Titel: Anwendung von Röhren mit eckigem Boden zu Drains und Abzugsröhren; von C. H. G. Thost.
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LXXI., S. 276
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LXXI. Anwendung von Röhren mit eckigem Boden zu Drains und Abzugsröhren; von C. H. G. Thost. Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, März 1860, S. 76. Mit einer Abbildung. Ueber die Anwendung von Röhren mit eckigem Boden zu Drains und Abzugsröhren. Da die vorhandenen Vorrichtungen zur Beförderung der Bleierze aus der Grube zu den Pochwerken von Tyndrum Mines mich nicht befriedigten, kann ich auf Verbesserungen. Ich versuchte, ob die bewegende Kraft des Wassers in geschlossenen Drains oder Röhren nicht mit Vortheil zu meinem Zweck verwendet werden könnte. Hierzu wurde eine viereckige Röhre vom Eingange der Grube bis zu den tiefer liegenden Pochwerken auf eine Entfernung von 1200 Fuß mit einer von 13 bis 20 Grad wechselnden Neigung gelegt. Das Wasser strömte mit großer Geschwindigkeit durch diese Röhre, führte aber dessenungeachtet die Erzstücke nicht mit sich, welche sich sogar an der Eintrittsöffnung festsetzten und dieselbe verstopften. Ich versuchte nun vielfach, ob eine Formänderung der Röhre dieselbe brauchbarer machen würde; alle diese Versuche ergaben, daß die eckige Form der platten oder gekrümmten bei weitem vorzuziehen ist, daher ich mich entschloß mit einer Röhre von eckiger Form einen Versuch im Großen anzustellen. Ich legte hierzu die erwähnte, zu dem Pochwerk führende viereckige Röhre, statt auf eine flache Seite, auf eine Ecke, so daß der Boden statt flach zu seyn, einen eckigen Canal bildete, dessen Seiten unter einem Winkel von 45º geneigt waren. Das Bleierz, in Stücken von der gewöhnlichen Größe, wurde mittelst eines Rumpfzeugs in die Röhre gebracht und zugleich ein mäßiger Wasserstrom hineingelassen; sämmtliches Erz ging mit erstaunlicher Schnelligkeit durch die Röhre, und es fand gar keine Verstopfung derselben statt. Textabbildung Bd. 156, S. 276 Jetzt wurden weitere Versuche angestellt, um den geeignetsten Winkel für die beiden Seitenwände der Basis zu ermitteln; sie ergaben, daß der rechte Winkel dem Zwecke am besten entsprach, da man dann die kleinste Quantität Wasser bedurfte, um das Erz in der Röhre fortzuführen und auch die kleinsten Stücke, selbst das Erzpulver, mitgerissen wurden. Auf diese Weise wird jetzt in Tyndrum sämmtliches Erz zu den Pochwerken geschafft. Damit die große hölzerne Röhre, welche das Erz befördert, leicht nachgesehen und reparirt werden kann, wird sie in der Form, welche nebenstehender Holzschnitt zeigt, angefertigt. Die viereckige Röhre steht auf einer Ecke, die obere ist abgesägt und durch einen beweglichen Deckel ersetzt, der durch Querbänder von Reifeisen, deren Enden angenagelt sind befestigt ist, so daß jeder Theil der Röhre leicht zur Vornahme einer Reparatur geöffnet werden kann. Die untere Ecke der Röhre ist mit Reifeisen ausgefüttert, da ohne diese Vorsicht die kantigen Erzstücke das Holz sehr bald angreifen würden, und überdieß wird dadurch die Reibung der Erzstücke gegen die Seiten der Röhre sehr vermindert. Wir wollen nun die Bedingungen betrachten, unter denen das Wasser das Erz in einer solchen Röhre hinabführt. Die Widerstandskraft oder Stabilität eines Erzstückes wird durch die Neigung der Röhre sowie durch sein Schwimmen im Wasser vermindert, und die Neigung der Seiten der Röhre verhindert das Erzstück darin so leicht einen Ruhepunkt zu finden wie in einer Röhre mit flachem Boden, daher der Wasserstrom besser auf dasselbe einwirken kann. Bei Versuchen mit einer flachbodigen Röhre fielen die Erzstücke mit der flachen Seite zu Boden und blieben leicht festliegen, während in der eckigen Röhre, wo sie nur mit den Ecken die Seitenwände berührten, der Strom leicht darauf einwirkte. Die Kosten der eckigen 1200 Fuß langen Holzröhre in Tyndrum nebst Eisenbändern und Ausfütterung der untern Ecke mit Reifeisen, beliefen sich auf 70 Pfd. Sterl. Diese Röhre ist nun viele Jahre im Gebrauch, und noch immer ganz gut; die jährlichen Reparaturen, welche hauptsächlich in der Erneuerung der Ausfütterung mit Reifeisen bestehen, betrugen 11 Pfd. Sterl. Dieser Canal befördert jährlich 1100 bis 1200 Tonnen Erz. Das Erz wird mittelst eines Rumpfzeugs in die Röhre gebracht, und der Arbeiter welcher dieß besorgt, schafft täglich 40 Tonnen hinein. Dasselbe System wird jetzt auch bei den verschiedenen Processen des nassen Aufbereitens und Waschens der Erze angewandt, die Behälter sind in diesen Fällen aber offen, und manche fast waagrecht. Ich empfehle die Anwendung von Röhren mit eckigem Boden insbesondere zu Drains und Abzugsröhren. Flachbodige Drainröhren verschlammen sobald, daß man von ihrem Gebrauch ganz abgekommen ist. Da runde Röhren sich weniger leicht verstopfen, gab man denselben trotz ihres höheren Preises den Vorzug; obgleich sich aber in den Röhren mit gekrümmtem Boden ein Bodensatz weniger leicht ansammelt, sind sie doch in dieser Hinsicht bei weitem nicht so vortheilhaft als Röhren mit eckigem Boden. Da ich gefunden habe, daß sogar das feinste Bleierzpulver (welches viel schwerer ist als gewöhnlicher Schlamm oder Sand) bei sehr wenig geneigter Lage der Röhre daraus entfernt wurde, so glaube ich daß die allgemeine Annahme der eckigen Form für Drainröhren eine große Verbesserung wäre. Ueberdieß lassen sich Abzugsröhren mit eckiger Form des Bodens bedeutend billiger, als die jetzt gebräuchlichen, herstellen; die Bodenecke könnte aus Ziegeln mit gutem Cement gemauert, oder mit harten flachen Steinen ausgefüttert werden; jedenfalls muß die Zusammenfügung der beiden Seiten in der untern Ecke sehr dicht seyn.