Titel: Ueber die Reduction des Binitronaphtalins durch Schwefelsäure und Zink; von E. Jacquemin.
Fundstelle: Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XX., S. 71
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XX. Ueber die Reduction des Binitronaphtalins durch Schwefelsäure und Zink; von E. Jacquemin. Aus den Comptes rendus, Juni 1861, t. LII p. 1180. Jacquemin, über die Reduction des Binitronaphtalins durch Schwefelsäure u. Zink. Ich habe Roussin's Versuche wiederholt, hielt es aber a priori kaum für möglich das Binitronaphtalin in Alizarin umzuwandeln, was als eine seltsame Anomalie zu betrachten wäre. Die Resultate, zu welchen ich gelangte, stehen damit auch gänzlich in Widerspruch. Ich habe dreimal Binitronaphtalin mit käuflicher Schwefelsäure und Zink nach Roussin's Vorschrift behandelt. Das erhaltene Product verdünnte ich mit feinem achtfachen Volum Wasser und erhitzte es zum Kochen, dann ließ ich es abkühlen und brachte es auf ein Filter. Die durchgehende Flüssigkeit ist prachtvoll Violettroth; sie ist also nicht Alizarin, weil dieses in Wasser welches Schwefelsäure enthält, ganz unauflöslich ist. Wenn man den Niederschlag mit destillirtem Wasser wascht, bleibt die durchgehende Flüssigkeit gefärbt, so lange sie noch sauer reagirt. Der in reinem Wasser unauflösliche Theil löst sich in Alkohol auf, welchen er violettroth färbt; die Auflösung von Alizarin in Alkohol ist aber bekanntlich gelb. Es bleibt ein schwarzer, kohliger Rückstand. Der neue Farbstoff ist in Aether löslich, welcher die violettrothe Farbe annimmt, während das Alizarin ihm eine goldgelbe Nüance ertheilt. Die unterchlorige Säure, in geringer Menge zugesetzt, verändert die Farbe der Lösung nicht merklich, in größerem Verhältniß angewandt, verwandelt sie dieselbe in Orange, hernach in Gelb, und bleicht sie endlich. Kali und Ammoniak lösen den Farbstoff auf und bilden eine purpurrothe Flüssigkeit. Ungeachtet dieser scheinbaren Aehnlichkeit kann man aber die Reaction doch nicht mit derjenigen des Alizarins verwechseln; denn wenn man dieser alkalischen Flüssigkeit Alaun zusetzt, erhält man einen schön violetten Lack, während das in einem Alkali aufgelöste Alizarin, mit einem Thonerdesalz behandelt, einen rothen Lack liefert. Als ich diesen neuen Farbstoff mit Zinkoxyd, Zinnoxydul, Zinnoxyd, Quecksilberoxyd verband, erhielt ich Lacke von einem mehr oder weniger blauen Violett. Essigsaures Blei macht die alkalische Lösung des Farbstoffs, welche mit ihrem doppelten Volum Wasser verdünnt ist, opalisirend; auf Zusatz einiger Tropfen kohlensauren Natrons entsteht ein blauvioletter Niederschlag. Basisch-essigsaures Blei macht eine solche Auflösung bläulich trübe, wornach kohlensaures Natron einen hell violettblauen Niederschlag hervorbringt. Mit Eisenoxyd erhielt ich einen braunen Lack, mit Eisenoxydul einen violettbraunen, mit Kupferoxyd einen braunrothen. Obige Thatsachen reichen vorläufig hin, um den neuen Farbstoff zu charakterisiren und ihn von dem Alizarin oder jedem andern Farbstoff zu unterscheiden. Ueberdieß habe ich vergleichende Färbeversuche mit Krapp und dem neuen Farbstoff angestellt. Während mit essigsaurer Thonerde gebeizter Baumwollenzeug sich im Krapp roth färbt und mit essigsaurem Eisen gebeizter violett, gibt der neue Farbstoff mit Thonerdebeize Violett und mit Eisenbeize Grau. Dieses Violett und Grau auf Baumwolle scheinen sehr haltbar zu seyn, denn sie widerstehen den Seifenpassagen und der concentrirten Essigsäure. Den Einfluß des Lichts auf diese Farben konnte ich noch nicht ermitteln. Jedenfalls scheint der neue Körper in der Färberei und im Zeugdruck für Violett und Grau angewandt werden zu können.