Titel: Ueber das Imprägniren der Eisenbahnschwellen.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XLI., S. 136
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XLI. Ueber das Imprägniren der Eisenbahnschwellen. Aus der Eisenbahnzeitung, 1857, Nr. 29. Ueber das Imprägniren der Eisenbahnschwellen. Die seit den letzten 10 Jahren bei den meisten deutschen Eisenbahnverwaltungen in Anwendung gekommenen Imprägnirungsmethoden sind folgende: 1) Kyanisiren der Hölzer. Bei den badischen Staatseisenbahnen wurden im Jahre 1839 die Schwellenhölzer mit Quecksilber-Sublimat, und zwar mit 1/150 Verdünnung imprägnirt; sie bestanden meist aus Föhrenholz und haben sich nach dem mündlichen Referate von Ruppert und Klingel bis zu diesem Tage vollkommen gut erhalten. Minder kostspielige Mittel, mit welchen man denselben Zweck zu erreichen hofft, haben die Beseitigung der vorgenannten Imprägnirungsart veranlaßt. 2) Eintauchen der Hölzer in eine Lösung von 1/100 Kupfervitriol oder Zinkchlorid. Die lufttrockenen Schwellen, zum größten Theile von Föhrenholze, wurden in Reservoirs, welche mit vorerwähnter Flüssigkeit gefüllt waren, eingelegt und eine längere oder kürzere Zeit damit getränkt. Diese von der Leipzig-Dresdener Bahnverwaltung und bei den königlich sächsischen Staatsbahnen angewendete Methode hat nach Wilke's Mittheilung einen befriedigenden Erfolg gehabt. 3) Tränken der vorher in einem Trockenofen gedörrten Hölzer mit einer Kupfervitriol- oder Zinkchloridlösung. Die Schwellen von Föhren- und Kiefernholz wurden in einem großen von Mauerziegeln aufgeführten Trockenofen einer Hitze von 80° R. 12 Stunden lang ausgesetzt und unmittelbar darauf in Reservoirs, welche mit vorerwähnten Flüssigkeiten gefüllt waren, eingebracht und 8 Stunden lang damit getränkt. Nach dem Referate von Henz haben sich dieselben nach diesem auf der königlich westphälischen Eisenbahn seit dem Jahre 1849 angewendeten Verfahren gut erhalten. 4) Kochen der Hölzer in einer Lösung von Kupfervitriol oder Zinkchlorid. Die Schwellen wurden in einem mit den vorangegebenen Flüssigkeiten gefüllten Kochapparate der Siedehitze ausgesetzt und in demselben bis zum Erkalten gelassen. Das Verfahren ward bei den sächsischen Staatsbahnen im Jahre 1851 und bei den badischen Staatsbahnen seit dem Jahre 1853 zur Anwendung gebracht. In Sachsen erscheint der Erfolg nach der Angabe von Wilke unbestimmt. 5) Einlegen der Hölzer in eine kalte Lösung von Kupfervitriol, nachdem dieselben unmittelbar vorher in Wasser ausgekocht worden sind. Dieses bei den bayerischen Staatsbahnen seit 1853 angewendete Verfahren hat nach Mittheilung von Erdinger ein zweifelhaftes Ergebniß insofern gezeigt, als ein Theil der so imprägnirten Schwellen bereits mangelhaft zu werden anfängt. 6) Einpressen der antiseptischen Flüssigkeiten in die Hölzer mittelst Maschinenkraft: a) Bei Anwendung einer Zinkchloridlösung. Der unzweifelhaft glückliche Erfolg der in Hannover befolgten Methode für die Imprägnirung der HölzerEine genaue Beschreibung dieser Methode erschien in der Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins Bd. I S. 237, woraus sie im polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 327 mitgetheilt wurde. ward durch Funk referirt und durch Vorzeigung wohlerhaltener Abschnitte von verschiedenen, seit dem Jahre 1847 in der Bahn gelegenen Schwellenhölzer der verschiedensten weichen Holzgattungen dargethan. In gleicher Weise wie in Hannover