Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 157, Jahrgang 1860, Nr. , S. 234
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Miscellen. Miscellen. Amerikanische Straßen-Eisenbahnen. Der Betrieb von Straßen-Eisenbahnen mit Pferden stört bei geeigneter Construction der Gleise den sonstigen Verkehr nicht. Bei den in vielen amerikanischen Städten sehr in Aufnahme gekommenen Straßen-Eisenbahnen ist die neueste Schienenform eine 8 Zoll breite, 1/2 bis 3/8 Zoll dicke Platte, an der äußeren Kante mit einem Ansatz von 1 Zoll Höhe und 1 3/4 Zoll Breite versehen. Die Schiene liegt auf Langschwellen, welche in der Kiesbettung des Pflasters ruhen. Das Pflaster ist an der äußern Seite der Bahn bündig mit dem Ansatz, zwischen den Schienen dagegen mit den Platten. Die Wagen haben vier kleine Räder von etwa 2 Fuß Durchmesser, welche auf den vorspringenden Theilen der Schienen laufen, so daß die Manischen eben die Platten freilassen. Während die Räder der Eisenbahnwagen nicht leicht entgleisen können, fahren gewöhnliche Fuhrwerke ohne Schwierigkeit über die Schienen hin und her und benutzen in vielen Fällen den flachen Theil derselben, weil sich auf denselben natürlich besser fahren läßt als auf dem Pflaster. Begegnen sich ein Bahnwagen und ein gewöhnliches Fuhrwerk, so kann das letztere leicht ausweichen, während es leicht einen Vorsprung gewinnt, wenn die schwereren Bahnwagen nachfolgen. Bei neueren Bahnwagen läßt man die Räder meistens auf den am Wagengestell befestigten Achsen laufen, wobei weniger Zugkraft erforderlich seyn soll, wie bei fest mit der Achse verbundenen Rädern. Der Boden der Wagen liegt nur 12 Zoll über der Schiene; an jedem Ende ist querüber eine schmale Plattform, nach Außen durch ein eisernes Geländer geschützt, auf welche die Passagiere von beiden Seiten treten können. Die Thüren sind an den schmalen Seiten angebracht, wie bei einem gewöhnlichen Omnibus. Die Plattform, welche den Pferden zugekehrt ist, wird stets von dem Pferdeführer eingenommen, welcher nicht sitzt, sondern steht, neben sich den Griff einer starken Bremse. Die Passagiere benutzen die gegenüberliegende Plattform. Der Wagen hält so oft erforderlich und ist mit einem der Längenrichtung des Wagens folgenden Glockenzug ausgerüstet, mit welchem der Conducteur, (welcher das Fahrgeld während des Fahrens einsammelt) und jeder Passagier dem Pferdeführer das Zeichen zum Anhalten geben kann. Viele Passagiere Pflegen indeß während des Fahrens ein- und auszusteigen. Bei einer Geschwindigkeit von fast 2 deutschen Meilen in der Stunde kann der Wagen durch Anwendung der Bremse auf 50 Fuß Entfernung zum Stehen gebracht werden, bei geringer Geschwindigkeit schon auf die Entfernung einer halben Wagenlänge. Die Wagen sind 7 Fuß hoch und in der Regel für 24 Personen, mitunter aber auch für mehr eingerichtet. Oben auf dem Wagen sind keine Sitze angebracht. Bei gewöhnlichen Steigungsverhältnissen wird mit einer Geschwindigkeit von 1 1/2 deutschen Meilen in der Stunde gefahren. Die Wagen für den Personenverkehr fahren in den größern Städten Tag und Nacht; zu bestimmten Zeiten werden auch Güter befördert. In breiten Straßen sind zur Hin- und Rückfahrt, zwei Gleise nebeneinander angelegt, in schmalen Straßen wird nur ein Gleis gelegt und in die benachbarte parallel laufende Straße das Gleis für den Verkehr in entgegengesetzter Richtung. Die Frequenz dieser Bahnen ist ungeheuer. Im Jahre 1858 benutzten die in New-York und Broklyn angelegten Bahnen nicht weniger