Titel: Ueber die Braunkohlenpresse auf der Grube Theodor bei Ammendorf.
Autor: Carl Friedrich Jacob Zincken
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. III., S. 5
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III. Ueber die Braunkohlenpresse auf der Grube Theodor bei Ammendorf. Aus einer brieflichen Mittheilung des Civilingenieurs C. Zincken in Halle a. d. S. Ueber die Braunkohlenpresse auf der Grube Theodor bei Ammendorf. Was die von Ihnen gewünschten neueren Resultate des Betriebes der auf der Grube Theodor bei Ammendorf nach Art der Exter'schen Torfpresse im HaspelmoorMan s. über dieselbe polytechn. Journal Bd. CLIV S. 344. ausgeführten Braunkohlenpresse anbetrifft, so bin ich im Stande, Ihnen Folgendes darüber mitzutheilen. Nach durch Hrn. H. mir gewordenen Angaben wurden in 10 Tagen à 12 Stunden Arbeitszeit aus 604 Tonnen à 7 1/4 Kubikfuß rheinländ. Maaß Braunkohlen 194,000 Stück Kohlensteine, incl. 50,000 Stück zerbrochene, fabricirt. Zur Heizung der beiden Dampfmaschinen für den Betrieb des Quetschwerkes, des Becherwerkes und der Rührwerke in den Trockenöfen und der Presse wurden per Tag 25 Tonnen und zur Heizung der Trockenöfen 8 Tonnen Braunkohlen verbraucht, wobei das zu verpressende Kohlenmehl auf 60° R. erhitzt wurde. In jedem Tage betrugen die Arbeitslöhne: für einen Maschinenwärter – Rthlr. 20 Sgr. für 7 Arbeiter à 24 Sgr. 2 Rthlr. 24 Sgr. –––––––––––––––––––––––– in Summa 3 Rthlr. 14 Sgr. Aus diesen Angaben ergibt sich nun: 1) Da aus 604 Tonnen Braunkohlen 194,000 Stück Steine gepreßt wurden, so lieferte eine Tonne Kohlen 321,19 St. Steine. Ein solcher Stein ist nach meiner Messung lang 6 Zoll rheinl. Maaß, breit 3 1/4 Zoll 3 Linien, und bildet an der Stelle der 4 Ecken Quadranten mit einem Halbmesser von 17 Linien, hat eine Stärke von 9 Linien und somit einen Kubikinhalt von 12,87 Kubikzoll. Das Volumen der aus einer Tonne erfolgenden 321,19 Steine beträgt also 4133,71 Kubikzoll. Weil nun die Tonne 7 1/4 Kubikfuß oder 12288 Kubikzoll Inhalt hat, so wurde das ursprüngliche Volum der Braunkohle, eine erdige, ziemlich leichte Kohle, auf 34,3/100, also auf etwa ein Drittel reducirt. 2) Das tägliche Fabricationsquantum waren 194,000 St. Preßsteine. Da bei einer Schicht auf nur 10 wirkliche Arbeitsstunden gerechnet werden kann, so belief sich die Production pro Stunde auf 1940 Stück, und pro Min. auf 32 Stück. Die Dampfmaschine der Kohlenpresse würde ohne Nachtheil aber mindestens 40 Wechsel machen können; bei jedem Wechsel vollzieht sich die Pressung eines Steines, es würden also bei normalem Betriebe, wohin die hinreichende Speisung der Presse mit Preßmaterial (getrocknetem und auf 60° R. erhitztem Kohlenmehle) und die Entfernung aller Ursachen der Unterbrechungen des Betriebes etc. gehören, stündlich wenigstens 480 Stück und täglich 4800 St. mehr geliefert werden können. 