Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 149, Jahrgang 1858, Nr. , S. 394
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Vorzüge des Bundgatters vor dem Saumgatter bei Sägmühlen gibt die „Allgemeine Forst- und Jagdzeitung“ im Decemberheft 1857, S. 488 Mittheilungen, worin es unter Anderem heißt: „Die Harzer Sägmühlen sind im Allgemeinen gut construirt, in größerer Zahl mit zwei Gattern versehen, wo auf dem einen mit zwei oder drei Sagen das Besäumen der Blöcke u. dgl. mehr vorgenommen wird, auf dem zweiten mit Bundsägen, welche eine größere Freiheit haben, als die ersten, das Verschneiden in Dielen stattfindet. Erstere nennt man Saumgatter, letztere Bundgatter. Am der sehr gut betriebenen Schneidemühle bei Ilsenburg hat man über den Masseverlust, welcher beim Schneiden auf dem Saumgatter gegen den auf dem Bundgatter stattfindet, interessante Versuche angestellt, indem man vier Blöcke zu 18 1/2 Fuß preuß. und 14 Zoll obere Stärke in 17 Stücke Dielen zerschnitt, mithin bei jedem Blocke 18 Sägeschnitte hatte. Es ergab sich bei den mit dem Bundgatter geschnittenen Blöcken ein Verlust an Sägespänen von 8 3/4 Proc., bei den mit dem Saumgatter geschnittenen Blöcken ein Verlust von 18 1/3 Proc. bei dem einen und 17 1/2 Proc. bei dem andern Blocke. Die mit dem Bundgatter geschnittenen Blöcke hatten nach dem Schnitte 13 Zoll Durchmesser, die mit dem Saumgatter geschnittenen nur 12 Zoll Durchmesser. Hat die Schneidemühle nur ein Gatter mit einer oder zwei, höchstens drei Sagen, so ist eine solche Feinheit der Sägeblätter nicht möglich, als wenn man sogenannte Bundsägen hat, wo in ein Gatter 10, 12, ja 15 Blätter eingespannt werden, weil man den einzelnen Sägen im Gatter nie die Spannung geben kann, welche dünne Blätter bedürfen.“ Schon in dem Bericht über die Münchener Industrie-Ausstellung sagt der Berichterstatter der 10. Gruppe, S. 8 in dem Artikel über Schnittwaaren und Spaltholzbereitung, daß im Schwarzwalde der Anfang zu einer Reform des daselbst fast noch in seiner Kindheit befindlichen Schneidemühlenbetriebs gemacht worden sey, und die anderwärts schon länger in Anwendung befindlichen mehrblätterigen Sägerahmen Eingang gefunden haben, von deren Leistungen sehr lobenswerthe Proben zur Ausstellung kamen, und hebt dabei besonders hervor: „Wenn man in Betracht nimmt, welche enorme Material- und Kraftverschwendung auf den Sägemühlen älterer Construction stattfindet, und daß hier eine Ersparniß bis zu 10 Proc. des Rohmaterials erzielt werden kann, so erscheint die Einführung der allerdings theureren und schwieriger zu behandelnden, bei richtiger Führung aber demungeachtet rentableren verbesserten Einrichtungen sehr verdienstlich.“ (Württembergisches Gewerbeblatt, 1858, Nr. 33.) Mittheilung von Versuchen, welche zur Ermittelung der absoluten Festigkeit von Eisen- und Stahlsorten im Monate April 1858 ausgeführt worden sind; erstattet von M. Meißner, Oberingenieur der k. k. privilegirten Kärnthner-Bahn. Studien, welche für eine Reihe größerer Brückenconstructionen, und zwar speciell amerikanischer gemacht wurden, gaben die Veranlassung, sich mit den Materialien dazu eingehender zu beschäftigen. Indem bei dieser Gelegenheit auch die Frage über die Werthbestimmungen der Coefficienten der absoluten Festigkeit für Schmiedeisen und Stahl zur Erörterung gelangte, fand sich ein sehr reichhaltiges Material hiefür in den Werken von Morin, nebst den Mittheilungen von Prof. Burg, namentlich in den Jahrbüchern des polytechnischen Institutes, so wie in jenen des Baurathes Mitis. Diese darin gefundenen Angaben basiren sich auf Versuche, abgeführt durch Barlow, Eytelwein, Rennie, Tredgold, Artzberger und Mitis vor ungefähr 20 Jahren. Es ist