wie 34,000,000 Passagiere. Auch für London würde sich die Anlage von Pferdebahnen, welche schon seit längerer Zeit projectirt sind, aus, naheliegenden Gründen empfehlen, indeß haben bis jetzt die Oertlichkeiten und eingewurzeltes Vorurtheil der Ausführung unübersteigbare Hindernisse in den Weg gelegt. (Nach dem Engineer durch die Zeitschrift des hannoverschen Architecten- und Ingenieurvereins, 1860, Bd. VI S. 142.) Neue Methode zur Herstellung von Weberblättern. G. Dietrich in Berlin wendet bei Herstellung von Weberblättern eine neue und sehr einfache Methode an. Dieselbe besteht darin, daß die Zähne, nachdem sie von der Hand eingesetzt sind, mit Draht umflochten und mit einem Schlageisen zwischen dem Draht festgestemmt werden. Gegenüber der von unsern meisten Blättersetzern angewandten Methode, die Zähne mittelst Löthens zu befestigen, gewährt diese nun den Vortheil großer Elasticität des Blattes, wobei das Webmaterial weniger der Beschädigung ausgesetzt ist. An den so angefertigten Blättern ist zugleich eine Beschädigung sehr leicht zu verbessern. Diese neue Methode des Blättersetzens kann in der Webschule zu Stuttgart von Jedermann in einigen Stunden erlernt werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 34.) Toussaint's Verfahren zum Waschen der Erze. Hierzu hat nach den Mittheilungen des Mon. des Inter. Mat., Hr. Toussaint ein Verfahren erfunden, das auf folgende Principien gegründet ist. Wenn man zwei Körper von derselben Größe in Wasser wirft, so wird der schwerere rascher hinabsinken. Wenn man dagegen zwei Stücken derselben Substanz nimmt, von denen das eine größer ist als das andere, so wird das größere Stück zuerst unten anlangen. Es leuchtet hiernach ein, daß, wenn man ein Gemenge von verschieden schweren und verschieden großen Körpern in Wasser wirft, eine Trennung stattfinden muß, wenn nur die Wasserschicht tief genug ist. Die schwersten und die gröbsten Theile werden am Boden liegen, während die leichteren und feineren Theile die oberen Lagen bilden. Dieß ist der Ausgangspunkt; Hr. Toussaint hat nun von diesen bekannten Säßen folgende Anwendung gemacht. Nachdem er, falls es nöthig, die Erze wie gewöhnlich gepocht hat, beginnt er sein Verfahren durch ein sorgfältiges Sieben, um das Haufwerk nach der Korngröße zu sortiren. Er füllt alsdann ein gußeisernes Rohr von 20 bis 30 Meter senkrechter Höhe und 1,5 Meter Durchmesser mit Wasser an. Der untere Theil dieses Rohres läuft conisch zu und endet in ein engeres Rohr, welches die schwereren Theile aufzunehmen bestimmt ist. Dieß sind die gewaschenen Erze. Durch Einstoßen eines Schiebers im passenden Momente sperrt man den oberen Theil des Rohres ab und zieht die gewaschenen Erze unten heraus; durch Wegziehen des Schiebers gelangt alsdann die beigemischte Gangart in den untersten Theil des Rohres um dort ausgezogen zu werden. – Man ersetzt die kleine Menge des mit den Erzen und durch den Schieber fortgegangenen Wassers und beginnt eine neue Operation. Der Erfinder behauptet, daß er mit einem solchen Apparate, einem Paternosterwerke, um die Erze zur erforderlichen Höhe zu heben, und einer Dampfmaschine zum Betriebe, täglich 100 Tonnen Erze mit einem Kostenaufwande von nur 53 Fr. verwaschen kann, wobei Handarbeit, bewegende Kraft, Verzinsung und Abnutzung des Apparats schon mitgerechnet sind. Liefert das rohe Erz 5 Proc. gewaschenes, so kostet die Tonne gewaschenes Erz 10,60 Fr., bei einem Gehalte von 10 Proc. 5,50 Fr., bei 15 Proc. 3,55 Fr., bei 20 Proc. endlich 2,65 Fr. Diese Kosten sind gering, und außerdem verbraucht der Apparat sehr wenig Wasser, was oft sehr wichtig seyn kann. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 30.) Gußstahl des Hrn. Baron van Herr-Zehl. In der am 18. April d. J. abgehaltenen Sitzung des oberschlesischen berg- und hüttenmännischen Vereins legte Hr. Paul eine Probe von Gußstahl vor, welcher nach einem neuen Verfahren aus oberschlesischem Holzkohlen-Roheisen in Zawadzki-Werk dargestellt worden ist. Erfinder dieser Methode ist Hr. Baron van Herr-Zehl, und ist diese Methode neuerdings patentirt worden. Dieselbe ist höchst einfach. Holzkohlenroheisen wird in einem Flammofen umgeschmolzen und das flüssige Eisen in dünne Stäbe als Hartguß gegossen. Diese Stäbe werden sodann in feuerfesten Muffeln, die den gewöhnlichen Zinkmuffeln sehr ähnlich sind, aufgeschichtet und einer hohen Temperatur ausgesetzt, während gleichzeitig durch die Muffel Wasserdämpfe durchgeleitet werden. Das so eine bestimmte Zeit hindurch behandelte Eisen wird hierauf in Tiegeln umgegossen und bildet den Gußstahl, von dem die vorgelegte Probe war. Aus solchem Gußstahl dargestellte Meißel, welche beim Abdrehen von Hartwalzen benutzt wurden, haben ausgezeichnet gestanden. Die vorgelegte Probe war von ausgezeichneter Qualität. Versuche mit Kohksroheisen sind dem Erfinder noch nicht gelungen. Der Verein sprach den Wunsch aus, daß dem Erfinder auch die Darstellung in größerem Maaßstabe gelingen möge und Oberschlesien somit einen neuen Industriezweig erhalte. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 26.) Die Fabrication von hämmer- und schweißbarem Gußeisen bei Georg Fischer in Schaffhausen; von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart. Seit etwas länger als einem Jahre hat das durch seine ausgezeichneten Stahlfabricate in der ganzen technischen Welt wohlbekannte Etablissement von Fischer in Schaffhausen auch die Fabrication von hämmer- und schweißbarem Guß aufgenommen, und liefert hierin ein ganz ausgezeichnetes Product. Das Roheisen, ein feinkörniges graues Holzkohleneisen ganz eigenthümlicher Gattung, wird in Tiegeln mittelst eines Gebläseofens von runder Form (Sefströmscher Ofen) umgeschmolzen. Das Etablissement enthält dermalen nur einen derartigen Ofen, welcher mit 5 Tiegeln besetzt wird, deren jeder im Mittel circa 35 Pfd. Roheisen aufnimmt. Jeden Arbeitstag wird in der Regel eine Schmelzung gemacht, und dabei werden 170 bis 180 Pfd., jährlich mithin gegen 500 Centner Roheisen umgeschmolzen, aus welchem, mit Rücksicht auf den Verlust durch Abbrand und Gießzapfen, gegen 400 Centner fertiges Fabricat gewonnen werden. Die Gießformen werden aus fettem Sande angefertigt, vor dem Gießen stark erwärmt und während des höchsten Grades von Hitze und Dünnflüssigkeit des Eisens mit möglichster Schnelligkeit gefüllt. Um die Gußstücke in hämmerbares Eisen umzuwandeln, werden dieselben mit einem zweckentsprechenden pulverförmigen Material in cylindrischen Tiegeln von circa 6'' Durchmesser und 12'' Höhe geschichtet und in einem Ofen von ziemlich derselben Construction, wie die aufrechten Hafneröfen, einer für längere Zeit unterhaltenen Rothglühhitze ausgesetzt. Die zum Glühen erforderliche Zeit beträgt bei kleinen Gegenständen 8–10 Stunden, bei größeren Gegenständen 40–60 Stunden. Das Etablissement enthält drei Glühöfen, welche zur Aufnahme von 9, 28 und 48 Tiegeln eingerichtet sind, und führt durchschnitlich alle 14 Tage einen Glühproceß aus, wobei je nach