Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 157, Jahrgang 1860, Nr. , S. 395
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Miscellen. Miscellen. Normirung der Pferdestärke in Oesterreich. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlichte vor Kurzem folgende Verfügung: „In Anbetracht der Uebelstände, welche mit der bisherigen willkürlichen Annahme der als dynamische Maaßeinheit in der industriellen Mechanik dienenden sogenannten Pferdestärke verbunden waren, wurde einstweilen festgestellt, daß die Pferdestärke als Maaßeinheit zu 430 Wiener Fußpfunden, das ist: 430 Wiener Pfunden in der Secunde einen Wiener Fuß hoch gehoben (76 Kilogrammeter, das ist: 76 Kilogrm. in der Secunde einen Meter hoch gehoben) zu berechnen ist. Dieses Ausmaaß ist sonach im öffentlichen Verkehr bei Beurtheilung der Leistungsfähigkeit einer Maschine und bei Entscheidung streitiger Fälle zu Grunde zu legen.“ Kohlenverbrauch einer Dampfschiffahrts-Gesellschaft. In der vor Kurzem stattgefundenen Generalversammlung der Peninsular- und Oriental-Gesellschaft wurde der gesteigerte Preis der Kohlen erwähnt. Welche Bedeutung derselbe für die Gesellschaft hat, geht daraus hervor, daß in Folge des ausgedehnteren Betriebes die Schiffe der Gesellschaft im letzten Jahre nicht weniger als 300,000 Ton. Kohlen verbrannt haben, deren durchschnittlicher Preis an den verschiedenen Kohlenlagerplätzen der Gesellschaft jetzt 51 Sh. 7 Pence per Tonne beträgt, während noch vor zwei Jahren 200000 Tonnen genügten, die damals nur 40 Sh. per Tonne kosteten. Die dadurch erwachsenden Mehrkosten betragen im Ganzen 379750 Pfund Stel. per Jahr, oder etwa 2,5 Million Thlr. Durch die Anwendung des überhitzten Dampfes hofft man eine wesentliche Ersparniß an Kohlen herbeizuführen, indem auf einer Fahrt von Southampton nach Alexandria und zurück dadurch gegen früher nicht weniger als 500 Tonnen Kohlen erspart wurden. (Mining Journal, 1860 p. 391; Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 37.) Schlesischer Traß. Die „Breslauer Zeitung“ vom 3. und 13. Juli d. J. enthält nachfolgende für die Baugewerke sehr wichtige Nachricht: Eine für Schlesien und das ganze östliche Deutschland sehr wichtige Entdeckung ist die Auffindung eines mächtigen Traßlagers in Niederschlesien. Der Traß, ein vulcanisches Product, wahrscheinlich vulcanische Asche, die mit Wasser vermengt sich abgelagert hat, findet sich bekanntlich am Rhein, in der Nähe von Andernach, wo er im Bohlthale, am Laacher-See, in zahlreichen Brüchen gewonnen wird, um theils dort gemahlen, theils im rohen Zustande rheinauf- und rheinabwärts, bis nach Basel und Holland verschifft zu werden. Derselbe bildet im feinzertheilten Zustande mit gebranntem und gelöschtem Kalk und Sand innig vermischt, einen im Wasser allmählich sehr fest werdenden hydraulischen Mörtel, der besonders zu den Wasserbauten in Holland, so wie zur wasserdichten Ausmauerung der Grubenschächte, endlich zu Betonschüttungen in unglaublicher Menge verbraucht wird und den hydraulichen Cement im ganzen Flußgebiete des Rheins durch seine Billigkeit und Güte fast vollständig verdrängt hat. Wenn der Traßmörtel auch nicht ganz so rasch erhärtet, als z.B. der Portland-Cement, so holt er letzteren doch im Wasser in Bezug auf die Härte vollständig ein. Das langsamere Erhärten bietet gerade bei diesen Bauten den Vortheil, daß das Mauerwerk Zeit zum Setzen gewinnt und daher nicht so leicht Risse entstehen. Auch an der Luft erhärtet der Traßmörtel rasch, darf indessen natürlich nicht im directen Sonnenbrande allzurasch austrocknen, da das Festwerden dieser Art Mörtel gerade von dem allmählichen Binden des Wassers abzuleiten ist. – In Schlesien nun, etwa 1 Stunde von