Titel: Zusammendrücken und Aufbewahren des ausgetrockneten Mehles, nach Thebaud in Nantes.
Fundstelle: Band 161, Jahrgang 1861, Nr. CX., S. 391
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CX. Zusammendrücken und Aufbewahren des ausgetrockneten Mehles, nach Thebaud in Nantes. Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1860, S. 30. Thebaud, über Aufbewahren des ausgetrockneten Mehles. Bekanntlich wird das zum Export bestimmte Mehl, welches heiße Regionen passiren muß, vor der Verschiffung einer Austrocknung in der Wärme unterworfen, welche zum Zweck hat, eine bedeutende Quantität des im Mehle enthaltenen Wassers zu verdampfen und die Bedingungen der Gährung zu entfernen, welcher dasselbe in der hohen Temperatur der Tropenländer ausgesetzt seyn würde. Dadurch nun, daß man das getrocknete Mehl vor Feuchtigkeit schützt und in vollkommen verschlossenen Gefäßen aufbewahrt, ist man im Stande ihm seine Verwendbarkeit zum Brodbacken auf mehrere Jahre zu erhalten; aber sobald es eine gewisse Menge Wassers anzieht, geht es in Gährung über, nimmt übeln Geschmack und Geruch an und kann zu Brod nicht mehr benutzt werden. Bis jetzt wurde das getrocknete Mehl in Fässer verpackt und so versandt, und das Verderben desselben mußte oft der schlechten Beschaffenheit der Verpackungsmittel zugeschrieben werden, indem die Fässer in Folge zu trockener Witterung atmosphärische Luft und die in derselben enthaltene Feuchtigkeit eindringen ließen. Um dieses Eintreten der Luft in das Mehl zu verhindern und dieses gleichzeitig auf das kleinste Volum zu reduciren, unterwirft Thebaud dasselbe einer sehr starken Zusammenpressung, die er mittelst einer hydraulischen Presse, einer Schrauben- oder Keilpresse, oder mittelst irgend einer andern geeigneten mechanischen Vorrichtung ausführt. Diese Pressung muß aber eine sehr kräftige seyn, sie darf sich nicht auf ein bloßes Eindrücken des Mehls in die Fässer oder sonstigen Aufbewahrungsgefäße beschränken, sondern es muß die zu verpackende Masse einem so starken Drucke ausgesetzt werden, daß ihr ursprüngliches Volum auf mehr als die Hälfte reducirt wird. Nehmen wir z.B. eine Masse von zwei Hektolitern zuvor getrocknetes Mehl an, so comprimirt man dieselbe nicht so, daß sie bloß um einige Liter reducirt wird, sondern, so, daß ihr Volum nur noch einen Hektoliter oder höchstens 120 Liter, je nach dem Grade ihrer Trockenheit, einnimmt. Die Preßvorrichtung muß jedenfalls so construirt seyn, daß sie einen Druck von 8 bis 10 Atmosphären ausübt und nöthigenfalls einen noch größern; der Druck muß also wenigstens 8 Kilogr. per Quadratcentimeter betragen und nach und nach auf 15 bis 16 Kilogr. gesteigert werden. Die ersten derartigen Versuche ergaben, daß durch eine Pressung von 10 Atmosphären das Volum des Mehles unserer Gegend, welches bis auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 5 Proc. getrocknet worden war, ungefähr um die Hälfte vermindert wurde. Durch einen stärkern Druck würde man die Reduction noch weiter treiben können, man muß indessen berücksichtigen, daß, wenn man einen Druck von 15 bis 16 Atmosphären überschreitet, die dadurch erreichte Verminderung des Volums eine fast unmerkliche ist. In diesem gepreßten Zustande hat das Mehl das Ansehen von Broden oder Kuchen; aus ihnen ist die Luft vollständig oder doch fast vollständig entfernt, und kann nicht wieder eindringen, so daß die oben angeführten Uebelstände ganz beseitigt sind. Das Mehl kann übrigens entweder in den Aufbewahrungsgefäßen die erforderliche Pressung erhalten, oder nach der Pressung in dieselben eingebracht werden.