Titel: Dampframme von Robert Morrison.
Fundstelle: Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXXII., S. 241
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LXXII. Dampframme von Robert Morrison. Aus der Revue universelle des mines, August und September 1859, S. 118. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Morrison Dampframme. Bekanntlich wird bei den Wasserbauten der Aufwand an Zeit und Geld durch die langwierige und mühsame Arbeit des Pfahleinschlagens mittelst der gewöhnlichen Ramme sehr vergrößert, denn eine solche, von vier Arbeitern gehandhabt, kann in anderthalb Tagen kaum einen Pfahl einbringen. Die Anwendung des Dampfes zum Betrieb dieser Apparate gewährte keinen andern Vortheil, als eine gewisse Ersparniß an Handarbeit, und sie ist weit entfernt das Problem befriedigend zu lösen. Seit dem Beginn der großen Arbeiten zum Baue eines Docks auf dem Tyne bei Newcastle gelang es Hrn. Morrison, diese Ersparniß an Zeit sowohl als Geld durch Einführung einer direct wirkenden Dampframme von großer Kraft zu verwirklichen, welche im Stande ist in 12 Minuten einen Pfahl von 0,35 bis 0,36 Met. im Gevierte auf eine Tiefe von 10,70 Met. in den schwierigsten Boden einzurammen. Mit dieser Maschine beansprucht das Einschlagen der Pfähle nur noch einen kleinen Theil der ganzen Zeit, indem das Beschlagen, Aufhissen und Einstellen die größte Verzögerung veranlassen. Man ist jedoch dahin gelangt, 21 Pfähle in einem Arbeitstage zu schlagen und diese Zahl könnte auf 30 und sogar 36 steigen, wenn die Pfähle, vollkommen hergerichtet, schnell auf den Arbeitsplatz geliefert würden. Ein Maschinist, ein Heizer und zwei Arbeiter zum Richten der Pfähle bilden das ganze erforderliche Personal. Der Arbeitslohn übersteigt also jenen nicht viel, welchen man für eine gewöhnliche Ramme zahlt, während die verrichtete Arbeit dreißigmal so groß ist, und zwar in einem Grunde wo die gewöhnlichen Rammen bei einer Tiefe von 5 Metern versagen würden. Morrison's Ramme zeigt Fig. 9 in der Seitenansicht, mit dem Dampfcylinder im Durchschnitt; Fig. 10 ist die Vorderansicht, und Fig. 11 ein verticaler Durchschnitt des Dampfcylinders in größerem Maaßstabe. Der ganze Apparat, die Dampfmaschine, der Kessel und die Hülfsmaschine werden von einer auf acht Rädern B, B beweglichen Plattform A, A getragen; diese Räder laufen auf Schienen, welche man auf dem Pfahlwerk, je nach dem Fortschreiten der Arbeit, anbringt. Auf der Plattform sind zwei starke Laufruthen-Paare C, C aufgestellt, welche sehr fest unter einander verbunden sind und den Cylindern D, D der Rammklötze zur Führung dienen. Am obern Ende jedes Laufruthen-Paares befinden sich zwei Rollen E und F; die größeren E dienen dazu, die Cylinder zu heben und sie auf den Kopf der Pfähle G, G zu setzen; die kleineren F dienen um die Pfähle zu richten, aufzuziehen und einzustellen. Alle diese Bewegungen werden durch eine kleine DampfmaschineDampfaschine N bewerkstelligt. Der Pfahl G ist am Kopfe mit einem eisernen Ring versehen und so gerichtet, daß er ein Halsstück H, H (Fig. 11) aufnehmen kann, woran die vier Säulen I, I angebracht sind, welche den Cylinder des Rammklotzes tragen. Die Kolbenstange K ist sehr stark und bildet das Hauptgewicht; man macht sie aus einem Stück mit dem Kolben, um der Gefahr des Bruches weniger ausgesetzt zu seyn. Der Cylinder wird durch Kloben geführt, welche an den Laufruthen angebrachte Platten umfassen. Der Dampf wird vom Kessel zum Schieberkasten L durch ein gegliedertes Rohr M geleitet, welches den Cylindern gestattet, je nach der Höhe der Pfähle längs der Laufruthen auf- und abzusteigen. Um den Apparat in Gang zu setzen, wird die Hülfsmaschine N durch eine Kuppelung mit den Wellen O in Verbindung gesetzt, und die Cylinder D, D werden aufgezogen und am obern Theile der Laufruthen festgestellt. Alsdann löst man aus und kuppelt die kleinere Welle R, auf welcher sich die Kette S aufrollt. Diese Kette geht über die kleine Rolle F, am Obertheile der Laufruthen C, und faßt den Kopf des Pfahles, welcher auf diese Weise eingerichtet wird. Hernach wird der Cylinder herabgelassen, das Halsstück geht über den abgerundeten Kopf des Pfahles und stützt sich gegen die Seitenwehr. So wirkt das ganze Gewicht des Cylinders auf den Pfahl, während der Stoß der Kolbenstange oder des Rammklotzes K ihn heruntertreibt. Die Kette P wird schlaff gelassen, damit der Cylinder mit dem Pfahl sinken kann. Der Betrieb des Rammklotzes wird sehr einfach durch den Dampfschieber L, Fig. 11, bewerkstelligt. Eine auf der Stange des Schiebers befestigte Feder dient um denselben zum Eintritt des Dampfes, welcher den Kolben und mit ihm die Stange K heben muß, offen zu halten. Am untern Ende der Stange befindet sich ein Daumen, welcher auf den Winkelhebel T schlägt wenn der Rammklotz aufsteigt, und dadurch den Schieber herunterdrückt, der nun den Eintritt des Dampfes in den Cylinder absperrt und dem Dampfe, welcher den Kolben gehoben hat, zu entweichen gestattet. Zu gleicher Zeit gleitet ein kleiner Sperrkegel U in einen Einschnitt am Obertheile der Schieberstange und hält den Schieber geschlossen, bis der Klotz auf den Pfahl geschlagen hat. Die durch den Stoß veranlaßte Erschütterung zwingt das Stück V den Sperrkegel U frei zu machen und der Druck der Feder hebt den Schieber wieder, um Dampf unter den Kolben einzulassen und einen neuen Schlag vorzubereiten. Nachdem auf diese Weise der Pfahl auf die verlangte Tiefe eingerammt worden ist, wird die Hülfsmaschine N vermittelst einer Kuppelung mit den Rädern W in Verbindung gesetzt und der ganze Apparat bewegt sich vorwärts; die Cylinder werden aufs Neue gehoben und zwei neue Pfähle gerichtet und gestellt. Diese Benutzung von zwei Mechanismen zum Richten der Pfähle und Heben der Cylinder gewährt den Vortheil, einen Pfahl richten zu können, ehe er auf seinen Platz gestellt wird und während man den vorhergehenden einrammt. Man kann mehrere derartige Maschinen gleichzeitig anwenden, um Pfähle sowohl senkrecht als in einer gegebenen Neigung einzurammen. Im letzteren Falle müssen die Laufruthen gleichmäßig geneigt seyn und man muß den Dampf zu beiden Seiten des Kolbens wirken lassen.

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