Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. , S. 232
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Miscellen. Miscellen. Die Uhrenfabrication der Schweiz. Die dermalige Entwicklungsstufe der Uhrenfabrication in der Schweiz gibt ein Bild der Arbeitstheilung, wie solches wohl kein anderer Industriezweig bis jetzt in so vollendetem Maaße bieten kann. Für jeden einzelnen Bestandtheil sind Hände bereit, die sich ausschließlich seiner Anfertigung widmen, und nicht eine Hand ist es, welche auch nur den kleinsten Uhrentheil ganz fertigt, derselbe muß vielmehr stets durch verschiedene Hände wandern bis zu seiner letzten Vollendung. – Es ist von Interesse, zu sehen, wie die verschiedenen Verrichtungen bei der Uhrenfabrication ausgetheilt sind, und wie viele Etablissements bei den einzelnen Verrichtungen betheiligt sind, wofür La Chaux-de-Fonds mit 14,567 Einwohnern, welche sich größtentheils von der Uhrenmacherei nähren, als Beispiel dienen mag. Es befinden sich dort nicht weniger als 1422 Etablissements und einzelne Werkstätten, welche nach dem Almanach Neuchatelois in 54 Beschäftigungsarten bei der Uhrenfabrication folgendermaßen sich theilen. Etablissements sind beschäftigt mit der Verfertigung von Rohwerken   5       Malen von Zifferblättern   16 Ankergängen 25 Abschleifen der Werke vor der Vergoldung   16 Anker-Echappements 22 Vergolder   45 Cylinder-Echappements 18 Graveure   15 Kloben für die Unruhe   2 Guillocheure   28 Zahnrädern 17 Buchstaben-Graveure   24 Rädern und den Einschnitten für Gänge   6 Graveure und Guillocheure zugleich   36 Getrieben   5 Walzwerk     1 verschiedenen Bestandtheilen   4 Finisseurs     9 Correctionszeigern   2 Fertigmachen von Gehäusscharnieren   44 Federn 12 Poliren der platten Stahlstücke   30 Spindeln für Spindeluhren   1 Poliren der Zapfen   11 Spiralen   2      „     der Schrauben und sonstigen Spingfedern und Schließvorrichtungen     kleinen Bestandtheile   19     an Damenuhren 38 Poliren der Räder   25 Ketten   3      „     der Staubdeckel   14 Balanciers   8 Repassiren und Remontiren 272 Anker- und Cylinderbestandtheilen 17 Reguliren   47 Zeigern 36 Einsetzen der Zifferblätter     3 Gehäusebügeln   8        „       von abgebrochenen Zapfen     5 silbernen mit Goldreif versehenen        „       der Secundenblätter     2     Gehäusen 19        „       der Flach- und Hohlgläser     7 goldenen Gehäusen 28        „       der Werke ins Gehäus     2 Verfertigung von Staubdeckeln 23 Steinhändler und Steinsetzer   62 Platten für emaillirte Zifferblätter   2 Flicker     2 Zifferblättern von Metall 13 Uhrenmacher   91 emaillirten Zifferblättern 35 Fabrikanten und Händler 224 Ausdrehen der Zifferblätter für die Verpflichtete Probirer     4     Secunden   8 Etuisfabrikanten     9 Ferner ist ersichtlich, welche große Sorgfalt die Verfertigung der einzelnen Bestandtheile erheischt, und wie eben diese Nothwendigkeit da wo eine Massenproduction zu geschehen hat, die Arbeit theilt, um eine größere Menge von Waaren in entsprechender Qualität zu billigeren Preisen herstellen zu können, wie schwierig es aber auch ist, die Fabrication der Taschenuhren anderwärts zur vollen Lebensfähigkeit zu bringen. Hiebei ist noch ins Auge zu fassen, daß Städte wie Chaux-de-Fonds und Gens zu wirklichen Mittelpunkten des Uhrenhandels sich ausgebildet haben, an welchen Einkäufer aller Nationen sich einfinden und die Vermittlung des Einkaufs zum besondern Gewerbe geworden ist. Das Ineinandergreifen der obenerwähnten einzelnen Verrichtungen und der Entstehungsproceß einer Uhr ist dabei ungefähr folgender: Der Werffabrikant fertigt die Rohwerke (ébauches), wobei er die einzelnen Bestandtheile derselben entweder von den oben angeführten Verfertigern bezieht, oder je nach der Ausdehnung seiner