Titel: Verbesserung der Walkmaschine für Wollenzeuge, von Hrn. Martin zu Stambert in Belgien.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. LXXII., S. 258
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LXXII. Verbesserung der Walkmaschine für Wollenzeuge, von Hrn. Martin zu Stambert in Belgien. Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1857, S. 260. Mit einer Abbildung auf Tab. IV. Martin's Verbesserung der Walkmaschine für Wollenzeuge. Die Verbesserung, welche der Erfinder bei den Tuchwalten angebracht hat, besteht in der Anwendung eines kleinen Apparates, welcher den Zweck hat, den Wollenzeug während des Betriebes der Walte zu öffnen, d.h. die Falten zu lösen, welche sich während des Walkens in der Längenrichtung des Tuchs gebildet haben. Dieser kleine Apparat besteht im Wesentlichen in einer metallenen Kugel, welche zwischen die beiden Sahlleisten des Zeuges, kurz vor seinem Eintritt zwischen die Walzen der Maschine, lose gelegt wird, wie Fig. 26 zeigt, welche einen senkrechten Durchschnitt einer gewöhnlichen Walkmaschine mit dem Entfaltungs-Apparat darstellt. Bei dieser Maschine wird, wie bei den bisherigen derselben Art, der hineingebrachte wollene Zeug E mit dem einen seiner Enden zwischen zwei hölzerne oder metallene Walzen G gesteckt; diese Walzen erhalten eine rotirende Bewegung von Rädern, nach der von den Pfeilern angegebenen Richtung, mittelst einer Treibrolle, die auf der Welle einer Walze befestigt ist, während eine zweite leer geht, um die Bewegung nach Belieben unterbrechen zu können. Die obere Walze hat eine aufwärts gehende Bewegung und erhält durch den Hebelarm K einen stufenweise verstärkten Druck; beim Durchgange durch diese Walzen wird der Zeug der Breite nach gewalkt; er gelangt durch die Wirkung der Bewegung dieser Walzen in den Preßkasten L. In diesem wird die Pressung mittelst eines Ventils M ausgeübt, welches den Austritt aus dem Kasten verschließt und einen stufenweise verstärkten Druck mittelst des Hebelarms N erlangt, der in punktirten Linien angezeigt ist. Eine Rolle überträgt die drehende Bewegung auf eine Welle P, die mit drei cylindrischen und beweglichen Schlägeln versehen ist welche auf den Zeug schlagen, nachdem er aus dem Kasten L getreten ist und sich auf die federnde Platte Q gelegt hat. Diese Schlägel haben, wie auch der Kasten L, den Zweck, den Zeug der Länge nach zu walken. Nachdem ein Ende des Zeuges diesen Weg zurück gelegt hat, hält man den Gang der Maschine auf, näht die beiden Enden des Zeuges zusammen, und setzt die Maschine wieder in Betrieb. Jede Stunde oder jede halbe Stunde muß man die Maschine anhalten, und den im Boden der Maschine befindlichen Zeug, ohne jedoch seine beiden Enden zu trennen, herausnehmen. Zwei Arbeiter fassen den Zeug jeder an einer Sahlleiste und ziehen ihn an sich, öffnen ihn daher nach seiner ganzen Breite und machen die Falten dadurch auf, welche sich in der Längenrichtung gebildet haben; sie führen diese Arbeit nach und nach in der ganzen Länge des Stückes aus, die sich am Boden der Maschine befindet. Darauf wird die Maschine wieder in Gang gebracht, kurz darauf aber wieder aufgehalten, um dieselbe Arbeit mit dem übrigen Theile des Stückes auszuführen, welches sich vorher zwischen den Walzen oder im Preßkasten befand. Dieses bisher gebräuchlich gewesene Verfahren ist sehr mangelhaft, weil die bedeutende, zum Oeffnen des Zeuges erforderliche Zeit rein verloren geht und weil der Zeug, welcher sich während des Walkens erwärmte, wieder erkaltet. Der Erfinder vermeidet diese Nachtheile mittelst einer Kugel A, die am vordern Ende des Apparates zwischen den drei Rollen I, K', L' lose eingelegt ist. Diese Kugel ist hohl und besteht aus gut polirtem Rothguß; Gewicht und Dimensionen derselben sind nach der Breite und Dicke des zu walkenden Zeuges verschieden. Um nun den Apparat zu benutzen, muß man zuvörderst die beiden Sahlleisten des Zeuges seiner ganzen Länge nach zusammennähen und das Stück dann wie gewöhnlich in die Walkmaschine einführen. Ehe man aber die beiden Enden zusammennäht, steckt man die Kugel hinein, die sich alsdann in einer Art von Schlauch befindet. Während des Betriebes der Maschine nimmt sie die in der Zeichnung dargestellte Lage ein. Die in dem Zeuge während seines Durchganges durch die Walzen und den Preßkasten entstandenen Falten müssen sich nothwendig öffnen, um die Kugel durchzulassen, welche während der Bewegung des Zeuges fast stets hoch hängt, da dieser sie aufwärts zu ziehen sucht, während sie durch ihr eigenes Gewicht abwärts geht. An der Stelle wo die Kugel wirkt, wird der Zeug mittelst der Rollen I, K', L' (welche sich bei der Berührung mit dem Zeuge umdrehen) immer in senkrechter Richtung erhalten. Man kann den beschriebenen Apparat übrigens an jeder Walzenwalke anbringen.

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV