Titel: Fabrication von Filtrirpapier, kohlehaltigem Papier zum Conserviren der Nahrungsmittel etc., von den HHrn. Pichot und Malapert.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. XC., S. 311
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XC. Fabrication von Filtrirpapier, kohlehaltigem Papier zum Conserviren der Nahrungsmittel etc., von den HHrn. Pichot und Malapert. Aus Armengaud's Génie industriel, Novbr. 1857, S. 227. Fabrication von Filtrirpapier u. Papier zum Conserviren der Nahrungsmittel etc. In vielen Industriezweigen muß man Papierfilter zum Auswaschen der Producte anwenden; die gewöhnlichen Filter zeigen aber viele Mängel. Der größte Uebelstand der Papierfilter besteht darin, daß sie manchmal während des Filtrirens einer Flüssigkeit in der Spitze durchbrochen werden oder aufreißen. Die Erfinder verhindern dieß dadurch, daß sie in der Mitte des Papierblattes, wohin die Spitze des Filters kommt, ein Gewebe anbringen, dessen Festigkeit hinreichend ist, um das Zerreißen des Papiers zu verhindern und welches klar genug ist, um das Filtriren nicht zu behindern. Die Erfinder haben überdieß die Filter aus so reinem Material anzufertigen gesucht, daß die zu filtrirenden Producte durch sie nicht verändert werden können. Die Lumpen, welche sie zur Fabrication des Filterpapiers anwenden, sind die besten; sie werden ohne Beihülfe seifenartiger oder alkalischer Substanzen gewaschen und von allen Unreinigkeiten befreit; in dem Holländer wird nur das reinste Wasser angewendet, so daß sie aus demselben weder ein Salz noch eine erdige Substanz aufnehmen können. Die Hauptverbesserung des Papiers besteht in den desinficirenden, absorbirenden, klärenden und entfärbenden Eigenschaften, welche ihm durch das Verfahren der Erfinder mitgetheilt werden. Zu diesem Zweck setzen sie dem Papierzeuge mehr oder weniger von einem kohlehaltigen Teige zu, welcher aus Pulver oder Stückchen von vegetabilischer oder thierischer Kohle besteht. Die pulverisirte oder gekörnte Kohle muß, wenn sie aus thierischen Stoffen bereitet ist, vor ihrer Benutzung stets sorgfältig mit Säuren gewaschen werden, um sie zu reinigen und von allen fremdartigen Substanzen, namentlich Sulfuriden, möglichst zu befreien, und in diesem Fall wird sie entfärbend wirken. Man fabricirt auf diese Weise Papiersorten, welche mehr oder weniger Kohle enthalten, je nachdem sie zum Filtriren mehr oder weniger übelriechender oder gefärbten Substanzen bestimmt sind. Die Kohle wird dem Zeuge am besten entweder im Ganzzeugholländer oder in der Schöpfbütte, im Augenblick des Schöpfens beigemengt. Man kann aber auch folgendermaßen verfahren: wenn ein Papierbogen auf dem Filz liegt, so bestreut man ihn mit Kohle und deckt dann einen zweiten geschöpften Bogen darüber, beide Bogen natürlich ungeleimt. Bei der mechanischen Papierfabrication verfährt man auch so, daß die Kohle sich in der Mitte zweier Blätter befindet. Der Zeug für solches Papier oder Pappe kann aus Hanf-, Leinen- oder Baumwollenlumpen bestehen; für gewisse Anwendungen der Filter setzt man auch ausgesuchte wollene, seidene u.s.w. Lumpen zu. Da die Einmengung der Kohle in den Papierzeug, wegen Theilung der Fasern durch die Körnchen, die Festigkeit des Papiers vermindert, so mußte diesem Fehler abgeholfen werden. Man bringt zu dem Ende in der Mitte eines jeden Bogens des Filtrirpapiers oder der Filtrirpappe ein Gewebe ein, wodurch die Spitze des Filtrums fester wird und während des Filtrirens kein Loch bekommen kann. Wenn zu dem Ende ein Bogen aus dem Filz abgelegt ist, so legt man auf dessen Mitte (oder nöthigenfalls über den ganzen Bogen) ein Stück Gaze oder einen andern Stoff von geringer Dichtigkeit, und darüber legt man einen andern Bogen ab, etwas größer als das Zeugstück oder von der Größe des ersten Bogens. Auf diese Weise werden die Filter fester und widerstehen dem Druck der zu filtrirenden Flüssigkeit besser. Für häusliche Zwecke ist es am besten, Scheiben von kohlehaltigem Papier und Pappe zu formen, welche in der Dicke und in den Dimensionen verschieden sind, und aus denen man dann Trichter bilden kann. Solche Scheiben können von Papierzeug aus Lumpen von Hanf- oder Flachs-Leinen, von baumwollenen oder wollenen Zeugen etc., mit mehr oder weniger eingemengter Kohle, auch Thon und für gewisse Zwecke selbst Sägespänen oder Lohe, angefertigt werden. Das beschriebene kohlehaltige Papier läßt sich zum Conserviren von Fischen, Wildpret und Fleisch benutzen, indem man diese hineinwickelt, wodurch sie gegen jede Veränderung geschützt sind, was besonders beim Transport solcher Lebensmittel zu empfehlen ist. Endlich werden solche Papiere und Pappen auch zur Verbesserung der Luft in Räumen, worin viele Menschen versammelt sind, angewendet werden können.