geschehen, hat die Köln-Mindener Bahnverwaltung nach Mittheilung von v. Minckwitz einen Theil ihrer Schwellen im Anfange des Jahres 1856, als ein Mangel an dem sonst zur Anwendung kommenden Präparationsmateriale „englisches Kreosotöl“ eingetreten war, mit Zinkchloridlauge von 1,04 specifischem Gewicht imprägnirt und hat sich bisher noch keine Fäulniß an diesen Schwellen gezeigt. Ein früherer Versuch dieser Verwaltung in den Jahren 1850, 1851 und 1853, die Schwellen mit Schwefelbarium und demnächst mit Eisenoxydul zu präpariren, ist in seinem Erfolge als ungünstig zu bezeichnen, da ein Theil dieser so imprägnirten Schwellen (Buchen), morsch und in Fäulniß übergegangen, hat ergänzt werden müssen. Auf der südlichen Staatsbahn in Oesterreich wurden mittelst ähnlicher Apparate, wie auf der hannoverschen und der Köln-Mindener Bahn aufgestellt sind, jedoch ohne vorherige Ausdämpfung der Hölzer, Schwellen von Fichten- und Kiefernholz mit Kupfervitriol, Eisenvitriol und auch Zinkchloridlösung imprägnirt. Der Erfolg war nach dem Referate von v. Negrelli weniger durch den Eintritt der Fäulniß, als durch den mürben Zustand des Holzes, Einfressen der Schienen und Lockerwerden der Nägel ein ungünstiger. b) Bei Anwendung von Kupfervitriol-Lösung. Auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn hat diese Art der Imprägnirung nach Reuter's Mittheilung seit dem Jahre 1845 einen guten Erfolg gehabt. c) Bei Anwendung von Kreosotöl. Die Köln-Mindener Bahnverwaltung hat seit dem Jahr 1849, mit Ausnahme der oben angegebenen anderweitigen größeren Versuche, ausschließlich zur Imprägnirung der Eisenbahnschwellen und Brückenbauhölzer das englische von John Bethell zu London gelieferte Kreosotöl, in neuester Zeit auch das vielfach in seinen Bestandtheilen geprüfte und von Brönner u. Comp. zu Frankfurt a. M. fabricirte Kreosotöl angewendet. Die Art der Imprägnirung unterscheidet sich von der in Hannover für Zinkchlorid üblichen im Allgemeinen nur dadurch, daß das Dämpfen der Schwellen wegfällt und diese lufttrocken in den Cylinder gebracht werden, und nach hergestellter Verdünnung der Luft in demselben das bis zum leichten Fließen erwärmte Imprägnirungsmaterial zugelassen und einem längere oder kürzere Zeit dauernden Drucke ausgesetzt wird, je nachdem die Holzarten (hart oder weich) beschaffen sind, oder je nachdem man pro Fuß einzupressen für gut findet. Die Erfahrungen bestätigen beispielweise, daß harziges Kiefernholz mit 7–7 1/2 Pfd. Kreosotöl pro Fuß hinreichend gegen Fäulniß auf sehr lange Zeit geschützt werden kann. Es sind die verschiedenartigsten Hölzer mit diesem Material präparirt worden und versprechen nach den in England bisher gemachten Erfahrungen eine Dauer (gegen Fäulniß) von über 20 Jahre, mögen sie in oder über der Erde verwendet werden. Nach den Angaben von v. Minckwitz sind, so weit bekannt, noch keine mit Kreosotöl imprägnirten Hölzer zu ersetzen nöthig gewesen, und befinden sich die im Jahre 1849 in die Bahn gelegten Schwellen noch in demselben frischen und kräftigen Zustande als zur Zeit ihrer Verlegung. Das Material ist zwar vor der Hand noch ziemlich kostbar, wird aber durch seine jetzt auch in Deutschland eingeführte Fabrication mit der Zeit bei Weitem wohlfeiler zu beziehen seyn. Bemerkt wird noch, daß auch auf den holländischen Bahnen kreosotirte Schwellen sich seit 12 Jahren sehr wohl erhalten haben und daselbst auch kreosotirtes Holz zu Wasserbauten zur Verwendung kommt.