Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 162, Jahrgang 1861, Nr. , S. 154
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Miscellen. Miscellen. Die calorische Maschine von Schwarzkopf in Berlin. In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, welche im Monat Juni d. J. in Berlin stattfand, hielt der Fabrikbesitzer L. Schwarzkopf einen Vortrag über das Princip und die Einrichtung der calorischen Maschinen, wie sie gegenwärtig in seiner Anstalt hergestellt werden. Das Hauptaugenmerk war darauf gerichtet, der kleinen Industrie eine Betriebskraft zu schaffen, die bei möglichst geringem Verbrauch von Brennmaterial so einfach wie möglich sey, wenig Raum einnehme und keinerlei Gefahren wie die Dampfmaschine besäße, daher in jedem Raume aufzustellen sey. Eine Maschine von 1 Pferdestärke nehme einen Raum von 4 1/2' Länge und 3 1/2' Breite ein, wiege 32 Centner und brauche in der Stunde höchstens 3 1/2 Pfund Kohlen. Der Querschnitt des Kolbens enthalte 2/3 Quadratfuß, der Verbrauch des Wassers betrage 5 1/2 Kubikfuß in der Stunde. Die Maschinen werden nur bis höchstens 10 Pferdekräften hergestellt. Durch Zeichnung und Modell machte der Vortragende die einfache und zweckmäßige neue Construction anschaulich, so wie die Vortheile, die sie vor den bisherigen Constructionen auszeichnen, wozu namentlich auch gehört, daß die Maschine ohne alles störende Geräusch arbeitet. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1861 S. 173.) Man sehe die Abhandlung von G. Schmidt „über die Theorie der geschlossenen calorischen Maschine von Schwarzkopf im polytechn. Journal Bd. CLX S. 401. Ueber die Wasserverhältnisse Londons. Durch den außerordentlichen Verbrauch von Wasser zu häuslichen Zwecken, zu Brennereien und zum Maschinengebrauche, ist in einigen Theilen Londons der Spiegel des Grundwassers, welcher früher 48 Fuß unter der Themse-Hochwassermarke stand, jetzt auf 66 Fuß darunter, also 18 Fuß gesunken. Außerdem ist gefunden, daß an vielen Stellen, woselbst die Brunnen früher süßes Wasser lieferten, jetzt das Wasser mehr oder weniger salzig, also aus der Themse durchgesickert ist. Man hat vielfach mit Erfolg zum Aufschluß größerer Wassermassen die Brunnen bis in den sogenannten Londoner Kalk gesenkt. Ein 500 Fuß tiefes, 18 Zoll im Durchschnitt weites Bohrloch liefert z.B. 1,000,000 Gallons Wasser, zwei andere täglich jedes 1,500,000 Gallons. An mehreren Stellen ist aber auch durch Erreichung von Zerklüftungen das Wasser ganz weggegangen, auch wohl unreines Wasser mit 80 Gran Seesalz per Gallon und einer kleinen Partie kohlensaurem Kalk erschlossen. (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 342.) Verkehr in London. Der Secretär der Londoner Omnibus-Compagnie berichtete in einer officiellen Angabe, daß diese Gesellschaft 640 Omnibus und 6600 Pferde täglich in Bewegung hält, und circa 3000 Personen beschäftigt. Es existiren 60 verschiedene Routen und die Einnahme an Fahrgeldern in einer Woche betrug bis 13,300 Pfd. Sterl. Das durchschnittliche Fahrgeld betrug 3 1/4 Pence für jeden Passagier von überhaupt 20 Millionen Passagieren. Berücksichtigt man, daß dieß nur eine der verschiedenen Omnibus-Compagnien ist, so ist dieß Resultat des raschen Wachsens dieses Verkehrs ein erstaunliches, wenn man noch bedenkt, daß verhältnißmäßig kurze Zeit seit der Einführung dieser öffentlichen Fuhrwerke verflossen ist. Vor etwa 30 oder 40 Jahren sah man Shillibeer's ersten Omnibus – ein sonderbares, unförmliches, kastenartiges Fuhrwerk mit schmalen Fenstern, denn große Glastafeln waren damals kostbar – von der Bank bis Paddington fahren, für 1 Shilling 6 Pence die Person. Bei der