Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 314
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Miscellen. Miscellen. Neue Methode Musik zu drucken. Der französische Kriegsminister hatte bei der kaiserlichen Druckerei den Druck der militärischen Musik für die Regimenter in einer Auflage von 1500 Exemplaren verlangt. Diesen beträchtlichen Band stechen und in einer so starken Auflage drucken zu lassen, wäre sehr theuer gekommen; man kam daher auf den Gedanken, eine Methode anzuwenden, die von den Kattundruckern beim Schneiden ihrer Holzformen, welche die Zeichnungen darstellen, angewendet wird. Man ließ stählerne Punzen für alle Zeichen und Noten, die in der Musik gebräuchlich sind, schneiden, deren Zahl 40 bis 50 beträgt. Nun wurden Holzblöcke von der Länge des beabsichtigten Formats der Musik (nämlich von der Länge einer Linie der Musik quer über die Seite hin) und von einer beliebigen Breite genommen, etwa 1 Zoll dick, glatt gehobelt, auf einer der flachen Seiten weiß bestrichen, linirt und die Musik mit Bleistift darauf geschrieben. Wenn die Blöcke so bearbeitet sind, so nimmt der Arbeiter die Punze, welche die Anfangsnote darstellt, und schraubt sie in eine auf dem Tisch fest angebrachte Maschine, welche der nicht unähnlich sieht, die man bei Eisenbahnen zum Stempeln von Billetten anwenden sieht, und die eine Art von Schwanenhals bildet, dessen herabgebeugter Schnabel bis auf etwa 1 1/2 Zoll vom Tisch sich herabneigt, und durch einen hinten an der Biegung angebrachten Hebel mit großer Kraft herabgestoßen werden kann. In diesen Schnabel wird die Punze so eingeschraubt, daß sie um so viel aus ihm hervorsteht, als sie in den Block eindringen soll. Nun laufen an der Seite der Maschine hin zwei dünne Röhren, die mit einem Gasbehälter in Verbindung stehen, und die voll beiden Seiten eine kleine und beständige Flamme auf das hervorstehende Ende der Punze richten. Sobald diese vollständig warm ist (nicht bis sie rothglühend ist), schiebt der Arbeiter den Block unter die Punze, und treibt diese durch den Hebel mit einem kurzen Schlag in das Holz, an der Stelle, wo das entsprechende Zeichen mit Bleistift verzeichnet ist. Die Punze dringt ein, bis die breite untere Fläche des Schnabels auf der Fläche des Blocks ankommt und ihn anhält, wodurch es unmöglich wird, daß eine Note tiefer als die andere eingeschlagen werde. Auf diese Art wird dieselbe Note in alle Theile des Blocks, wo sie vorkommt, eingeschlagen und dann eine neue Punze eingeschraubt, bis alle vorkommenden Noten und Zeichen eingeschlagen sind. Der Block ist nun fertig, so weit es die Noten betrifft, und das Holz ist an jedem Platz, wo eine eingeschlagen ist, etwas durch die Hitze der Punzen gebräunt, aber nicht verkohlt. Der Block wird nun in eine andere sehr einfache Maschine gespannt, wo durch eine Art von fünfkantigem Hobel die 5 Querlinien durch die eingeschlagene Musik mit großer Schärfe und genau in derselben Tiefe durchgezogen werden. Hierauf wird er stereotypirt; die zu einer Seite gehörigen Platten werden zusammengefügt und mit der gewöhnlichen typographischen Presse gedruckt. Wenn die Worte des Textes zwischen den Musiklinien stehen sollen, so wird die stereotypirte Musik in Linien zerschnitten, die Worte in gewöhnlicher Schrift gesetzt, die stereotypirten Linien auf Holzblöcke aufgesetzt und zwischen sie die Schrift an ihrem Platz eingesetzt. Das Resultat der Methode ist, was die Kosten betrifft, daß das