Titel: Beschreibung des Apparats des Rechnungsraths Krauseneck zur künstlichen Ausbrütung von Fischen.
Autor: Krauseneck
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. CVIII., S. 425
Download: XML
CVIII. Beschreibung des Apparats des Rechnungsraths Krauseneck zur künstlichen Ausbrütung von Fischen. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Krauseneck's Apparat zur künstlichen Ausbrütung von Fischen. Es sind gerade die edelsten Fischgattungen, Lachse, Forellen, Aeschen, Huchen etc., welche in den kalten Wintermonaten laichen, deren künstliche Ausbrütung deßhalb auch nur in kaltem fließenden Wasser zwischen 4 bis 8º R. Wärme gelingt. Quellen im Freien sind meistens dem nachtheiligen äußeren Temperaturwechsel zu sehr unterworfen, nicht selten der Gefahr muthwilliger oder zufälliger Beschädigung der jungen Brut ausgesetzt und gewähren bei kaltem Wetter eben keinen angenehmen längeren Aufenthalt für Pflege und Beobachtung. Dieß gab Veranlassung, an die zweckmäßige Construirung eines Stuben-Apparats zur Ausbrütung von Winterfischen zu denken, welcher die Quelle im Freien ohne ihre Nachtheile vollkommen ersetzt und mit Gewächsen umstellt, sogar als wohlgefälliges Stubenmöbel dient. Der Apparat, wovon hier in Fig. 19 eine so vollständige Zeichnung beigegeben ist, daß jeder Tischler seine Anfertigung darnach übernehmen kann, hat sich bereits in der Anwendung praktisch bewährt. Er wird in einem ungeheizten, wo möglich der Sonnenseite zugewendeten Zimmer aufgestellt und mit reinem, kaltem Wasser eines und desselben Brunnens gespeist, wovon täglich zwei Eimer voll mittelst eines aus Bleirohr gebogenen Hebers dem oberen Gefäße entzogen und dem unteren Gefäße an frischem Wasser zugesetzt werden. Die Größe der beiden Wassergefäße und die Ausströmung des Wassers bedingen erst nach Verlauf von vollen 8 Stunden das Aufpumpen desselben vom untersten in das oberste Gefäß, so daß dieß, Morgens, Mittags und Abends ausgeführt, eine ununterbrochene Ergießung fein zertheilten, mit dem Sauerstoff der Luft geschwängerten Wassers über die auszubrütenden Eier und demnächst über die im mittleren Gefäße herangezogenen jungen Fische herbeiführt. Wir lassen eine nähere Beschreibung der Theile des Apparats folgen: Fig. 1. Auf einem hölzernen Schragen A (3 1/2'' im Quadrat) steht ein aus starkem Zinkblech angefertigtes, mit 3 1/2 Zoll hohem Rande versehenes rundes Untergefäß von 48'' Durchmesser, bestimmt, jede von oben herabträufelnde Feuchtigkeit aufzunehmen und den Fußboden des Zimmers zu schützen. In dieses Zinkgefäß hinein und genau auf die Kreuzungspunkte des Schragens (dessen Form in dem Zinkgefäße punktirt angegeben ist) kommt das in Fig. 24 mit Vorder-, Seiten- und oberer Ansicht dargestellte Holzgestell B zu stehen, dessen Gesimstheil, zum Abheben eingerichtet, mittelst in die 4 Ständer eingelassener Schraubenspindeln durch Schraubenmuttern erst dann von oben befestigt wird, wenn die in Fig. 5 mit C bezeichnete, ebenso wie der Gesimstheil (Fig. 4) im Inneren offene, Behufs Durchlassung etwa durchdringenden Wassers nur durch eingelassene Stäbe von 1/2'' im Quadrat verbundene runde Tischplatte, von oben herab auf die an dem Gestelle befindlichen Tragleisten und Seitenträger herabgelassen worden ist. Die letzteren so wie die Arabeskenverzierungen des Gestells sind aus 1/4'' dickem Eichenholz geschnitten und in die Ständer eingefugt. In ihrem hervorstehenden Rande bietet die Tischplatte den Raum zur Aufstellung hochstämmiger Gewächse, so wie die Ecken des Gesimses Hängepflanzen aufnehmen können. Der vordere halbrunde Ausschnitt in der Tischplatte dient außer zum näheren Herantreten auch zum Einstellen eines Eimers beim Ausheben des Wassers aus den beiden oberen Gefäßen. In dem hinteren Theile der Tischplatte befindet sich ein (in der Zeichnung nicht angegebenes) rundes Loch zum Durchlassen des Pumpenrohrs. Fig. 6. Drei ovale Bütten D, am