Titel: Ueber die Zusammensetzung der in dem Regierungsbezirk Köln als Baumaterial gebräuchlichsten Kalksorten; von Dr. H. Vohl.
Autor: Hermann Vohl
Fundstelle: Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CVI., S. 359
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CVI. Ueber die Zusammensetzung der in dem Regierungsbezirk Köln als Baumaterial gebräuchlichsten Kalksorten; von Dr. H. Vohl. Vohl, über die Zusammensetzung der in dem Regierungsbezirk Köln als Baumaterial gebräuchlichsten Kalksorten. In der Rheinprovinz und namentlich in Köln und der Umgegend verwendet man hauptsächlich drei Kalksorten als Baumaterial, nämlich den Trier'schen, Bergischen und Oppenheimer Kalk. Je nachdem man hydraulischen oder Luftmörtel bereiten will, wird die Wahl in der Art getroffen, daß man zu den Wasserbauten stets Trier'schen, zum Land- oder Hochbau dagegen entweder Bergischen oder Oppenheimer Kalk allein, oder mit Trier'schem Kalk vermischt in Anwendung bringt. Die Verwendung der einzelnen Kalksorten, den verschiedenen Zwecken entsprechend, wurde durch die Erfahrung festgestellt und sie ist durch die chemische Untersuchung auch theoretisch gerechtfertigt worden. Der sogenannte Trier'sche Kalk, welcher entweder gebrannt oder auch als roher Kalkstein zu uns gebracht wird und dann hier in continuirlichen Schachtöfen mit Steinkohlen geschichtet gebrannt wird, ist ein conglomeratischer feiner Muschelkalk aus dem Moselthal, resp. aus der Umgegend von Trier herstammend. Seine Farbe ist eine schmutzig hellgelbe, die er, da sie von Eisen- und Mangangehalt herrührt, beim Brennen nicht verliert. Beträchtliche Mengen von Thonerde und Magnesia enthielt er neben Kieselsäure. Die Bittererde, die Thonerde und die Kieselsäure, die ein langsames Löschen dieses Kalkes verursachen, stellen ihn zu der Gruppe der nicht fetten, sondern halbmageren Kalksorten, geben ihm aber einen bedeutenden hydraulischen Werth, d.h. er ist fähig einen Mörtel zu bilden, der unter Wasser erhärtet. Ueberall da wo Bauten aufgeführt werden, die dem Wasser mehr oder minder ausgesetzt sind, wird er angewandt. Die Festungsbauten in und um Köln sind zum großen Theil mit Trier'schem Kalk ausgeführt und derselbe bewährte sich als ein hydraulischer Kalk vortrefflich. Der gebrannte Trier'sche Kalk enthält, so wie er im Handel vorkommt, durchschnittlich 1,639 bis 2 Proc. Kohlensäure. 100 Gewichtstheile Trier'scher Kalk enthalten nach Abzug der Kohlensäure: Kalk 56,7911 Thonerde 23,1245 Magnesia 17,5900 Kieselsäure 2,0435 Eisen, Mangan und Phosphorsäure 0,2690 –––––––– 99,8181 Verlust 0,1819 –––––––– 100,0000 Die Alkalien wurden bei allen drei Kaltsorten nur qualitativ nachgewiesen. Der Bergische sowohl wie der Oppenheimer Kalt ergaben ebenfalls einen Gehalt von Thonerde, Magnesia und Kieselsäure, doch waren diese Bestandtheile in geringer Menge darin vorhanden. Nach Abzug der Kohlensäure, welche beim Bergischen Kalk 3,606 Proc. und beim Oppenheimer 7,841 Proc. betrug, enthielten 100 Gewichtstheile: Bergischer Kalk. Oppenheimer Kalk. Kalk 89,7540 96,0010 Thonerde 5,6176   0,1724 Magnesia 0,1853   1,0323 Kieselsäure 3,5570   0,5812 Eisen, Mangan und Phosphorsäure 0,7410   2,0430 ––––––––––––––––––––––––––––––––––– 99,8549 99,8299 Verlust 0,1451   0,1701 ––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,0000                  100,0000 Der Bergische Kalk verdankt seinen Namen den Fundorten, welche sich auf dem rechten Rheinufer größtentheils in dem ehemaligen Herzogthume Berg befinden, welches gewöhnlich mit der Benennung das Bergische oder das bergische Land bezeichnet wird. Für Köln und die Umgegend liefert Bensberg den meisten Bergischen Kalk. Er löst sich leicht unter starker Wärmeentwickelung und liefert einen sehr fetten Kalk, welcher zu Luftmörtel vortheilhaft verwendet wird. Seine schöne weiße Farbe bedingt seine Anwendung zum Kalken der Zimmerdecken etc. Auch zu technischen Zwecken, zur Laugenbereitung, zur Stearin- und Sodafabrication sowie zur Chlorkalkbereitung und zu metallurgischen Processen findet er eine ausgedehnte Anwendung. Der Oppenheimer Kalk findet nur zeitweise Verwendung und dieselbe ist durch die geringe Wasserfracht auf dem Rheine bedingt. Gemeiniglich findet er nur dann Verwendung, wenn er als Rückfracht theils gebrannt, theils ungebrannt von den Kohlentransportschiffen der Ruhr billig nach unserer Gegend geliefert weiden kann. In seiner Güte steht er dem Bergischen Kalk sehr nach. Bonn, im Februar 1860.