Titel: Das elektrische Leitungsvermögen von Kupferdrähten.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XXVI., S. 113
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XXVI. Das elektrische Leitungsvermögen von Kupferdrähten. Aus dem Mechanics' Magazine, Juli 1857, Nr. 1770. Ueber das elektrische Leitungsvermögen von Kupferdrähten. Professor W. Thomson erhielt beim Messen des Widerstandes von Drähten, welche für unterseeische Telegraphen fabricirt worden waren, das überraschende Resultat, daß verschiedene Proben bedeutende Unterschiede zeigen, wodurch ihr Werth für den beabsichtigten Zweck wesentlich modificirt wird. Anfangs glaubte er die Erklärung dieser Unterschiede im Drehen des Drahtes zu einer Schnur und Ueberziehen derselben mit Gutta-percha suchen zu müssen. Eine sorgfältige Prüfung von Kupferdraht-Schnüren, theils überzogenen, theils nicht überzogenen, dann solchen die mit Kautschuk gefirnißt und anderen welche durch Glühen in einer heißen Flamme oxydirt worden waren, ergab jedoch, daß keiner dieser Umstände einen merklichen Einfluß auf den ganzen Widerstand hervorbrachte, und daß, während die von derselben Fabrik gelieferte Drahtsorte sich ziemlich constant erweist, dagegen das Erzeugniß einiger Fabriken demjenigen von andern Fabriken weit überlegen ist. Ein unterseeischer Telegraph, zu dessen Herstellung Kupferdraht einer Fabrik von nur 1/21 Zoll Durchmesser, mit Gutta-percha zu einem Durchmesser von einem Viertelszoll überzogen, verwendet worden ist, kann mit derselben elektrischen Kraft und denselben Instrumenten, eine größere telegraphische Leistung hervorbringen, als ein solcher Telegraph, ausgeführt mit Kupferdraht einer anderen Fabrik, von 1/16 Zoll Durchmesser, mit Gutta-percha zu einem Durchmesser von einem Drittelszoll überzogen. Worin der Grund dieser Verschiedenheiten im elektrischen Verhalten besteht, dieß ist eine Frage von eben so großer praktischer Wichtigkeit als hohem wissenschaftlichem Interesse. Der Versuch ergibt, daß der größte Grad von Sprödigkeit, welcher durch Spannung hervorgebracht werden kann, das Leitungsvermögen des Metalls nicht ganz um ein halbes Procent verändert. Ein ähnlicher Versuch ergab, daß ein Kupferdraht, dadurch daß man ihn platt hämmerte, sein Leitungsvermögen nicht merklicher änderte.