Jauer, hatte sich bei der Braunkohlengrube „schwarze Minna“ zum Bedauern der Gewerkschaft herausgestellt, daß die Braunkohle nur nesterweise vorkam und vielfach durch ein lockeres basaltisches Gestein durchbrochen und verworfen wurde, das zahlreiche interessante Blätterabdrücke zeigte. Da der sehr bedeutende Wasserandrang den Betrieb der Grube schwierig und bei alleiniger Gewinnung der Braunkohle unrentabel machte, so muß es als ein sehr günstiger Umstand für die Gewerkschaft angesehen werden, daß sich gerade diese vulcanischen Bimssteinmassen als ein sehr brauchbarer Traß herausgestellt haben. Derselbe lagert, wie Bohrtabellen nachweisen, die ihn in den seltensten Fällen durchsunken haben, in einer Mächtigkeit von 2–12 Lachtern, etwa 20 Lachter unter Tage, so daß also selbst durch die ausgedehnteste Förderung dieses Lager sobald nicht erschöpft seyn wird. Im Fundschachte, auf dem die Maschine steht, wurden circa 2 1/2 Lachter darin abgeteuft, und die dabei gewonnenen Mengen dienten zu Versuchen erst im kleinen, dann im größeren Maaßstabe, die jetzt noch fortgesetzt werden. Bassins, die damit oft nur in einer Stärke von 3 Zoll gemauert, haben sich für Wasser so gut wie undurchdringlich erwiesen, und hat der Traßmörtel sehr rasch eine ungemeine Härte erlangt. Versuche, damit freistehende Halbbögen, sogar eine horizontale Brücke zu mauern, sind ebenfalls im Gange, müssen indessen jedenfalls noch länger der Erhärtung überlassen bleiben. Auch hat man damit Versuche zum Abputz feuchter Kellerwohnungen gemacht, die im Vergleich mit Portland-Cement dem letzteren nichts nachgeben. Wer sich für diese Experimente interessirt, kann sie beim Baue des neuen Stadthauses, noch bequemer aber auf dem Kärgerhofe (Nikolai-Vorstadt) in Augenschein nehmen. Wie wir hören, ist eine Gesellschaft in der Bildung begriffen, die den Traß in Breslau mahlen und von hier aus versenden wird. Sie würde mit der Gruben-Gewerkschaft nur durch einen Contract der Traßlieferung in Verbindung stehen. Die Domicilirung dieser Traßmühlen-Gesellschaft in Breslau erscheint deßhalb vortheilhaft, weil der Consum und die Versendung von hier jedenfalls vorwiegen wird, und der ungemahlene Traß sich jedenfalls billiger hierher legt, als man den an Ort und Selle gemahlenen hertransportiren könnte. Was den Preis des gemahlenen Traß anbelangt, so dürfte sich derselbe nach den angestellten Calculationen nur auf die Hälfte des Cementpreises stellen, und wird sich derselbe daher bald ein ausgedehntes Feld der Verwendung erobern. Jedenfalls spricht noch der Umstand, daß der Traß, so lange er nicht mit Kalk vermengt ist, durch Feuchtwerden keinen Schaden erleidet, sehr zu seinen Gunsten. Vielleicht findet sich nächstens Gelegenheit, über den Erfolg der Versuche von sachverständiger Seite ein Urtheil zu vernehmen. Am 10. d. M. hatten sich auf dem Kärgerhofe die Mitglieder des Vorstandes, sowie einige Gewerke der schwarzen Minna vereinigt, während gleichzeitig die Herren Stadt-Baurath von Roux, Baumeister Dickhuth und Dr. Schwarz sich zur Abnahme der Probe eingefunden hatten. Nachdem unter der Leitung derselben die Versuche beendet, gab Hr. Stadt-Baurath v. Roux nachfolgendes Gutachten ab: „Es wird vorausgeschickt, daß der Cementmörtel aus einer Mischung pulverisirter Traßerde, Kalk und scharfem Mauersand besteht, die hier in gleichem Massenverhältniß gemischt waren; der Kalk, oberschlesischer Weißkalk in gelöschtem Zustande. (Das Mischungsverhältniß richtet sich zumeist nach der Beschaffenheit des Kalkes, ob dieser mehr oder weniger hydraulisch ist; derselbe kann im gelöschten, auch im ungelöschten, pulverisirten Zustande beigesetzt werden; der gelöschte Kalk hat den Vorzug der vollständigeren Auflösung und innigeren Verbindung.) Es war mit dem genannten Cementmörtel zwischen zwei Widerlagspfeilern ein 2 Ziegeln breiter, 1/2 Ziegel starker Bogen rollschichtartig horizontal gewölbt, der im Lichten eine Weite von 5' 4'' in der Leibung und oben im äußersten Fugenschnitt eine Länge von 5' 4 1/2'' hatte. Dieser Fugenschnitt war nur an den Widerlagern vorhanden, in der Mitte ging derselbe in die verticale Lage über. Das Mauerwerk stand drei Wochen und wurde im Scheitel nach und nach mit 5 Ctrn. belastet; erst bei dieser Belastung zeigten sich kleine Risse in der Oberfläche an den beiden Widerlagsfugen, in der Leibung zwischen dem Schlußstein und den Widerlagern auf jeder Seite ein kleiner Riß in einer verschiedenen Fuge. Die Belastung wurde auf dem Bogen gelassen, bis eine Erweiterung der Fugen nicht mehr bemerkbar war, erst dann wurde dieselbe abgenommen, und hiernächst war ein bedeutendes Zurücktreten des Bogens in seine frühere Lage bemerkbar, denn die Fugen schlossen sich wieder. Ein zweiter Bogen, im Halbkreis 3 1/4' weit, hatte die Stärke eines Klinkers von 10'' Höhe und 10'' Breite. Der Bogen war nicht geschlossen, sondern die letzten Schlußsteine fehlten; in der Mitte stand ein lose eingesetzter Keil und die Lehrbogen waren entfernt. Nach Fortnahme des Holzkeiles wurde die obere Kante der einen Bogenseite mit einem Centnergewicht belastet, was ohne bemerkbare Folgen blieb. – Demnächst fanden sich einige aus Ziegeln mit diesem Cementmörtel gemauerte Klötze vor, die ohne Ablösung einzelner Theilung willkürlich geworfen werden konnten. Endlich auch noch 2 Wasserkasten von 2' im Quadrat und ppr. 2' Hohe in den Wänden, Boden und Wände aus Ziegel in Cementmörtel gemauert; bei dem einen hatten die Wände 6'' oder eine halbe Ziegelstärke, bei dem anderen waren sie nur 2 1/2'' oder aus hochkantigen Ziegeln zusammengesetzt. Das Mauerwerk dieser Kasten war ppr. 14 Tage alt und wurden die Kasten einige Stunden nach ihrer Vollendung mit Wasser gefüllt; der Cementmörtel war hart und der Kasten mit den 6'' starken Wänden vollständig wasserdicht und ohne bemerkbare Feuchtigkeit in seiner Außenfläche, ebenso war auch der Kasten mit den 2 1/2'' starken Wänden wasserdicht; nur die Außenfläche war feucht, weil die Ziegeln durchschwitzten. Es ergibt sich hieraus, daß dieser Cementmörtel für die praktische Verwendung wohl empfohlen werden kann und ebenso bindungsfähig und fest ist, wie die gewöhnlichen Cemente, wenn er auch nicht so schnell erhärtet, wie diese, weßhalb er für Hochbauten sich mehr für die Verwendung empfiehlt. In welcher Weise er sich zur Bereitung von Beton eignet, soll noch untersucht werden. Daß er binnen wenigen Wochen für Hochbau einen sehr festen Putz gibt, haben Versuche an anderen Orten gezeigt.“ Nach diesen Resultaten dürfte wohl kein Zweifel daran übrig bleiben, daß dieser Traß sich als ein vollkommen genügendes Ersatzmittel des theuern hydraulischen Mörtels bewähren dürfte. Hervorzuheben ist endlich noch, daß unser hochverehrter Geheime Rath Prof. Dr. Göppert derjenige gewesen ist, der die gedachte Grubengesellschaft auf diesen werthvollen Fund hingewiesen hat, ein neuer Beweis, wie viel das praktische Leben der Wissenschaft verdankt. Ueber die Salzgewinnung in Preußen, insbesondere die Steinsalzgewinnung und das Vorkommen des Boracits in Staßfurt. Folgendes ist einem Vortrag entnommen, welchen der Wirkliche Geheime Ober-Bergrath Hr. Krug v. Nidda in diesem Betreff in der Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen (in Berlin) im Monate Mai des l. J. gehalten hat. Salzquellen entstehen in der Regel durch Auflösung von Steinsalz, welches die Gewässer auf ihrem unterirdischen Wege treffen. Das Vorkommen derselben kann daher als