Einschlagen und Stereotypiren etwas höher kommt, als das Stechen auf Metallplatten, dagegen der Abzug so viel wohlfeiler ist, daß die Auflage von 1500 durch die neue Methode nur das Dritttheil von dem kostet, was eine gleiche Auflage gestochener Musik gekostet hätte. Im Vergleich mit Musik in beweglicher Schrift gesetzt, ist die neue Methode etwas wohlfeiler im Satz, aber im Abdrucken sind die Kosten ganz die gleichen. Das Resultat ist angenehmer für das Auge, als das der beiden alten Methoden, denn die Formen der eingeschlagenen Punze sind in demselben Verhältniß deutlicher und angenehmer für das Auge, als ein gedruckter Text angenehmer und leserlicher ist als ein gestochener. In der Vergleichung mit Musik, die mit gewöhnlichen Typen gedruckt ist, zeichnet sich die neue dadurch vortheilhaft aus, daß die Querlinien nicht unterbrochen sind.Wie der Redaction des Breslauer Gewerbeblattes mitgetheilt wurde, wird diese Art Musikdruck in der ausgezeichneten Druckerei von Röder in Leipzig schon seit längerer Zeit ausgeführt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 2.) Ueber die Gestaltungszustände des Eisens, von Gurlt. Die Ansicht von Fuchs, daß Schmiedeeisen im regulären, Roheisen im rhomboëdrischen, weicher Stahl in jenem und harter in diesem Systeme krystallisiren, und davon die Eigenschaften der Eisensorten abhängen, verwirft Gurlt. Nach demselben krystallisirt nicht nur reines Schmiedeeisen im regulären Systeme, sondern auch graues Roheisen, welches aus Achtel-Kohleneisen besteht. Weißes Roheisen ist als Spiegeleisen (Viertel-Kohleneisen), als luckige, blumige Flossen krystallinisch. Halbirtes Roheisen ist noch nicht krystallisirt beobachtet, meist liegen auf weißem Grunde sternförmig gruppirte Krystalle von grauem Eisen. Stahl, auch noch nicht in Krystallen beobachtet, scheint ein inniges Gemenge von grauem Roheisen mit geschmeidigem Eisen zu seyn. Die fadige Textur des Stabeisens wird in eine krystallinische umgewandelt durch Wärme, durch anhaltende Stöße und durch den galvanischen Strom, wobei eine Volumvergrößerung eintritt. Bei körnigem, stahlartigem Stabeisen treten diese Veränderungen in schwächerem Grade auf, bei Stahl in noch weit geringerem Grade. Besondere Beachtung verdient die Anordnung der kleinsten Krystalle in Gußstücken. Dieselben gruppiren sich bei gleichmäßiger Erkaltung so, daß eine ihrer Achsen senkrecht gegen die Abkühlungsfläche gerichtet ist, der sie zunächst liegen; daher bei Kugeln und Cylindern das strahlige Gefüge vom Mittelpunkt nach der Oberfläche hin. Wenn sich die Krystalle von zwei Ebenen her treffen, so besitzt das Gußstück in den Contactebenen – Ebenen des geringsten Widerstandes – die geringste Festigkeit. Bei einem Cylinder haben die Ebenen die Gestalt eines Kegelmantels, daher das Ausspringen von conischen Stücken bei Zapfenbrüchen und vom Bodenstück gußeiserner Geschütze. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1860, Nr. 52.) Das Zinnchlorid als Auflösungsmittel; von Gerardin. Das Zinnchlorid verhält sich als Auflösungsmittel analog dem Schwefelkohlenstoff; es löst nahezu dieselben Körper, aber in geringerem Verhältniß auf. Bei der Temperatur wo es siedet, löst es beträchtliche Mengen von oktaëdrischem Schwefel, Jod und gewöhnlichem Phosphor auf. Beim Erkalten setzen sich der Schwefel und das Jod in schönen Krystallen ab. Der Phosphor aber sondert sich im flüssigen Zustande ab und gesteht zu einer festen Masse ohne zu krystallisiren. Es