gegenwärtigen Beschaffenheit der Newgate-Straße, Cheapside, der Fleet-Straße und anderer engen Durchfahrten, würde eine Vermehrung des jetzigen Verkehrs vollständige Stockungen zu Wege bringen, so daß man auf ganz neue Mittel sinnen müßte. (Builder, 28. Juni 1860.) Dove's Verfahren der Photometrie mittelst des Mikroskops. In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, welche im Mai d. J. in Berlin stattfand, machte Hr. Professor Dove Mittheilung eines von ihm aufgefundenen Verfahrens der Photometrie mittelst des Mikroskops. Die bisherigen Methoden beruhen entweder auf Vergleichung von Schatten, wie die Rumford'sche, oder von hellen Linien, wie die Wheatstone'sche, welche keine genauen Resultate geben. Das Compensationsverfahren von Bunsen findet auf Farben und schwache Lichtquellen keine Anwendung, eben so wenig das von Arago auf Polarisation gegründete. Das von dem Vortragenden angegebene Verfahren kann auf helle und schwache Lichtquellen, eben so auf verschiedenartige, sowohl durchsichtige als undurchsichtige Körper angewendet werden. Die mikroskopische Photographie einer Schrift auf Glas erscheint nämlich bei Betrachtung durch das Mikroskop dunkel auf Hellem Grund, wenn die Beleuchtung von unten stärker als von oben, hingegen hell auf dunklem Grund, wenn die Beleuchtung von oben stärker als die von unten ist. Bei Gleichheit der Beleuchtung verschwindet die Schrift. Zur Vergleichung verschiedener Flammen werden diese von dem Spiegel des Mikroskops entfernt, bis die gleichbleibende Beleuchtung von oben das Verschwinden der Schrift bewirkt, wodurch das Helligkeitsverhältniß aus der Entfernung sich ergibt. Für durchsichtige farbige Körper, z.B. Gläser, wird die Oeffnung im Tisch des Mikroskops durch diese Gläser von unten so verdeckt, bis die Compensation erhalten wird. In gleicher Weise werden undurchsichtige Körper verschiedener Farbe verglichen, indem das von ihnen unter schiefer Incidenz einfallende Licht mit dem von oben eintretenden compensirt wird. Um die Helligkeit verschiedener Stellen eines abgeschlossenen Raumes, z.B. eines Zimmers zu bestimmen, wird das Mikroskop, dessen Spiegel gegen den Himmel gerichtet ist, so weit von dem Fenster entfernt, bis das Gleichgewicht der oberen und unteren Beleuchtung hergestellt ist. Um die von unten eintretende Beleuchtung beliebig zu schwächen, kann man unter das Object ein Nicolsches Prisma einsetzen und ein hinten drehbares in das Ocular. Die zu photographischen Darstellungen erforderliche Helligkeit und die Lufteffecte verschiedener Farben bei der Glasmalerei, der Zimmerdecoration u.s.w., wozu es bisher an einem Maaßstabe fehlte, lassen sich auf diese Weise bestimmen. Durch Experimente machte der Vortragende die überraschende Genauigkeit solcher Prüfungen anschaulich. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1861 S. 171.) Ueber den Einfluß des Windes auf den Barometerstand. Hr. Montigny hat der königl. Akademie in Brüssel die Resultate seiner Untersuchungen über den Einfluß des Windes auf das Gewicht der Atmosphäre vorgelegt. Er bemerkt, daß das Barometer im Allgemeinen am tiefsten steht, wenn der Wind sehr stark geht. Er suchte zu ermitteln, ob diese Druckverminderung von der directen Wirkung des Windes auf das Barometer herrühre, oder ob der Zusammenhang dieser Erscheinungen nur scheinbar und die Folge einer einzigen Ursache sey, die sowohl auf die Windverstärkung wie auf das Sinken des Barometers wirke. Um auf die wahre Theorie zu kommen, verglich er die Höhen zweier Orte, wie sie aus den gleichzeitig an beiden Orten bei schwachem und bei starkem Winde beobachteten Barometerständen folgen. Auch verglich er die Veränderung