Titel: Die Beleuchtung der sogenannten Hydro-Oxygengas-Mikroskope; Ersatz des Wasserstoffs durch Photogen.
Fundstelle: Band 155, Jahrgang 1860, Nr. LXXXIII., S. 271
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LXXXIII. Die Beleuchtung der sogenannten Hydro-Oxygengas-Mikroskope; Ersatz des Wasserstoffs durch Photogen. Aus dem Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 2. Mit Abbildungen. Ueber die Beleuchtung der sogenannten Hydro-Oxygengas-Mikroskope. Läßt man die Flamme eines Gemisches von Wasserstoff und Sauerstoff auf ein Stückchen gebrannten Kalk einwirken, so strahlt dasselbe bekanntlich, auf eine sehr hohe Temperatur erhitzt, ein sehr intensives Licht aus. Dieses von dem Engländer Drummond erfundene Licht wurde zur Beleuchtung von mikroskopischen Gegenständen angewendet; dieses sog. Hydro-Oxygengas-Mikroskop machte ein ungemeines Aufsehen und die damit erzielten Resultate sind in der That so überraschend, daß noch heute zahlreiche herumziehende Künstler ein sehr aufmerksames Publicum dafür finden. Die Gase werden in Gasometern oder, da diese sich schlecht transportiren lassen, in luftdichten Kautschuksäcken aufbewahrt. Für das Wasserstoffgas braucht man dabei einen gerade doppelt so großen Behälter, als für das Sauerstoffgas, da sich beide Gase in dem Verhältnisse von 2 Vol. Wasserstoff auf 1 Vol. Sauerstoff vereinigen. Besonders die rasche Veränderung des erhitzten Kalkstückchens bot mannichfache Schwierigkeiten bei länger dauernden Productionen. Fig. 1., Bd. 155, S. 271 Fig. 2., Bd. 155, S. 271 Hrn. Apotheker Lipowitz, jetzt in Berlin, verdankt die RedactionDas Breslauer Gewerbeblatt erscheint seit Anfang dieses Jahres unter der Redaction des Hrn. Dr. H. Schwarz. die Mittheilung einer sehr wesentlichen Verbesserung dieses Lichtes, wobei sowohl die Bereitung des Wasserstoffgases, als die Uebelstände des angewendeten Kalkstückchens wegfallen, und wodurch eine äußerst glänzende Beleuchtung erzielt wird. Derselbe wendet ebenfalls Sauerstoffgas, als Brennmaterial aber, statt des Wasserstoffgases, Photogen oder Solaröl an. Die dazu nöthige Lampe zeigt Fig. 1 im Durchschnitte, Fig. 2 in der Ansicht von Oben. A ist eine Blechflasche, am besten aus Messingblech und hart gelöthet. In derselben befindet sich am Boden eine Oeffnung B, die durch einen durchbohrten Kork verschlossen ist. Durch dieselbe geht das Rohr C, welches sich oben in 4 oder mehr dünne Röhrchen b, b theilt, die in haarfeine Oeffnungen ausgehen, und dort wohl zweckmäßig mit gebohrten Platinspitzen versehen sind. Diese Röhrchen gehen durch den aus losen Baumwollfäden bestehenden Docht durch, der durch die Dochtröhre C zusammengehalten wird. Dieselbe wird von oben hineingehängt, und das Ganze kann alsdann durch den Deckel F verschlossen werden. Eine mit Schraubenstöpsel versehene Oeffnung E dient zum Einfüllen des Photogens. Die bei dem Gebrauche sich etwa entwickelnden Dämpfe können durch das Rohr d abziehen. Das Rohr C wird bei a mit dem Gasometer für Sauerstoffgas in Verbindung gesetzt. Um es zu reinigen, kann man den Stöpsel G entfernen. Das Ganze wird zweckmäßig mit den Füßen H auf dem als Untersatz dienenden Tische J festgeschraubt. Nach den Mittheilungen von Lipowitz erzielt man mit dieser Vorrichtung wahrhaft überraschende Erfolge, und haben in der That dem Referenten vorläufige, mit sehr unvollkommenen Apparaten angestellte Versuche ein ungemein glänzendes Licht ergeben. Wenn man bedenkt, daß der Kohlenstoff bei seiner Verbrennung mit Sauerstoffgas eine bedeutend höhere Temperatur entwickelt als der Wasserstoff, so kann man sich die vortreffliche Wirkung des so kohlenstoffreichen Photogens leicht erklären; der Kohlenstoff fungirt hier, wie bei den gewöhnlichen Beleuchtungsarten, zugleich als Hitze entwickelnder und durch Erhitzung leuchtender Körper, so daß dadurch die Anwendung des Kalkes natürlich unnöthig wird. H. S.