löst den amorphen Phosphor nach andauerndem Kochen auf. Die Krystalle, welche sich beim Erkalten bilden, sind oktaëdrische. Der rothe Phosphor ist darin ganz unauflöslich. Es löst das Brom und den Schwefelkohlenstoff in allen Verhältnissen auf. Dagegen löst es Silicium, Tellur, Arsenik, Antimon, Wismuth, Zinn, die Metalloxyde und Chlormetalle nicht auf. (Comptes rendus, December 1860, t. LI p. 1097.) Darstellung reinen Aetzkalis, nach Franz Schulze. Man füllt einen kupfernen Tiegel mit einem Gemenge reinen Salpeters und der dreifachen Gewichtsmenge reinen Eisenoxyds (aus oxalsaurem Eisenoxydul dargestellt). Durch den in der Mitte durchbohrten Tiegeldeckel führt ein kupfernes Rohr bis auf den Boden des Tiegels. Während nun der Tiegel bis zum schwachen Rothglühen erhitzt ist (wozu bei einem Versuche im kleineren Maaßstabe mit einer Portion von etwa 60 bis 80 Grm. Salpeter zwei Bunsen'sche Gasbrenner ausreichen), leitet man aus einem Gasometer Wasserstoffgas, welches einige U-Röhren mit reinigenden Gemischen passirt hat, durch das Kupferrohr in den Tiegel, indem man darauf achtet, daß kein Wasserstoffgas ungenutzt aus dem Tiegel entweicht. Die Salpetersäure wird sehr leicht zersetzt, indem ein Theil ihres Stickstoffes zu Ammoniak wird. Das Kali befindet sich nach beendigtem Versuche an Eisenoxyd gebunden. Das überschüssige Eisenoxyd ist nöthig, um dem Gemische die nöthige Lockerheit zu geben. Das nach dem Auswaschen des Kalis mit Wasser zurückbleibende Eisenoxyd ist immer wieder zu gebrauchen, es wird sogar durch jedesmalige Anwendung reiner. Vertheuert ist die Darstellung des Kalis auf diesem Wege hauptsächlich durch das Wasserstoffgas, da mindestens 5 Atome desselben auf 1 Atom Kali consumirt werden. Es berechnen sich auf 1 Pfd. Kalihydrat über 1,8 Pfd. Salpeter, 2,85 Pfd. Zink und 4,35 Pfd. concentrirte Schwefelsäure. Von letzteren Materialien hat der Verf. in der Regel fast das Doppelte nöthig gehabt. (Chemisches Centralblatt, 1861, Nr. 1.) Ueber die Löslichkeit des schwefelsauren Ammoniaks in Wasser, von A. Vogel. Das schwefelsaure Ammoniak löst sich bei gewöhnlicher Temperatur nach wiederholten Bestimmungen, die der Verf. ausgeführt hat, nicht, wie meist angegeben wird, im Verhältnisse von 1 Th. Salz in 2 Th. Wasser, sondern es erfordert 1 Th. Salz 1,3 Th. Wasser zur Lösung. (Buchner's neues Repertorium, Bd. X S. 9.) Ueber die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen, von Boutigny. Hr. de Luca, welcher Jodstärkemehl in den Leidenfrost'schen Tropfen brachte, beobachtete daß dasselbe sich nicht entfärbt und schloß daraus daß die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen 80° C. nicht erreicht, und sogar unter 50° betragen muß (polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 238); Hr. Boutigny fand den Grund dieses von seiner Bestimmung um die Hälfte abweichenden Resultates in dem Jodgehalt des Stärkemehls und in der Dauer des Versuchs. Wenn das Jodstärkemehl 1/200 Jod enthält, kann es im Wasser bis zu dessen Siedepunkt erhitzt werden ohne sich zu entfärben. Hr. Boutigny beharrt auf der Ziffer 96°,5 für die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen, welche von Hrn. Sudre bestätigt wurde. (Comptes rendus, Januar 1861, t. LII p. 91.) Hr. Sudre goß in die Muffel eines Calorien-Thermometers, welcher ihm von Hrn. Favre überlassen wurde, das Wasser im Zustande des Leidenfrost'schen Tropfens und notirte die Wärme welche es abgab um auf die Temperatur von 0° zu kommen. 