des Barometerstandes während der Stürme mit den Veränderungen in der Windgeschwindigkeit. Aus diesen Beobachtungen zieht er den Schluß, daß atmosphärische Ströme das Barometer um so mehr zum Fallen bringen, je heftiger sie sind. Hieraus wird man den niedrigen Stand des Barometers an gewissen Orten erklären können, vielleicht auch da, wo die Passatwinde herrschen, unter der Bedingung, daß man sowohl den oberen, wie den unteren Luftstrom berücksichtigt. Hr. Montigny zieht folgende Schlüsse aus seinen Beobachtungen: 1) Der Höhenunterschied von zwei einander nahe gelegenen Orten, wenn derselbe aus den Barometerständen zur Zeit wo kein Wind oben oder unten in der Atmosphäre herrscht, abgeleitet wird, weicht wahrscheinlich wenig von der Wahrheit ab. 2) Die Höhe von entfernten Orten, welche auf derselben Ebene oder nahe an derselben Verticalen liegen, wie sie abgeleitet wird aus barometrischen Messungen während des Windes, weicht im Allgemeinen von der Wahrheit ab; die Abweichung wächst oft mit der Windstärke oder wechselt mit der relativen Stärke der Winde an beiden Orten. 3) Abweichungen in den Höheunterschieden mancher Orte, wenn dieselben aus Barometerbeobachtungen unter dem Einfluß verschiedener Winde hergeleitet werden, sind zum Theil der Wirkung der verschiedenen Windstärke zuzuschreiben. 4) Die stündlichen Correctionen, welche correspondirende Beobachtungen bei der Höhenmessung mittelst des Barometers nöthig machen, werden wahrscheinlich z. Th. durch die Veränderungen veranlaßt, welche die Windstärke zu den verschiedenen Tagesstunden erleidet. (Mechanics' Magazine, Juli 1861, S. 18.) Eisen- und Stahlfabricate. Von den Fabrikanten Brown, Lennox und Comp. zu Millwall wurde eine 40 Faden lange Kette von 4 1/2 zölligem Eisen gemacht, jedes Glied 47 Zoll lang und 308 Pfd. wiegend. Sie wurde mit 187 1/2 Tonnen probirt, welches Gewicht man für das halbe Bruchgewicht erachtete. – Bei Naglor, Vickers und Comp. zu Sheffield wurde für die Stadt Francisco eine Allarmglocke von Stahl, 5824 Pfd. schwer, wahrscheinlich bis jetzt das größte gegossene Stahlfabricat, angefertigt. Sie ist 5 Fuß 3 Zoll hoch, unten 6 Fuß 2 Zoll weit und wo der Klöppel anschlägt 4 1/2 Zoll dick. 105 Tiegel, jeder 56 Pfd. Stahl enthaltend, wurden innerhalb 6 Minuten in die Form gegossen. – Die 50 Fuß langen gußeisernen Träger auf der Great-Northern Bahn, welche 45 Fuß Lichtweite überspannen, sind 3 Fuß 9 Zoll hoch, die Mittelrippe 2 Zoll stark. Die obere Flantsche ist 7 Zoll bei 2 1/2 Zoll, die untere 24 Zoll bei 2 1/2 Zoll stark. – Das größte Paar oscillirender Cylinder, was bis jetzt gemacht ist, befindet sich auf dem Dampfschiff Adriatic der Vereinigten Staaten, jeder hat nämlich 8 Fuß 4 Zoll Durchmesser und 12 Fuß Hub. Von den vier oscillirenden Cylindern des Great-Eastern hat jeder 74 Zoll Durchmesser und 14 Fuß Hub. In England wurde neuerdings ein Kessel von 4 Fuß Durchmesser mit innerem Rauchrohr, mit geschweißten Fugen ohne Anwendung eines Niets angefertigt, von 7/16 Zoll Eisen und mit 150 Pfund pro Quadratzoll probirt, ohne einen Leck zu zeigen. – In Pittsburg wurde eine Kanone, 35 Tonnen schwer, gegossen. (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 344.) Ueber die Gewinnung von reinem Nickel. Die Darstellung des Nickels aus sogenannter Speise und Kupfernickel hat S. Cloez vereinfacht, indem er die bekannte Reaction der schwefligen Säure auf Arseniksäure und die vollständige und rasche Ausfällung der entstehenden arsenigen Säure durch Schwefelwasserstoffgas benutzte. Das gepulverte Rohmaterial wird zur Entfernung des Schwefels und des größten Theils des Arseniks geröstet und dann in warmer concentrirter