Titel: Die chemische Zusammensetzung des Hafers; von Pratt.
Fundstelle: Band 146, Jahrgang 1857, Nr. XCIX., S. 388
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XCIX. Die chemische Zusammensetzung des Hafers; von Pratt. Aus Wilda's landwirthschaftlichem Centralblatt, V. Jahrgang S. 169. Pratt, über die chemische Zusammensetzung des Hafers. Das Verhältniß des Strohes zum Korne kann man, nach Schwerz, beim Hafer als 63 zu 37 annehmen. Der Durchschnitt von zehn in der Umgebung von Glasgow gemachten Versuchen gab folgendes Verhältniß: Haferstroh         9 Spreu   1 Korn   6 ––– 16. Beide Experimente stimmen gut mit einander, denn wenn wir das Verhältniß des Korns zu Stroh und Spreu im letzteren berechnen, so erhalten wir ein Verhältniß des ersteren zu den letzteren wie 38 zu 62, also ziemlich dasselbe Durchschnittsverhältniß wie bei Schwerz. Das Verhältniß der Hülsen variirt bei den verschiedenen Sorten von Hafer mehr als bei irgend einer andern Art von Cerealien, die wir gewöhnlich bauen. Und nicht nur bei verschiedenen Sorten von Hafer ist die Quantität des producirten Mehles verschieden, sondern dieselben Haferarten liefern verschiedene Quantitäten von Hülsen und Mehl, nach Maaßgabe der Cultur, der Jahreszeit, des Bodens und der Düngung, wie hier folgt: Mehl. Hülsen. Boussingault erhielt   78     22 (lufttrocken). Hermbstädt   57,8 (trocken)     34,2 (trocken und 9 Wasser). Vogel   66     34 (lufttrocken). Norton   76,28     23,68 (lufttrocken). Von schwarzem engl. Hafer  erhielt Dr. Völcker   28 1/2 Pfd.     71 1/2 Pfd. Von weißem schott. Hafer erhielt        Derselbe   33 3/4 Pfd.     66 1/4 Pfd. Vier Varietäten vom schottischen Hafer, enthülst und bei 100° C. getrocknet, gaben nach den Analyen von Prof. Norton und Hrn. Furnberg folgende Bestandtheile:  Hopetoun-Hafer(Northumberland). Hopetoun-Hafer    (Ayrshire). Hopetoun-Hafer    (Ayrshire.)   Kartoffel-Hafer(Northumberland). Stärkmehl        65,24       64,80       64,79         65,60 Zucker          4,51         1,58         2,09           0,80 Gummi          2,10         2,41         2,12           2,28 Oel          5,44         6,97         6,41           7,38 Casein        15,76         16,27       17,72         16,29 Eiweiß          0,46         1,29         1,76           2,17 Kleber          2,47         1,46         1,33           1,45 alkalin. Salze          2,84         1,84         0,94           1,75 Verlust          1,18         2,39         2,84           2,28 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Summa      100,00     100,00     100,00       100,00   Norton. Furnberg. Furnberg.    Norton. Eine Vergleichung obiger Analysen mit einer von Boussingault angestellten Analyse von französischem Hafer gibt hinsichtlich des Eiweißgehaltes dieselben Resultate. Die Durchschnitts-Zusammensetzung des Hafers kann nach den Hauptbestandtheilen bestimmt werden wie folgt: Lufttrocken. Getrocknetbei 222° F. Stickstoffhaltige Substanzen (fleischbildende  Stoffe)     13,6     15,6 Nichtstickstoffhaltige Substanzen  (fettbildende und die animalische Wärme  erzeugende Stoffe) StärkmehlHolzfaser     55,5     14,8     63,6     17,0 Unorganische Stoffe       3,3       3,8 Wasser     28,8        – ––––––––––––––––––––     100,0     100,0 Aus vorstehenden Resultaten der Analyse ersehen wir: 1) Daß die Quantität Stärkmehl im Hafer jener der Gerste fast gleich kommt. 2) Daß der Hafer an Oel oder Fettstoff sehr reich ist. (Die fettbildende Eigenschaft des Hafers muß sehr groß seyn. Mit Ausnahme des Mais, in welchem Boussingault im Durchschnitt 7 Proc. und Dumas 9 Proc. Oel oder Fettstoff fand, enthält keiner der anderen Futterstoffe so viel Fett.) 3) Daß die Quantität fleischbildender Stoffe in gutem Hafer größer ist als in Weizen, Gerste, Mais, Roggen oder Buchweizen. Daher muß für Muskelbildung Hafer, mit Einschluß der Hülse, für vorzüglicher erachtet werden, als fast jedes andere Korn. Viele Leute in Schottland leben fast einzig von Hafermehl, und ihre starken muskulösen Körper sind unläugbare Beweise der vorzüglichsten Eigenschaft des Hafers, Stoffe zu liefern, welche die Muskeln bilden. Haferstroh wird von praktischen Viehzüchtern dem Stroh aller anderen Cerealien vorgezogen. Häufig ist es an Proteinstoffen noch reicher als in Boussingault's Analyse, welcher angibt: Lufttrocken. Getrocknet bei 212° F. Stickstoffhaltige fleischbildende Stoffe      1,8      2,5 Während Dr. Völcker in einer vorzüglichen Probe     trocknen Haferstrohes fand: Stickstoffhaltende Stoffe      8,3 Procent.