Titel: Ueber einige interessante Porzellanfarben; von H. Creuzburg.
Autor: H. Ch. Creuzburg [GND]
Fundstelle: Band 163, Jahrgang 1862, Nr. CXXI., S. 450
Download: XML
CXXI. Ueber einige interessante Porzellanfarben; von H. Creuzburg. Creuzburg, über einige interessante Porzellanfarben. 1) Schwefelgelb auf Glasur. Wenn man eine Auflösung von chromsaurem Kali mit der Auflösung eines Barytsalzes, z.B. salzsaurem Baryt, versetzt, bis kein Niederschlag mehr erfolgt, diesen (hellgelben) Niederschlag von chromsaurem Baryt mit Wasser auswascht, zwischen Fließpapier trocknet, und 1 Theil dieses chromsauren Baryts mit 3 Theilen sog. Carminfluß (bereitet aus 5 Theilen calcinirtem Borax, 3 Theilen calcinirtem Feuerstein und 1 Theil Mennige) mengt, so erhält man ein schönes Schwefelgelb auf Glasur. 2) Ein freundliches Grasgrün unter Glasur erhält man aber, wenn man diese ebenerwähnte, auf Glasur schwefelgelbe Farbe, unter Glasur dem Glattbrand des Porzellanofens aussetzt. Der chromsaure Baryt wird durch die höheren Hitzegrade des Porzellanofens ganz zersetzt; der Baryt trennt sich von der Chromsäure, und geht an die Kieselsäure der Glasur über, während andererseits die Chromsäure einen Theil ihres Sauerstoffs verliert, und in grünes Chromoxyd übergeht. Dieses Grün ist noch reiner als das aus der Quecksilberverbindung bereitete Chromoxyd, und doch nicht den vierten Theil so theuer als das letztere, was in großartigen Fabriken schon etwas Namhaftes jährlich ausmacht. Zu ordinären Waaren wendet man die auf wohlfeilerem Wege bereiteten Sorten Chromgrün an, und so sieht man denn heute noch das düstere, schmutzige Grün auf ordinären Tassen etc. häufig. Der chromsaure Baryt gibt ein schönes Grün, und kommt doch wohlfeiler als diese schmutzigen Chromgrünsorten. Man prüfe und nehme unter Glasur, anstatt des Chromgrüns, den wohlfeilen chromsauren Baryt – mit etwas Feldspath oder einem harten bleifreien Fluß etwa gemengt – zu der grünen Decorationsmalerei oder Druckerei auf Biscuit, und man wird sich der Schönheit der Farbefreuen, in welcher sie aus dem Ofen kommt, denn auch die feinsten Haarstriche wird man scharfkantig finden, – eine Eigenschaft welche zwar auch den per se bereiteten Sorten von Chromgrün zukommt. In vielen deutschen Fabriken, wo keine Chemiker angestellt sind, scheitert aber oft jeder Fortschrittsversuch, wenn man die dazu nöthigen Materialien nicht im Handel beziehen kann. Diese Erfahrung veranlaßt mich, der oben gegebenen Vorschrift zur Bereitung dieser Farbe die Darstellung des chromsauren Baryts beizusetzen. Man braucht dazu beiläufig 4 Loth (Pfund) salzsauren Baryt und 5 Loth (Pfund) rothes chromsaures Kali; beide Salze, etwas zerstoßen, werden, doch jedes besonders, in 1/2 Maas (16 Maas) Regenwasser heiß aufgelöst. Gießt man nun den aufgelösten salzsauren Baryt in die Auflösung des rothen chromsauren Kalis unter Umrühren mit einem Span, so ist der chromsaure Baryt gebildet; er scheidet sich als ein gelber Bodensatz von der Flüssigkeit ab. Man läßt diesen sich absetzen, gießt dann die darüberstehende klare Flüssigkeit bis auf den Bodensatz ab, dafür aber reines Wasser darüber, in welchem man den Bodensatz vertheilt, gießt aber das Wasser von der Farbe wieder ab, wenn sie sich abgesetzt hat, und wiederholt dieses Auswaschen der Farbe noch einmal. Wenn