1 Gramm Wasser gab an den Calorimeter immer 97,4 Wärme-Einheiten ab. (Comptes rendus, December 1860, t. LI p. 1092.) Die Absorptionsfähigkeit der Knochenkohle für alkalische Salze. Wie bekannt wird die Knochenkohle in der Zuckerfabrication zum Entfärben und Entkalken der Zuckerlösungen in größter Ausdehnung angewendet. Es sind indessen nicht allein diese Substanzen, welche die Krystallisation des Zuckers verhindern, sondern in viel größerem Maaße die löslichen alkalischen Salze, welche sich in der Melasse schließlich ansammeln. Obwohl beim Verbrennen derselben nur höchstens 10 Proc. lösliche alkalische Salze gewonnen werden, so werden doch dadurch 50 Proc. Zucker, welche in der Melasse vorhanden sind, am Krystallisiren verhindert. Es lag nun die Frage vor, ob es möglich sey, durch Behandlung mit Knochenkohle auch diese Salze, wenigstens theilweise, hinweg zu nehmen. Dabei war schon durch frühere Versuche nachgewiesen worden, daß beim vollständigen Auswaschen der Kohle die Kohle nichts von den angewendeten alkalischen Salzen zurückbehielt. Es wäre indessen eine Möglichkeit gewesen, daß die Kohle zwar anfangs eine gewisse Menge des löslichen Salzes aufnimmt, das ihr indessen durch reines Wasser wieder entzogen wird. Man hätte dann z.B. bei der Zuckerfabrication den filtrirten Saft für sich aufheben und verarbeiten müssen, während das salzreichere Waschwasser einer gesonderten Verarbeitung unterworfen würde. Um die Richtigkeit dieser Annahme zu prüfen, wurden 10 Grm. reinstes Steinsalz zu 1 Liter Wasser gelöst; 10 Kubik-Centimeter dieser Lösung brauchten zur Fällung des Chlors als Chlorsilber, 17,0 Kubik-Centimeter einer Zehntel-Normalsilberlösung, was (statt 0,100 Grm.) 0,09962 Grm. chemisch reinen Kochsalzes entspricht. Als nun 100 Kub.-Cent. der Kochsalzlösung mit 10 Grm. frischer, gut ausgebrannter, fein gepulverter Knochenkohle zusammengebracht, wiederholt umgerührt und einige Zeit stehen gelassen wurden, worauf man die Flüssigkeit durch ein trockenes Filter abfiltrirte, so brauchten 10 Kub.-Cent. davon genau wieder 17,0 Kub.-Cent. Silberlösung, so daß also auch nicht die geringste Menge Kochsalz von der Knochenkohle absorbirt wurde. Aus diesem Versuche geht mit ziemlicher Bestimmtheit hervor, daß in Beziehung auf die alkalischen Salze die Knochenkohle vollständig wirkungslos ist, und daß vor der Hand keine Aussicht vorhanden, den in die Melasse geführten Zucker auf diesem Wege von Salzen zu befreien, resp. zu gewinnen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 2.) Anwendung der Kohlenfiltrirbälle bei der Kaffeebereitung. Auf die kürzlich in der Berliner polytechnischen Gesellschaft angeregte Frage über die Schädlichkeit des durch Filtrirpapier filtrirten Kaffees und die Vermeidung des ihm durch dasselbe häufig mitgetheilten üblen Geschmackes, macht die Vossische Zeitung in Nr. 280 die in weiteren Kreisen interessante Mittheilung, daß es bereits für jenes Filtrirpapier ein unübertreffliches Ersatzmittel in der Gestalt der in der Fabrik plastischer Kohle, Engelufer 15 in Berlin, verfertigten hohlen Kohlenfiltrirbälle gibt. Dieselben absorbiren durch die allgemein bekannte Fähigkeit der Kohle den zuweilen dem Kaffee beiwohnenden üblen Geschmack, der, wenn er nicht in der Bohne selbst seine Ursache hat, zumeist aus dem dazu verwendeten schlechten Wasser herrührt. Die Klärung des Kaffees ist eine weit vollständigere, als die durch Filtrirpapier und Filtrirsäcke