elektromotorische Kraft hatten, das heißt, ebenfalls an demselben Galvanometer und in derselben Richtung 20 Grade zeigten, so konnte man in derselben Zeit und unter sonst gleichen Verhältnissen 26 Punkte hervorbringen. Um mit Einem Elemente in derselben Zeit 26 Punkte hervorbringen zu können, mußte man es so verstärken, daß es am Galvanometer 22,1 Grad zeigte. Das Chronoskop zeigte im einen Falle eine Anziehungszeit (Zeit, welche verfließt vom Momente an, wo die Kette geschlossen ist, bis zum Momente, wo der Anker des Relais angezogen ist) von 36, im andern Falle eine solche von 58 Tausendtheilen einer Secunde. Es scheint demnach, daß der Elektromagnetismus durch einen gleich starken Strom aus 12 Elementen schneller hervorgerufen wird, als durch einen solchen aus Einem Elemente. Ich glaube diese Beobachtungen um so mehr der Oeffentlichkeit übergeben zu sollen, als dieselben in einer gewissen Beziehung zu meinem ziemlich verbreiteten und vielfach unrichtig angewendeten Chronoskop stehen, das im polytechn. Journal Bd. CXIV S. 255 beschrieben ist. Höchst wahrscheinlich hat die Nichtübereinstimmung mehrerer Messungen, welche die Geschwindigkeit der Elektricität zum Gegenstande hatten, ihren Grund in den eben angeführten Thatsachen. Anmerkung. Sollte die Erklärung der beschriebenen Erscheinung nicht darin zu suchen seyn, daß die Ströme beider Batterien, vielleicht in Folge der Polarisation, ungleich schnell ihre normale Stärke erlangen? P. W. Brix.