Titel: Umwandlung des Stickstoffs der stickstoffhaltigen Substanzen in salpetersaures Kali; von S. Cloez und Er. Guignet.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. CV., S. 420
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CV. Umwandlung des Stickstoffs der stickstoffhaltigen Substanzen in salpetersaures Kali; von S. Cloez und Er. Guignet. Aus den Comptes rendus, Novbr. 1858, Nr. 18. Ueber die Umwandlung des Stickstoffs der stickstoffhaltigen Substanzen in salpetersaures Kali. Es gelang uns, den Stickstoff einer großen Anzahl stickstoffhaltiger Substanzen in salpetersaures Kali umzuwandeln, indem wir dieselben mit übermangansaurem Kali behandelten, welches wir vor einiger Zeit als Mittel zur Bestimmung des Schwefels vorgeschlagen haben.Polytechn. Journal Bd. CXLIX S. 37. Vorerst überzeugten wir uns, daß das anzuwendende Chamäleon kein salpetersaures Salz enthielt; mehrere Gramme krystallisirtes übermangansaures Kali wurden hierzu durch schweflige Säure in ein Gemisch von schwefelsaurem Mangan und Kali umgewandelt, welches keine Spur von salpetersaurem Salz enthielt. Wie wir früher schon angegeben haben, reducirt überschüssiges Ammoniak in der Kälte das übermangansaure Kali und bildet salpetrigsaures Kali; setzt man aber einen Ueberschuß von übermangansaurem Kali zu und läßt kochen, so wird das salpetrigsaure Salz selbst in salpetersaures umgewandelt. Diesen Versuch, wie alle folgenden, haben wir mit solchen Quantitäten angestellt, daß wir wenigstens 1 Gramm krystallisirten Salpeter erhielten. Das Anilin reducirt das übermangansaure Kali sofort mit großer Wärmeentbindung; es entsteht kohlensaures und oxalsaures Kali, aber nur eine Spur von Salpeter. Mit dem Chinin beginnt die Reaction in der Kälte, erfolgt aber erst beim Sieden vollständig; sie gibt kohlensaures und salpetersaures Kali, nebst einem Kalisalz welches eine neue Säure zu enthalten scheint. Das Cinchonin wird schwieriger angegriffen als das Chinin. Das Cyan reducirt sofort in der Kälte die Auflösung von übermangansaurem Kali, dasselbe thun die Blausäure und das Cyankalium. In diesen drei Fällen erhielten wir leicht krystallisirten Salpeter. Die Wirkung des übermangansauren Kalis auf das Cyan wird bei der Analyse von Gasgemischen benutzt werden können, z.B. um Cyan und Kohlensäure zu trennen, da letztere auf das Chamäleon nicht wirkt, so wenig als das Kohlenoxyd und das Stickoxydul; das Stickoxyd wird hingegen in der Kälte absorbirt und bildet salpetersaures Kali. Die Verbindungen welche Schwefel und Cyan enthalten, gaben uns schwefelsaures und salpetersaures Kali. Das Nitroprussidnatrium oxydirt sich ebenfalls sehr leicht, salpetersaures Kali bildend. Aber das gelbe Blutlaugensalz geht nur in rothes über, welches der Wirkung des Chamäleon widersteht. Der Harnstoff oxydirt sich sehr schwierig; nachdem das Sieden einen ganzen Tag lang fortgesetzt worden ist, erhält man nur eine kleine Quantität Salpeter. Die thierische Gallerte wird in der Kälte leicht angegriffen; es entsteht kohlensaures und ein wenig salpetersaures Kali, nebst einem eigenthümlichen Kalisalz, welches sich beim Erhitzen auf 200–300º C. lebhaft roth färbt. Das Pyroxylin wird beim Sieden angegriffen, deßgleichen das Nitronaphthalin und das Nitrobenzin. In diesen drei Fällen erhielten wir eine beträchtliche Menge krystallisirten Salpeter. Das Nitronaphthalin lieferte zugleich phthalsaures Kali, also das Product welches man beim Oxydiren des Naphthalins durch übermangansaures Kali enthält. – Das Nitrobenzin gab ein in großen rhombischen Blättern krystallisirtes Salz, welches eine in kaltem Wasser wenig lösliche Säure erhält, die wir jetzt studiren. Das gefällte, ausgewaschene und bei der gewöhnlichen Temperatur getrocknete Chromoxyd reducirt schon in der Kälte das übermangansaure Kali, indem es chromsaures Kali und Manganoxyd bildet. Beim Sieden erfolgt die Reduction in einigen Minuten vollständig.