bewirkte, und der Umstand, daß man die Bälle mit ihrem Gummischlauch in jeden Kaffeetopf hineinlegen und direct aus diesem den fertig geklärten Kaffee vermittelst des Hahnes nach Bedarf abziehen kann, wird denselben bei ihrer Billigkeit und Dauerhaftigkeit bald allgemeinere Verwendung, insbesondere in großen Cafés, Gasthöfen und Restaurationen, verschaffen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 2.) Prüfung der Seife für den Hausgebrauch; von Seifensieder Friedr. Schmitt in Darmstadt. Nach meiner Ueberzeugung läßt sich eine Prüfung des Werthes der Seife durch jede Hausfrau auf folgende einfache Weise erreichen. Vorausschicken muß ich jedoch, was sich seit ungefähr 20 Jahren in der Seifensiederei zugetragen hat. Seit diesem Zeitraum hat das Cocosnußöl Eingang in Deutschland gefunden und das Mittel zur Vermehrung und Verfälschung der Seifen geboten. Vor dieser Zeit kannte man nur eigentliche Kernseife, gefüllte und geschliffene Seifen. Kernseife, welche nur aus dem rein ausgesalzenen und klar gesottenen Kern besteht, kann von keinem Fabrikanten mehr als wie 150 bis 155 Pfd. Seife aus 100 Pfd. Fett dargestellt werden, je nachdem das Fett mehr oder weniger Stearin enthält. Bei den oben bemerkten zwei anderen Seifensorten werden 15 bis 20 Pfd. geringe Lauge oder Wasser, durch Schleifen des Kerns im Kessel, oder durch mechanisches Rühren im Formkasten, beigebracht. Sollte dieses Verhältniß überschritten worden seyn, so wird die Seife niemals eine schöne Marmorirung erhalten, im Angriff schmierig erscheinen und beim Aussetzen an die freie Luft oder im Sonnenschein das Wasser bald verlieren und hierdurch rissig werden. Seit Einführung des Cocosnuß- und Palmöls haben sich große Seifenfabriken gebildet und die Seifensiederei von einem Localgewerbe theilweise zu einem ausgedehnten Fabrikgeschäft umgewandelt. Die Seife selbst hat hierdurch keine Verbesserung erfahren, sondern es suchte fast jeder Fabrikant mehr Seife, ja sogar bis zu 500 Pfd. und mehr aus 100 Pfd. Fett, und nicht immer in redlicher Weise zu erzielen. Die Mittel hierzu bieten Wasser, Salz, ja sogar fein gemahlener Schwerspath. Um nun eine Seife zu prüfen, nehme man ein genau gewogenes beliebiges Stück Seife, etwa 1/4 bis 1/2 Pfd., schneide dasselbe in kleine Stückchen und lasse es in einem Schoppen Wasser, mit einer Hand voll Kochsalz, in einem Topfe am Feuer zergehen und etwas aufsieden. Hierbei darf jedoch die Seifenmasse nicht überlaufen. Man sehe dann nach, ob sich die Seife vom Wasser gern abscheidet. Ist dieses nicht der Fall, so wird noch etwas Kochsalz als Scheidungsmittel zugegeben. Hierauf lasse man das Ganze erkalten, nehme dann die obere abgeschiedene Seifenschichte ab, trockne dieselbe und wägt sie. Was nun an dem ursprünglichen Gewichte fehlt, ist der Seife fälschlich zugesetzt worden. Ob dieses nun aus überschüssigem Natron, Wasser oder Schwerspath besteht, kann der Hausfrau einerlei seyn. (Gewerbeblatt für das Großherzogth. Hessen, 1860 S. 346.) Darstellung eines purpurblauen Farbstoffs aus Indigo; von L. und E. Boilley in Paris. Die Genannten bereiten einen Farbstoff aus Indigo nach folgendem Verfahren (patentirt in England für J. H. Johnson am 24. März 1860): Man nimmt von wasserfreiem zweifach-schwefelsaurem Natron das 10 bis 20fache Gewicht des zu behandelnden Indigos, erhitzt dasselbe, so daß es schmilzt, und erhält es im geschmolzenen Zustande bei 200 bis 300° C. In das geschmolzene Salz wird der