ein Anzeichen für das Vorhandenseyn von Steinsalzlagern in der Nähe gelten, und wo geognostische Gründe, wie es bei Staßfurt der Fall war, die Vermuthung noch stärker begründen, da sind Tiefbohrungen als rathsam zu erachten. Auf Grund solcher Verhältnisse sind in der Nähe der meisten Kunst-Salinen im preußischen Staate Bohrungen unternommen, von denen mehrere zu glücklichen Resultaten geführt haben. In Astern wurde i. J. 1837 nach sechsjähriger Arbeit in einer Tiefe von 986 Fuß das Steinsalzlager erreicht. Es war die erste Auffindung von Steinsalz im preußischen Staate. Das Unternehmen einer bergbaulichen Gewinnung des Steinsalzes mußte aber wegen des nicht zu bewältigenden Wasserzuflusses aufgegeben werden und wird seitdem die gesättigte Soole aus dem Schacht zur Siedesalz-Fabrication benutzt. In Staßfurt wurde die Tiefbohrung im Frühjahr 1839 begonnen; bei 826 Fuß Tiefe unter der Oberfläche oder 605 Fuß unter dem Meeresspiegel wurde das Steinsalzlager getroffen, welches bis zu einer Tiefe von 1851 Fuß verfolgt worden ist. Es sind also 1025 Fuß im Salz selbst gebohrt, ohne daß das Liegende desselben erreicht worden ist. Mit den Tiefbohrungen bei Elmen ist das Steinsalzlager in den oberen Schichten des bunten Sandsteins bei 1800 bis 1900 Fuß Tiefe erreicht worden. Aber auch auf anderen Punkten, wo Salzquellen nicht existirten, sind auf Grund der geognostischen Verhältnisse Bohrungen veranstaltet worden, die zu guten Resultaten geführt haben, wie bei Erfurt und Stetten in Hohenzollern. In Oberschlesien sind ebenfalls Bohrungen unternommen worden, die zwar nur eine schwache Soole ergeben haben, welche aber bei den dortigen billigen Kohlen zur Siedesalzbereitung verwendet werden kann. Dagegen hat die Hoffnung aufgegeben werden müssen, in Westphalen ausgebildete Steinsalzlager zu treffen. Die dortigen salzhaltigen Quellen scheinen nur eine Auslaugung des in den Kreide-Mergel-Schichten enthaltenen Meersalzes zu seyn. Der Vortragende gab eine Beschreibung der geognostischen Verhältnisse des großen Flötzgebirgebeckens und des Magdeburg-Halberstädter Steinsalzlagers. Das Staßfurter Lager befindet sich in der Zechstein-Formation, das von Elmen in dem bunten Sandstein; jene Formation liegt als die ältere unter diesem. Es ist daher anzunehmen, daß in Elmen unter dem dort aufgefundenen Steinsalzlager auch das Staßfurter Lager noch vorhanden ist. In Staßfurt sind zur Gewinnung des Steinsalzes zwei Schächte abgeteuft. Bei der Reichhaltigkeit des Minerals ist ein reiner Abbau nicht nöthig, und die massiven Pfeiler aus demselben stützen die Decke des Baues. Die Förderung geschieht mittelst Dampfmaschinen. Das Salz wird in Stücken oder gemahlen in den Handel gebracht. Ein besonderes Interesse bieten die oberen Schichten über dem Steinsalze. Dieselben bestehen aus Staßfurtit (Boracit), Carnallit (Chlor-Magnium und Chlor-Kalium), Tachhydrit, Kieserit (schwefelsaure Talkerde mit Wasser). Von großer und industrieller Wichtigkeit ist der Boracit, aus welchem Borax gewonnen werden kann. Derselbe findet in der Industrie eine bedeutende Verwendung. Bisher haben die Lagunen von Toscana den Bedarf mit einer Production von jährlich 3 Millionen Pfund gedeckt und zwar zu ziemlich hohen Preisen, da der Besitzer dieser Lagunen zugleich das Monopol dieser Handelswaare besitzt. Erst in neuerer Zeit ist das Hydroboracit und der Boronatrocalcit in den Ebenen von Iquique aufgefunden und nach Europa gebracht worden. Es ist zu hoffen, daß der Staßfurter Boracit bald ausgebeutet und unserm Vaterlande einen neuen Erwerbszweig bieten werde. Die Production des Staßfurter Steinsalz-Bergwerkes ist gegenwärtig auf eine halbe Million Centner jährlich anzuschlagen; der Debit ist im Steigen