Titel: Ueber die Benützung der Ueberhitze zum Ausglühen des Drahtes in Eisendrahtfabriken; von C. Ebenhöch.
Fundstelle: Band 159, Jahrgang 1861, Nr. CXV., S. 426
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CXV. Ueber die Benützung der Ueberhitze zum Ausglühen des Drahtes in Eisendrahtfabriken; von C. Ebenhöch. Aus Stamm's neuesten Erfindungen, 1860, Nr. 40. Ebenhöch, über die Benützung der Ueberhitze zum Ausglühen des Drahtes. Bei Gelegenheit meiner Verwendung in einer bedeutenden Eisendrahtfabrik suchte ich den enormen Brennmaterialverbrauch, der zum Ausglühen der Drähte verwendet wurde, so viel wie möglich zu ersparen, und zugleich den Zweck damit zu verbinden, daß das ganze nöthige Quantum an Draht geglüht werden kann, was bei den früheren Oefen nicht zu erzielen war. Die aus dem Schweiß- respective Glühofen für die Drahteisenstangen in die Esse entweichende Ueberhitze für diesen Zweck zu benützen, machte ich mir zur Aufgabe, und es gelang mir in folgender Weise allen Anforderungen zu entsprechen. Ich ließ den Glühofen für die Drahteisenstangen in der gewöhnlichen Art mit seinem Boden 4' 3'' über der Hüttensohle aufbauen; anstoßend an diesen, der Feuerbrücke gegenüber, brachte ich den Ausglühofen an, dessen Gewölbe mit jenem des Glühofens in gleicher Höhe, und unverändert, bis ans Ende des Ofens fortlief. Die Sohle dieses Ofens war jedoch mit der Hüttensohle gleich, so daß der Ofen bei einer Breite von 6 1/2 Fuß und 9 1/2 Fuß Länge eine Höhe von 5 Fuß hatte, und ein rechtwinkliches längliches Viereck mit flacher Ueberwölbung vorstellte. Der durch den Fuchs des Eisenglühofens in diesen Ausglühofen einströmenden Ueberhitze gab ich den Austritt durch einen, an der Sohle dieses Ofens, in der an der Esse gelegenen Seite angebrachten Fuchs, respective Zuglöcher, denen ich durch Zusammenstellen immer zweier Ziegel eine Pyramidenform gab, so daß für diesen Ofen vier derartige Zuglöcher nöthig waren. Das Einströmen der Ueberhitze von dem vorliegenden Ofen war mittelst Schuber zu sperren, und dann ging die Hitze durch einen besonderen Canal direct in die Esse, während bei Thätigkeit des Ofens durch Schluß des Canals und Oeffnen des Schubers die ganze Ueberhitze in den Ausglühofenraum eindringen mußte, und durch die angebrachten Zuglöcher genöthigt war, sich im ganzen Ofen gleichmäßig zu vertheilen. An der breiten Seite des Ofens ließ ich ein Flügelthor von 6 1/2 Fuß Breite und 4 1/2 Fuß Höhe zum Aus- und Einführen der Drahtcylinder anbringen. Die Ausglühcylinder für die Drähte ließ ich kleiner construiren, und zwar nur 3 Fuß hoch und 2 1/2' Durchmesser, so daß hiervon 6 Stück im Ausglühofen Platz hatten. Es konnten 4 bis 5 Ctr. Draht in so einen Cylinder gepackt werden. War nun das Einpacken der Drähte bewerkstelligt, so wurden die Cylinder mittelst eines Gabelhebelwagens in den Ofen eingeführt und das Thor sorgfältig geschlossen, die Hitze eingelassen. Nach Verlauf von höchstens 4 Stunden war der Draht in sämmtlichen sechs Cylindern hinlänglich geglüht, und es wurde der Schuber zugemacht und die Hitze in den Canal abgeleitet. Jetzt ließ ich die Cylinder noch 1 Stunde im Ofen stehen, und dann in dunkelbrauner Hitze ausfahren, aber auch gleich wieder andere sechs einfahren und den Ofen in Thätigkeit setzen. Die ausgefahrenen Cylinder blieben bis zu ihrem gänzlichen Erkalten in der Hütte stehen, und wurden dann gleich wieder verwendet. Durch dieses Verfahren erzielte ich gänzliche Brennstoffersparung und die Möglichkeit, täglich mehr als 120 Ctr. Drähte glühen zu können, ohne bei dem Eisenglühofen mehr Brennmaterial zu verbrauchen, oder dessen Betrieb zu hemmen.