Salzsäure gelöst. Bei unvollständiger Röstung bleibt hierbei am Boden des Gefäßes ein Theil ungelöster Substanz, den man durch Decantiren trennt Zur Flüssigkeit setzt man dann so viel zweifach-schwefligsaures Natron, daß die schweflige Säure im großen Ueberschuß vorhanden ist, erhitzt langsam zum Kochen, um die Reduction der Arseniksäure vollständig zu machen, und verjagt die überschüssige schweflige Säure. Durch die noch lauwarme und saure Flüssigkeit leitet man einen Strom von Schwefelwasserstoffgas zur Fällung des Arseniks, des Kupfers, Antimons, Bleis und Wismuths, läßt während 12 Stunden absetzen, filtrirt ab und verdampft die klare Flüssigkeit, welche außer Nickel nur etwas Kobalt und Eisen enthält, zur Trockne. Der Verdampfungsrückstand gibt mit Wasser behandelt eine klare, fast neutrale Lösung, man setzt ihr etwas Salzsäure und chlorsaures Kali zu oder behandelt sie mit Chlor, wodurch Eisen und Kobalt in Sesquioxyde verwandelt werden, und fällt beide durch kohlensauren Baryt oder kohlensauren Kalk; die Fällung ist in der Siedhitze vollständig. Die Flüssigkeit enthält gewöhnlich noch genug Schwefelsäure (aus der schwefligen Säure durch die Arseniksäure entstanden), um allen Baryt oder Kalk in unlösliche Sulfate umwandeln zu können, außerdem setzt man Schwefelsäure zu und filtrirt die Sulfate ab. Das Filtrat enthält nur Nickel, man versetzt es mit der Lösung eines kohlensauren Alkalis, filtrirt den Niederschlag ab, wäscht und glüht ihn. Aus dem erhaltenen chemischreinen Nickeloxyd kann leicht Metall dargestellt werden. Die beschriebene Methode ist auch anwendbar auf die Losung der Speise oder des käuflichen deutschen Nickels in Königswasser oder Salpetersäure; natürlich muß aber in diesem Falle vor Anwendung der schwefligen Säure alle Salpetersäure vertrieben seyn, da außerdem die Fällung des Arseniks, Antimons, Kupfers u.s.w. durch Schwefelwasserstoffgas verhindert wird. (Archiv der Pharmacie, Bd. CLVII S. 310.) Ueber Augendre's weißes Schießpulver; von F. Hudson. Bei Bereitung mehrerer Proben des sogenannten weißen Schießpulvers nach der Vorschrift von Dr. J. J. Pohl (im polytechn. Journal Bd. CLIX S. 427), versuchte ich auch die Materialien, nämlich chlorsaures Kali, gelbes Blutlaugensalz und Rohrzucker, einzeln zu zerreiben und dann zu mischen; ferner dieselben mit Zusatz von ein wenig Wasser zusammen zu zerreiben und dann bei einer Temperatur von beiläufig 66° C. zu trocknen. Ich fand, daß die Proben, welche naß zerrieben und dann getrocknet worden sind, leichter explodiren als die durch Zerreiben der trockenen Substanzen dargestellten. In der That explodirte eine Probe in einer offenen Porzellanschale durch bloße Reibung mit einem Spatel, mit welchem mein Assistent einige der größeren Stücke zerdrückte. Durch diese Explosion wurde er für mehrere Wochen bettlägerig und verlor beinahe seine Augen. Die trocken zerriebenen Proben sind niemals so explosiv wie die naß zerriebenen, weil der Zusatz von Wasser eine vollkommenere Mischung der chemischen Bestandtheile des Pulvers veranlaßt, als sie durch das trockene Reiben bewirkt werden kann. Dadurch erklärt sich die größere Gefahr, welche mit der Anwendung des auf nassem Wege zerriebenen weißen Schießpulvers verbunden ist. Wenn man einige Tropfen concentrirte Schwefelsäure in das Zündloch eines mit dem weißen Schießpulver geladenen Flintenlaufes gießt, so geht derselbe eben so leicht los, als durch Anwendung eines Lichtes. Diese Eigenschaft des weißen Schießpulvers läßt sich vielleicht mit einigem Vortheil zur Construction von Bomben für große Wurfweiten anwenden. Bomben, welche mit diesem Pulver gefüllt sind und ein Glasgefäß