Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 147, Jahrgang 1858, Nr. , S. 313
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Miscellen. Miscellen. Verfahren, den Tender mit Wasser zu füllen, während der Eisenbahnzug in Bewegung ist. Um, während ein Eisenbahnzug in Bewegung ist, Wasser in den Tender ein nehmen zu können, was bei Eilzügen mit weitentfernten Haltpunkten von Wichtigkeit ist, hat Mac Donald folgende eigenthümliche Einrichtung sich in den Vereinigten Staaten patentiren lassen. Er schlägt vor, in bestimmten Entfernungen zu beiden Seiten der Bahn lange, schmale hölzerne Tröge anzulegen und diese stets mit Wasser gefüllt zu erhalten. Diese Tröge endigen und beginnen mit einer doppelten schiefen Ebene anstatt der schmalen Seitenwände. Um nun einen Theil des Wassers während der Fahrt aus den Trögen in den Tender zu bringen, läßt er an jeder Seite desselben einen weiten nach vorn gekrümmten Schlauch, welchen ein sich nach innen in den Tender öffnendes Ventil verschließt, in der Höhe und Distanz der Trogböden vom Tender herabhängen. An den vordern Enden der Schlauche sind Laufrollen angebracht. Kommt der Tender während der Fahrt an den Trog, so läuft der bewegliche Schlauch mit seiner Laufrolle auf der schiefen Ebene hinauf und dann hinab ins Wasser, welches in den schnell im Wasser hinfliegenden offenen Schlauch einströmt, das Tenderventil öffnet und diesen füllt; am andern Ende des Troges läuft der Schlauch wieder aus dem Wasser und hängt dann bis zur nächsten Wasserstation ruhig am Tender, wo er dann seine Laufbahn von neuem beginnt, um das unterdessen dem Tender entnommene und verdampfte Wasser zu ersetzen. B. H. Canal durch den Isthmus. Capitän Paulding, welcher kürzlich von einem Nivellement des Isthmus wegen Anlegung eines Schiffcanals zurückkehrte, erstattete einen Bericht an das Marinedepartement der Vereinigten Staaten, welcher diesem Unternehmen die glänzendsten Aussichten stellt. Die einzige zu überwindende Schwierigkeit wird das den Arbeitern höchst ungesunde Clima seyn. Das Terrain zwischen dem atlantischen und stillen Ocean selbst bietet keine Hauptschwierigkeiten dar, indem der höchste Punkt, den die schon erbaute Eisenbahn zwischen beiden Meeren hat, nicht höher als 286 Fuß über dem Meeresspiegel liegt, und die aus den Einschnitten gewonnene Erde zu den zu schüttenden Dämmen vollkommen hinreichen wird Die Gesammtlänge des Canals wird 45 3/4 englische, oder nahe 10 geographische Meilen betragen. Der Querschnitt des Canalwassers soll 270 Fuß breit, 150 Fuß weit und 31 Fuß tief werden; die Schleußen erhalten eine Länge von 400 Fuß bei 90 Fuß Breite. Die höchste Höhe des Canalwasserniveau's über dem Meeresspiegel wird 150 Fuß betragen und der an dieser Stelle nöthige Einschnitt 4 engl. Meilen lang werden; an seiner tiefsten Stelle wird er in einer Länge von 136 Fuß 49 Fuß tief. Dieser höchste Punkt wird durch einen 24 engl. Meilen langen Hülfscanal aus dem Fluß Chagres, 21 Meilen oberhalb der Stadt Cruces, wo das Flußniveau 185 Fuß über dem Meeres- oder 35 Fuß über dem Canalwasser-Spiegel ist, mit Wasser gespeist werden. Nach gemachten Erfahrungen hat der Chagres zu allen Jahreszeiten überflüssiges Wasser, so daß nie Wassermangel eintreten kann. Die Kosten des Canals und der an beiden Seiten nöthig werdenden Hafenverbesserungen sind zu 80 Millionen Dollars angeschlagen, und die an jeder Seite befindlichen Häfen werden hinreichenden Platz für die ihn benutzenden Handelsschiffe darbieten. B. H. Das neue Vorkommen größerer Massen gediegenen Silbers auf der Grube Himmelsfürst im Freiberger