Werkstätte solche auch selbst anfertigen läßt. Die rohen Werke bestehen aus den runden Messingscheiben, Platinen genannt, den rohen Rädern und noch verschiedenen einzelnen Stücken. Dem dargestellten Rohwerke fehlt nun noch vieles, es hat weder das feinere Räderwerk, noch den Gang, es fehlt ihm Feder, Zeiger, Zifferblatt, Gehäuse. Es kommt daher sofort in die Hände des Repasseurs, welcher das Werk prüft und für Ergänzung der weiter erforderlichen Arbeiten durch die betreffenden Werkstätten sorgt. Bei dem sogenannten Finisseur werden die kleinen Tragsäulen der Platinen eingesetzt, die Wellen der Kammräder gedreht, dieselben zugleich gebohrt und eingepaßt, es werden die feineren Räder ausgearbeitet und das Werk so weit in Stand gesetzt, daß alle Theile in einander greifen und es zur Noth gehen kann. Bei diesen Arbeiten kommt vieles auf die Intelligenz und Geschicklichkeit des Arbeiters an. – Nachdem das Uhrwerk so weit vorangeschritten, wird es aufs Neue in Arbeit genommen und wird jetzt Gegenstand des Uhrenfabrikanten im engeren Sinne. Die Platinen und diejenigen Stücke, welche das Gerippe des Uhrwerks bilden, und also sein Maaß angeben, wandern nun zu dem Gehäusemacher, welcher sie ins Gehäuse einpaßt. Nachdem das Werk in das Gehäuse gebracht ist, geht es an den Fabrikanten zurück und es wird das Zifferblatt nebst Zeiger aufgesetzt. Sodann wenn das Werk fest im Gehäuse ist, werden die Löcher in die Staubdeckel für die Aufzieh- und Zeigerzapfen eingebohrt, und die Zapfen auf die richtige Länge abgenommen, was ebenfalls vom Repasseur geschieht. Nun wird die Feder eingesetzt und der richtige Eingriff der Räder hergestellt, überhaupt das Werk in allen Theilen richtig gestellt, meistens wird auch jetzt schon die richtige Spirale eingesetzt. Jetzt muß die Uhr gehen und hat nur noch die Verschönerung zu erhalten. Zu diesem Zwecke wird sie wieder auseinander genommen und nun gehen die Schrauben an den Schraubenpolirer, das Stahlwerk an den Stahlpolirer, die Messingräder an den Messingpolirer, oder auch an den Vergolder bei feineren Uhren, alle anderen Messingtheile gehen nebst den vorher gravirten Couvetten zum Abschleifen (Adouciren), dann zur Vergoldung (beim Vergolden der Räder müssen die Zapfen überzogen werden). – Jetzt kommt die Uhr an den Remonteur, welcher sie wieder zusammensetzt, und erforderlichen Falls, wo es nicht vorher geschehen ist, die richtige Spirale noch einsetzt. – Nunmehr ist das Werk fertig. – Das Gehäuse, das mit der Uhr zusammen numerirt ist, ging an den Gehäusemacher zurück, um das Scharnier zu erhalten, sofort an den Graveur, um gravirt, oder an den Guillocheur, um guillochirt zu werden; sodann kam es zum Gehäusepolirer, welcher ihm innen und außen, eine glatte glänzende Fläche zu geben hatte. Die galvanisch vergoldeten Werke werden innen mit Stein polirt, die anderen auf der Drehbank mit Roth. Jetzt geht das Uhrengehäuse wieder zurück an den Remonteur, welcher das Werk zum letzten Male einsetzt, und die Uhr, nachdem vollends der Glasaussetzer das Deckelglas eingesetzt hat, ist nunmehr zum Verkauf fertig. Chaux-de-Fonds, als Hauptstapelplatz der Uhrenfabrication des St. Immerthales, verkauft jährlich etwa für 25 Millionen Franken Uhren – und die Zahl der im Canton Neuenburg und im Berner St. Immerthale gefertigten Uhren wird auf eine Million Stücke im Werthe von 60 Millionen Franken angegeben. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1858, Nr. 3.) Die erste Locomotive in Amerika. Die South-Carolina-Eisenbahn wurde am 2. October 1833 in einer Länge von 136 englischen Meilen von Charleston nach Hamburg eröffnet, und die erste in Amerika gebaute Locomotive legte auf dieser Bahn ihre Probefahrt ab. Ihr Name war Best Friend (bester Freund) und sie wurde von E. L. Miller aus Walterborough in der West-Point-Gießerei der HHrn. Kemble in New-York gebaut. Diese Maschine hatte keinen Tender, sondern führte Holz und Wassercisterne auf dem Kessel. Die Radspeichen waren von weißeichenem Holz und um sie schmiedeiserne Reifen gelegt; die Cylinder lagen innerhalb der Räder. Nach wenigen Fahrten lösten sich die Reifen gänzlich, weßhalb die Räder durch gußeiserne ersetzt wurden. Nach sehr kurzem Lebenslauf explodirte der „beste Freund,“ und seine Ruinen bildeten sich unter der Hand des Maschinenmeisters Petsch zum „Phönix“. Dieser hatte die ersten außenliegenden Cylinder und gerade Radachsen, sowie die ersten gußeisernen Räder mit schmiedeisernen Reifen. B. H. Zur Verhinderung der Steinbildung in Dampfkesseln. Nicht allein daß durch einen irgend beträchtlichen Ansatz von Kesselstein der Verbrauch an Brennmaterial auf sehr kostspielige Weise gesteigert wird, leidet auch der Dampfkessel auf sehr gefährliche Art. So zahlreich die Mittel sind, welche zur Verhütung des Kesselsteins vorgeschlagen und oft übermäßig angepriesen worden sind, so wenig haben dieselben eine sichere Wirkung auszuüben vermocht, was die stets noch vorkommenden Klagen über Kesselstein beweisen. Der Grund hiefür liegt einleuchtend darin, daß die Kesselsteinmittel gewöhnlich ohne Kenntniß der qualitativen und quantitativen Zusammensetzung des vorliegenden Speisewassers angewendet werden. Ein dritter Factor, die Menge des verbrauchten Wassers, bleibt meist ganz unberücksichtigt. Man begreift leicht, daß nur dann, wenn die Art der verunreinigenden Stoffe, die Menge, in welcher sie im Wasser enthalten sind, und die Menge des täglich verdampften Wassers genau bekannt sind, eine gründliche Abhülfe möglich ist. Das unterzeichnete polytechnische Bureau Mein polytechnisches Bureau erstreckt seine Wirksamkeit auf folgende Branchen:1) Die Anstellung von qualitativen und quantitativen chemischen Analysen jeglicher Art, von Rohproducten sowohl (Ackererde, Dünger, Thon, Kalkstein, Erze, Kohlen etc.) als auch von Fabricaten (Chemikalien, Farben und Droguen, Metallen, Legirungen, Zucker, Spiritus, Oel, Seife etc. etc.). Gestützt auf die Genauigkeit dieser Untersuchungen, für die mein Ruf Bürge ist, werden in streitigen Fällen gewissenhafte Gutachten und Zeugnisse ausgestellt.2) Die Errichtung neuer Fabriken, so wie die Einführung von Verbesserungen in schon bestehende, die Ausstattung der betreffenden Fabriklaboratorien, so wie die Anleitung zu den einschlagenden Analysen. Die Anlage rauchfreier Feuerungen, Mittel zur Verhütung von Kesselstein, die Einführung neuer Producte, neuer technischer Instrumente etc. gehören hierher.3) Die Verwerthung von Erfindungen und Entdeckungen, so wie die Vermittelung zur Erreichung von Patenten im In- und Auslande.4) Die Vermittelung des An- und Verkaufs von Fabriken, Grubenfeldern, Wasserkräften, kurz technischen Anlagen.Ein längeres Studium der Chemie in den berühmtesten Laboratorien Deutschlands, von Liebig, Wöhler, Rose, in denen Frankreichs, von Pelouze und Payen, so wie die unausgesetzte Thätigkeit in dem meinigen, die frühere Leitung mehrerer großen technischen Etablissements, vielfältige Reisen in England, Frankreich, Belgien und den verschiedensten industriellen Gegenden Deutschlands, eine genaue Bekanntschaft mit der Technik überhaupt, die annähernd aus meinen Schriften (Maaßanalyse, Chemie und Industrie) ersehen werden kann, befähigen mich zu dem vorliegenden Zwecke. Ein gut eingerichtetes Laboratorium, in das auf Erfordern Personen, die sich in der technischen Analyse oder in speciellen technischen Fächern auszubilden wünschen, aufgenommen werden, steht mir zu Gebote. Die Verbindung mit ausgezeichneten Industriellen, Maschinenfabrikanten und Baumeistern ist seit langen Jahren angeknüpft, und auch