mit Schwefelsäure enthalten, würden erst explodiren nachdem sie auf dem Gegenstande anschlugen. Es könnte daher keine zwecklose Explosion der Bombe in der Luft stattfinden, wie es bei der gewöhnlichen Bombe mit Zünder zu oft der Fall ist. Die Expansions- oder Explosionskraft des weißen Schießpulvers ist auch zweimal so groß als diejenige des gewöhnlichen Schießpulvers. Bei allen Versuchen mit dem neuen Schießpulver muß man besorgt seyn, es nicht zu gewaltsam zu comprimiren, denn sonst könnten häufig Unfälle eintreten. Ein Schlag mit einem Hammer auf einen Stein, worauf sich ein wenig von dem Pulver befand, brachte dasselbe bei allen von mir dargestellten Proben zur Explosion. (Chemical News, August 1861, Nr. 90.) Hudson bemerkt nachträglich in Nr. 93 der Chemical News, daß er das auf nassem Wege präparirte weiße Schießpulver nach dem Trocknen zwischen hölzernen Walzen zermalmt und dann siebt; auf diese Weise erhält man ein Pulver, dessen Feinheit von der Größe der Maschen des angewandten Siebes abhängt. Nach seiner Erfahrung hat dieses Pulver keine Neigung Kuchen oder harte Klumpen zu bilden, wenn es längere Zeit der Luft ausgesetzt bleibt. Ueber ein neues Verfahren, Glas aller Art in derselben Weise und mit denselben Werkzeugen zu bearbeiten wie Metalle. Nach Inhalt eines von dem Maschinenfabrikanten Hrn. Pintus in Berlin an die Redaction der Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen gerichteten Schreibens hatte derselbe bei seiner jüngsten Anwesenheit in England Gelegenheit, ein Verfahren kennen zu lernen, bei dessen Anwendung Glas aller Art auf dieselbe Weise und mit denselben Werkzeugen sich bearbeiten lassen soll wie Metalle. Dieses Verfahren besteht darin, daß man das betreffende Arbeitsstück sowie die Werkzeuge in ähnlicher Art mit verdünnter Schwefelsäure benetzt, wie dieß bei der Bearbeitung der Metalle mit Oel oder mit Seifenwasser geschieht. Man kann auf diese Weise Glas auf der Drehbank, Bohr- oder Hobelmaschine mit den gewöhnlichen Sticheln, mit Feilen etc. wie Eisen bearbeiten, Gewinde in dasselbe schneiden etc. Nach den Angaben des Hrn. Pintus hat derselbe die von ihm bezüglich dieser Methode in England gemachten Erfahrungen bereits mit Erfolg in seiner Maschinenfabrik in Brandenburg zur Anwendung gebracht. Auf das sorgfältige Einspannen des Arbeitsstückes macht Hr. Pintus besonders aufmerksam. Das in Rede stehende Verfahren ist eine Erfindung des Ingenieur Henry Maudslay, Cheltenham Place, Lambeth, in der Grafschaft Surrey, und durch die englische Patentschrift Nr. 2821 des Jahres 1859 bereits zur öffentlichen Kenntniß gebracht. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1861 S. 191.) Ueber freiwillige Zersetzung des Chlorkalks. In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat Juni d. J., brachte Hr. Dr. Kunheim einen Fall von freiwilliger plötzlicher Zersetzung des Chlorkalks zur Sprache. Zuerst hatte der Professor Hofmann in London eine solche Erscheinung beobachtetPolytechn. Journal Bd. CLVIII S. 23., indem in einer Flasche mit Chlorkalk, die zu einer Sammlung von Chemikalien gehörte, eine Explosion entstand. In der Fabrik des Hrn. Vortragenden wurde am 3. d. M. Morgens ein Faß mit Chlorkalk auseinander getrieben gefunden; der Raum, in welchem es stand, war derart mit Chlorgeruch erfüllt, daß man auf eine stattgefundene Zersetzung des Chlorkalks hingewiesen wurde. Eine vorläufige Untersuchung ergab auch, daß der vorhandene Kalk kaum noch 4 Proc. Chlor enthielt, während er zuvor noch 33 Proc. hatte. Von besonderer Heftigkeit schien die Zersetzung oder Explosion nicht gewesen zu seyn, da sie weiter keinen Schaden angerichtet hatte. Eine