besten aus Forlenholz, (Eichenholz enthält nachtheilige Lohe) mit 3 eisernen Reifen, wovon die obere und untere das für 8 Stunden erforderliche Wasser von etwas über 3 Kubikfuß fassen und 13'' Höhe, oben in der größeren Achse (Durchmesser) 29'', in der kleineren 19'' haben muß, die mittlere dagegen etwas kleiner und minder hoch seyn kann, werden (wie die beiden Ansichten des Apparats Fig. 7 und 8 ergeben), die obere quer aufgesetzt, die beiden anderen der Länge nach zwischen die Ständer geschoben, und die obere bis zum Rande, die mittlere nur bis zur Höhe des Krahnens mit Wasser gefüllt. An der hinteren Seite der oberen Bütte, in der Mitte ihres oberen Randes und ebenso in der Mittte des Gesimstheils des Gestells (die Zeichnung in der Ansicht von der Seite Fig. 8 ist hierin nicht genau) werden Schellen mit halbkreisförmigen Gelenken, ähnlich denen, womit die Regenröhren an den Häusern befestigt sind, angeschraubt, um das Pumpenrohr damit zu umschließen und zu befestigen, welches durch das schon erwähnte runde Loch der Tischplatte gehend, bis auf den Boden der unteren Bütte reicht. Fig. 7. E ist eine kleine Saugpumpe, deren Dimensionen aus der Zeichnung ersichtlich sind, wobei jedoch bemerkt wird, daß im Inneren derselben zu dem Kolben und der Kolbenstange nur Holz und Leder, kein Eisen zu verwenden ist. Der aus starkem Eisendraht mit unten umgebogenem Handgriff bestehende Ziehschwengel wird in einen Haken am Pfosten des Gestells eingehängt. In der Mitte der hinteren Seite der oberen Bütte, nahe über dem Boden derselben, ist ein Krahnen von Zinn oder Holz (Messing taugt nicht) eingelassen. Fig. 8. Ein daran gestecktes, demnächst durch Bindfaden einfach an die Stange der 2. Pumpenschelle und unterhalb an das Pumpenrohr befestigtes, an den hinteren Rand der mittleren Bütte fest angezogenes Bleirohr F von der (Fig. 9) in natürlicher Größe angegebenen Dimension, wie solche als Gasleitungsröhren benutzt werden, leitet das Wasser in die mittlere Bütte und treibt es durch den hydraulischen Druck in die Höhe. Die Biegungen dieses Bleirohrs finden zwar nach der Zeichnung erst am Boden des mittleren Gefäßes statt; es ist aber nach der neuesten Erfahrung zweckmäßiger, diese Biegungen schon in halber Höhe der zweiten Bütte anzubringen, da hierdurch die Durchbohrung der Brutschüssel zum Durchlaß des Rohrs erspart wird und die Brutschüssel freier gehandhabt werden kann. In das nach oben gerichtete Ende des Bleirohrs wird der in Fig. 9 in natürlicher Größe gezeichnete Aufsatz G, Behufs des Springens und feinen Zertheilens des Wassers, hineingedrückt. Der unterste Abschnitt in der Zeichnung ist das Bleirohr, der darüber befindliche ein conisches Stückchen Holzrohr, zum Eindringen und festen Schließen im Bleirohr zugerichtet; der oberste Theil, aus 2 Stücken bestehend, ist aus Zinn gedreht, wovon das unterste auf oben erwähntes Holzrohr fest aufgesteckt wird, das oberste, aus der Spitze bestehende, zum Abschrauben eingerichtet ist. Die Oeffnung a an dieser Spitze zum Durchströmen des Wassers muß so klein seyn, daß solche nicht mehr als eine mittlere Nähnadel umfaßt. Die daneben gezeichnete zweite Spitze zum Abschrauben b hat 4 solcher Oeffnungen, ist zur Ausbrütung gerade nicht erforderlich, gewährt aber eine hübsche Fontaine, jedoch mit stärkerer Wasser-Consumtion. Ist die obere Bütte gefüllt, der daran befindliche Krahnen zur Regulirung des Wasserabflusses geöffnet und wird anfänglich mit dem Munde etwas Luft in das Wasserrohr eingeblasen, so springt das Wasser fast bis zum Boden der oberen Bütte und fällt in feine Perlen zertheilt auf die darunter aufgestellte Brutschüssel, von welcher es über deren Rand in die Bütte abfließt. Der Abfluß des Wassers aus der mittleren Bütte in die untere erfolgt durch den auf 4 Zoll Höhe angebrachten Zinn- oder Holzkrahnen, von welchem ein angestecktes gebogenes Bleirohr oder ein Gummischlauch in die untere