Revier; von August Breithaupt. Der Anbruch dieses Silbers wurde im Quartal Luciä 1857 auf dem August flachen Gange gemacht. Dieser Gang liegt im südlichsten Theile des Grubenfeldes, wurde vor nicht gar langer Zeit erst angefahren und überhaupt bekannt; sein Ausstrich ist noch nicht nachgewiesen, aber das Anfahren fand auf der siebenten Gezeugstrecke statt. Dem Anbruche gingen eine Druse etwa von der Größe zweier Fäuste mit Krystallen von Freieslebenit (Schilfglaserz) und einzelne kleine Stücke Uranpecherz voraus. Das Silber füllt meist die Gangspalte aus und kommt deßhalb gewöhnlich in Platten vor, doch fand man es auch derb in unbestimmten Klumpenformen, welche selten wieder in zähnige und drahtförmige Gestalten auslaufen. Die meisten Stücke wogen von 3 bis zu 12 Pfund, die größte der vorgekommenen Platten wog 60 Pfd. und wiegt, nachdem man sie an den Rändern behauen und in die Form einer dünnen sehr großen Speckseite gebracht hat, noch 45 1/2 Pfd. Im Ganzen sind in der Zeit von 6 Wochen, in der Lange von 7 Lachtern und von der halben Höhe des Orts bis zur Sohle nahe an neunzehn Centner gewonnen worden, und in der Sohle stehen noch einige Zinken an. Das Silber muß sehr rein seyn, denn ich fand das specifische Gewicht = 10,840, das höchste, welches mir bekannt ist. An einigen größeren Stücken sah ich kleine Krystalle von Freieslebenit mit ansitzend Sonst erscheint nur noch Braunspath als Begleiter, welcher vielleicht der Tautoklin ist. Es läßt sich zur Zeit noch nicht absehen, wie wichtig der an sich schon sehr werthvolle Fund für die Grube werden könne. Aber man darf doch vermuthen, daß der Gang, für welchen man eine so bedeutende Abbauhöhe hat, in derselben von Distanz zu Distanz wieder unter ähnlichen Umständen ähnliche Anbrüche darbieten werde. Und so dürfte Himmelsfürst, welche Grube bereits beiläufig seit 120 Jahren ohne Unterbrechung Ausbeute gegeben hat, für seinen künftigen Reichthum um so mehr Bürgschaft haben. Uebrigens hat man den Gang vom angefahrnen Punkte aus in der entgegengesetzten Richtung auszulängen begonnen und ihn hier ebenfalls reich, aus Bleiglanz, Rothgiltigerz, Glaserz und gediegen Silver bestehend, getroffen. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1858, Nr. 5.) Methode, um aus jeder kupferhaltigen oder reinen Silberlösung direct reines Silber niederzuschlagen; von Dr. H. Hirzel. Bei den bis jetzt üblichen Methoden zur Darstellung eines chemisch reinen Silbers auf nassem Wege wußte man keinen einfacheren Weg einzuschlagen, als das Werksilber oder überhaupt unreine Silber in Salpetersäure aufzulösen und aus dieser Lösung durch Zusatz von Salzsäure oder Kochsalzlösung als Chlorsilber niederzuschlagen, wobei das Kupfer in der Lösung bleibt. Das Chlorsilber mußte nun erst gewaschen und dann durch irgend ein Mittel reducirt werden. Schon seit längerer Zeit bin ich mit Untersuchungen über das Verhalten des metallischen Aluminiums in den Lösungen der Metallsalze beschäftigt und habe gefunden, daß das Aluminium aus einer schwach salpetersauren Auflösung von salpetersaurem Kupferoxyd kein metallisches Kupfer zu fällen vermag, während es dagegen aus einer schwach sauren, verdünnten Lösung von salpetersaurem Silberoxyd in der Siedhitze alles Silber in ausgezeichnet schönen, mehrere Linien großen, glänzenden, zarten Lamellen oder Krystallblättchen niederschlägt, wobei sich diese Krystallvegetation rosettenförmig um das centrale Aluminiumstück lagert. Zugleich löst sich verhältnißmäßig nur wenig Aluminium auf, so daß jedenfalls diese Fällung der Entstehung eines elektrischen Stromes zugeschrieben werden