Titel: Duncan's und Guynne's patentirte Wärmevertheiler für Dampfkessel.
Fundstelle: Band 153, Jahrgang 1859, Nr. CIV., S. 405
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CIV. Duncan's und Guynne's patentirte Wärmevertheiler für Dampfkessel. Aus dem Mechanics' Magazine vom 29. Juli 1859. Mit einer Abbildung auf Tab. VI. Duncan's Wärmevertheiler für Dampfkessel. Das Verfahren der Erfinder, das Dampferzeugungsvermögen der Maschinen bedeutend zu vergrößern, besteht einfach darin, daß sie metallene Spiralen als Wärmevertheiler (heat diffusers) in die Röhren der Dampfkessel einführen. Durch die Anwendung dieser Wärmevertheiler wird ein Strom erhitzter Luft derart in den Röhren ausgenützt, daß nach angestellten Versuchen der Kessel 30 Proc. mehr Dampf entwickeln kann. Die Flammen und anderen gasartigen Verbrennungsproducte, welche nach der jetzt gebräuchlichen Methode durch die Röhren der Kessel passiren, theilen dem sie umgebenden Metalle nur einen Theil ihrer Hitze mit. Bei der großen Geschwindigkeit, mit welcher die Verbrennungsproducte als gasförmige Körper und schlechte Leiter durch die Röhren ziehen, geht nämlich der Kern der Wärmesäule als Heizkraft vollständig verloren und entweicht mit dem Rauch unbenutzt durch den Schornstein. Die Spiralen der Patentträger unterbrechen den Querschnitt dieser Wärmesäule und zwingen die zertheilten Ströme vollständiger gegen die Seiten der Röhren zu streichen; dadurch wird dem Wasser im Kessel mehr Wärme mitgetheilt und daher Brennmaterial erspart, also mehr Dampf erzeugt. Fig. 22 ist der Längendurchschnitt eines Theiles von einem Röhrenkessel, in dessen Röhren man dreierlei spiralförmige Wärmevertheiler sieht, an deren Achse eine Drehrolle gesteckt wird. Bei der Spirale C sind Löcher durch die Platte geschnitten, was bei einer Spirale von kurzer Ganghöhe vortheilhaft ist. D stellt eine Spirale mit weitem Schraubengang dar, welche am geeignetsten ist, wenn man bituminöse Steinkohlen anwendet, oder der Zug träge ist wie bei Marinemaschinen. B stellt eine Spirale mit kurzer Ganghöhe dar, für Kessel wo der Zug stark ist, oder das Brennmaterial in Kohks besteht wie bei Locomotiven. Die Vortheile dieser Wärmevertheiler sind augenscheinlich und mannichfaltig; sie sind 1) sehr einfach und ihre Anwendung erheischt nicht die geringste Aenderung bei einem im Gebrauche befindlichen Kessel, auch können sie in kürzester Zeit mit verhältnißmäßig geringen Kosten eingesetzt werden; 2) sind sie, wie die Erfahrung zeigte, Selbstreiniger für die Röhren der Kessel; 3) endlich vermindern sie den Brennmaterialverbrauch bedeutend. Wegen dieser Vortheile verdienen die Wärmevertheiler die besondere Beachtung der Mechaniker und Eisenbahngesellschaften. Auf den 9500 Meilen brittischer Eisenbahnen sind jetzt über 5000 Locomotiven im Betrieb, welche jährlich circa 90,000,000 Nutzmeilen machen. Das Brennmaterial für diesen Betrieb kann ziemlich sicher zu 1,500,000 Tonnen Kohks im Werthe von 1,200,000 Pfd. Sterl. angenommen werden. Durch die Einführung der Wärmevertheiler würde nun bei der angegebenen Anzahl von Locomotiven und einem größern Effecte von 30 Proc. durch dieselben, eine jährliche Ersparniß von 400,000 Pfd. Sterl. erwachsen, ohne daß man die geringsten Störungen im Betriebe hätte. Eben so werthvoll dürfte diese Erfindung für die Dampsschifffahrt seyn. Ein Raddampfer von 3000 Tonnen trägt 550 Tonnen als Gewicht der Maschinen, Kessel und des Zugehöres, 1400 Tonnen Kohlen und 100 Tonnen Wasser in den Kesseln, also nahezu 2/3 todte Last von der ganzen Tragfähigkeit. Wegen der großen Last von Kohlen, welche die Schiffe als Brennmaterial mitzuführen haben, konnte bekanntlich bisher keine Linie von Schnelldampfern zwischen England und Amerika bestehen, ohne von der Regierung durch Zuschüsse unterstützt zu werden. Wenn jedoch ein Dampfer, welcher bisher 1400 Tonnen Kohlen brauchte, durch die Anwendung der Wärmevertheiler die Reise mit weniger als 1000 Tonnen zurücklegen kann, so wird eine bedeutende Ersparniß erzielt; denn angenommen die Kohlen kosten per Tonne 1 Pfd. St., so wird nicht nur für diese eine Summe von 466 Pfd. St. erspart, sondern es wird auch für 466 Tonnen Frachtraum gewonnen, welcher 1250 Pfd. St. (die Tonne per Meile 1 Farthing) abwirft; es würden also für eine Reise nach New-York 1700 Pfd. St., oder für Hin- und Rückreise 3400 Pfd. St. erspart werden, was eine größere Summe repräsentirt, als die jetzt von der Regierung den großen Postdampfern garantirten Zuschüsse.

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Tafel Tab. VI
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