unvermeidlich, daß sie theilweise sehr differirende Angaben enthalten, da die Materialien, mit denen experimentirt wurde, von ganz verschiedenen Erzeugungsorten waren. Ziehen wir ferner in Betracht die vielfachen Umwandlungen, welche im österreichischen Hüttenwesen seit 20 Jahren Platz gegriffen, den Aufschwung, welchen namentlich die Stahlindustrie genommen hat, in specieller Hinweisung auf Gußstahl, so lag der Wunsch nahe, sich einmal mit demjenigen Material vertraut zu machen, welches dermalen für die beabsichtigten Brückenbauten zu Gebote steht, und zwar nicht in einer ausgewählten Beschaffenheit, sondern so wie man es bei Lieferungen in größeren Quantitäten zu erhalten erwarten muß. Man ließ zu dem Ende 8'' lange, circa 16 Quadratlinien starke Stäbe aus einem der besten steirischen Eisenwerke, jenem des Hrn. Franz Meyer in Leoben kommen, nämlich Stäbe von Gerbstahl von zweierlei Härtegraden, Schmiedeisen gefrischt mit Holzkohle, Schmiedeisen gepuddelt mit Leobner Steinkohle, Gußstahl von dreierlei Härtegraden; sämmtliche Producte aus steirischem Roheisen (Vordernberger). Diese Stäbe wurden bei + 10° R. Temperatur nach genommenem genauen Maaße der Querschnittsfläche in der von Prof. Artzberger zum Erproben der absoluten Festigkeit construirten Vorrichtung, welche sich in der Werkstätte des k. k. polytechnischen Institutes befindet, eingespannt und mit allmählicher Belastung unter der nöthigen Vorsicht zerrissen und hiebei der Grad ihrer Dehnbarkeit beobachtet; sodann die Querschnitte der Rißflächen gemessen und berechnet, um das Cohäsionsvermögen bezogen auf dieselbe, zu ermitteln; – die Resultate sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt. – Vergleichen wir die gewonnenen Resultate zuvörderst mit denen, welche Prof. Artzberger mit den damals probirten Stangen von ganz gleichen Formen und Dimensionen erzielte. Die Eisenstangen der k. k. Innerberger Gewerkschaft ergaben 58,160 Pfd. pro Quadratzoll absolute Festigkeit, von stahlartigem Eisen 88,400 Pfd. und von englischem ungehärteten Gußstahl 96,000 Pfd.; die Eisenstangen des Wiesenberger Werkes in Mähren 60,000 Pfd. pro Quadratzoll. Auf die Rißflächen bezogen, stellte sich das Cohäsionsvermögen für das Innerberger Eisen auf 90,865, für das stahlartige Eisen auf 111,881 Pfd., für den ungehärteten englischen Gußstahl auf 111,316 Pfd., und endlich für das Wiesenberger Eisen auf 115,740 Pfd. Auf Grund dieser Versuche nahm Prof. Artzberger den Coefficienten der absoluten Festigkeit für inländisches Schmiedeisen zu 50,000 Pfd. an. Baurath Mitis, welcher gelegentlich der Erbauung der Franzenskettenbrücke über den Wiener Donaucanal ebenfalls mehrfache Versuche mit inländischen Eisen- und Stahlgattungen machte, theilt mit, daß die Proben mit Fischer'schem, sogenannten Damascener Stahl von St. Egiden, einen Coefficienten der absoluten Festigkeit von circa 63,000 Pfd. ergaben, so wie daß für das österreichische Eisen dieser Coefficient nicht über, sondern zwischen den Gränzen von 42–45,000 Pfd. mit Sicherheit zu nehmen sey. Diese letzteren Resultate finden ihre Bestätigung in den vorliegenden Proben, welche keineswegs mit einem steirischen Eisen geringer, sondern mit einem solchen von tadelloser Qualität abgeführt wurden, und es dürfte daher bei Verwendung im Großen der bisher nach den früheren Versuchen ausgemittelte Coefficient des Normaltragvermögens von 20,000–25,000 Pfd. pro Quadratzoll in 20,000 Pfd. wohl seine Gränze erreichen. Aus den hier mitgetheilten Proben ist besonders zu ersehen, wie hervorragend der auf dem Meier'schen Werke zu Leoben erzeugte schweißbare ungehärtete Gußstahl ist, da derselbe sogar erst bei einer Belastung von 137,690 Pfd. pro Quadratzoll abriß, somit das