muß. Nach Ermittlung dieser Thatsachen lag der Gedanke nicht fern, dieselben zu benutzen, um direct aus jeder kupferhaltigen Silberlösung reines metallisches Silber zu fällen, und die in dieser Hinsicht angestellten Versuche ergaben ein durchaus befriedigendes Resultat. Man verführt folgendermaßen: Das unreine Silber (Münzen, Werksilber) wird auf die gewöhnliche Weise in verdünnter Salpetersäure aufgelöst, wobei man einen großen Ueberschuß der Säure zu vermeiden hat, da man sonst die Lösung zur Verjagung desselben erst eindampfen müßte. Die erhaltene salpetersaure Lösung wird filtrirt. mit der 20fachen Menge Wasser verdünnt, in einem Glase oder einer Porzellanschale zum Sieden erhitzt und ein blankes Blech von Aluminium hineingeworfen. Sofort scheidet sich das Silber ab. und unterhalt man das Kochen, so fällt in kurzer Zeit alles Silber aus. Das gefällte Silber wird gesammelt, mit Wasser gut ausgewaschen, hierauf mit verdünnter Salzsäure ausgekocht, um etwa mechanisch beigemengtes Aluminium zu entfernen) dann wieder mit Wasser gewaschen und in der Wärme getrocknet. Es ist vollkommen rein und namentlich frei von Kupfer und Aluminium. Will man es zusammenschmelzen, so erfolgt dieß am besten unter einer Decke von Borax. Ueber die Verbindung des salpetersauren Natrons mit dem salpetersauren Silberoxyde; nach H. Rose. Seit längerer Zeit weiß man, daß mehrere Natronsalze dieselbe Form mit den entsprechenden Silberoxydsalzen theilen. Auffallend ist es aber, daß das salpetersaure Natron nicht mit dem salpetersauren Silberoxyd isomorph ist, obgleich beide im wasserfreien Zustande bekanntlich in sehr deutlichen Krystallen dargestellt werden können. Man kann indessen das salpetersaure Silberoxyd zwingen, die rhomboëdrische Form des Krystalls des salpetersauren Natrons anzunehmen, wenn man beide Salze gemeinschaftlich aus einer Lösung krystallisiren läßt. Enthält die Lösung einen Ueberschuß von salpetersaurem Silberoxyd, so scheiden sich durch langsames Abdampfen über concentrirter Schwefelsäure zuerst zweigliedrige Krystalle dieses Salzes ohne einen Natrongehalt aus. Die späteren Anschüsse indessen haben auf das vollständigste die rhomboëdrische Form des salpetersauren Natrons, enthalten aber außer diesem salpetersaures Silberoxyd, und zwar in mannichfaltigen Verhältnissen. Einmal wurden Krystalle von der Zusammensetzung AgO. NO₅ + 2 NaO, NO₅ erhalten; in Krystallen von anderen Anschüssen war 1 Atom des salpetersauren Silberoxyds mit 3,18, mit 3,74 und mit 4,2 Atomen des salpetersauren Natrons verbunden, so daß also in diesen Doppelverbindungen die beiden Vasen Silberoxyd und Natron sich in unbestimmten Verhältnissen ersetzen können. (Berichte der k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1857, S. 474.) Siliciumoxyd im Rückstand von der Auflösung des Roheisens. Es ist eine alte Beobachtung von Schafhäutl, daß der schwarze Rückstand von der Auflösung des Roheisens in Salzsäure, nach dem völligen Auswaschen mit Wasser, beim Uebergießen mit Ammoniak lebhaft Wasserstoffgas entwickelt. Seitdem die Existenz eines Siliciumoxyds bekannt ist. welches die Eigenschaft hat, in Berührung mit Ammoniak unter Wasserstoffentwickelung sich in Kieselsäure zu verwandeln, war es wahrscheinlich, daß jener schwarze Rückstand aus dem man bekanntlich Kieselsäure ausziehen kann, in der That Siliciumoxyd enthalte Diese Vermuthung hat sich bei näherer Untersuchung vollkommen bestätigt. Das Siliciumeisen im Roheisen bildet also bei der Auflösung nicht Kieselsäure sondern Siliciumoxyd – eine Eigenschaft, die es mit dem Siliciummangan theilt. Prof. Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie, December 1857. S. 374.) Beitrag zur Beurtheilung der Tauglichkeit der Wöhler'schen Methode der Calomeldarstellung für pharmaceutische Laboratorien. Wöhler empfahl bekanntlich (polytechn. Journal Bd. CXXXII S. 434) zur Darstellung krystallisirten, fein zertheilten Calomels auf nassem Wege, man solle in eine bei 50° C. gesättigte Sublimatlösung schweflige Säure bis zur Sättigung einleiten, wodurch ein Niederschlag entstehe, der nach mehrstündiger Digestion mit der Flüssigkeit von dieser getrennt und ausgewaschen werde. Bei dieser Vorschrift ist unterlassen, die Ausbeute an Calomel anzugeben, und es haben bald nach ihrem Erscheinen Zinkeisen und Muck mit übereinstimmendem Erfolg gefunden, daß sich auf diese Weise lange nicht eine dem angewendeten Chlorid entsprechende Menge Chlorür darstellen lasse. F. Sartorius nahm aber die Wöhler'sche Methode in Schutz, indem er zeigte, daß, wenn der Sublimat in gehörig viel Wasser gelöst und dieß mit schwefliger Säure gesättigt und längere Zeit zwischen 70 und 80° C. erwärmt gehalten werde, man eine dem theoretischen Verhältnisse nahekommende Menge Calomel erhalten könne. Zwei Gründe waren Aufforderung zur Wiederaufnahme der Sache: Sartorius sagt, er habe 100 Gramme Sublimat in der 8000fachen Menge Wasser (8 Pfund) aufgelöst, mit schwefliger Säure gesättigt und längere Zeit zwischen 70 und 80° C. erhitzt und 84,6 Gramme Calomel (anstatt 86,9, welche theoretisch gewinnbar seyn sollen) erhalten. Brauchte man zur Verarbeitung von 100 Gram. Sublimat die 8000fache Wassermenge, das wäre achthunderttausend Gramme oder 800 Liter und müßten diese gesättigt werden, so wäre damit soviel gesagt, als: die Methode tauge nicht für die Praxis. Wie die Einschaltung „8 Pfund“ zu nehmen sey, bleibt ganz unklar. Verstand Hr. F. Sartorius die Sache so, man solle 100 Gramme Sublimat und 8000 Gramme Wasser nehmen, so sind das auch nicht 8 Pfund, sondern 8 Liter. Zu der geringen Menge von 100 Grammen des Chlorids 8 Liter Wasser nehmen, und dieß mit schwefliger Säure sättigen, sodann längere Zeit auf 70 bis 80° C. erwärmt halten, wäre immer noch umständlich und kostbar genug, und bei den nachfolgenden Versuchen, die Hr. C. W. Stein, Schüler der Pharmacie, ausführte, war die Aufgabe, zu ermitteln: ob man in wenig Wasser lösen, dieß sättigen, dann verdünnen und erwärmen könne und ein genügendes Resultat erhalte, da es jedenfalls eine große Erleichterung der Arbeit ausmachen muß, ob man eine sehr große oder kleine Menge Flüssigkeit in Behandlung zu nehmen hat. Versuch I. a) Lösen von 20 Gram. Sublimat in 380 Gram. Wasser,    Sättigen mit schwefliger Säure.        Abfiltriren eines sofort erfolgenden Niederschlages    und Wägen er wog   0,3  Gr. b) Halbiren des Filtrats und Kochen; es schied sich ab   4,65  „         Verdünnen des Filtrats von b mit 8 Vol. Wasser und    Kochen; es schied sich nichts ab beim Wiedersättigen    mit schwefliger Säure aber und Erwärmen fiel nieder    noch   3,8    „ c) Verdünnen der zweiten Hälfte des Filtrats von a mit 8    Vol. Wasser und Kochen bis zum Austreiben der    schwefligen Säure; der Niederschlag wog   8,6    „ ––––––––                                   also zusammen wurden erhalten 17,35 Gr. Versuch II. Lösen von 10 Gram. Sublimat in 300 Gram. Wasser,Sättigen mit schwefliger Säure; es schied sich ab 0,45    „     Verdünnen des Filtrats mit 2500 Gram. Wasser undKochen, wobei sich abschied 7,35    „ ––––––––                                   Zusammen 7,80   Gr. Versuch III. Lösen von 10 Gr. Sublimat in 220 Gr. Wasser, vollständigesErkalten der Lösung, Einleiten von schwefliger Säure,Verdünnen bis auf 2 Liter Flüssigkeit. Erhitzen bis zumVerjagen der schwefligen Säure, Filtriren, Auswaschen,Trocknen und Wägen des Niederschlags, dessen Gewichtbetrug 8,45    „ Versuch IV. Ganz wie bei III, es wurden erhalten 8,47 Gr.     