der Quantität des vorhandenen Gusses der eine oder andere dieser Oefen in Anwendung kommt. Das durch diesen Glühproceß in hämmer- und schweißbaren Zustand übergeführte Eisen ist von vorzüglicher Güte; es übertrifft an Weichheit und Zähigkeit viele andere derartige Producte und ist in Folge dessen bereits ein sehr gesuchter Artikel geworden. Es läßt sich nach Belieben biegen und in Schraubenwindungen drehen, gestattet das Zusammenschweißen mit anderem weichem Eisen oder Stahl und zeigt auf angefeilten Stellen vollkommen den Glanz und die Farbe des reinen Schmiedeeisens. Mehrfache Versuche, die hier zu Lande mit diesem Eisen gemacht worden sind, haben diese Eigenschaften nachgewiesen, sie haben sogar gezeigt, daß sich die durch den Guß erzeugten Löcher und Schlitzen ebenso gut wie im gewöhnlichen Schmiedeeisen erweitern und auftreiben lassen. Der Preis beträgt loco Schaffhausen im Mittel 30 kr. per Pfund, stellt sich aber auch höher und niedriger, je nach Form und Größe der Gegenstände. Einfache Schloß- und Wagenbestandtheile größerer Dimensionen, große Schlüssel, Hufeisen, Pferdegeschirrtheile und dergl. werden mit 24 bis 26 kr., feinere Schloß- und Gewehrtheile, Gegenstände für Messerschmiede, als Reb- und Baumscheren, die Griffe zu großen Schneiderscheren und dergl. mit 28 bis 30 kr., kleine Schatullenschlüssel, große Schlüssel mit Verzierungen, Säbelkörbe, Säbelgriffe u.s.w. mit 36 bis 48 kr. per Zollpfund berechnet. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 32.) Ueber Pöhlmann's Instrumental-Saiten aus Gußstahl. Der Central-Verwaltungs-Ausschuß des polytechnischen Vereins für Bayern hat auf das Gesuch des Vereinsmitgliedes Hrn. Moriz Pöhlmann, Kaufmann und Metallsaitenfabrikanten in Nürnberg, „neue Muster der von ihm fabricirten Pianofortesaiten aus Gußstahldraht einer kunstgerechten Prüfung in Hinsicht auf ihre absolute Festigkeit oder Tragkraft zu unterwerfen, und die Resultate mit denen der im November v. Js. mit denselben Stahlsaitennummern aus der nämlichen Fabrik angestellten Probe zu vergleichen“ – eine Commission ernannt, welche in dem Fabriklocale des Hrn. Hof-Pianofortefabrikanten Alois Biber in München mit der ihr zur Benützung überlassenen Miller'schen Maschine die Prüfungen der von Hrn. Pöhlmann eingesendeten Saitennummern 12, 13, 14, 15 und 16 vornahm. Es wurde jedesmal eine Länge von 6 Zoll bayer. in die Maschine gespannt. Die Prüfungsergebnisse waren folgende. Saitennummer 12. Dicke 0,788 Millimet.   I. Versuch. Die Saite dehnte sich bleibend gar nicht und riß bei 233   Pfd.  II.     „ Die Saite dehnte sich bleibend gar nicht und riß bei 232   Pfd. III.     „ Die Saite dehnte sich bei 240 und riß bei 248   Pfd. –––––––––––––––– Mittel 237,6 Pfd. Saitennummer 13. Dicke 0,844 Millimet.   I. Versuch. Die Saite dehnte sich bleibend gar nicht und riß bei 275 Pfd. 14 Lth.  II.      „      –         –         –         –           –         –       – 280,7 III.      „      –         –         –         –           –         –       – 260 –––––––––––––––––––––– Mittel 272,045 Pfd. Bei 0,85 Millimet. Dicke würde die Saite tragen 275,8 Pfd. Saitennummer 14. Dicke 0,863 Millimet.   I. Versuch. Die Saite dehnte sich bei 160 Pfd. und riß bei 274 Pfd. 20 Lth.  II.      „ Die Saite dehnte sich rasch und riß bei 228 Pfd. III.      „ Die Saite dehnte sich bleibend bei 140 und riß bei 250 Pfd. –––––––––––––––––––––– Mittel 250,875 Pfd Saitennummer 15. Dicke 0,919 Millimet.   