Ursache derartiger Explosionen ist bis jetzt nicht bekannt; umfassende Untersuchungen sind darüber eingeleitet, über deren Resultat später berichtet werden soll. Da jedoch die Möglichkeit solcher Explosionen nun constatirt ist, so sey bei der Aufbewahrung des Chlorkalks jedenfalls Vorsicht nöthig. Hr. Philipp erwähnte, daß von Barreswil Polytechn. Journal Bd. CLIX S. 398. neuerdings auf die Notiz von Prof. Hofmann vorgeschlagen worden sey, um dergleichen Explosionen zu verhindern, den Chlorkalk fein zu zerreiben und ihn stark zusammen zu pressen, was aber wirkungslos erscheint, da, wie Hr. Dr. Kunheim angab, der Chlorkalk bereits als feines Pulver in den Tonnen festgestampft werde. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1861 S. 174.) Ueber die Eiweiß-Surrogate von Messager und Perdrix in Brécourt, und von Hanon in Paris; Bericht von G. Schäffer. Der sogenannte Kleberleim (colle gluten) von Messager und Perdrix (ein Gemisch von Kleber und gegohrenem Mehl) ist auffallend sauer; er löst sich im Wasser unvollkommen auf, undnnd bildet alsdann einen klümperigen Kleister von schmutzigweißer Farbe und geringem Bindevermögen. Nach den Erfindern wäre die beste Weise den Kleberleim aufzulösen, ihn sechs Stunden lang in seinem gleichen Gewicht Wasser einzuweichen, dann stark umzurühren und ihn 18 Stunden lang in geschlossenem Gefäße bei einer Temperatur von 20° C. gähren zu lassen; aber indem ich so operirte, oder als Auflösungsmittel einerseits ein Alkali, andererseits Essigsäure anwandte, gelang es mir nicht den Kleberleim gehörig aufzulösen, so daß er einen gleichartigen Kleister bildete. Die Versuche, dieses Product zum Appretiren anzuwenden, gaben daher auch ein schlechtes Resultat; das Weiß der mit dem Kleberleim appretirten Zeuge war schmutzig, die Maschen des Gewebes waren ausgefüllt und zusammengeleimt, und die Farben mehr oder weniger verändert. – Zum Verdicken und Befestigen der Farben ist dieses neue Product ebenso wenig brauchbar; die mit dem Kleberleim verdickten Farben drucken sich sehr schlecht und überdieß werden die Nuancen gewöhnlich verändert, weil das Verdickungsmittel merklich sauer ist. Ein analoges Product wurde unserer Industriegesellschaft von Hanon Sohn in Paris unter der Benennung Eiweißleim (colle végétale ou albuminoïde) übergeben. Dieser Leim löst sich auf, wenn man ihn 24 Stunden lang in reinem und kaltem Wasser maceriren läßt, und bildet alsdann einen gleichartigen und bindenden Kleister, welcher schmutzig weiß und auffallend sauer ist; man kann die Auflösung nicht mit irgend einem Alkali neutralisiren, ohne daß sie eine vollständige Umwandlung erleidet. – Als Appreturmittel angewandt, zeigt Hanon's Eiweißleim dieselben Uebelstände wie der Kleberleim von Perdrix und Messager. Zum Verdicken und Befestigen der plastischen Farben lieferte mir der Eiweißleim bessere Resultate als der Kleberleim; der auf gewöhnliche Weise bereitete und in frischem Zustande angewandte Kleber ist jedoch beiden Producten als wohlfeiler und dauerhafter vorzuziehen. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1861, t. XXXI p. 46.) (Nach dem Cosmos, vol. XVII p. 730, stellt Hanon seinen Eiweißleim in folgender Weise dar: Man nimmt den in gewöhnlicher Weise dargestellten Kleber, wäscht ihn mehreremale mit Wasser, welches so warm ist, daß die Hand es noch ertragen kann, und setzt ihn einer constanten Temperatur von 15 bis 25° C., der natürlichen Temperatur der Gährungen, aus. Unter diesen Umständen geräth der Kleber in Gährung, welche sich dadurch zu erkennen gibt, daß er bis zu einem gewissen Grade flüssig wird. Wenn dieß so weit eingetreten ist, daß man leicht den Finger