Theoretisch sollten erhalten werden 86,9 Proc. Es wurden aber erhalten im Versuch  I 86,75    „  „       „        „         „            „           II 78,00    „  „       „        „         „            „          III 85,50    „  „       „        „         „            „          IV 84,70    „ Die geringere Ausbeute bei Versuch II ist dem Umstande zuzuschreiben, daß das schwefligsaure Gas in die noch warme Lösung einströmte. Die Produkte III und IV hatten einen schwach graulichen Stich; zur Ermittlung, ob wohl durch das Kochen der Flüssigkeiten etwas metallisches Quecksilber gebildet worden, wurde der Niederschlag unter dem Mikroskop untersucht, er bestand aber nur aus kleinen Krystallen, ohne daß nur eine Spur metallischen Quecksilbers zu erkennen gewesen wäre. Das bei den Versuchen III und IV eingehaltene Verfahren, auf welches man durch die Ergebnisse des Versuches I gewiesen war, möchte die möglichste Vereinfachung enthalten, deren die Methode fähig ist; zu rathen aber ist wohl: die verdünnte Flüssigkeit nicht bis zum Kochen zu erhitzen, sondern durch etwas mäßigere Erwärmung die Austreibung der schwefligen Säure zu bewirken. Prof. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1857, Bd. II S. 19.) Ueber die Prüfung der Salpetersäure und des Chilisalpeters auf Jod; von Prof. Stein in Dresden. Vor einiger Zeit wurde mir mitgetheilt, der Jodgehalt der käuflichen Salpetersäure lasse sich dadurch erkennen, daß man ein mit Kleister bestrichenes und mit Schwefelwasserstoffwasser befeuchtetes Papier in dieselbe eintauche. Ich versuchte dieß zunächst mit einer Salpetersäure, in der ich eine größere Menge Jod zuvor aufgelöst hatte. Obgleich ich nun die Versuche in verschiedener Weise abänderte, insbesondere auch die Säure theils concentrirt, theils in verschiedenen Graden der Verdünnung anwendete und an die Stelle des Schwefelwasserstoffwassers Lösungen von unterschwefligsaurem und schwefligsaurem Natron benutzte, so gelang es mir doch nur in einigen Versuchen schwache Andeutungen von Jod zu erhalten, während in den meisten übrigen davon durchaus nichts bemerkt werden konnte. Ob dieß dennoch vielleicht in der Ausführung der Versuche gelegen hat, weiß ich nicht; ich wendete mich jedoch zu andern Versuchen und es gelang mir, eine eben so leicht ausführbare als sichere Methode aufzufinden, die ich im Folgenden mitzutheiten mir erlaube. Die Aufgabe bestand offenbar darin, das in Form von Jodsäure (vielleicht richtiger gesagt Chlorjod) in der Salpetersäure vorhandene Jod frei zu machen, also inmitten der stark oxydirenden Salpetersäure einen Reductionsproceß auszuführen. Nach verschiedenen mißlungenen Versuchen, deren Anführung ich für überflüssig halte, wendete ich als Reduktionsmittel Zinn und zur Erkennung des Jods Schwefelkohlenstoff an, und dieß gelang so vollkommen, daß ich nicht bloß in der absichtlich mit Jod versehenen, sondern auch in der käuflichen Salpetersäure aus verschiedenen Bezugsquellen entschieden das Jod nachzuweisen im Stande war. Um die Probe anzustellen, die sich durch Leichtigkeit und Schnelligkeit der Ausführung, sowie durch Sicherheit des Erfolges empfiehlt, gießt man eine beliebige Menge der zu prüfenden Säure in ein Probirröhrchen und steckt alsdann eine Stange Zinn so lange in dieselbe, bis rothe Dämpfe