Titel: Eigenthümliches Verfahren, Glas, Porzellan etc. farbig zu verzieren; von J. H. Brianchon.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. LVIII., S. 216
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LVIII. Eigenthümliches Verfahren, Glas, Porzellan etc. farbig zu verzieren; von J. H. Brianchon. Aus dem Technologiste, Juli 1858, durch das polytechn. Centralblatt, 1858 S. 1242. Brianchon's Verfahren, Glas, Porzellan etc. farbig zu verzieren. Dieses Verfahren umfaßt 1) die Bereitung des Flusses und 2) diejenige der Farben. Die Flüsse welche man anwendet, um die Farben einzubrennen oder zu verglasen, können aus Wismuthoxyd oder aus Bleioxyd gemacht werden, die ersteren sind aber vorzuziehen, weil sie besser einer starken Hitze widerstehen. Um den Wismuthfluß zu machen, bringt man 30 Theile Harz in eine Schale, erhitzt dieselbe im Sandbade und fügt dem Harze in dem Maße als es schmilzt, nach und nach 10 Theile salpetersaures Wismuthoxyd (jedenfalls ist das basische Salz gemeint) in kleinen Antheilen unter Umrühren hinzu. Wenn die Mischung braun wird, gießt man ferner 40 Theile Lavendelöl in die Schale und fährt mit Umrühren fort, um die Stoffe vollkommen mit einander zu vermischen. Man nimmt die Schale dann aus dem Sandbade weg, läßt sie etwas erkalten und setzt der Masse darauf noch 35 Theile Lavendelöl zu, worauf der Fluß fertig ist. Die Salze und Oxyde welche als Farbstoffe angewendet werden, sind die von Platin, Silber, Palladium, Rhodium, Iridium, Antimon, Uran, Zink, Kobalt, Chrom, Kupfer, Eisen etc. und oft von Gold, wenn man nämlich die Perlmutterfarben oder ein Farbenspiel, wie es durch Brechung in Prismen erzeugt wird, hervorbringen will. Im Einzelnen ist über die Farben Folgendes angeführt. Gold. Man schmilzt 30 Theile Harz, fügt 10 Theile salpetersaures Uranoxyd hinzu, rührt um und setzt dann unter fortwährendem Umrühren noch 35–40 Theile Lavendelöl hinzu. Wenn die Masse ganz homogen geworden ist, nimmt man die vom Feuer weg und fügt noch 30–35 Theile Lavendelöl zu. Die so dargestellte Masse, mit der gleichen Menge Wismuthfluß vermischt und mit dem Pinsel auf den Gegenstand aufgetragen, liefert nach dem Brennen eine glänzende gelbe Farbe. Orangeroth. Man schmilzt 15 Theile Harz und vermischt dasselbe mit 15 Th. salpetersaurem Eisen und 18 Th. Lavendelöl. Dieser Zusatz wird nach und nach gemacht, indem man dabei umrührt. Wenn die Masse gleichförmig geworden ist, nimmt man sie vom Feuer weg und nach dem Erkalten fügt man ihr noch 20 Th. Lavendelöl hinzu. Diese Masse, dem Wismuthflusse im Verhältniß von 2/5 oder 1/3 zugesetzt, gibt nach dem Brennen Roth, Orange, Nanking und alle Zwischenfarben, je nach der Menge des Flusses. Nachahmung von Gold. Um diese zu erhalten, wendet man die beiden vorerwähnten Farben an, indem man 2 bis 3 Th. der Uranfarbe mit 1 Th. der Eisenfarbe vermischt. Diese Mischung liefert eine metallische Farbe, welche nach dem Brennen die verschiedenen Töne des polirten Goldes nachahmt. Prismatische Farben. Dazu wendet man Knallgold, Cyangold mit Cyanquecksilber oder Goldjodür an. Diese Stoffe werden auf einer Platte mit Terpenthinöl gerieben, so daß ein Teig entsteht, den man trocknen läßt, worauf man ihn wieder mit Lavendelöl reibt. Man vermischt die goldhaltige Verbindung mit dem 1, 2, 3–10fachen Gewichte des Wismuthflusses. Wird die so dargestellte Masse mit dem Pinsel auf Bisquit aufgetragen und mit einer Uranlösung überzogen, so erhält man hellere oder dunklere irisirende Farben. Alle diese Präparate vermischen sich mit einander und man kann sie über einander mit dem Pinsel auftragen, was nach dem Brennen eine große Mannichfaltigkeit von Farben liefern kann. Das perlmutterartige Ansehen erhält man leichter auf Glas als auf Porzellan; man muß dazu den Wismuthfluß mit bleihaltigem Fluß vermischen und nach Umständen auch mit Harz vermischtes Chlorantimon hinzufügen.