begriffen. Jedes Quantum kann gefördert werden und ein Mangel an Salz in Preußen bei irgend welchen politischen Verhältnissen ist nicht mehr möglich. Es ist Aussicht vorhanden, wenn die Transportverhältnisse sich erst bei uns günstiger gestalten, daß unser Salz mit dem englischen wird concurriren können. Das englische Salz kostet in Liverpool 5 Sgr. der Centner, das Steinsalz in Staßfurt dagegen 4 bis 5 Sgr., der Transport des ersteren nach den Ostseehäfen kostet 3 bis 5 Sgr., der von Staßfurt bis Stettin gegenwärtig 6 Sgr., also etwas mehr. Dabei ist die Gewinnung des englischen Salzes nur auf ein kleines Terrain beschränkt gegen die ungeheuren Lager in Preußen und Deutschland. Bei Ermäßigung der Transportkosten könnte daher das Staßfurter Steinsalz von unberechenbarer Bedeutung werden. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860 S. 122.) Ueber krystallisirtes Zinn-Eisen, welches bei der Zinnsalzfabrication erhalten wird; von Dr. C. Nöllner. Schon im J. 1847 theilte ich in den Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. LXIII S. 120 (polytechn. Journal Bd. CVI S. 131) Mehreres sich auf die Darstellung von Zinnsalz Beziehende mit, dem das Folgende als Ergänzung dienen kann. Bei dem gewöhnlichen Verfahren der Zinnsalzfabrication durch Auflösen des Zinns in käuflicher Salzsäure pflegt ein schwarzer, meist aus Kupfer und Sand bestehender Rückstand zu bleiben, der bei weiterer Behandlung mit Salzsäure bisweilen einen unter dem Mikroskop krystallinisch erscheinenden Körper hinterläßt, welcher in Salpetersäure wie in Salzsäure kaum löslich, leicht löslich dagegen in Königswasser ist, sich demnach wie ein edles Metall verhält; die qualitative Prüfung desselben ließ indeß immer nur Zinn und Eisen erkennen, und zwar in derselben Form, wie solche bis jetzt nur bei der Spiegelbelegfabrication durch Abdestilliren des Quecksilbers in gußeisernen Retorten erhalten wurden, welche Lassaigne aus 3 Aeq. Eisen und 1 Aeq. Zinn bestehend fand und Gmelin in seinem Handbuch der Chemie (Bd. III S. 296) erwähnt. Da die Abscheidung größerer Mengen dieser Zinn-Eisenkrystalle immer eine dem geringen Eisengehalt des ostindischen Zinns entsprechende größere Menge Zinn voraussetzt, so kann es nicht fehlen daß, wenn aus dem bei der Zinnsalzfabrication gebliebenen Rückstande alle übrigen Körper durch Schlämmen und Digestion mit überschüssiger Salzsäure entfernt sind, zuletzt auch der den Zinnblöcken mechanisch eingeschlossene Sand als weiße durchscheinende Quarzkörnchen zurückbleiben muß. Da es nicht gelang dieselben mit der Pincette oder auf andere Weise auszulesen, so mußte bei der Analyse der Zinn-Eisenkrystalle das Gewicht der nach Behandlung mit Königswasser bleibenden Quarzkörnchen in Abzug gebracht werden. Die Analyse der Krystalle geschah nach gewöhnlicher Weise durch Bestimmung der Metalle als Oxyde und wurde mit zu verschiedenen Zeiten erhaltenen Krystallen ausgeführt. Die Krystalle erwiesen sich als eine constante chemische Verbindung und so zusammengesetzt, daß auf 1 Aeq. Eisen = 28,2 Aeq. Zinn = 116 kommen. Die Bildung dieser Krystalle ist für die Fabrication eines reinen Zinnsalzes um so wichtiger, weil auf keine andere Weise es sonst möglich ist, den Eisengehalt des Zinnsalzes bei seiner Darstellung aus immer eisenhaltigem Zinn des Handels zu entfernen. Es entstand nun noch die Frage: welche Verhältnisse bedingen die Bildung jener Krystalle, oder präexistiren solche schon im Banca-Zinn und bleiben nur als in Salzsäure unlöslich zurück, wenn alles sie umgebende Zinn aufgelöst ist? Für ihre Bildung auf nassem Wege und die Abscheidung durch die einfache galvanische Kette spricht der Umstand, daß die Krystalle immer nur da zu erblicken