sich deutlich erkennbar entwickeln. Die Zinnstange wird nun herausgezogen und eine geringe Menge Schwefelkohlenstoff zugegossen geschüttelt und das Gemisch einige Augenblicke der Ruhe überlassen. Die gewöhnlich über der Säure sich ansammelnde Schwefelkohlenstoffschicht erscheint nun roth gefärbt, wenn der Jodgehalt der Säure nicht allzu gering ist. Bei Spuren von Jod kann die Farbe der Schicht aber auch, wie ich bemerkt habe, nur dunkelgelb seyn. In diesem Falle geht sie jedoch in die rothe über, wenn man den Schwefelkohlenstoff abhebt und in einer kleinen Porzellanschale durch Blasen einen Theil desselben verdunstet. Um die Empfindlichkeit der Probe kennen zu lernen, wurden in 121 Grammen einer von Jod freien Salpetersäure 1 Decigr. Jodcalium, also 0,076 Grm. Jod aufgelöst, was sehr nahe gleich 1 : 1600 ist. In dieser Säure konnte das Jod noch sehr deutlich erkannt werden. Dasselbe war der Fall, nachdem sie noch um das Fünffache verdünnt worden war. Bei der zehnfachen Verdünnung war es jedoch nicht mehr möglich, das Jod durch Schwefelkohlenstoff nachzuweisen. Liegt nun die Gränze der Empfindlichkeit zwischen den beiden letzten Verdünnungen in der Mitte, so ist sie 1/12000. Das Zinn wirkt, wie leicht begreiflich, nicht specifisch, daher kann man sich statt dessen auch des Zinks, Eisens oder Kupfers bedienen, die Wirkung des Zinns ist jedoch die sicherste. Eben so war vorauszusehen, daß nicht das Metall als solches, sondern daß die. durch dessen Berührung mit der Salpetersäure erzeugten niedrigeren Oxydationsstufen des Stickstoffs in diesem Versuche wirksam seyen. Durch directe Versuche ist nachgewiesen worden, daß es das Stickoxyd ist, dessen Wirkung auf Jodsäure man übrigens schon kennt. Dieses verdient aber auch unbestreitbar vor dem Schwefelwasserstoff und allen übrigen Reduktionsmitteln schon aus dem Grunde den Vorzug, weil es nicht auf die Salpetersäure selbst, sondern nur ganz direct auf die Jodsäure reducirend wirken kann. Den deutlichsten Beweis für die Wirkung des Stickoxyds liefert die rothe rauchende Salpetersäure des Handels, die man nur mit etwas Wasser zu verdünnen braucht, um durch Schwefelkohlenstoff das Jod nachweisen zu können. Obgleich man sich kaum versucht fühlen wird, anstatt des Zinns das Stickoxyd selbst anzuwenden, so will ich doch nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, daß jenes sicherer als selbst dieses wirkt. Ist nämlich das Jod als Chlorjod vorhanden, was, wenn auch nicht immer, doch gewiß bisweilen der Fall seyn dürfte, so wird letzteres zwar von Zinn, nicht aber vom Stickoxyd zerlegt. Mit Hülfe der so eben beschriebenen Probe läßt sich auch in dem Chilisalpeter das Jod sehr leicht nachweisen. Man braucht nur eine beliebige Menge desselben in einem Probirröhrchen mit Wasser und jodfreier Salpetersäure zu übergießen und dann eine Zinnstange und Schwefelkohlenstoff, wie früher angegeben, in Anwendung zu bringen. Wendet man anstatt der Salpetersäure zur Freimachung der Jodsäure Schwefelsäure an, so ist das Resultat, wegen des gleichzeitig entwickelten Chlors und der Bildung von Chlorjod nicht so deutlich. Der Schwefelkohlenstoff ist nämlich stets dunkelgelb gefärbt und die rothe Farbe kommt erst zum Vorschein, wenn man einen Theil des Schwefelkohlenstoffs und mit ihm das Chlor verflüchtigt. (Polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 145.) Untersuchung des natürlich vorkommenden borsauren Kalks; von Prof. Stein. Seit einigen Jahren kommt (angeblich aus Südamerika) ein natürliches borsaures Salz unter dem Namen borsaurer Kalk in den Handel, der mit vielem Vortheil