Titel: Jacquardmaschine mit rotirender Bewegung, von den Gebrüdern Bonardel in Berlin.
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. CIII., S. 413
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CIII. Jacquardmaschine mit rotirender Bewegung, von den Gebrüdern Bonardel in Berlin. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Bonardel's Jaquardmaschine mit rotirender Bewegung. Hr. Wedding beschreibt in den „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen,“ 1859 S. 70, eine Jacquardmaschine mit rotirender Bewegung, die den Gebrüdern Bonardel im Jahr 1855 in Preußen patentirt worden ist; Fig. 3 zeigt die Vorderansicht und Fig. 3 eine Seitenansicht derselben. Das Gestell der Maschine ist von Gußeisen und an den Seiten mit vorspringenden Haken versehen, damit man sie bequem und sicher auf dem Webstuhle aufstellen und befestigen kann. Innerhalb des Gestelles sind 400 Nadeln a, in zwei Abtheilungen à 25 × 8, wie gewöhnlich horizontal in Nadelbretern untergebracht; dieselben werden durch Spiralfedern, die sich in dem Federhause b befinden, nach der vordern, dem Cylinder A zugewendeten Seite gedrängt und geben so viel nach, als ihr Vortreten über das Nadelbret beträgt. Jede Nadel umfaßt die zugehörige Platine, welche unten hakenförmig gebogen ist und auf das Platinenbret d aufsetzt, mit einem Auge und erhält dieselbe im Ruhezustande vertical. Es ist nun ferner jede Platine an ihrem obern Ende mit einem Haken versehen und zwischen jede parallele Reihe von Platinenmessern e in einen Rahmen f eingelegt. Diese Messer haben eine solche schräge Stellung, daß beim verticalen Erheben des Rahmens die Haken der Platinen von ihnen erfaßt werden können. Zur Haltung derselben sind, da sie eine ziemliche Länge haben, drei Stangen g über sie weggeführt und mit dem Rahmen selbst verbunden. Als Führung für den Rahmen mit seinen Messern dienen runde mit demselben verschraubte Stangen h, die in den Gestellen die erforderliche Leitung finden. An dem Rahmen sind zwei Oehre angegossen und durch diese wird die eiserne Stange i gesteckt, welche zum Heben des Messerkastens und der in den letztern eingehakten Platinen mit Zubehör dient. In die mit den Seitengestellen der Maschine verbundenen aufrecht stehenden Arme k ist eine Welle l eingelegt, und auf dieser sind zwei Krümmlinge m befestigt, von welchen Riemen ablaufen, die mit der Stange i verbunden sind. Der eine Krümmling ist doppelarmig und durch die Zugstange n mit einem an der Welle o angebrachten Krummzapfenbug verbunden, so daß bei den Umdrehungen der Welle durch die angeführte Verbindung der Messerkasten zum Auf- und Niedergehen veranlaßt wird. Diese Anordnung ist einfach und trägt wesentlich zu einem ruhigen Aufheben des Messerkastens mit den an demselben hängenden Platinen u.s.w., sowie endlich zu seinem ruhigen Niedersetzen bei. Es wird dadurch den nachtheiligen Erschütterungen, welchen die sonst gebräuchlichen Maschinen unterliegen, vorgebeugt. Um nun diese Bewegungen des Messerkastens genau reguliren zu können, ist der doppelarmige Krümmling m mit mehreren Einschnitten versehen, in welche die Zugstange n eingehängt werden kann; aber auch die letztere ist durch Gewinde und Stellmutter zum Verlängern und Verkürzen eingerichtet. Die Krummzapfenwelle o ist an beiden Seiten angedreht und mit Federn versehen, damit man entweder nach Fig. 2 das Schwungrad B links und eine Ansatzwelle p mit Krummzapfenarm und Warze q mittelst einer Kuppelungsbüchse rechts, oder gerade umgekehrt, befestigen kann. Eine solche Ausführung haben die Verfertiger aus dem Grunde gemacht, um den zur Bewegung der Welle o dienenden Tritt entweder an der rechten oder an der linken Seite des Stuhls anbringen zu können. Die an der Warze des Armes q eingehängte Zugstange ist durch einen Strick einfach mit dem Tritt in Verbindung gesetzt, welchen der Weber also entweder mit dem rechten oder mit dem linken Fuße bewegt. Den aus dem Nadelbret gleichweit vortretenden Enden der Nadeln a gegenüber ist der Cylinder A angebracht. Jede Seitenfläche desselben ist, wie schon bemerkt, in zwei Abtheilungen mit je 200 Löchern, in acht parallelen Reihen, und in gleich weiten, den Entfernungen der Nadeln entsprechenden Abständen von Mitte zu Mitte, versehen. Außerdem befinden sich auf jeder Seitenfläche zwei Knöpfe r zum Auflegen der Musterkarten. Die Zapfen an beiden Enden des Cylinders haben ihre Lager in den Schieberstangen s. Während die eine dieser Stangen ganz gerade ist, hat die andere, und zwar die rechtseitige, eine Kröpfung, wie Fig. 4 näher angibt. Beide sind an den Seitenflächen des Maschinengestelles in Führungen eingelegt und erhalten mittelst der Zugstangen t, welche auf die an den Knaggen u angebrachten Zapfen aufgeschoben sind, von den excentrischen Scheiben v auf der Kurbelwelle o eine hin- und hergehende Bewegung. Diese Scheiben v besitzen eine solche Excentricität, daß sie den Cylinder scharf gegen das Nadelbret anheben und wieder so weit abführen, daß seine Wendung und durch diese die Vorlage einer neuen Musterkarte ungehindert stattfinden kann. Zur Wendung des Cylinders nach der einen oder andern Richtung dienen die an der rechtseitigen Gestellwand der Maschine vorhandenen Haken w, sowie die an dem entsprechenden Ende des Cylinders befestigte Wendeplatte x. Haben die durch einen Draht oder eine Schnur mit einander verbundenen Haken w die Lage, wie in Fig. 3, so wird beim Zurückführen des Cylinders von rechts nach links der linksseitige obere Zapfen der Wandplatte x dem oberen Haken begegnen und durch denselben zu einer Viertelswendung gezwungen werden. Wird dagegen vom Weber mittelst einer Schnur der obere und somit auch der mit diesem verbundene untere Haken gehoben und letzterer also zum Angriff gebracht, so erfolgt eine Viertelswendung des Cylinders im entgegengesetzten Sinne, oder nach dem technischen Ausdrucke, es wird ein Zurückarbeiten der vorgelegten Musterkarten bewirkt. Um den Cylinder nach jeder Viertelswendung in paralleler Lage gegen die Flächen der Nadelenden und des Nadelbretes zu fixiren, sind die Sperrungen y (Fig. 3 und 4) angebracht: nämlich doppelarmige Hebel, die durch Spiralfedern in paralleler Lage gegen einander behauptet werden.

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