das Wohlwollen der königlichen Behörden dürfte nicht fehlen. Alles dieß befähigt den Unterzeichneten, die in diesem Prospecte angegebenen Zwecke seines polytechnischen Bureau's zu realisiren. Dr. H. Schwarz. offerirt nunmehr seine Dienste in dieser Beziehung in der Art, daß es bei Befolgung der von ihm gegebenen Anordnungen eine gründliche Beseitigung des Kesselsteins garantirt. Dazu ist nöthig: 1) die Zusendung einer Quantität von 20–30 Quart Speisewasser, zur Anstellung von Analysen und zu praktischen Verdampfungsversuchen; 2) die Angaben der Größe, der Construction und Feuerberührungsfläche des Kessels, oder besser der Menge des im regelmäßigen Betriebe täglich verdampften Wassers. Diese läßt sich leicht auf die Art ermitteln, daß a) die zum Speisen nöthige Zeit, d.h. die Zeit, während welcher die Speisepumpen täglich gegangen, in Minuten; b) die Zahl der Kolbenhube per Minute; c) der Durchmesser und Hub der Speisepumpe angegeben wird. Die empfohlenen Reagentien können stets durch die HH. Fabrikanten selbst, und daher auf billigstem Wege bezogen werden, da Geheimnißkramerei nicht beabsichtigt wird. Das Honorar für obige Bemühungen beträgt 20 Thlr. per Dampfkesseleinrichtung. Auch das zum Waschen, Bleichen und Färben benutzte Wasser wird in Beziehung auf seine Qualität vom polytechnischen Bureau untersucht. Das polytechnische Bureau vonDr. H. Schwarz in Breslau (Bahnhofstraße Nr. 7.) Die Extraction des Silbers aus Kupfererzen mittelst Kochsalz auf der Muldener Hütte bei Freiberg; von Kocubey. Der Kupferstein, der 50–70 Proc. Kupfer, 8–15 Proc. und noch mehr Blei und 0,20–0,45 Proc. Silber enthält, wird gepocht, gesiebt und in Doppelrostöfen in zwei über einander liegenden Herden, zuerst in dem oberen und darauf in dem unteren Herde geröstet. In der ersten Röstperiode bilden sich aus den Kupfersulfureten neutrale und basische schwefelsäure Salze, die sich in der zweiten Periode unter Abgabe von Schwefelsäure und schwefliger Säure zum größten Theile in Oxyde verwandeln, während bloß schwefelsaures Silberoxyd und ein Theil schwefelsaures Kupferoxyd übrig bleibt. Zum Abrösten von 100 Ctr. Kupferstein braucht man 45–60 Scheffel Steinkohlen (à 95 Kilogr.). Der abgekühlte Kupferstein wird durch Sieben und Pochen. Rösten und Vermahlen des Groben in feines Mehl verwandelt. Das Mehl wird mit 4–8 Proc. Kochsalz gemengt, geröstet. Dadurch wird das Kupfer chlorirt und es entstehen zugleich Chlorverbindungen der übrigen Metalle. Nach beendigtem Rösten wird die Masse in hölzernen Fässern unter hydrostatischem Drucke ausgelaugt. Zuerst wendet man zum Auslaugen bloß warmes Wasser, wodurch schwefelsaures Natron und andere Salze aufgelöst werden, zuletzt eine Lösung von Kochsalz an. Die Lauge, welche das Silber als Chlorsilber-Chlornatrium enthält, kommt in die Silberfällgefäße, in welchen eine 10–15 Zoll hohe Schicht von Cementkupfer liegt, auf welchem sich das Silber niederschlägt. Das gefällte Silber wird abgehoben, mit salzsäurehaltigem Wasser gewaschen, zu Ballen geformt, getrocknet und geschmolzen. In den Kupferfällgefäßen liegen Eisenabschnitte, auf welchen sich das Kupfer niederschlägt, das reine Cementkupfer kommt in die Silbergefällgefäße, das übrige Kupfer zum Schmelzen auf Schwarzkupfer. Die Rückstände des Auslaugens werden je nach ihrem Silbergehalte entweder auf Schwarzkupfer verschmolzen oder nochmals mit Kochsalz geröstet und auf die angegebene Weise ausgelaugt. (Stamm's neueste Erfindungen, 1858, Nr 5.) Stahl zu härten, ohne daß er sich verziehen kann. Zu diesem Zwecke erhitze man den Stahl so gleichförmig als möglich, und tauche ihn senkrecht und langsam ins Wasser, so daß er gleichzeitig von allen Seiten und nahe der Oberfläche des Wassers abkühlt. Wird er sehr schief ins Wasser getaucht, so wird seine