auf Borax verarbeitet wird, da sein Preis sich verhältnißmäßig billiger stellt als der der rohen Borsäure. Da es demnach von technischem Interesse war, dessen Zusammensetzung kennen zu lernen, so ließ ich die Analyse von F. W. Helbig (Schüler der polytechnischen Schule zu Dresden) ausführen und theile deren Resultate im Wesentlichen hier mit. Das untersuchte Mineral bestand aus unregelmäßigen Knollen von der Größe und Gestalt mancher Kartoffeln und einer schmutziggrauen bis weißen Farbe. Beim Zerbrechen der Knollen zeigen sich hie und da, besonders an der Peripherie, Einmengungen einer hellbrauneu, pulverigen Substanz, während die Hauptmasse aus einem Haufwerke schneeweißer, durchscheinender Krystallschuppen von schönem Fettglanze bestand. Die qualitative Untersuchung ließ als Bestandtheile der einen Substanz Borsäure, Kalk. Natron, Wasser, Chlor und Spuren von Magnesia und Kieselerde erkennen. Schwefelsäure, Phosphorsäure, Salpetersäure, Jod, Brom und Ammoniak, auf welche speciell und sorgfältigst geprüft wurde, konnten nicht nachgewiesen werden. Der Wassergehalt des Minerals wurde zuerst durch Glühen bestimmt, wobei jedoch Borsäure und Chlor mit entwichen. Es wurden dabei gefunden in zwei Versuchen 35,408 und 35,154 Proc. Wasser. Aus diesem Grunde wurde die Substanz mit wasserfreiem Bleioxyd gemengt und erhitzt; aber auch hierbei entwich noch Borsäure; es wurden 34,510 Proc. Wasser gefunden. Die Bestimmung wurde nun so ausgeführt, daß die Substanz mit einem Ueberschuß von wasserfreiem kohlensaurem Natron in einem Strom von Kohlensäure erhitzt und das Wasser in einer gewogenen Chlorcalciumröhre aufgesammelt wurde Dabei war ein Entweichen von Borsäure oder Chlor nicht mehr zu bemerken. 0,315 ergaben 0,1022 0,476       „ 0,1560 Wasser. Aus dem ersten Versuche berechnet sich der Wassergehalt zu 32,448 Proc., aus dem zweiten zu 32,773 Proc., im Mittel 32,610 Proc. Das reine Mineral löste sich leicht und vollständig in verdünnten Säuren, selbst Essigsäure, auf; nur die unreinen Stücke hinterließen hierbei einen hellbraun gefärbten Rückstand von Eisenoxyd und Kieselerde. Eine solche Lösung wurde zur Bestimmung des Kalks mit kleesaurem und ätzendem Ammoniak versetzt. 0,571 lieferten 0,144 kohlensauren Kalk 0,846      „ 0,211         „    „ 0,732      „ 0,183         „    „ Hieraus berechnet sich der mittlere Kalkgehalt zu 14,0298 Proc. Das Natron wurde als schwefelsaures Natron bestimmt, nachdem der Kalk und die Spur von Magnesia entfernt und die Borsäure als Fluorbor vollständig verflüchtigt war. 0,846 Substanz ergaben 0,123 0,078      „     „ 0,0107 schwefelsaures Natron. Aus dem ersten Versuche berechnet sich der Natrongehalt zu 6,352 Proc, aus dem zweiten zu 5,9895 Proc., im Mittel also zu 6,171 Proc. Die Chlorbestimmung ergab aus 0,979 Substanz 0,045 Chlor, aus 0,993 Substanz 0,046 Chlor, hiernach im Mittel 1,141 Proc. Es besteht demnach das untersuchte Mineral in 100 Theilen aus: Wasser 32,610 Kalk 14,029 Natron (nach Abzug des an Chlor gebundenen    Natriums)   5,170 Borsäure (aus der Differenz berechnet) 46,464 Chlornatrium   1,887 Der Sauerstoff von Kalk und Natron zusammengenommen beträgt 1/6 von dem der Borsäure, sie bilden also mit dieser doppeltborsaure Salze. Es ist ferner der Sauerstoff des Natrons 1/3 von dem des Kalks, so daß auf 3 Atome des Kalksalzes ein Atom Natronsalz kommt. Das Wasser, dessen Sauerstoffmenge in keinem einfachen Verhältnisse zum Sauerstoff der Basen und der Säure steht, scheint in einem verschiedenen Zustande in dem Salze vorhanden zu seyn. Bei 100° C. lassen sich nämlich nur 7,5 