sind, wo das granulirte Zinn mit der concentrirten gesättigten Lösung und frischer Salzsäure oder schwacher Lösung in Berührung kommt, woselbst auch die Abscheidung reiner Zinnkrystalle veranlaßt wird, wobei die Zinn-Eisenkrystalle als frei in der Flüssigkeit schwebend und durch die Wasserstoffgasentwickelung fortwährend bewegt mitunter das Licht so stark reflectiren, daß sie bald wie durchscheinende Salznadeln, bald schwarz und undurchsichtig erscheinen. Für die Präexistenz im Banca-Zinn spricht dagegen der Umstand, daß beim Schmelzen größerer Mengen Banca-Zinn, ruhigem Stehenlassen und vorsichtigem Abschöpfen des geschmolzenen Zinns, der zuletzt bleibende Rest bisweilen dickflüssig erscheint und beim Erkalten eine Masse bildet, welche mit feinen Nadeln von Zinn-Eisenkrystallen durchwebt ist; diese Zinn-Eisenkrystalle haben dieselbe Zusammensetzung wie die eben beschriebenen und sind nur zwischen einer Menge reinem Zinn mechanisch vertheilt. Die richtigste Annahme in Bezug auf die Bildung der Zinn-Eisenkrystalle scheint demnach die zu seyn, daß die Neigung des Zinns, unter gewissen Bedingungen mit Eisen einen schwerlöslichen krystallinischen Körper zu bilden, so groß ist, daß dieselbe Verbindung sowohl auf trockenem wie nassem Wege sich bilden kann. Bei dieser Gelegenheit sey in Bezug auf Zinnsalzfabrication auch noch erwähnt, daß in einer kalt vollkommen mit überschüssigem Zinn gesättigten salzsauren Zinnlösung genau die doppelte Menge Salzsäure enthalten ist, deren das Zinn zur Bildung von Zinnsalz bedarf, und daß erst beim Eindampfen einer solchen sauren Zinnsalzlösung mit überschüssigem granulirtem Zinn in der Wärme die zweite Hälfte Säure sich sättigt, wobei aber immer ein kleiner Theil Salzsäure, ohne mit dem Zinn in Berührung zu kommen, aus der Flüssigkeit gasförmig entweicht und daher nicht zur Nutzanwendung kommt, wenn die Eindampfung in offenen Gefäßen, wie gewöhnlich, geschieht. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1860, Bd. CXV S. 233.) Ueber die Eigenschaften des Aluminiums. Die Indifferenz des dichten geschmolzenen Aluminiums gegen gewisse chemische Agentien erstreckt sich nach Wöhler nicht auch auf das in Gestalt von Blattform ausgeschlagene Metall. Dasselbe wird neuerdings von Degousse in eben so dünnen Blättern wie das Blattgold angefertigt und in diesem Zustande zeigt es in der Spiritusflamme ein schnelles glänzendes Abbrennen und in kochendem Wasser oxydirt es sich unter Wasserstoffentwickelung nach und nach vollständig. Daraus erklären sich die älteren widersprechenden Angaben über die Wasserzersetzungsfähigkeit des Aluminiums. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXIII S. 249.) Elektrisches Licht mit Quecksilber erzeugt. Die Times berichtet über Versuche, die der Professor Way mit einem neuen elektrischen Lichte angestellt, das noch viel glänzender als seine Vorgänger ist, und dessen Glanz und Weiße sich nur mit dem Sonnenlichte vergleichen läßt. Der Versuch fand am 17. August an Bord einer Yacht statt, welche Portsmouth am Abend verließ, und von da erst nach Cowes und dann nach Osborne, der Residenz der Königin Victoria auf der Insel Wight, steuerte. Der am Vordermaste aufgehängte Apparat strahlte dabei ein so reines, so lebhaftes und so glänzendes Licht aus, daß die Lichter der Stadt und der zahlreichen Schiffe wie rothe Flecken auf einem schwarzen Grunde erschienen. Das Licht war so intensiv, daß man es mit bloßem Auge nicht betrachten konnte. Sah man es durch ein gefärbtes Glas, so hatte es dennoch nur den scheinbaren Durchmesser eines Dreipennystücks (etwas kleiner als ein Silbergroschen). Dieses Licht wird durch die Einwirkung eines galvanischen Stroms auf einen dünnen herabfallenden