österreichische Erzeugniß das englische weit übertrifft. Die Verhältnißzahlen der absoluten Festigkeit zu denen des Cohäsionsvermögens bezogen auf die Rißfläche, welche die Verhältnisse der Dehnbarkeit ausdrücken, stellen sich wie folgt: harter    Gerbstahl   100 : 145 weicher         „ 100 : 168 gefrischtes Eisen 100 : 241 gepuddeltes   „ 100 : 212 harter     Gußstahl 100 : 133 weicher         „ 100 : 150 sehr weicher  „ 100 : 180. Hiernach sind die zwei Sorten Gerbstahl wenig verschieden, wogegen der sehr weiche Gußstahl eine Dehnbarkeit zeigt, welche die anderen Stahlgattungen übertrifft und dem Schmiedeisen sehr nahe kommt. Es zeigt sich ferner, daß wenn auch die zum Zerreißen nöthige Kraft bei den härteren, resp. feinkörnigeren Stahlgattungen größer ist als bei den weichen, andererseits die Cohäsionskräfte bezogen auf die Rißfläche nahe gleich bleiben, daher dann in der Praxis dem dehnbareren Materiale der Vorzug eingeräumt werden müsse; – ferner dem Gußstahl der Vorzug vor dem Gerbstahle; und unter den Sorten des ersteren, dem sehr leicht schweißbaren und sehr weichen der Vorrang vor den harten Sorten gebühren werde. Wird nun die große absolute Festigkeit des Gußstahles in Betracht gezogen, so dürfte dieses Erzeugniß bei seiner guten Schweißbarkeit einer bedeutenden Verwendung entgegen sehen, da man füglich die Dimensionen auf die Hälfte der beim Eisen benöthigten reduciren kann; ein Vortheil, der bei größeren Bauten, namentlich bei Kettenbrücken und bei allen Arten Tragschrauben in Holz- und Eisenconstructionen wesentliche Vortheile gewährt, und ein großer Fortschritt auf der vom Baurath Mitis in dieser Richtung eröffneten Bahn seyn würde; abgesehen von dem Nutzen, welcher durch mehrfache Anwendung des Stahles der steirischen Montanindustrie zugeführt würde, die hiezu das beste Material liefert, aus andern Ursachen aber mit der Erzeugung des Schmiedeisens dermalen nur schwer die Concurrenz mit dem Auslande und andern inländischen Werken halten kann. Wien, den 6. Mai 1858. M. Meißner. Zusammenstellung der Resultate, welche bei den Versuchen über absolute Festigkeit von Eisen und Stahl im Monate April 1858 gewonnen wurden. Textabbildung Bd. 149, S. 396–397 Gattung; Bezeichnet mit; A; B; C; D; E; Dimensionen in Wr. Zoll; Breite; Länge; Querschnitte in Wr. Quadratzoll; Zerreißendes Gewicht in Wr. Pfund; Bruchcoefficient pro Quadratzoll. Wr. Pfund; Durchschnitt pro Quadratzoll; Querchschnitt der Rißfläche in Quadratzoll; Cohäsionskraft, bezogen auf die Rißfläche; Bemerkung; Gerbstahl harter, aus Bordernberger Roheisen; Gerbstahl, weicher, aus Bordernberger Roheisen; Gerfrischtes Eisen mit Holzkohle, aus Bordernberger Roheisen; Geringe Formveränderung kurz vor dem Abreißen und ohne merkliche Dehnung. – kurz abgerissen, – feinkörniger Bruch; (Plötzlich zerrissen) – Die Stäbe strecktes sich vor dem Abriß bemerkbar. Feinkörniger Bruch; Das Eisen dehnte sich sehr bedeutend und zwar lange vor dem Abriß. Sehniges Gefüge, zackiger Bruch; Gepuddeltes Eisen mit Leobner Steinkohle, aus Bordernberger Roheisen;  A; B; C; D; E; Gußstahl, harter, wenig schweißbar, aus Borderberger Roheisen; Gußstahl, weicher, schweißbar, aus Bordernberger Roheisen; Gußstahl, sehr weich, sehr leicht schweißbar, aus Bordernberger Roheisen; Verhielt sich genau wie ad III ohne bemerkbare Unterschiede. Sehniges Gefüge, zackiger Bruch; Geringe Formveränderung vor dem Abrisse, – ohne merkliche Dehnung, – sehr feinkörniger kurzer Bruch; Dehnte sich bemerkbar vor dem Abreißen. – Bruch feinkörnig in der Mitte, an den äußern Flächen zackig; Die Stangen dehnten sich bedeutend bis zum Abriß – bei feinkörnigen Bruchflächen in der Mitte, feinzackigem Abriß gegen die Außenflächen (Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1858 S. 88) Die Anfertigung des gewellten oder gerunzelten Eisenblechs. Das in neuerer Zeit als Dachdeckmaterial zu Wänden, die im Freien stehen, u. dgl. in. viel angewendete gereiste, gerunzelte, gewellte Eisenblechverzinktes Blech, dessen Steifheit durch wellenförmige Biegungen erhöht ist, – wird in England mittelst eines schweren Fallwerkes gestampft. Diese Maschine enthält einen ungeheuren Gußeisenklotz von der Länge der Blechtafeln (etwa 5 Fuß), an welchem unten der Stempel sich befindet. Letzterer ist 4 bis 10 Zoll breit und enthält auf dieser Breite zwei runde Rippen mit der zwischen ihnen liegenden Ausfurchung. Der ebenfalls gußeiserne Unterstempel ist dem entsprechend mit zwei runden Furchen und einer dazwischen befindlichen Rippe versehen. Der Fallklotz wird von zwei Arbeitern durch Kurbeln, Zahnstange, Rad und Getrieb auf ungefähr 18 Zoll Höhe gehoben, dann dem freien Fall überlassen, um mittelst des Stempels den Stoß gegen das auf dem Unterstempel liegende Blech auszuüben. Letzteres wird von einem dritten Arbeiter nach jedem Schlage um eine Furche weiter gerückt, das vollendete Ausftampfen erfordert aber mehrmaligen Durchgang. (Neueste Erfindungen, 1858, Nr. 18.) Die Legirungen des Aluminiums mit Zinn, Silber und Kupfer. Dem Bericht von Deville „über die industriellen Anwendungen des Aluminiums“ (polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 124) tragen wir folgende Notizen über die Aluminiumlegirung nach, welche der Abhandlung von Prof. A. Schrötter „über den gegenwärtigen Standpunkt der Erzeugung und Verarbeitung des Aluminiums in Frankreich“ (Sitzungsberichte der k. k. Akademie der Wissenschaften Bd. XXVIII Nr. 2) entnommen sind. Die Legirung mit Zinn (3 Theile Aluminium auf 100 Theile Zinn) ist härter und wird weniger von Säuren angegriffen als dieses. Sie verspricht eine große Anwendung und wird das reine Zinn bei seinem mannichfaltigen Gebrauche verdrängen. Die Legirung mit Silber, und zwar die aus 5 Theilen von diesem mit 109 Theilen Aluminium wird ihrer Härte und Elasticität wegen bereits in beträchtlicher Menge zu Obst- und Dessertmessern verarbeitet. Bei 100 Theilen Silber mit 5 Theilen Aluminium eignet sich die Legirung besonders für Münzen, und es dürfte das Aluminium in nicht allzu ferner Zeit (?) das Kupfer als Beimischung des Silbers bei Münzen ersetzen, wodurch nicht bloß die Schönheit und Dauerhaftigkeit der Münzen erhöht, sondern auch noch andere Vortheile erreicht würden. Die größte Wichtigkeit dürfte jedoch die Legirung von Kupfer und Aluminium erlangen, indem dieselbe bei 5–10 Proc. Aluminium (Bronce d'aluminium) an Farbe vollkommen dem Golde gleicht und durch Härte, Festigkeit, Elasticität und Unveränderlichkeit in der Luft, in Salzlaugen und sauren Flüssigkeiten ausgezeichnet ist. Diese Legirung wird das Messing und Tombak in allen seinen Anwendungen, wo es sich um Schönheit der Farbe und Dauerhaftigkeit handelt, ersetzen; schon jetzt zieht dieselbe die Aufmerksamkeit der Bijoutiers und Bronze-Arbeiter in hohem Grade auf sich und wird in nicht unbeträchtlicher Menge verarbeitet. Ueber den Niederschlag, den Cyankalium in Eisenoxydulsalzlösungen hervorbringt, von R. Fresenius. Beim Vermischen einer Eisenoxydulsalzlösung mit Cyankalium fällt bekanntlich ein gelbrother stockiger Niederschlag. Schon in der 1842 erschienenen Abhandlung von Haidlen und Fresenius ist angegeben, daß dieser Niederschlag sehr viel überschüssiges Cyankalium zu seiner Lösung erfordert, bei Zusatz von Kalilauge aber leicht und schnell zu Ferrocyankalium gelöst wird. Gmelin hat die Vermuthung ausgesprochen, daß derselbe vielleicht das wahre Einfach-Cyaneisen (FeC₂N) seyn möge. Nach