untere Seite zuerst kalt und zieht die obere Seite, welche dann meistens weich bleibt, krumm. Dasselbe Resultat zeigt sich oft, wenn der Stahl sehr geschwind ins Wasser geworfen wird, wodurch auf einer Seite eine Menge Dampfbläschen haftend bleiben, während die andere erkaltet. Es ist stets am besten, den Stahl nicht übermäßig zu erhitzen, weil sich hierdurch die Poren unverhältnißmäßig öffnen, so daß der Stahl wohl spröder, aber nicht härter wird. Vorzüglich ist dieß beim Härten von feinen Instrumenten zu beachten. B. H. Bronziren von Zinkgußgegenständen. Im Musterlager der k. Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart befinden sich verschiedene Pariser Zinkgußgegenstände, die zum Theil bronzirt, zum Theil versilbert oder vergoldet sind. Die bronzirten Gegenstände sind hauptsächlich zweierlei Art; die einen haben eine dunkelrothbraune Farbe, die anderen das grünliche Aussehen (die Patine) der eigentlichen Bronze. Bei näherer Besichtigung der bronzirten Zinkgußwaaren findet man, daß dieselben zuerst galvanisch vermessingt oder verkupfert sind, und erst dann dem Bronziren unterworfen wurden. Die dunkelbraune Bronze wird erhalten, wenn man die Messing- oder Kupferoberfläche mit verdünnter Salpetersäure blank beizt, dann mit einem Gemenge von 3 Theilen Eisenroth und 2 Theilen Graphit, mit Weingeist zu einem Brei angerührt, überstreicht. Nach 24 Stunden wird der Ueberzug abgebürstet und die Oberfläche ist bronzirt, und um so dunkler, je mehr Graphit im Verhältniß zum Eisenroth genommen wurde. Das mehr der eigentlichen Bronze ähnliche Aussehen wird den blanken verkupferten oder vermessingten Gegenständen gegeben durch Betupfen mit einer weichen Bürste oder einem Leinwandlappen, welche in eine Lösung von 2 Loth Salmiak, 1/2 Loth Sauerkleesalz in 1–1 1/2 Maaß Essig getaucht werden; diese Operation wird so oft wiederholt, bis der Gegenstand eine dunkle Bronzefärbung angenommen hat. Die Gegenstände können zuletzt noch mit einem Firniß überzogen werden. Die versilberten Zinkgußwaaren sind zum Theil dunkelbraungrau, fast schwarz gefärbt. Diese dunkle Färbung des Silbers erhält man durch Bestreichen desselben mit einer verdünnten Lösung von Schwefelkalium in Wasser, oder auch durch einfaches Einreiben von Graphit. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1857, Nr. 6.) Pleischl's Verfahren, Eisen, Eisenblech und alle daraus angefertigten Gegenstände mit bleifreiem oder metalloxydfreiem Email zu überziehen. Die Bestandtheile des Emails bestehen in:                        a. oder                               b Kieselerde 30–50 Th. Quarz 30–50 Th. Feuerstein 10–20  „ Granit 20–30  „ Porzellanerde 10–20  „ Borax 10–20  „ Pfeifenthon   8–16  „ Glas   6–10  „ Kreide   6–10  „ Magnesia 10–15  „ Porzellanmehl   5–15  „ Feldspath   5–20  „ Borsäure 20–40  „ Verwittertes Salpeter   6–10  „ kohlens. Natron 10–20  „ Gyps   2–  6  „ Kalk   5–15  „ Schwerspath   2–  8  „ Flußspath   3–10  „ Jeder einzelne Bestandtheil wird für sich auf das feinste gepulvert, dann werden alle aufs innigste vermengt und zum Email geschmolzen. Dieses wird wieder fein gemahlen, aufgetragen und eingebrannt. Das angegebene Verhältniß der einzelnen Bestandtheile des Emails ist ein veränderliches und von der verschiedenen Beschaffenheit der zu emaillirenden Metalle bedingt, daher das wahre Verhältniß erst durch Versuche gesucht und stets innerhalb der angegebenen Mengen gefunden werden muß. Rücksichtlich des Verfahrens der Auftragung des Emails wird bemerkt: Die Glasur ist dünn aufzutragen, weil sie durch die Temperatur in einem andern Verhältnisse ausgedehnt wird, als das Blech, und die Glasur ähnlich dem Glase in dünnem Zustande biegsam, in dickem aber zerbrechlich ist. Das Geschirr muß möglichst langsam abgekühlt werden, da durch eine rasche Abkühlung eine ungleichförmige Zusammenziehung erfolgt, die oft ein Abspringen der Glasur zur Folge hat. Der Emailbedarf per Pfund ist 4–8 Loth, je nachdem das Blech dünner oder dicker ist; es sind also gleichzeitig so vielmal 4–8 Loth Email zu schmelzen, als das zu emaillirende Blech in Pfunden wiegt. Bei großen Geschirren, wie bei 40 maaßigen Casserols, 60 maaßigen Töpfen, Kesseln von 2–5 Eimern ist per Pfund – 2 Loth Email erforderlich. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1858, Nr. 2.) Reinigung der Glasgefäße von Harz und Oel. Nach Ed. Harms ist das Beinschwarz ein vorzügliches Mittel, um Glasgefäße von ätherischem Oele oder Harze zu befreien. Man bringt etwas Alkohol in das Glas und verbreitet ihn über die zu reinigende Oberfläche, fügt dann eine mäßige Menge Knochenkohle dazu, und schüttelt mit Wasser. Ist die Harzschicht, welche entfernt werden soll, bereits erhärtet, so muß dieses Verfahren wiederholt werden. Die Kohle nimmt das Harz und Oel auf. Das Spülwasser ist völlig klar. (Archiv der Pharmacie, Bd. XXXV S. 125.) Neuer Kitt. Man rühmt einen neuen Kitt, welchen Hr. Edm. Davy auf die Art bereitet, daß er gleiche Theile gewöhnliches Pech und Gutta-percha in einem eisernen Gefäß schmelzen läßt. Dieser Kitt wird entweder flüssig unter einer Wasserschicht aufbewahrt, oder getrocknet und erhärtet, um ihn beim Bedarf schmelzen zu lassen. Er wird vom Wasser nicht angegriffen, und haftet sehr fest auf Holz, Stein, Glas, Porzellan, Elfenbein, Leder, Pergament, Papier, Federn, Wolle, Kattun, Leinenzeugen, und selbst auf Firniß, wodurch er sich für eine Menge von Anwendungen eignet. (Cosmos, Revue encyclopédique, 1858, t. XII p. 41) Ueber die Auffindung des Alauns im Brod. Zwei Methoden sind es, die man zur Entdeckung einer Verfälschung des Brods mit Alaun vorgeschlagen hat: die Prüfung des wässerigen Auszugs des Brods, und die Einäscherung und Untersuchung der in Salpetersäure gelösten Asche. – Die erste Methode ist nach E. Hadon (Quart. Journal of the Chem. Society, 1857) durchaus trugerisch, sofern stets durch Ammoniak ein Niederschlag von Phosphaten der Erden entsteht und Alaun, selbst wenn er anwesend ist, nicht in Lösung geht. Die zweite Methode der Einäscherung ist gut und der Rückstand löst sich selbst nach heftigem Glühen leicht in Salpetersäure, weil die Thonerde als Phosphat hinterbleibt. Aber das Verfahren ist etwas langwierig, wenn man es nicht etwa durch Anwendung von Salpeter und Verpuffen abkürzen will. Dagegen hat der Verf. gefunden, daß sich Thonerde im Brod leicht erkennen läßt durch die Färbung, welche in einem verdünnten Campecheholz-Absud das Brod annimmt, wenn man es 12 Stunden darin läßt, und zwar erkennt man noch 1 Thl. Alaun in 906 Thln. verarbeiteten Mehls. Freilich entsteht auch durch Campecheholzlösung eine Färbung, wenn das Brod Kupfervitriol enthält, aber man kann dann leicht zwischen der Art der Verfälschung durch fernere Proben entscheiden. Es ist zweckmäßig, die Abkochung des Campeckeholzes frisch zu bereiten und ansehnlich zu verdünnen, und die Brodstückchen nicht unterzutauchen, sondern darauf schwimmen zu lassen. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXII S. 378.) Die Bernsteinsäure ein Product der geistigen Gährung. In einem Schreiben an Prof. Dumas theilt Hr. Pasteur einige neue Resultate über die geistige Gährung mit. Hiernach steht das bisher angenommene Verhältniß zwischen der Zuckermenge und der Summe der Gewichte der Kohlensäure und des Alkohols keineswegs fest. Hr. Pasteur hat nämlich gefunden, daß, die Bernsteinsäure eine derjenigen Säuren ist, welche bei der geistigen Gährung stets erzeugt werden, d.h. daß niemals eine geistige Gährung statt findet, ohne daß auf Kosten des Zuckers eine Quantität Bernsteinsäure gebildet wird, welche wenigstens ein halbes Procent vom Gewicht des gegohrenen Zuckers beträgt. Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man auch nur einige Gramme gährungsfähiger Substanz angewandt hat, indem man die gegohrene Flüssigkeit abdampft, sie neutralisirt und mit einem Silbersalz fällt; der ausgewaschene Niederschlag, durch Schwefelwasserstoff zersetzt, gibt beim Abdampfen Krystalle von Bernsteinsäure. Ein einfacheres Verfahren besteht darin, das Extract der gegohrenen Flüssigkeit mehrmals mit Aether zu behandeln, wo sich dann während der Verdunstung des Aethers nach und nach Krystalle von Bernsteinsäure absetzen. Sollte die Krystallisation nicht erfolgen, also die Bernsteinsäure in dem Syrup von Milchsäure, welchen der Aether nach seiner Verdunstung hinterläßt, aufgelöst bleiben, so braucht man nur die beiden Säuren mit Kalk zu sättigen. Der in schwachem Alkohol unauflösliche bernsteinsaure Kalk ist leicht vom milchsauren Kalk zu trennen. Die Bernsteinsäure muß sich als ein normales Product der geistigen Gährung in allen gegohrenen geistigen Flüssigkeiten vorfinden. Hr. Pasteur dampfte ein Liter natürlichen Wein ab, nahm den Rückstand in Aether auf, und nach 24 Stunden setzten sich aus dem Syrup von Milchsäure, welcher bei der Verdunstung des Aethers zurückblieb, Bernsteinsäure-Krystalle ab. – Sollte die Bernsteinsäure in Zukunft in der Arzneikunde angewendet werden, so ließe sie sich mit geringen Kosten aus der Branntweinschlempe darstellen. (Moniteur industriel vom 4. Februar 1858, Nr. 2226.) Darstellung schleimiger Flüssigkeiten zum Appretiren der Gewebe; von Fr. Crace Calvert in Manchester. Wenn man die zu appretirenden Gewebe mit thierischem Leim oder Knochenleim steift, so ertheilt ihnen derselbe bekanntlich einen sehr unangenehmen Geruch und beim Aufbewahren solcher Zeuge in feuchten und warmen Localen kann der Leim in Fäulniß übergehen, wobei sich Schimmel bildet. Um beide nachtheilige Umstände zu vermeiden, ersetzt der Patentträger beim Steifen der Gewebe und des Papiers den thierischen Leim durch den Schleim, welcher im Flachs- und Hanfsamen enthalten ist, so wie im Flöhkrautsamen (von Plantago psyllium); auch wendet er zu diesem Zweck Pektinsäure an, aus Möhren, Pastinake oder Rüben dargestellt. Um die schleimige Substanz aus den erwähnten Samen darzustellen, versetzt man 100 Pfd. kochendes Wasser mit 20 Pfd. des Samens, und unterhält die Siedhitze beiläufig eine halbe Stunde lang; dann filtrirt man, um die festen Stoffe abzusondern. Um die Pektinsäure aus den erwähnten Wurzeln darzustellen, reibt man dieselben zu einem Brei, preßt aus demselben den Saft aus und wascht die Masse mit reinem Wasser vollständig aus; dann gibt man 50 Theile der gut ausgepreßten Masse in 300 Theile reines Wasser, zertheilt sie in demselben und setzt nach und nach beiläufig 1 Theil Potasche oder calcinirte Soda zu; das Ganze muß nun eine Viertelstunde lang gekocht und noch siedendheiß filtrirt werden. Hierauf neutralisirt man das angewendete kohlensaure Alkali durch sein Aequivalent Schwefelsäure oder Salzsäure, und der so erhaltene Schleim ist zur Anwendung fertig. – Patentirt in England am 20. Januar 1857. (London Journal of arts, Nov. 1857, S. 290.) Mittel gegen das Ausschlagen des Oels bei polirten Möbeln. Das Ausschlagen des Oels ist nicht, wie Viele glauben, eine Folge des bei dem Poliren angewendeten Oels, denn das Oel, welches sich mit der Politur innig vermischt, scheidet sich nie wieder aus, sondern es ist vielmehr Folge der überflüssigen Fettigkeit, welche dem Holz beim Schleifen mitgetheilt wurde. Man muß das Holz so mager wie möglich schleifen, und dann durch Pudern mit Ziegelmehl, welches einige Zeit darauf liegen bleibt, das Oel soviel wie möglich herausziehen. Besser noch ist