Quecksilberfaden erzeugt. Das Quecksilber ist in einer Glaskugel, etwa von der Größe einer Apfelsine, enthalten, und fließt daraus durch eine kleine Oeffnung aus, die höchstens die Dicke der allerfeinsten Nadelspitze hat. Dieser Quecksilberfaden fällt in eine untenstehende kleine Schale herab, aus der das Quecksilber endlich in ein darunterstehendes Sammelgefäß abfließt, von wo man es wieder in die obere Kugel zurückgießt, so daß dieselbe Menge ohne Unterbrechung zu demselben Zwecke verwendet werden kann. Sobald die Batteriedrähte einerseits mit der oberen Kugel, andererseits mit der auffangenden Schale in leitende Verbindung gebracht werden, erzeugt sich das Licht, das natürlich augenblicklich erlischt, sobald die Verbindung unterbrochen wird. Das Merkwürdigste bleibt dabei, daß trotz der enormen Licht- (und Hitze-) Entwickelung das Quecksilber nur unmerklich verdampfen soll. (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 18.) Großes Brennglas. Hr. Brettell in Islington bei London hat ein Brennglas von 3 Fuß Durchmesser hergestellt, dessen Wirkungen ganz außerordentlich sind. Platin, Eisen, Stahl, Quarz schmilzt in dem Brennpunkte in wenigen Secunden. Ein Diamant von 10 Gran wog nach einer halben Stunde Verweilen im Brennpunkte nur noch 6 Gran, wobei er einen weißlichen Rauch ausstieß und sich aufblähte und wie eine Blumenknospe aufblätterte. (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 16.) Bereitungsweise der Gußkernseife; von Albert Eckstein. Ich bereite mir aus im Handel vorkommender calcinirter Soda von 90 bis 95 Proc. an reinem kohlensauren Natron, mit frischem Aetzkalk und der nöthigen Menge Flußwasser eine Aetzlauge. Dem Gehalte an reinem kohlensauren Natron entsprechend nehme ich von gutem, frischem Aetzkalk 50 bis 60 Pfund auf je 100 Pfund, in der Siedhitze in 1000 Theilen Wasser aufgelösten kohlensauren Natrons und koche so lange, bis herausgenommene Proben der Lauge von verdünnter Salzsäure nur wenig mehr durch entweichende Kohlensäure aufbrausen und von einer Auflösung kohlensauren Ammoniaks nicht mehr (in Folge etwa zu reichlich zugesetzten Kalkes) getrübt werden, zu welchem Behufe ich das Ganze an Soda oder Aetzkalk, je nach Bedürfniß, vermehre. Die klar abgezogene Lauge concentrire ich dann bis auf 18° Baumé bei 14° R. und meine Lauge ist fertig. Ich bringe nun das Fett in den Kessel und verseife je 100 Pfd., bestehend aus 50 Pfd. Kokusnußöl und 50 Pfd. ausgeschmolzenem Talg mit 200 Pfd. 18grädiger obenerwähnter Aetzlauge, bis ein klarer, vollkommen durchsichtiger Seifenleim sich gebildet, koche so lange fort, bis herausgenommene Proben auf dem Spatel langsam erkaltend, in breiten Platten von demselben abfallen und einen harten Druck zeigen. Die so gebildete Seife wird nun in die Form gebracht und so lange gerührt, bis die Masse anfängt dickflüssig zu werden. Während jener Zeit wird reine Stearinsäure oder mit Schwefelsäure ausgeschmolzener und auf bekannte Weise mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure gehärteter Talg mit 10grädiger Aetznatronlauge zu einem klaren Seifenleime gesotten (auf je 1 Pfd. Stearinsäure oder gehärteten Talg nimmt man 2 Pfund der letzterwähnten Lauge) und in die dick werdende Kokosseife in der Form eingetragen, gut durchgekrückt und endlich die ganze Masse mit einem Eisenstabe gut durchgekerbt und die Seife dann dem Erstarren überlassen. Auf je 100 Pfd. der zuerst erzeugten Kokostalgseife nehme ich 5 Proc. Stearinsäure oder 10 Proc. gehärteten Talg. Die fertige Seife besitzt ein geflammtes Aussehen von ausgeschiedenem stearinsaurem Natron, zeigt auf dem Bruche ein krystallinisches, seidenglänzendes Gefüge, ist hart, schäumt beim Waschen sehr gut, reinigt die Wäsche