Bütte führt. Die Brutschüssel selbst ist eine gewöhnliche runde, nicht zu flache Fayence-Schüssel von etwa 15'' Durchmesser. Sie steht auf zwei in die Quere der Mittelbütte, in der Höhe ihres Wasserniveau's, befestigten Holzstäben, wird mit rein gewaschenem, fein gesiebtem, körnigem Flußsand etwa 1/4 Zoll hoch belegt und darauf die auszubrütenden Fischeier so mittelst eines breiten weichen Haarpinsels ausgebreitet, daß sie nicht aufeinander liegen. Man kann in solcher Schüssel mehrere tausend Eier zugleich ausbrüten. Hat man verschiedene Eier, so wird jede Sorte in ein besonderes kleines Fayence-Tellerchen oder flache Untertasse gebracht und diese auf die Brutschüssel so gestellt, daß die herabfallenden Wasserperlen sie treffen. Nach 3 bis 4 Wochen schlüpfen die jungen Fischchen nach und nach aus, indem sie die Membrane des Eies durchstoßen, bewegen sich auf dem Boden des Gefäßes und kauern auf Häufchen gedrängt nebeneinander. Sind alle Eier ausgeschlüpft und zeigt sich stärkere Unruhe unter den jungen Fischen, so werden solche durch sanfte Neigung der Brutschüssel und mit Hülfe des Pinsels in das dann gleichfalls mit Flußsand belegte und mit reinen Kieselsteinen von Pflaumengröße stellenweise versehene mittlere Wassergefäß hineingelassen, wo man sie noch Monate lang erhalten kann. Doch ist alsdann erforderlich, daß der Abfluß des Wassers aus der Mittelbütte in die untere, durch ein an das nach Innen durchgehende Krahnenrohr angestecktes Sieb einer kleinen Gießkanne abgeschlossen werde, damit die jungen Fische nicht entschlüpfen. Sobald sie ihre bis dahin ihre Ernährung bietende Nabelblase verloren haben, werden sie mit gekochtem, in dünne Scheiben geschnittenen, auf der Herdplatte gedörrten, demnächst mittelst eines breiten Messers zu Mehl zerriebenen Rindfleische, welches auf die Oberfläche des Wassers gestreut wird, oder mit Karpfen- oder anderem kleinen Fisch- oder Froschlaich, als ihre erste Nahrung, gefüttert. Dabei darf aber die Erneuerung des Wassers nicht unterlassen und muß für periodische Entfernung der in wolkige Massen sich sammelnden unverzehrten älteren Fleischtheilchen gesorgt werden. Sehr gedeihlich für die längere Aufzucht sind Wasserpflanzen in dem Wassergefäße, die in Unterschalen von Blumentöpfen, mit etwas Gartenerde versehen, gepflanzt, dann aber, um die Auflösung der Erde durch das Wasser zu verhüten, mit Flußsand bis zum Rande der Schale gefüllt, in die Bütte hineingesetzt und bei deren Reinigung herausgehoben werden. Auch lieben die Fische einen dunklen Aufenthaltsort zur Ruhe und Schlaf, schlüpfen daher unter die hineingelegten Steine und sammeln sich gern unter ein auf Steine hohl gelegtes umgekehrtes Porzellangefäß sobald es dunkel wird. So sind in dem Apparate junge Fische 8 Monate lang nicht nur erhalten, sondern größer gezogen worden und gesund geblieben. Wer mit der künstlichen Ausbrütung und Aufzucht junger Fische sich befassen will, findet genügende Belehrung darüber, sowie Anweisung über die Bezugsquellen befruchteten Rogens etc., in den beiden, jedes für 15Sgr. in allen Buchhandlungen zu habende Schriften: „Die künstliche Fischerzeugung nach den Erfahrungen der Fischzuchtanstalt des General-Comité's des Landwirthschaftlichen Vereins von Bayern, von Dr. Fraas. 2. Auflage. München 1854. Cotta.“ „Die neuesten und wichtigsten Verbesserungen in der Fischzucht, oder praktische Anleitung durch künstliche Befruchtung des Fischrogens alle fließenden und stehenden Gewässer auf leichte und wohlfeile Weise mit Fischen jeder Gattung sehr zahlreich zu besetzen, von Coste. Quedlinburg und Leipzig. Basse. 1853.“ Ein die neuesten Erfahrungen mitumfassender sehr belehrender Aufsatz über den Gegenstand, von Carl Vogt, findet sich in dem 2. Hefte der bei Brockhaus erscheinenden Monatsschrift: „Die Zeit.“ Die Local-Abtheilung Coblenz      des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VII
Tab. VII