hindurch führen und ihn damit zertheilen kann, ist die Umwandlung beendet. Man gießt den flüssig gewordenen Kleber dann in Formen, welche den Leimformen ähnlich sind, und bringt diese Formen in einen auf 25 bis 30° C. erwärmten Raum; nach 24 bis 48 Stunden sind die oberen Schichten hart geworden; man nimmt dann die Täfelchen heraus, breitet sie, die hart gewordene Seite nach unten, auf Leinwand oder Drahtgewebe aus, bringt sie mit demselben wieder in den Trockenraum und läßt sie vollständig austrocknen, was in 4 bis 5 Tagen stattfindet.) Ueber Reinigung des Fuselöls; von Apotheker B. Hirsch. Um das rohe Fuselöl zu reinigen, wird dasselbe mit seinem gleichen Volumen gesättigter Kochsalzlösung geschüttelt, nach der schnell erfolgten TrennungTrennnng beider Flüssigkeiten mit Hülfe des Hebers oder Scheidetrichters abgenommen und mit neuen Portionen Kochsalzlösung nach jedesmaliger Abscheidung so oft aufs Neue behandelt, als das Oel dadurch noch eine bemerkbare Verminderung seines Volumens erfährt, so lange ihm also die Kochsalzlösung noch Alkohol entzieht. Ein drei- bis viermaliges Auswaschen ist dazu völlig ausreichend; doch ist mir die absolute Entfernung des sämmtlichen Alkohols auf diese Weise oder durch nachfolgendes Auswaschen mit Wasser nicht gelungen. Die Trennung der letzten, immer nur geringen Spuren von Alkohol erfolgt aber leicht, wenn man das gewaschene Fuselöl mit der drei- bis vierfachen Menge Wassers in eine Destillirblase gießt und über freiem Feuer oder mittelst Dampf ganz nach Art der ätherischen Oele rectificirt. Hierbei gewinnt die Vewandtschaft des Wassers zum Alkohol die Oberhand, der wässerige Theil des Destillats enthält die ganz geringe Alkoholmenge unduud das Fuselöl geht mit großer Leichtigkeit farblos und frei von Alkohol über, ohne die Atmosphäre in auffallender Weise mit seinem unleidlichen Geruch zu erfüllen. Bemerkenswerth ist bei dieser Destillation, daß das Fuselöl von Anfang bis Ende seiner relativen Menge nach gleichmäßig übergeht, und ganz plötzlich ein Zeitpunkt eintritt, wo nur noch reines Wasser, ohne jede Spur von Oel destillirt. Hiermit hängt es zusammen, daß die zur Destillation benutzten Metallgeräthe nach beendeter Arbeit kaum merklich nach Fuselöl riechen, und weit leichter, als nach der Destillation irgend eines aromatischen Wassers zu reinigen sind. Gewiß liegt der Grund davon in der geringen Löslichkeit des Fuselöls im Wasser, und ganz besonders in dem Umstande, daß es nicht nach Art der ätherischen Oele verharzt. Mit der Trennung des Fuselöls vom Wasser ist die ganze Arbeit beendigt, und als Ausbeute erhält man die ganze Quantität von reinem Oele, die in dem Rohmaterial enthalten war, mit Ausnahme der höchst unbedeutenden Menge, welche in die Waschflüssigkeiten übergegangen ist. Auch diese ist mit Leichtigkeit zu gewinnen, wenn man nach beendeter Rectification die Waschflüssigkeiten in die Blase nachgießt und weiter destillirt, wobei noch eine Quantität schwacher Alkohol, an Werth etwa dem verwendeten Kochsalz entsprechend, gewonnen wird. So läßt sich in einem Tage leicht, mit wenig Kosten, geringer Mühe und ohne Verlust an Material eine größere Menge reines Fuselöl gewinnen, als man überhaupt mit einem Male in einer Retorte zu behandeln im Stande wäre. (Neues Repertorium für Pharmacie, Bd. X S. 294.) Einfache Methode, den natürlichen Campher vom künstlichen zu unterscheiden. Im Handel kommt jetzt viel Campher vor, welcher mit dem Producte verfälscht ist, welches durch Einwirkung des Chlorwasserstoffgases auf Terpenthinöl erhalten wird. Nach Dumont hat man ein leichtes Mittel, solches zu entdecken, in dem Verhalten alkoholischer Auflösungen des natürlichen und künstlichen Camphers gegen Ammoniak gefunden. Die alkoholische Lösung des natürlichen Camphers bewirkt auf Zusatz von Aetzammoniakflüssigkeit einen geringen Niederschlag, welcher durch Umschütteln der Flüssigkeit wieder darin gelöst wird, während in der Auflösung des künstlichen Camphers oder eines Gemenges von künstlichem und natürlichem Campher durch Ammoniak ein flockiger Niederschlag entsteht, welcher unlöslich in der Flüssigkeit ist. Je mehr künstlicher Campher in einem Gemische vorhanden ist, desto voluminöser der Niederschlag. (Aus Journ. de Pharm. d'Anvers, durch Archiv der Pharmacie, Bd. CLVI S. 332.) Das Schwärzen und Glänzen des Leders. Das Geschirrleder wird zum Verkaufe gewöhnlich geschwärzt und geglänzt. Auch wohl Roß-, Kalb-, Ziegen- und Schafleder werden, zu verschiedenen Zwecken, noch nachträglich auf einer Glanzmaschine geglänzt. Das gewöhnliche Verfahren ist im Wiener Gerber-Courier wie folgt beschrieben: Drei Eimer voll Blaubolzspäne werden mit 6 Eimer voll Wasser 1 bis 2 Stunden lang gekocht. Nachdem die Späne herausgenommen sind, gibt man zu der Flotte noch 1/2 Pfund Potasche. Dann nimmt man schon lange vorher bereitete Eisenschwärze, welche aus Bier oder auch Halbbier (auch Milchlauge) und altem verrosteten Eisen bereitet wird; je länger diese Theile stehen, desto besser ist die Schwärze. Nun breitet man die zu färbenden Häute oder Felle auf einen Tisch aus, überbürstet sie zuerst mit Blauholzbrühe, dann sofort mit Schwärze und wieder mit Blauholz. Ist die Farbe noch nicht schwarz genug, so wird dasselbe Verfahren so lange wiederholt, bis die gewünschte Farbe hergestellt ist. Wenn die Blauholzbrühe oder Flotte und die Schwärze recht stark ist, so wird die Farbe schon das erstemal gut seyn, aber stets wird die Blauholzflotte zuerst genommen. Sobald die Felle trocken sind, feuchtet man sie etwas mit Wasser oder Lohbrühe an, und streckt dieselben auf der Fleischseite in einem Weißgerber-Streckrahmen mit einem eisernen Strecker gut auseinander, weil die Felle, besonders wenn sie nicht gut geschmiert sind, mehr zusammentrocknen. Die Häute und alle Leder, welche mit Fett geschmiert worden sind, trocknen nicht so sehr zusammen und werden nur nach dem Trocknen auf den Narben plättirt. Ueberhaupt läßt man die gefärbten Leder möglichst langsam trocknen; auch können die Leder vor dem Schmieren gefärbt und dennoch nach dem Schmieren geglänzt werden. Nachdem nun die Häute oder Felle plättirt oder gestreckt sind, werden sie geglänzt. Der Glanz besteht aus 5 Theilen durchgeseihetem Ochsenblute, 4 Theilen Blauholzflotte und 1 Theil Schwärze; eine Kleinigkeit Milch dazu verhindert das Brechen des Glanzes und einige Tropfen Leinöl unterdrücken das Schäumen. Mit diesem Glanze überbürstet man ebenfalls die Leder und hängt sie zum schnellen Trocknen auf. Je schneller der Glanz trocknet, desto schöner wird derselbe. Ist dieses Verfahren nach Vorschrift ausgeführt, so entsteht dadurch ein ganz außergewöhnlicher Glanz und gibt dem Glanze des lackirten Leders wenig nach. Häute oder Felle kommen auch gereift im Handel vor. Bevor dieß geschieht, feuchtet oder vielmehr spritzt man sie auf der Fleischseite etwas an, läßt sie zusammen gepackt gut durchziehen, reibt sie am andern Tage mit einem in Leinöl ein wenig getränkten Schwamme oder Lappen leicht auf der gefärbten Seite ein und zieht nach Belieben auf einer Reif- oder Zugmaschine die Reifen. Diejenigen Häute und Felle, welche nicht so sehr geglänzt werden sollen, reibt man nach dem Färben oder Schwärzen und Plättiren mit einem in Leinöl getränkten Lappen oder Schwamm etwas ein. (Sächsische Industriezeitung, 1861, Nr. 42)