pulverisirte und gesiebte Indigo nach und nach eingetragen, indem man dabei beständig umrührt, damit er sich nicht am Boden des Gefäßes ansetzt. Diese Behandlung kann in einem Gefäß von Gußeisen, Platin, oder Porzellan vorgenommen werden. Die Masse bläht sich auf, entwickelt Gas und nimmt eine dunkle Farbe an. Von Zeit zu Zeit nimmt man eine kleine Probe heraus, bringt sie in Wasser, und sieht zu, ob dasselbe Violettroth wird; wenn dieß der Fall ist, unterbricht man die Operation. Die Masse, welche nun eine teigartige Beschaffenheit angenommen hat, wird sodann in eine große Menge Wasser (das 70- bis 80fache Gewicht der Mischung) gebracht und durch Umrühren mit demselben vermischt. Dieser Mischung fügt man sodann Kochsalz (etwa 2 Pfd. auf 1 Pfd. der Mischung) hinzu, worauf beim Erkalten sich das Product im unreinen Zustande niederschlägt. Dieses Product ist ein Purpurblau von eigenthümlicher Art, welches man nur mit Salzwasser zu waschen braucht, um es in genügender Reinheit für den Gebrauch zu erhalten. Zuletzt wird es auf einem Filter gesammelt und getrocknet. Außer diesem Purpurblau entsteht noch eine schwärzliche oder grünliche Masse, welche sich langsamer absetzt und deßhalb eine obere Schicht des Niederschlags bildet, die man beseitigen muß. Wenn man statt reinen Indigos den unreinen Indigo des Handels nach dem beschriebenen Verfahren behandelt, so erfordert die Operation eine längere Zeit und eine höhere Temperatur. (London Journal arts, Januar 1861, S. 27.) Verfahren, Farbstoffe mittelst Leim oder Gerbsäure auf Geweben etc. zu fixiren, von John Lightfoot in Accrington. Um unlösliche Farbstoffe auf Geweben oder Garn zu fixiren, kann man in folgender Art verfahren. Man macht eine Lösung von gutem Leim in Wasser in dem Verhältniß von etwa 3 Th. des ersteren auf 10 Th. des letzteren, fügt den Farbstoff, z.B. die Lackfarbe, hinzu und druckt auf. Nachher dämpft man die Waare in derselben Art wie für Dampffarben und passirt sie sodann durch die Lösung eines Quecksilbersalzes oder durch basisch-essigsaures Bleioxyd. In dieser Weise können auch manche lösliche Farbstoffe vorteilhaft fixirt werden. Wenn man das Gelatiniren des Leims vermeiden will, versetzt man die Farbe per Gallon (10 Maaßpfund) mit 2 bis 4 Pfd. salpetersaurem Natron oder salpetersaurem Kali. Man kann auch Leim statt Stärke, Gummi etc. als Verdickungs- oder Fixirungsmittel für Murexidfarben benutzen. In diesem Falle vermischt man die Leimlösung per Gallon mit 2 bis 4 Pfd. salpetersaurem Bleioxyd und fügt dann Murexid oder Murexan in derjenigen Quantität, welche zur Erzielung der beabsichtigten Nüance nothwendig ist, hinzu. Man druckt die Farbe auf, trocknet, passirt die Waare durch Ammoniakdämpfe oder durch eine Ammoniaklösung, wäscht etwas und behandelt sie sodann mit der Lösung eines Quecksilbersalzes. Bei diesem Verfahren schlägt das Murexid sich mit der Leimquecksilberverbindung nieder. Man kann nach diesem Verfahren auch andere Farbstoffe fixiren. Indem man zugleich mit Murexid Ultramarin anwendet, erhält man schöne und dauerhafte gemischte Farben. Ein anderes Verfahren, Murexid durch Leim zu fixiren, besteht darin, daß man den Zeug nach dem Bedrucken durch eine verdünnte Lösung von weinstein-zinnsaurem Natron (durch Neutralisiren von zinnsaurem Natron mit Weinsteinsäure dargestellt) passirt, wobei ein Murexidlack in Verbindung mit dem Leim gefällt wird. Als Mordant für die aus Anilin oder anderen ähnlichen Stoffen