Proc. austreiben, von 100° bis 200° entweichen 19,250, also zusammen 26,750 Proc; über 200° noch 5,860 Proc. Da die letztgenannte Menge gerade so viel Sauerstoff enthält als Kalk und Natron zusammengenommen, so darf sie als basisches Wasser betrachtet werden. Die Formel des Salzes würde demgemäß folgende seyn: 3 CaO   NaO4 HO 8 BoO₃ + 18 aq. Ohne allen Zweifel ist das Mineral, dessen Untersuchung im Vorstehenden beschrieben wurde, dasselbe, was Ulex in Liebig's Annalen Bd. LXX S. 49 beschrieben hat, d.h. der Hydroborocalcit von Hayes oder Natroborocalcit. Nach Ulex war die von ihm untersuchte Probe zusammengesetzt in 100 Theilen aus: Kalk 15,7 Natron   8,8 Borsäure   49,5 Wasser 26,0 Dafür stellt er die Formel    NaO2 CaO 5 BoO₃ + 10 aq. auf. Ich glaube jedoch, daß die Wasserbestimmung zu wenig Wasser ergeben mußte, da Ulex seine Probe bei 25°–30° getrocknet hat, ehe er sie zur Analyse benutzte. Ist aber die Wasserbestimmung in diesem Sinne unrichtig, dann muß nothwendig auch die Borsäuremenge zu groß seyn. Nimmt man an. daß in dem Mineral von Ulex 32,61 Proc. Wasser enthalten gewesen seyen, und berechnet darnach seine Analyse, so erhält man Ulex   Helbig Kalk   14,7   14,029 Borsäure     46,4   46,464 Wasser   32,6   32,610 Natron     8,2     5,170 Man sieht, daß unter dieser Voraussetzung beide Analysen bis auf den Natrongehalt vortrefflich übereinstimmen. Daß dieser aber bei Ulex größer ist. kann davon herrühren, daß er das Chlor nicht bestimmt, also die in Form von Chlornatrium vorhandene Menge nicht in Abzug gebracht hat. (Polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 147.) Untersuchungen über die Cochenille; von Hrn. Schützenberger. Den Zeugdruckern ist längst bekannt, daß die Cochenille einige Tage lang mit wässerigem Ammoniak in Berührung gelassen, eine wesentliche, von den Chemikern noch nicht naher untersuchte Veränderung erleidet. Der rothe Farbstoff (die Carminsäure) geht in ein schön violettes Pigment über, welches durch Säuren nicht verändert und durch dieselben nicht mehr in Roth übergeführt wird. Man kann folglich diesen Körper nicht als carminsaures Ammoniak betrachten. Um die stattfindende Veränderung zu ermitteln, stellte ich Carminsäure in reinem Zustande dar und analysirte dieselbe; ich modificirte sie ferner mittelst Ammoniak, und analysirte auch das so erhaltene Product. Durch die Vergleichung der zwei erhaltenen Resultate fand ich, daß der Farbstoff der sogenannten ammoniakalischen Cochenille das Amid der Carminsäure ist. – Die Analyse von Carminsäuren, welche nach verschiedenen Methoden dargestellt waren, er ab für jede eine andere Zusammensetzung, aber das Resultat aller meiner Analysen ist, daß sie sämmtlich sich durch dieselbe Formel, mit mehr oder weniger Sauerstoff, ausdrücken lassen, und daß wenigstens zwei Oxydationsstufen der Carminsäure bestehen, welche in Krystallen erhalten werden können, wenn man als Auflösungsmittel den Aether, mit mehr oder weniger Alkohol gemischt, anwendet; von diesen entspricht die eine der Formel C¹⁸H⁸O¹⁰, die andere der Formel C¹⁸H⁸O¹⁴. – Durch Erhitzen eines Gemisches von carminsaurem Natron und Jodäthyl in einer geschlossenen Röhre auf 125° C. erhielt ich die Aetherarten dieser Carminsäuren in Gestalt rother, in Wasser unlöslicher, aber in Alkohol löslicher Stoffe. Ich habe auch die Beobachtung gemacht, daß der Wasserstoff im Entbindungsmoment eine Auflösung von Carminsäure vollständig entfärbt; die Farbe stellt sich an der Luft wieder her; diese Reaction hat Aehnlichkeit mit der beim Reduciren des Indigos stattfindenden. (Comptes rendus, Januar 1858, Nr. 1.)