es, das Holz mit Firniß zu schleifen und gehörig trocknen zu lassen, und dann noch mit Filz und Ziegelmehl abzuschleifen. Viele schleifen oder reiben vielmehr das Holz zuvor mit Wachs, um dadurch das Eindringen des Schleifmittels zu verhüten; von Andern wird das geschliffene Holz erwärmt, damit das überflüssige Oel ausschwitzen kann; dieß ist aber unzweckmäßig, kann auch in den meisten Fällen, zumal bei furnirter Arbeit, gar nicht angewendet werden. Das beste, schon oft erprobte Verfahren, um diesem Uebelstande abzuhelfen, ist folgendes: Nachdem das Holz mit schwacher Politur oder mit Spirituslack einigemal getränkt wurde und trocken ist, wird es mit altem, abgekochten Leinöl, welches wo möglich gebleicht und dem beim Kochen etwas Wachs zugesetzt wurde, nicht zu fett und so fein wie möglich geschliffen, sodann noch gut mit Filz und Ziegelmehr abgerieben. Gut ist es, wenn die Arbeit einen Tag stehen bleiben kann, und dann erst grundirt wird. Bei dem Grundiren muß solange ohne Oel und mit schwacher Politur polirt werden, bis die ganze Fläche glänzt. Nach einiger Zeit, und zwar je später desto besser, kann das Object abermals polirt werden, mit etwas Oel, damit der Glanz, so zu sagen, fett und schwer wird, denn ohne Oel oder mit zu wenig Oel Poliren, erschwert die Arbeit und der Glanz bleibt immer dürftig. Gesimse, welche bis zum matten Glanz geschliffen werden, schlagen nie aus, wenn man auch wirklich fett polirt und schon im Anfang Oel anwendet; es ist also nicht das wenige, der Politur beigemischte Oel Ursache des Ausschlagens. Eisen und andere Metalle, Marmor etc. mit Terpenthin oder Talg geschliffen, schlagen nie aus, weil kein Fett eindringen kann. Holz, welches mit arabischem Gummi getränkt, und dann mit Seife geschliffen wird, schlägt, auch fett polirt, nie aus. Arabisches Gummi und Seife werden gebraucht, wenn das Holz keine Farbe bekommen soll, wie z.B. wenn Ahorn oder Kastanie polirt werden sollen. Aus allem Angeführten ist zu ersehen, daß also bloß das Oel oder Fett, welches bei dem Schleifen zu viel aufgetragen und nicht wieder herausgeschliffen, oder durch andere oben angeführte Mittel entfernt wurde, Ursache des Ausschlagens seyn kann. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1857, Nr. 24.) Neues Verfahren in der Zubereitung der für die Weißgerberei bestimmten Felle. Man weiß, daß bei der Zubereitung der Felle junger Ziegen, zur Anfertigung von Handschuhen und einigen anderen Gegenständen bestimmt, Eigelb verwendet wird, um ihnen die nöthige und so hochgeschätzte Zartheit, Weichheit und Dehnbarkeit zu geben. Diese Behandlung mit Eigelb, von den französischen Handschuhfabrikanten nourriture genannt, ist wegen des täglich steigenden Preises der Eier und des ungeheuren Verbrauchs dieses Hühnererzeugnisses sehr kostspielig. Ein Trödler, dessen Namen wir noch nicht kennen, hat den Gedanken gefaßt, das Eigelb durch das Gehirn der Thiere zu ersetzen, das durch seine chemische Zusammensetzung dem Zwecke zu entsprechen scheint. Das Gehirn wird zu dem Ende in heißem Wasser aufgelöst und die Auflösung durch ein Sieb geschlagen, um sie von allen fremdartigen Stoffen zu befreien, wonach man sich derselben entweder allein oder mit Mehl und Alaun bis zur Dicke eines Teiges angemacht, ganz auf dieselbe Art bedient, wie man das Eigelb anwendet. Nach der Erfahrung des Erfinders verbessert man die Beschaffenheit geringer Häute dadurch in einem solchen Grade, daß sie zur Anfertigung von Handschuhen u.s.w. dienen können, indem man sie in ein geschlossenes Gefäß bringt, worin man in Wasser aufgelöstes Thiergehirn zuläßt und die Flüssigkeit vermittelst einer Pumpe, einer Presse oder irgend eines anderen mechanischen Mittels zwingt in die Poren der Felle einzudringen. (Deutsche Gewerbezeitung. 1857, S. 420.)