Titel: Patentirte Maischmaschine von J. S. Schwalbe und Sohn in Chemnitz; beschrieben von Gustav Willkomm.
Fundstelle: Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XC., S. 343
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XC. Patentirte Maischmaschine von J. S. Schwalbe und Sohn in Chemnitz; beschrieben von Gustav Willkomm. Aus dem polytechnischen Centralblatt, 1859 S. 417. Mit einer Abbildung auf Tab. IV. Schwalbe's Maischmaschine. Ein wesentliches Bedürfniß für Brauereien von solcher Größe, welche die in der Neuzeit errichteten erhalten haben, ist eine Maschine, welche den Brauern die anstrengende Arbeit des Einmaischens abnimmt. Da das Maischen den Zweck hat, die im Wasser löslichen Bestandtheile des Malzes durch Wasser aufzulösen, so muß zur schnellen Beendigung des Vorgangs Malz mit Wasser in innige Berührung gebracht und einige Zeit darin erhalten werden. Der Zweck der Maischmaschine besteht daher darin, eine continuirlich kräftige Bewegung der Maische im Bottich herbeizuführen. Dieß geschieht bei der oben genannten, die in einem monodimetrischen Durchschnitt in Fig. 1 dargestellt ist, in folgender Weise: Durch eine Stopfbüchse im Boden des Maischbottichs B, B geht die Triebwelle A, auf welcher die Träger D, D' der Rührapparate C, C' durch Keile befestigt sind, so daß sie sich mit ihr umdrehen. A erhält seine Bewegung durch zwei conische Räder unterhalb des Bottichs von der Transmission aus. Auf dem oberen Rande des Bottichs sitzt ein sechsarmiges Gerüst E fest, welches der Welle A als Halslager dient und auf seinem inneren Theile das Stirnrad F trägt, das durch Keil- und Preßschraube auf ihm befestigt ist. Mit dem Rade F steht das kleinere, auf der Welle L sitzende Stirnrad H in Eingriff. Die Welle J, welche die Rührkreuze C trägt, hängt an den Armen D, D₁ und wird durch das conische Rad M umgedreht; dieses wälzt sich nämlich bei der Rotation der Achse A und der an dieser befestigten Arme D, D¹ auf dem am Lager N befestigten Rade Q, ebenso wie das Getriebe H auf dem Stirnrad F. Dreht sich nun A in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung, so werden auch D, D₁ in derselben Richtung bewegt, und dabei wälzt sich das Getriebe H an dem festen Rade F fort, so daß eine Umdrehung von C um die Achse L nach der in der Abbildung bezeichneten Richtung eingeleitet wird, und eben so wälzt sich M auf Q und veranlaßt zu derselben Zeit eine Umdrehung von C₁ um die Achse J. Zwei nahe am Boden hängende Flügel S, S rühren bei der Umdrehung von L die Masse auf, welche sich am Boden abgesetzt hat. Durch die Rotation sämmtlicher Apparate, sowohl um die gemeinschaftliche Achse, als um ihre eigenen Achsen, wird die Masse im Bottich gleichmäßig und vollständig in Bewegung gesetzt und Malz mit Wasser gut gemischt.Hiermit ist zugleich die größtmögliche Nutzung des Malzes verbunden. Bei der bereits seit drei Monaten im Gange befindlichen Patentmaschine auf der Actienlagerbierbrauerei zu Chemnitz hat sich gegen die Erfahrung an älteren Maschinen ein Minderverbrauch an Malz von 4 bis 5 Ctnr. auf einen Sud von 96 Eimern Bier ergeben. Hiernach unterscheidet sich nächst größerer Stabilität die eben beschriebene Maschine von den bisher angewendeten Maischmaschinen ähnlicher Construction dadurch: 1) Daß bei ersterer ein horizontaler und ein verticaler Rührer während der ganzen Zeit des Maischens eine constante Geschwindigkeit haben, bei letzteren hingegen diese beiden Rührer – die eigentlich arbeitenden wirksamen Theile der Maschine – nur beim Beginn des Betriebs sich mit constanter Geschwindigkeit bewegen, später aber mit der zunehmenden Geschwindigkeit der in Rotation kommenden Maische immer langsamer umgehen, bis die kreisförmig circulirende Maische ihre Maximalgeschwindigkeit erreicht hat und die Rührer ganz stehen bleiben; während der übrigen Zeit des Maischens bewegen sie sich nur periodisch mit einer von der Geschwindigkeit der bewegten Maische abhängigen Umdrehungszahl. 2) Daß bei der Patentmaschine die beiden Rührer nicht wie bei den bisher üblichen in einer und derselben Bewegungsrichtung, sondern gegen einander arbeiten, folglich auch der Maische eine weniger im Kreise als eine mehr in und durch einander gehende Bewegung ertheilen. Die bisher angewendeten Maischmaschinen erfordern ihrer bestehenden Einrichtung nach eine Rotation der Maische, um die davon abhängige Umdrehung des auf der stehenden Welle lose sich drehenden Hebels oder Trägers, an welchem die beiden Rührer ihre Lagerung haben, zu bewirken. Um die Bewegung der Rührer bei den bisher gebräuchlichen Maischmaschinen etwas bestimmter zu veranschaulichen, sey noch bemerkt, daß hier das Stirnrad F fest auf die stehende Welle gekeilt ist, eben so wie das conische Rad Q; daß ferner der Träger D, D' nicht fest, sondern lose auf der stehenden Welle steckt, und daß endlich zwischen den beiden Stirnrädern F und H noch ein Transporteur eingeschaltet ist. Bei Ingangsetzung dieser Maschine dreht sich zunächst die stehende Welle auf den darauf befestigten Rädern und bringt die beiden Rührer in Bewegung um ihre eigenen Achsen. Durch die Umdrehung der letzteren kommt die Maische in eine kreisförmige Bewegung; durch die bewegte Maische wird allmählich der Träger D mitgenommen, bis derselbe die Geschwindigkeit der stehenden Welle erreicht und somit die beiden Rührer in Stillstand versetzt werden. Nimmt die Geschwindigkeit der beweglichen Maische ab, so bewegen sich die Rührer wieder ein wenig, und so arbeitet die Maschine periodisch weiter bis zum Ende des Maischens.

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV