Titel: Verfahren die Seide mittelst Anilin violett und in anderen Farben ohne Beizmittel zu färben; von J. T. Beale in Greenwich und Th. Kirkham in London.
Fundstelle: Band 155, Jahrgang 1860, Nr. XVI., S. 59
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XVI. Verfahren die Seide mittelst Anilin violett und in anderen Farben ohne Beizmittel zu färben; von J. T. Beale in Greenwich und Th. Kirkham in London. Aus dem London Journal of arts, December 1859, S. 357. Beale's Verfahren, die Seide mittelst Anilin violett etc. ohne Beizmittel zu färben. Die Patentträger behandeln eine saure Auflösung eines Anilinsalzes mit Chlor oder Chlorkalk, mit oder ohne Anwendung von Wärme, und erhalten je nach dem angewandten Verhältniß der Ingredienzien, außer dem Purpurviolett und Lilas, welche man bisher mittelst des Anilins auf Seide erzielte, auch noch andere ächte Farben, nämlich Lichtbraun, Grün, Blau und Roth von großer Schönheit. Sie verwenden vorzugsweise salpetersaures, salzsaures oder essigsaures Anilin, welches sie mit Essigsäure ansäuern; diese saure Anilinlösung versetzen sie mit Chlorwasser oder Chlorkalklösung, wornach die Farbenänderung in der Flüssigkeit eintritt und dadurch die Färbeflotte gebildet wird. Durch Anwendung der Materialien in verschiedenem Verhältniß und von verschiedener Stärke kann man mannichfaltige Farben und Nüancen erzeugen. Wenn man die so erhaltene Flüssigkeit sogleich verwendet, so färbt sie blau, bewahrt man sie aber einige Stunden auf, so wird sie lilas und purpurviolett färben; dieselbe Flüssigkeit läßt sich hernach noch benutzen, um schiefergrau, braun, strohgelb etc. zu färben, indem man ihr mehr oder weniger Chlor- oder Chlorkalklösung zusetzt. Erstes Beispiel. Man nehme 1 Maaßtheil einer gesättigten Auflösung von Anilin in Wasser, setze 1 Maaßtheil Essigsäure (welche 25 Proc. wasserfreie Säure enthält) und nach und nach 1 Maaßtheil Chlorkalklösung von 1 1/2° Baumé (1010 spec. Gewicht) zu. Wenn man den Chlorkalk in kleinen Portionen zusetzt, so kann man den Punkt treffen, wo die Flüssigkeit violettblau in einer gewünschten Nüance färbt. Nach einiger Zeit wird die Flüssigkeit aber violett werden und auch in dieser Farbe färben, deren Intensität von dem angewandten Verhältniß von Chlorkalk und Wasser abhängt. Anstatt Chlorkalklösung zu benutzen, könnte man auch Chlorgas durch die Flüssigkeit leiten und das Einströmen desselben unterbrechen, nachdem es die gewünschte Wirkung auf das Anilin hervorgebracht hat. Zweites Beispiel. Man nehme 1 Maaßtheil salzsaures Anilin von 1010 spec. Gewicht, setze 1 Maaßtheil Essigsäure (welche 25 Proc. wasserfreie Säure enthält) und dann nach und nach 1 Maaßtheil Chlorkalklösung von 1 1/2° B. (1010 spec. Gewicht) zu. Dieses Präparat wird violettblau färben; nach einiger Zeit aber violett, wie in dem vorhergehenden Beispiel. Indem man Anilinsalzlösung, Essigsäure und Chlorkalklösung von der erforderlichen Stärke vermischt, kann man auch Farben für den Zeugdruck darstellen. (Patentirt in England am 13. Mai 1859.)