Titel: Ueber die Wirkung der Jodsäure auf das Anilin; von C. Lauth.
Fundstelle: Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XVIII., S. 58
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XVIII. Ueber die Wirkung der Jodsäure auf das Anilin; von C. Lauth. Aus dem Répertoire de Chimie appliquée, Juli 1861, t. III p. 274. Lauth, über die Wirkung der Jodsäure auf das Anilin. Die Jodsäure wirkt sehr stark auf das Anilin, und gibt, je nach ihrer Concentration, sehr verschiedene Producte. Gießt man Anilin tropfenweise auf Jodsäure von Syrupsconsistenz, so entsteht eine prachtvolle blaue Farbe von großer Lebhaftigkeit; die Masse erhitzt sich nach und nach, und in einem gewissen Zeitpunkt erfolgt eine sehr kräftige Einwirkung, wobei sich Dämpfe von Iod und Anilin entbinden; als Rückstand bleibt nur eine poröse Kohle, ähnlich derjenigen welche man erhält, wenn man salpetersaures Anilin zu lange erhitzt. Wenn man die Jodsäure von Syrupsconsistenz mit ihrem vier- bis fünffachen Volum Wasser verdünnt und Anilin hineingießt, so bekommt das Gemisch fast augenblicklich eine sehr dunkle und sehr reine violette Farbe. Erhitzt man dieses Gemisch, so wird die violette Nuance nach und nach röthlicher und endlich rein roth. Wenn man hingegen einer sehr verdünnten Auflösung von Jodsäure Anilin zusetzt, so bemerkt man in der ersten Zeit keine Veränderung; nach Verlauf einiger Stunden ist aber die Flüssigkeit schon in der Kälte sehr schön roth geworden und die Wände des Gefäßes sind mit einer dunkelgrünen harzartigen Substanz überzogen. Dieses Anilinroth zeigt das charakteristische Verhalten, daß es durch die Säuren seine Nuance nicht verändert und durch die Alkalien in Gelb übergeht. Die Wirkung des jodsauren Kalis auf das chlorwasserstoffsaure Anilin ist eben so interessant. Gießt man eine Auflösung von jodsaurem Kali in eine Auflösung von chlorwasserstoffsaurem Anilin, so bemerkt man daß nach einigen Minuten die farblose Flüssigkeit violett wird; die Farbe wird dann intensiver und bald erscheint das Gemisch schwarz. Wenn man in diesem Zeitpunkt erhitzt, so verschwindet die violette Farbe und wird durch eine rein rothe Nuance ersetzt. Die Jodsäure übt also auf das Anilin eine sehr merkwürdige Wirkung aus; sie vereinigt in sich allein alle Eigenschaften der Oxydationsmittel welche man bisher angewandt hat; sie gestattet Blau, Violett, Roth, Grün zu erzeugen. Ich will hier noch ein neues Verfahren zur Bereitung von Anilinroth mittheilen. Wenn man ein Gemisch von Anilin, Nitrobenzol und Zinnchlorür erhitzt, so erfolgt eine ziemlich heftige Einwirkung; die Masse verdickt sich und wird sehr dunkelbraun; wenn man in diesem Zeitpunkt die Wirkung unterbricht und das Product mit kochendem Wasser behandelt, so erhält man eine prachtvoll purpurrothe Auflösung, welche alle Reactionen des Fuchsins zeigt. Das Zinnchlorür wirkt jedoch nicht auf das Anilin; ebensowenig verwandelt es das Nitrobenzol in Fuchsin. Es wirkt somit nur auf das Gemisch von Nitrobenzol und Anilin.