durch ihren kleinen Ueberschuß von freiem Alkali sehr gut vom fettigen Schmutze und ist auch für feinere Gewebe und zum Toilettengebrauche geeignet. Die Gußkernseife besteht somit hauptsächlich aus stearin-, olëin- und cocinsaurem Natron und entspricht allen Anforderungen, die man bezüglich dieses Productes stellen kann. Mein Fabrikat und dessen Bereitungsart unterscheidet sich von der gewöhnlichen Kernseife und ihrer Darstellung in folgenden wesentlichen Punkten: 1) Die gewöhnliche Kernseife erfordert bei der Erzeugung größerer Quantitäten viel Brennmaterial, Arbeitskraft und Zeitaufwand, während die Anfertigung von Gußkernseife bis zu ihrer Vollendung nur einige Stunden in Anspruch nimmt, folglich mit wenig Brennmaterial, Zeitaufwand und Arbeitskraft, selbst bei größeren Quantitäten, erzeugt wird und in Folge dessen das Product sich auch im Preise bedeutend billiger stellt. 2) Die Darstellung der gewöhnlichen Kernseife wird zu sehr empirisch betrieben; oft ist sie in Kalk übertrieben, oft enthält sie noch kohlensaures Alkali, durch welche beide Fehler das Product verschlechtert und die Ausbeute verringert wird, während die Bereitung der Gußkernseife auf wissenschaftlicher Basis beruhend stets ein gleichförmiges und gleichartiges Product, bezüglich der Qualität und Quantität liefert. Ich nenne mein Product deßhalb Gußkernseife, weil der Kern der Seife (stearinsaures Natron) in die fertige Seife erst später eingetragen oder eingegossen wird. Es versteht sich von selbst, daß man durch Eintragen von mehr oder weniger stearinsaurem Alkali die Qualität des Productes verbessern oder verringern, mithin auch das Product bezüglich des Preises variabler stellen kann, jedoch bleibt dem Producenten immer ein sicherer Maaßstab in Händen. (Nach Stamm's illustr. Zeitschrift, 1860 S. 75.) Erdölquellen in Nordamerika. Die Auffindung derselben in West-Pennsylvanien, die bedeutende Menge (18, 25–90 Barrels à 127 preuß. Quart per Tag), welche daraus an Oel gewonnen, hat die Speculation darin auf eine schwindelhafte Höhe getrieben. Sollten sich diese Angaben bestätigen, und wirklich, was wir bezweifeln, die Ergiebigkeit andauern, so ist eine bedeutende Concurrenz in diesem Producte, sowohl in England, als auch in Deutschland zu fürchten. Schon seit dem Jahre 1855 hat sich in Nordamerika die Darstellung der Kohlenöle, besonders aus der Cannelkohle der westlichen Staaten, entwickelt. Der Preis des Photogens fiel allmählich von 1 Doll. 50 Cent. bis auf 55 Cent. per Gallon, und wurde dem Referenten mitgetheilt, daß man halbgereinigtes Solaröl noch viel billiger erhalten könnte. Bedenkt man, daß außer diesen Erdölquellen noch das Erdöl von Rangoon, das von Galizien und der Moldau, endlich von Baku am kaspischen Meere, das aus dem Schiefer von Neuschottland und dem Peche von Trinidad, endlich das aus der Bogheadkohle erhaltene Destillationsproduct einander Concurrenz machen, so begreift man, daß die Darstellung dieser Producte aus armen Torf- und Braunkohlensorten bald ganz unmöglich seyn wird. Nur die Photogenfabriken, welche die reichen Braunkohlensorten der Provinz Sachsen verarbeiten, sind einigermaßen durch den großen Paraffingehalt ihres Theeres begünstigt, der indessen bei dem russischen Nephthgil, dem galizischen Ozokerit noch bedeutender ist. Zum Glück für dieselben scheint es nicht zu eliugen, das Harzöl zum Brennen ohne Rußentwickelung zu bringen. Ebenso dürfte der Steinkohlengastheer bei der fast ausschließlichen Anwendung von Chamotteretorten bald nur noch als Gemisch von Kohlentheilchen, Kreosot und Naphthalin zu betrachten seyn, wodurch seine Benutzung zu Beleuchtungsölen ebenfalls unmöglich wird. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 16.)