einer Untersuchung dieses Niederschlages, die der Verf. kürzlich vollendet hat, besteht dieser Niederschlag in Eisencyanür FeCy, dem aber stets Cyankalium, und zwar in veränderlichen Mengen beigemengt ist. In einer Wasserstoffatmosphäre und bei 0° C. dargestellt, erscheint der flockige Niederschlag im ersten Augenblick roth, später gelb-orangeroth. Stellt man ihn dagegen in lauwarmer Flüssigkeit dar, so erscheint er blaßgelb. Läßt man auf den Niederschlag, ohne ihn aus der Wasserstoffatmosphäre zu bringen, reine Cyankaliumlösung einwirken, so nimmt man in der Kälte keine merkliche Lösung wahr, beim Erwärmen der Flüssigkeit löst sich derselbe dagegen auf, sobald auf 1 Aeq. FeCy mindestens 2 Aeq. KCy hinzugesetzt worden sind. Auf Zusatz von Kalilauge löst sich der Niederschlag leichter, die Lösung enthält dann Ferrocyankalium. Der in der Wasserstoffatmosphäre ausgewaschene Niederschlag wird an der Luft rasch schön blau. Der so veränderte Niederschlag ist Eisenferrocyanid + Eisenoxydhydrat und enthält noch immer Kalium. Die Umwandlung wird durch folgendes Schema dargestellt: 9 FeCy + 3O = Fe₂O₃ + Fe₇Cy₉ = Fe₂O₃ + Fe₄Cy₃. Läßt man bei Luftabschluß aus den ausgewaschenen Niederschlag luftfreie verdünnte Kalilauge wirken, so löst er sich unter Ausscheidung von Eisenoxydulhydrat zu Ferrocyankalium (3 FeCy + 2 KO = 2 FeO + Cy₃Fe, 2 K). Läßt man auf diesen Niederschlag verdünnte ausgekochte Schwefelsäure bei Luftabschluß einwirken, so wird er blau. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CVI S. 210.) Anfertigung von Blättern aus Oelfarbe zur Benutzung als Unterlagen für Oelmalerei und Oeldruck; nach Pierre Poisson in Paris. Der Genannte ließ sich am 6. Februar 1857 in England ein Verfahren patentiren, durch Trocknen von Oelfarben in dünnen Schichten Blätter oder Häute anzufertigen, die dazu bestimmt sind, nachher bemalt oder bedruckt und sodann an Mauern, Zimmerwänden etc. befestigt zu werden. Daß solche übertragbare Malerei unter Umständen vortheilhafte Anwendung finden kann, hat Dr. Beeg bereits in einem auch im polytechn. Journ. Bd. CXLV S. 140 mitgetheilten Aufsatz auseinandergesetzt. Nach Poisson geschieht die Anfertigung der Oelfarbeblätter folgendermaßen: Man benutzt dabei eine Vorrichtung, welche im Wesentlichen aus einer horizontal liegenden Walze und einem darüber angebrachten nach Unten sich verjüngenden Troge besteht. Letzterer hat am unteren Ende eine spaltförmige, nach Bedarf enger oder weiter zu machende Oeffnung und kann höher oder niedriger gestellt werden. Mittelst eines Haspels wird ein Stück Gewebe straff ausgespannt über der Walze weggezogen, während aus der spaltförmigen Oeffnung des Troges die Masse, mit welcher das Gewebe überzogen werden soll, ausfließt, und durch eine hinter dem Troge angebrachte, ebenfalls der Höhe nach zu verstellende messerartige Klinge diese Masse auf dem Gewebe ausgebreitet und der Ueberschuß derselben zurückgehalten wird. Zuerst läßt man in dieser Weise eine Leimauslösung auf das Tuch fließen, so daß es davon durchdrungen wird. Es wird darauf durch Aushängen an die Luft getrocknet und sodann wieder unter dem Troge weggezogen, während eine aus Copal (?) und Wasser gemachte Flüssigkeit, welcher auch Eiweiß zugesetzt werden kann, aus demselben ausfließt. Nachdem es wieder getrocknet ist, läßt man es zum drittenmal unter einem andern Troge weggehen, welcher Oelfarbe enthält. Es wird dabei mit einer mehr oder weniger dicken Schicht von Oelfarbe überzogen, die man sodann trocknen läßt. Das in solcher Art mit einem Oelfarbeblatt überzogene Tuch breitet man auf einem Tische aus und klebt mittelst Kleister ein Stück Mousselin oder ungeleimtes Papier darauf, und zwar auf die mit der Oelfarbe