Titel: Die Braunkohlenpresse auf der Grube Theodor.
Fundstelle: Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XIV., S. 59
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XIV. Die Braunkohlenpresse auf der Grube Theodor. Aus einer brieflichen Mittheilung von C. Zincken in Halle a. d. S. Die Braunkohlenpresse auf der Grube Theodor. Die Fabrication gepreßter Braunkohlensteine hat seit meinem letzten Schreiben wesentliche Fortschritte gemacht.Hr. Zincken war, als er diese Mittheilung übersandte, noch nicht im Besitz des ersten Juniheftes des polytechn. Journals, welches (Bd. CLVI S. 355) den Aufsatz des Hrn. Ed. Friedrich enthält. A. d. Red. Es ist die Form der Steine vergrößert, der Trockenapparat bedeutend verbessert und dazu ein continuirlicher Betrieb eingeführt worden. Die Steine, welche früher 6 Zoll lang und 3 Zoll 3 Linien breit und 9 Linien dick waren, werden jetzt zu 6 Zoll 2 Linien Länge, 3 Zoll 4 Linien Breite und einer Stärke von durchschnittlich 1 Zoll 2 Linien angefertigt. Die zweckmäßige starke Abrundung der Ecken ist beibehalten worden. Das Gewicht ist dadurch von 16 Loth auf circa 26 1/6 Loth gestiegen (6 Stück wogen 5 Pfd. 7 Loth). Diese Vergrößerung erscheint eben so vortheilhaft für die Productionskosten, indem in gleicher Zeit und mit gleichen Betriebsvorrichtungen eine bedeutend größere Kohlenmasse gepreßt wird, wie früher, als die größere Stärke vortheilhaft für die Heizung ist, indem die Kohlensteine zur Erzielung einer möglichst vortheilhaften Verbrennung auf dem Roste neben einander und zwar auf die hohe Kante gestellt werden, ein dünner Stein aber nach kurzer Zeit umfallen, ein starker aber lange in seiner ursprünglichen Lage verharren wird. Das schnelle Umfallen der früheren Steine war ein Uebelstand welcher dazu beitrug, daß dieselben nicht so schnell in den Haushaltungen Eingang fanden, als das übrigens so vortreffliche Brennmaterial es verdient. Zur Herstellung von 1000 Steinen sollen auf der Grube, neuerdings erhaltenen Angaben zufolge, jetzt circa 5 Tonnen Braunkohlen erforderlich seyn, also aus der Tonne circa 200 Stück erfolgen. Der Abfall von zerbrochenen Steinen soll sich sehr bedeutend vermindert haben. Genaue Ermittelungen hierüber fehlen, glaube ich, noch. Binnen 24 Stunden werden 120 Tonnen lufttrockene Braunkohlen getrocknet, auf 50–60° R. erhitzt und verpreßt und dazu 36 Tonnen Braunkohlen zum Feuern des Dampfkessels für die beiden Dampfmaschinen verwendet. Die nunmehr vorgenommenen Verbesserungen des Trockenapparates bestehen in einer Verminderung der Anzahl der Trockencylinder (von 4 auf 3), in einer zweckmäßigeren Einrichtung der Feuerungen und einer Vermehrung des Zuges des Schlotes. Folge dieser Verbesserung ist das Herabsinken des Verbrauches von 10 Tonnen Braunkohlen pro 24 Stunden Betriebszeit der Trockencylinder auf angeblich 2 Tonnen – ein Quantum, welches so gering erscheint, daß bei dessen Angabe vielleicht ein Irrthum unterlaufen ist. Als feststehend kann aber angenommen werden, daß die lufttrockene Braunkohle in hinreichendem Maaße und in erforderlicher Menge zu continuirlicher Speisung der Presse in den jetzigen 3 Trockencylindern vorbereitet werden kann, und daß der dazu nöthige Brennmaterialaufwand ein sehr geringer zu nennen ist. Die früher ausgesprochene Ansicht über die unzweckmäßige Einrichtung der damaligen Trockenvorrichtung hat hier noch eine tatsächliche Bestätigung gefunden.