I. Versuch. Die Saite dehnte sich bleibend bei 292 Pfd. 2 Lth.und brach bei 292 Pfd.   3 Lth.  II.      „ Die Saite dehnte sich bei 286 Pfd. und brach bei 291 Pfd. 22 Lth. III.      „ Die Saite dehnte sich und riß bei 286 Pfd. –––––––––––––––––––––– Mittel 289,926 Pfd. Saitennummer 16. Dicke 0,994 Millimet.   I. Versuch. Die Saite dehnte sich bleibend bei 298 Pfd. 19 Lth.,dehnte sich fortwährend, ruhte endlich auf derUnterlage bei 330 Pfd.  II.      „ Die Saite dehute sich bleibend bei 337 Pfd. 19 Lth.und riß bei 357 Pfd. 16 Lth. III.      „ Die Saite dehnte sich bleibend bei 338 Pfd. (dasHebelende ruhte auf der Unterlage), ohne zu reißenbei 351 Pfd. IV.      „ Die Saite dehnte sich bleibend bei 348 Pfund undriß bei 351 Pfd. ––––––––––––– Mittel aus den Versuchen II u. IV 354,25 Pfd. Stellen wir demnach diese Versuche mit denen im Decemberhefte des Kunst- und Gewerbeblatts vom Jahre 1859 S. 645 angeführten zusammen, so ergeben sich, wenn wir die Saitendicken immer auf gleiche Dimensionen reduciren, folgende Thatsachen. Pöhlmann's Saitennummer 12. Miller. Pöhlmann 1859. Pöhlmann 1860. 253 Pfd. 207 Pfd. 257 Pfd. Saitennummer 13. 256 231,6 275,8 Saitennummer 14. 256 238,7 250 Saitennummer 15. 249,6 254,6 289 Saitennummer 16. 280 274,6 354 Aus diesen Verhältnissen ergibt sich endlich: Bei der Pöhlmann'schen Saitennummer 12 übertrifft die neue Pöhlmann'sche Saite die Miller'sche. (Firma: Miller und Sohn in Wien) an Tragkraft um 1,6 Procent, die frühere Pöhlmann'sche von 1859 um 19,5 Procent. Bei Saitennummer 13 übertrifft die neue Pöhlmann'sche Saite die Miller'sche um 6,9 Proc., die frühere Pöhlmann'sche um 16 Proc. Bei Saitennummer 14 bleibt die neueste Pöhlmann'sche Saite um 2,1 Proc. unter der Miller'schen zurück; übertrifft aber die frühere Pöhlmann'sche um 5 Proc. Bei Saitennummer 15 übertrifft die neueste Pöhlmann'sche Saite die Miller'sche um 14 Proc., die frühere Pöhlmann'sche um 12,2 Proc. Bei Saitennummer 16 übertrifft die neueste Pöhlmann'sche Saite die Miller'sche um 21 Proc., die frühere Pöhlmann'sche dagegen um 22,5 Proc. Diese Daten ergeben zur Genüge, welch große und rasche Fortschritte Pöhlmann in Bezug auf absolute Festigkeit seiner Pianofortesaiten gemacht habe. Zu bemerken ist noch, daß diese Pöhlmann'schen Saiten zugleich sich dem vollkommenen Cylinder viel mehr nähern, als die Wiener. Aus den Dimensionen der einzelnen Saitennummern geht hervor, wie wenig gleich sich diese Nummern in den verschiedenen Zeiträumen ihrer Fabrication bleiben. Diese Ungleichförmigkeit in den Dimensionen rührt natürlich von der nicht zu vermeidenden Abnützung der Löcher des Zieheisens her. Die Saitenfabrikanten sollten aber das Verhalten dieser Ziehlöcher genauer controliren, als dieß bisher geschehen ist. Ohne sorgfältige Prüfung dieser Löcher durch die Loupe und das Mikrometer wird eine so sehr zu wünschende Gleichförmigkeit der einzelnen Nummern nie erzielt werden können. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, Aprilheft 1860.) Schwarzfärben des Messings. Dasselbe wird gegenwärtig im optischen Institute der HHrn. Merz und Sohn in München mittelst salpetersauren Kupfers vorgenommen. Blanke Kupfer-Drehspäne werden in Salpetersäure bis zur vollen Sättigung der Säure geworfen. In die so bereitete Lösung werden die schwarz zu färbenden Messingstücke, nachdem sie zuvor durch Schleifen auf feinen Grau- oder Blausteinen mit Wasser eine metallisch reine Oberfläche erlangt haben, handwarm getaucht und auf Kohlenfeuer abgebrannt. Die abgebrannten Messingstücke, jetzt grünlich gefärbt, werden mit Läppchen abgerieben und der Proceß des Eintauchens und Abbrennens so zum öftern erneuert, bis das Stück die gewünschte Schwärze erreicht hat. Zur Erhöhung des Tones der Farbe wird schließlich das schwarz gefärbte Stück mit Baumöl abgerieben. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1860 S. 455.) Ein silberhaltiges Glockengut. Dr. E. Reichart in Jena analysirte eine Probe von der Masse einer Glocke zu Ziegenhain bei Jena. Diese Glocke war gesprungen und sollte umgegossen werden. Da dieselbe der Sage nach aus silberhaltigem Gute gefertigt seyn soll, so untersuchte der Verf. das Gut in dieser Beziehung. Er fand 23,585 Zinn, 4,036 Blei, 71,477 Kupfer und 0,124 Silber, demnach ist das Silber auch in diesem Falle als kein eigentlicher Zusatz zum Glockengute, sondern nur als eine zufällige Beimengung zu betrachten. (Archiv der Pharmacie, Bd. CLI. S. 138. Großer Inductionsapparat. Unser geschickter Landsmann, der Mechanicus Ruhmkorff in Paris, hat kürzlich für den Prof. Jamin einen Inductionsapparat verfertigt, welcher, durch sechs Bunsen'sche Elemente angeregt, Funken von 42 Centimeter (15,5 Pariser Zoll) Länge gibt. Hr. Moigno, aus dessen Cosmos, vol. XVI p. 453, diese Notiz entlehnt ist, sagt, der Anblick dieser Funken oder Blitzschläge mache auch den Unerschrockensten zittern. Ueber die Zusammensetzung des übermangansauren Kalis; von M. Machuca. Hr. Phipson hat neuerlich (polytechn. Journal Bd. CLVI S. 238) die Existenz der Uebermangansäure und die von E. Mitscherlich für das übermangansaure Kali gefundene Formel (Mn²O⁷, KO) in Zweifel gezogen, weßhalb ich im Laboratorium des Hrn. Wurtz die Analyse dieses letztern Salzes wieder aufnahm. Meine Versuche bestätigen vollständig die Resultate, zu welchen der berühmte Chemiker zu Berlin gelangt war. Ich analysirte das übermangansaure Kali nach zweierlei Methoden: 1) indem ich das Mangan und das Kalium nach den bekannten Verfahrungsarten bestimmte; 2) indem ich die Menge Chlor bestimmte, welche durch die Einwirkung von Salzsäure auf das übermangansaure Kali in Freiheit gesetzt wird. 100 Theile übermangansaures Kali, im luftleeren Raume getrocknet, gaben im Durchschnitt von vier Versuchen 34,58 Mangan und 24,45 Kalium; nach der Theorie besteht es aus 34,82 Mangan, 24,68 Kalium und 40,05 Sauerstoff. Wenn die Formel Mn²KO⁸ richtig ist, so müssen 100 Theile übermangansaures Kali, wenn man dieses Salz durch Chlorwasserstoffsäure zersetzt, 112,3 Theile Chlor entbinden. Ich habe das in diesem Falle entbundene Chlor mittelst der von Gay-Lussac angegebenen Methoden bestimmt. Die eine dieser Methoden gründet sich bekanntlich auf die Umwandlung der arsenigen Säure in Arsensäure; die andere beruht auf der Umwandlung der schwefligen Säure in Schwefelsäure, welche als schwefelsaurer Baryt bestimmt wird. Ich fand, daß 100 Theile Mn²KO⁸ 112,0 und 112,18 Theile Chlor entwickelten, welche Resultate vollkommen mit der Theorie übereinstimmen, wenn man Mitscherlich's Formel annimmt. (Comptes rendus, Juli 1860, Nr. 4.) Ganz unschädliche grüne Farbe zum Färben der Zuckerwaaren. Wie viele Unglücksfälle schon mit den Farben in den Händen des meist nicht sachkundigen Technikers vorgekommen sind, beweisen die mannichfaltigen Berichte in öffentlichen Blättern. Obgleich auch schon mit anderen Farben Vergiftungen vorgekommen sind, so hat doch meistens die grüne Farbe ganz besonders hiezu Veranlassung gegeben, weßhalb es uns zur besonderen Freude gereicht, im