man das Wasser wiederum abgegossen hat, spült man die zurückbleibende Farbe auf ein Filter von Druckpapier, auf welchem der chromsaure Baryt, wenn das Wasser abgelaufen ist, zurückbleibt. Nach dem Trocknen wird man die Farbe circa 4 Loth (Pfund) schwer finden, und sie ist es, welche Grün unter, und Schwefelgelb auf Glasur giebt. Durch Unterbrechung meiner Thätigkeit in diesem Industriezweige blieben leider gewisse Versuche mit dieser Farbe unerledigt, zu deren Durchführung ich aber hiermit Anderen, deren Interesse es ist, Veranlassung geben möchte. Es handelt sich um die Frage: ob und auf welche Weise man wohl das so schöne als wohlfeile Grün aus chromsaurem Baryt in Masse, nämlich im Schmelztiegel, erzeugen könne, um dasselbe auch als Muffelfarbe auf Glasur in Anwendung zu bringen. Daß die an Baryt gebundene Chromsäure an sich im Scharffeuer des Porzellanofens eine theilweise Desoxydation erfahre, so daß also ein Gemisch von Baryt und grünem Chromoxyd zurückbleibe, steht zu bezweifeln, doch ist es nicht unmöglich, und man mag auch diesen Versuch anstellen. Mehr Vertrauen in diesem Betreff setze ich in den Versuch, eine Mischung von chromsaurem Baryt mit Porzellanglasur oder mit Feldspath anzuwenden. Es handelt sich hier darum, dem Baryt, in der Kieselsäure der Glasur oder des Feldspathes, eine fixe Säure zu bieten, um ein Barytglas zu bilden, wodurch die Verdrängung und Desoxydationder Chromsäure erleichtert wird. Ich setze aber den Fall, daß dieser Versuch zunächst nur unvollkommen gelingt, nämlich daß vielleicht nur ein Theil der Masse grün, ein anderer – der innere – noch gelb aus dem Feuer kommt. In diesem Falle würde der Tiegel oder Scherben zu zerschlagen, die grüne und gelbe Masse von den Scherben abzusondern, und die Masse, gepulvert, aufs Neue ins Scharffeuer zu bringen seyn. Gelänge so der Versuch, so würde nun aber das erhaltene Grün als Muffelfarbe zu strengflüssig seyn; es müßte demselben daher, um es dazu brauchbar zu machen, eine entsprechende Menge calcinirter Borax nebst etwas Mennige zugesetzt werden. 3) Scharlachroth auf Glasur. Wenn man 1 Gewichtstheil chromsaures Bleioxyd (die hellgelbe Sorte Chromgelb) mit 3 Gewichtstheilen Mennige mischt, und diese Mischung auf gewöhnliche Weise als Muffelfarbe auf Glasur anwendet, so erhält man zuweilen ein prachtvolles Scharlach, das leider aber nicht beständig ist, sondern öfters scheckig in Gelb und Roth, oder zwar ganz roth, aber nicht glänzend aus dem Feuer kommt. Um das feurige Scharlach mit Glanz zuverlässig zu erhalten, scheint der richtig zu treffende Feuersgrad erste Bedingniß zu seyn, und es wäre die Aufgabe eines aufmerksamen Porzellanmalers, diese Farbe, deren Nüance in der Porzellanmalerei noch fehlt, in erwähnter Hinsicht mit Geduld und Geschick zu studieren, und die Momente und Ursachen zu ergründen, unter welchen sie einmal in erwünschter Schönheit mit Glanz, ein andermal ohne Glanz, ein drittesmal roth und gelb melirt erscheint. Die Eigenschaft dieser Farbe, einmal hochroth, das anderemal melirt in Gelb und Roth aus der Muffel zu kommen, veranlaßte mich, dieselbe zu Tulpen und Nelken auf Tellern benutzen zu lassen, und so bekam ich manchmal scharlachrothe Tulpen und Nelken, öfters aber auch sogenannte Feuerfaxe, roth und gelb gesprenkelt, wie diese Blumen in der Natur vorkommen.