überzogene Seite. Wenn der Kleister vollkommen getrocknet ist, kehrt man das Ganze um, so daß das Tuch nach oben zu liegen kommt, sprengt Wasser darauf und bewirkt durch Reiben mit einem Schwamme, daß dasselbe das Tuch überall durchnäßt. In Folge dessen verliert dasselbe seinen festen Zusammenhang mit der Oelfarbeschicht, so daß diese sich nun davon abziehen läßt, zu welchem Zwecke man das Ganze zunächst wieder umkehrt. Das Oelfarbeblatt sitzt nun an dem Papier oder dem Mousselin fest und wird in diesem Zustand dem Maler übergeben. Während dieser sein Gemälde darauf anbringt, ist es ausgespannt, indem das Mousselin die Rückseite bildet und dem Blatt den nöthigen Halt gibt. Wenn das Gemälde fertig und vollkommen getrocknet ist, überklebt man die bemalte Seite mit Mousselin, macht dann die Rückseite mit einem Schwämme naß und zieht das Mousselin oder Papier von derselben ab. Die Farbehaut wird nun durch das an der vorderen Seite befindliche Mousselin gehalten und in diesem Zustande an dem Orte, welcher damit verziert werden soll, angebracht, indem man sie entweder an der betreffenden Wand, Mauer etc. mittelst eines Anstrichs von geeigneter Oelfarbe, den man derselben vorher gibt, festklebt oder auch mittelst eines Rahmens ausgespannt an derselben anbringt. Nachdem sie an ihrem Bestimmungsort befestigt ist, entfernt man das Mousselin welches sie an der vordern Seite überzieht, nachdem man dasselbe zuvor mittelst eines nassen Schwammes genügend befeuchtet hat. Die in beschriebener Art hergestellten Farbeblätter eignen sich nach dem Patentträger auch sehr gut zum Bedrucken mit Oelfarbe, indem es bei ihrer Anwendung namentlich sehr leicht ist Rapport zu halten, so das selbst die Anwendung von 15 verschiedenen Farben beim Bedrucken keine wesentliche Schwierigkeit darbietet. Als Unterlage für diese Blätter hat man in diesem Falle nicht Mousselin, sondern Papier anzuwenden, welches nachher in der beschriebenen Weise wieder entfernt wird. Die bedruckten Oelfarbeblätter werden ebenfalls in der vorbeschriebenen Weise an Mauern etc. angebracht. (Repertory of Patent-Inventions, Januar 1858, durch polytechnisches Centralblatt, 1858 S. 894.) Einfaches Mittel zur Abwendung des Schadens durch Maulwürfe. Ein tüchtiger ungarischer Obstzüchter, Namens Siebenfreund, theilt in der Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau Folgendes mit: Ich gehöre zu den großen Verehrern der Maulwürfe, und wenn ich sie in meinen Baumschulen vermehren kann, so thue ich es gewiß, weil ich an jedem einen Freund mehr zähle, der mich von den lästigsten Feinden meiner Bäumchen in der Erde zu befreien sucht. Erlaubt sich aber irgend einer dieser Wühler einen Spaziergang in meine Saatbeete, so ändert sich das Verhältniß und der gute Freund wird in der Absicht, mir zu nutzen, ein Feind, der so bedeutenden Schaden anrichtet, daß ich alle Mittel anwenden muß, ihn zu beseitigen. Wir wissen, daß die Geruchsorgane des Maulwurfs äußerst empfindlicher Natur sind, und das war die Veranlassung, daß ich auf Mittel gesonnen habe, ihn von Orten zu verdrängen, wo er nicht seyn sollte. Dieß gelang mir ganz einfach durch Anwendung von Steinkohlentheer. Ich lasse nämlich rings um die Saatbeete einen 7 Zoll tiefen Graben aufwerfen und lege in diesen einen gewöhnlichen, durch Steinkohlentheer gezogenen Bindfaden, der mit der ausgehobenen Erde wieder bedeckt wird, und – kein Maulwurf passirt diese Linie wieder. Noch mehr aber dürfte die Mittheilung erfreuen, daß solche in der Luft gezogene Drahtzäune mit Theer bestrichen – kein Hase passirt. Ich hatte einen 80 Klafter langen Drahtzaun, mit Theer bestrichen, im vergangenen Herbst angelegt und keine Hasenfährte war näher als 2 Schritte davon sichtbar.