Nachstehenden auf eine Vorschrift aufmerksam machen zu können, welche allen Anforderungen vollkommen entspricht. Zu dem Ende werden 5 Gran echter Safran mit 1/2 Loth destillirtem Wasser übergossen und 24 Stunden lang bei mäßiger Wärme stehen gelassen; ferner werden 4 Gran Indigcarmin mit 1 Loth destillirtem Wasser übergossen und gleichfalls eine Zeit lang stehen gelassen. Werden hierauf beide Flüssigkeiten mit einander gemengt, so erhält man eine außerordentlich schöne grüne Farbe, welche bedeutende Mengen von Zuckerwerk sehr schön grün färbt (mit 3 Quentchen dieser Farbe färbt man 2 1/2 Pfund Zuckerwerk sehr schon grün). Und wird die Farbe mit Zucker vermischt und zu einem Syrup eingekocht, so kann man dieselbe Monate lang aufbewahren; ebenso läßt sich die Farbe in einem Sandbade auch zur Trockne verdampfen, wodurch dieselbe noch länger aufbewahrt werden kann. (Artus' Vierteljahresschrift für technische Chemie.) Cochenilleroth als Färbungsmittel des Zuckers. Die Handwerkerzeitung „Vereint Vorwärts“ (1ster Jahrg. Nr. 15) warnt unter Verweisung auf die darüber in dem „Archiv für deutsche Medicinalgesetzgebung und öffentliche Gesundheitspflege“ von Dr. Ziurek gemachten Mittheilungen vor dergleichen rothgefärbtem Kochzucker, wie er thörichterweise in manchen Haushaltungen zum Ueberstreuen von Reis, Hirse und zum Rothfärben des Kohls beliebt ist. Das von den Kaufleuten unter dem Namen „Cochenilleroth“ hierzu gebrauchte Färbungsmittel ist die aus einer Abkochung von Fernambukholz mittelst Alaun erhaltene, durch Kochen mit arsenigsaurem Kali (wobei sich unlösliche arsenigsaure Thonerde bildet) schöner und tiefer roth gefärbte Lackfarbe. Die Schädlichkeit dieses Zusatzes mag man daraus ermessen, daß er 10 bis 15 Proc. beträgt, so daß in einem solchen confiscirten rothen Zucker die Menge der arsenigen Säure 1/5 Proc. betrug. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. IV S. 7.) Verfahren zum Entfuseln des Branntweins, von Vandevelde in Gent. Dieses Verfahren gründet sich auf die Beobachtung, daß das Fuselöl in einem Spiritus von 50° Cels. (40° Reaumur) und selbst von 40° C. (32° R.) vollständig aufgelöst bleibt. Auf 25° C. (200 R.) abgekühlt, trübt sich die Flüssigkeit und hält nur noch wenig Fuselöl aufgelöst zurück; kühlt man sie aber bis auf 15° C. (200 R.) ab, so hält sie gar kein Fuselöl mehr aufgelöst und schwimmt dann sogar auf demselben. Man verfährt daher folgendermaßen: man sammelt den sämmtlichen durch Destillation der gegohrenen Maische erhaltenen fuselölhaltigen Branntwein, kühlt ihn auf 15° C. (12° R.) ab, rührt ihn dabei gut um, und seiht ihn dann durch ein Filter. Die Flüssigkeit wird ihren früheren ekelhaften Geruch vollständig verloren haben, einen angenehmen Geschmack besitzen und sehr klar seyn; sie kann nun rectificirt werden. Der auf diese Weise behandelte Branntwein wird in sehr kurzer Zeit klar, und besitzt die Eigenschaft beliebig verdünnt werden zu können, ohne daß er sich trübt. Dieß ist das Anzeichen daß er kein Fuselöl enthält. Als Filtrirapparat braucht man nur zwei Kufen über einander zu stellen, von denen die obere einen durchlöcherten Boden hat; diesen bedeckt man mit einer großen Scheibe von Flanell, auf welcher eine mehr oder weniger dicke Schicht gewaschenen Sandes angebracht wird; auf diese Schicht kommt noch eine solche von Flachs oder Hanf, welche die ersten Unreinigkeiten zurückhält, so daß man den Sand weniger oft zu erneuern braucht. (Armengaud's Génie industriel, Juli 1860, S. 48.)