3) Das Gewicht einer Tonne Kohlen mit Grubenfeuchtigkeit wurde zu 300 Pfd. angegeben; als Gewicht von 12 Steinen fand ich 6 Pfd. 12 Loth Zollgewicht; es beträgt demnach das Gewicht eines Steines gerade 16 Lth. (à 16 2/3 Gramm.) Das Gewicht der aus einer Tonne Braunkohlen erhaltenen Steine incl. Bruch beläuft sich auf 5139,04 Lth. = 171 Pfd. 9,04 Lth. 4) Da bei der Anfertigung von 194,000 Stück Steinen 50,000 St. zerbrochene fallen, so entspricht die letztere Summe 25,7 Procent der Production, oder aber die Quantität der guten Steine verhält sich zu derjenigen der zerbrochenen nahezu wie 3 : 1, was als ein sehr ungünstiges Verhältniß zu bezeichnen seyn dürfte. 5) Hiernach wurden von 604 Tonnen vorbereiteter Braunkohlen nur 448,4 Tonnen in verkäufliche Waare verwandelt, während 155,6 Tonnen als zerbröckelte Steine entweder dem Preßproceß von Neuem unterworfen oder aber zur Heizung der eigenen Feuerungen der Grube verwendet werden müssen. 6) Um 60,4 Tonnen Braunkohlen zu quetschen, zu trocknen und zu pressen wurden 33 Tonnen Braunkohlen verbraucht, d. i. 54,6 Procent oder mehr als die Hälfte der Preßkohlen, ein Verbrauch, der sehr hoch erscheint. 7) Werden als durchschnittliches tägliches Verarbeitungsquantum 60 Tonnen Braunkohlen, und wird die Zahl der Arbeitstage auf jährlich 280 Tage angenommen, so würden jährlich aus 16,800 Tonnen Braunkohlen 3,840,480 Stück Preßsteine gefertigt werden, 5829 Tonnen aber als Bruch in die Grubenvorräthe zurückgehen. 8) Die Kosten von je 1000 Stück Steinen mit einem Gewicht von 5 Ctr. 33 1/3 Pfd., die zu 2 Thaler loco Grube leicht verkauft werden, stellen sich etwa folgendermaßen: a) für 3,11 Tonnen Braunkohlen zu den Steinen à 4 Sgr. 12 Sgr. 9 Pfd. b) für 2,29 Tonnen Braunkohlen zum Betriebe der    Trockenöfen und der beiden Dampfmaschinen   9   „   2   „ c) für Arbeitslöhne   7   „   3   „ d) für Reparaturen und Verzinsung etc. des Anlagekapitals    von circa 12,000 Rthl.   9   „   5   „ e) für Generalkosten etc. 20 Proc. von den Selbstkosten   7   „   7   „ –––––––––––––––––––––––––––– Summa: 1 Rthlr. 16 Sgr. 2 Pf. Es würde der jährliche Gewinn, excl. demjenigen an den Braunkohlen bei einem angerechneten Preise von 4 Sgr. pro Tonne, auf circa 1800 Rthlr. sich belaufen. Es liegt auf der Hand, daß durch Ausdehnung der Betriebszeit der Presse auf die Nacht und die Herstellung eines normalen Betriebes die Selbstkosten wesentlich vermindert werden würden, und somit der Gewinn bedeutend erhöht werden würde. Ich glaube Veranlassung jetzt nicht zu haben, über die Fehler der Anlage im Allgemeinen und derjenigen der in der Hauptsache sehr sinnreich construirten Presse etc. mich auszusprechen; ich werde auf diese erst zurück kommen, wenn Sie zur Ausführung Ihres beabsichtigten Etablissements schreiten werden. Nur das will ich hier noch anführen, daß ich das System der Trockenvorrichtungen nicht glaube empfehlen zu können, und ich nicht zweifle, daß dasselbe durch ein weniger Kosten verursachendes und weniger Brennmaterial erforderndes wird ersetzt werden können, sowie daß die jetzt vorhandenen 4 Trockenöfen wie auch andere Uebelstände werden beseitigt werden, sobald eine intelligentere Verwaltung die Leitung der Geschäfte der Actiengesellschaft, welcher die Grube Theodor angehört, in die Hand nehmen wird, was nach den Hoffnungen der Actionäre bald geschieht.