erzeugten Farben kann man Gerbsäure entweder für sich allein oder zugleich mit Leim benutzen. Im ersteren Falle imprägnirt man die Waare mit einem Auszug von Galläpfeln, Sumach etc., ringt aus, trocknet und färbt in der gewöhnlichen Manier mit den Anilinfarben, oder man unterläßt das Trocknen und färbt nach dem Ausringen und Waschen. Im zweiten Falle imprägnirt man die Waare mit Leimauflösung und nachher mit einer gerbsäurehaltigen Flüssigkeit oder erst mit dieser und dann mit jener, worauf nachher mit oder ohne vorausgehendes Trocknen gefärbt wird. – Patentirt in England am 25. Februar 1860. (Repertory of Patent-Inventions. November 1860, S. 404; polytechnisches Centralblatt, 1861 S. 286.) Neuer Kleister zum Aufziehen von Tapeten, namentlich zum Aufziehen der Papierunterlagen für Tapeten; vom Hoftapezier Löffz in Darmstadt. Es ist eine bekannte Erfahrung, daß Tapeten in Vorplätzen, Gängen, Gartenzimmern u.s.w., welche dem Einflusse abwechselnder trockner und feuchter Witterung mehr ausgesetzt sind, als Tapeten in ständig bewohnten Zimmern, leicht von den Wänden abspringen, wenn sie mit Mehl- oder mit Stärkekleister aufgezogen wurden. Der Obengenannte suchte vor einigen Jahren, veranlaßt durch die hohen Preise des Mehls und der Stärke, diese Materialien in billigerer Weise zu ersetzen. Er bereitete den nachstehend beschriebenen Kleister und fand darin zugleich ein Mittel, das Abspringen der Tapeten in Gängen und Vorplätzen zu vermeiden. Der neue Kleister wird in nachstehender Weise bereitet. Man weicht 18 Pfund Bolus, nachdem er kleingeklopft wurde, in Wasser ein und schüttet dann das Wasser über dem gehörig erweichten Bolus ab. 1 1/4 Pfd. Leim werden hierauf zu Leimwasser abgekocht, mit dem erweichten Bolus und 2 Pfd. Gyps gut vermengt und dann die Masse mittelst eines Pinsels durch eine Seihe durchgetrieben. Die Masse wird sodann mit Wasser bis zu dem Grade eines dünnen Kleisters oder einer Schlichte verdünnt. Der Kleister ist nun zur Verwendung fertig. Der beschriebene Kleister ist nicht allein weit billiger als andere Kleisterarten, sondern hat noch den wesentlichen Vortheil, daß er an getünchten Wänden und namentlich an alten mehrmals angestrichenen Wänden, bei welchen die Anstriche nicht sorgfältig abgekratzt wurden, besser haftet, als andere Kleister. Zum Aufziehen feiner Tapeten eignet er sich aber um deßwillen weniger, weil er eine weiße Farbe bildet, durch die, wenn beim Anstreichen und Aufziehen nicht große Vorsicht angewandt werden, leicht die feinen Tapeten beschmutzt werden können. Wo indessen feine Tapeten auf Grundpapier aufgezogen werden, ist unbedingt zu empfehlen, das Grundpapier auf die Wände mit dem erwähnten Kleister, und dann erst die Tapeten mit gewöhnlichem Stärkekleister aufzuziehen. Hr. Löffz hat mit dem beschriebenen Kleister vor länger als 6 Jahren Tapeten in Vorplätzen und Gängen, die bis zur Hausthüre reichen, aufgezogen, ohne daß dieselben bis jetzt an irgend einer Stelle losgesprungen sind. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1860, S. 345.) Kalk als Mittel zum Trocknen feucht eingeheimsten Getreides. Das Journal d'agriculture pratique vom 20. September S. 234 enthält Folgendes: Man vertheilt 1/2 Kubikmeter (ungefähr 20 Kubikschuh) gebrannten Kalk in eine Anzahl kleiner Körbe, die man mit altem Zeitungs- und dergl. Papier bedeckt und in angemessenen Entfernungen von einander auf den Fruchtboden stellt; dann schüttet man das Getreide in gewöhnlicher Weise darauf. Die im Getreide überflüssig enthaltene Feuchtigkeit wird durch den Kalk angezogen und absorbirt und das Getreide entledigt sich so in Bälde seiner wässerigen Dünste, Das angegebene Quantum Kalk ist hinreichend für 100 Hektoliter (gegen 56 Sch.) Weizen, welche ungefähr 150 Centner wiegen. Der Kalk kann nachher zu Mörtel, zum Compost und dergl. gebraucht werden. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 1860, Nr. 52.) Wirkung des Eisenvitriols auf Baumfrüchte. Schon länger ist bekannt, daß durch Benetzen mit aufgelöstem Eisenvitriol die Blätter zu energischerem Wachsthum angespornt werden. Hr. Du Breuil (ausgezeichneter Gärtner) kam nun auf den Gedanken, die Oberfläche heranwachsender Früchte mit obiger Lösung zu benetzen, worauf sie ein außerordentliches Wachsthum zeigten. Die Ausführung kann auf diese Art geschehen: in 1 Liter Wasser löst man 1 1/2 Gramme Eisenvitriol (auf 2 1/2 württembergische Schoppen 1 Quentchen) und bestreicht damit die Früchte in drei verschiedenen Altersperioden, wozu man eine Tageszeit wählt, in der die Früchte nicht von der Sonne beschienen werden. Durch diese Manipulation wachsen die Früchte auf Kosten der Blätter und erreichen eine beträchtliche Größe. Wenngleich dieses Verfahren im Großen nicht auf sämmtliche Früchte angewendet werden wird, so würde es sich doch für die werthvolleren reichlich lohnen. (Belgique Horticole.) Der Stall als Treibhaus. In dem fiamändischen agronomischen Journal Akkerbow findet sich eine Beschreibung über die Benützung des Stalles als Treibhaus, der wir Folgendes entnehmen. Die Benützung des Kuhstalls als Treibhaus, um Weintrauben und Erdbeeren zu produciren, ist ein Gedanke, der ungefähr im Jahr 1847 bei einem reichen Engländer erwachte, von diesem realisirt wnrde und nunmehr seit einer Reihe von Jahren die schönsten Erfolge gewährt. General Langermann, Gutsbesitzer zu Provedroux (im Lütticher Kreise), sah auf einer Reise durch England solche Treibhaus-Ställe, die durch frühe Früchte bedeutende Renten abwerfen, und gab eine Beschreibung davon. Die Temperatur der Treibhäuser ist genau die der Ställe, wie solche seyn sollten, um der Gesundheit des Viehs zuträglich zu seyn; die von den Thieren entwickelte Wärme ist somit vollkommen zum Gedeihen der Pflanzen geeignet. Die Ställe werden der Gesundheit des Viehs um so zuträglicher seyn, je mehr sie die Eigenschaft besitzen, ausgelüftet werden zu können, ohne daß dabei die Thiere dem Luftzug ausgesetzt werden; daher der Vorzug hoher Stallungen, und da die warme Luft sich in die Höhe zieht, so erhellt daraus, daß die Luftschicht, in der der Weinstock Früchte tragen wird, und die Stellen, auf welchen Erdbeeren cultivirt werden können, gerade die höchsten Theile des Stalles sind, somit außerhalb des Bereiches des Viehs liegen. Ein Theil des Stalles muß ein Glasdach haben und es wird nun abwechslungsweise ein Trieb von einer Rebe, welche in einer auf Mauerwerk ruhenden Abdachung (außerhalb des Stalles) gepflanzt ist, in das Innere des Stalles an dem Glasdach hingezogen, um hier Früchte zu tragen, während dieser Trieb das nächste Jahr außen bleibt, um eine zuträgliche Ruhe zu genießen, da es ja eine längst anerkannte Thatsache ist, daß diese Abwechslung die Weinreben in langer Fruchtbarkeit erhält. Die Erdbeeren werden in Kübeln oder Kisten auf in entsprechender Höhe angebrachten Gesimsen aufgestellt. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1860, Nr. 52.)