Titel: Bereitung der schwefelsauren Thonerde für Maschinenpapierfabriken; von Dr. Waltl in Passau.
Autor: Waltl , Waltl
Fundstelle: Band 164, Jahrgang 1862, Nr. CIV., S. 381
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CIV. Bereitung der schwefelsauren Thonerde für Maschinenpapierfabriken; von Dr. Waltl in Passau. Waltl's Bereitung der schwefelsauren Thonerde für Maschinenpapierfabriken. Zur Darstellung des für den Ganzzeug gebräuchlichen Leimes, wenn man man diesen Ausdruck gebrauchen darf, nimmt man harzsaures Natron, erhalten durch Kochen von amerikanischem Harz oder auch von Colophonium mit Aetzsodalauge und Zusatz einer hinreichenden Menge von Alaunauflösung, wodurch harzsaure Thonerde oder vielleicht nur eine Mischung von Thonerdehydrat mit ausgeschiedenem Harz in feinster Zertheilung entsteht und durch Ueberziehen der Fafer das Fließen verhindert, wie man es z.B. mit den radirten Stellen zu machen Pflegt, die man mit einem sehr feinen Harzpulver, z.B. Sandarach, bestreut. Bekanntlich ist der Alaun aus dreifach-schwefelsaurer Thonerde und einfach-schwefelsaurem Kali oder Ammoniak zusammengesetzt, und nur das Thonerdesalz allein ist das wirksame. Ich habe vor einigen Jahren dieses im Großen dargestellt und finde die Darstellung desselben für den eigenen Gebrauch in größeren Papierfabriken sehr vortheilhaft, daher ich auf selbes aufmerksam mache. Die Darstellung ist so einfach, daß jeder Arbeiter zu diesem Geschäft abgerichtet und verwendet werden kann. Ich habe die in der Umgebung von Passau vorkommenden Thonsorten in Hinsicht auf ihre Anwendbarkeit zu dieser Fabrication untersucht, nämlich die feuerfesten Thone von Rittsteig, Freyenberg, wovon ich viel an verschiedene Fabriken zum Ofenbau, Schmelztiegeln und Bleistiftmasse versende, dann den von Ering und Tiefenbach, die auch feuerfest aber gröber sind, geprüft, ferner die schmelzbaren Thone von Grubweg, Salzweg, Rabengut, Eichat, ferner die schneeweißen von Hirschau und mehrere ebenso weiße von Böhmen, namentlich aus der Umgebung von Carlsbad, allein keine gab mir schwefelsaure Thonerde, ein Beweis daß keine freie oder aufgeschlossene Thonerde im Hydratzustand vorhanden ist, sondern nur kieselsaure Thonerde. Selbe zuvor zu calciniren versuchte ich nicht, da die Einrichtung dazu und die Operation viel zu theuer kommen würde. Als ich aber Porzellanerde nahm, erhielt ich ein vortreffliches Resultat und zwar im Großen ohne alle Anwendung von Brennmaterial, wenn man nur eine Auflösung beabsichtigt, und mehr braucht man in Papierfabriken nicht; im Kleinen muß man freilich erwärmen. Man geht folgendermaßen zu Werk. Die grubenfeuchte Porzellanerde wird in einem Trog gestampft, weil Brocken darunter sind, zu gröblichen Theilen gesiebt, portionweise in eine Barre von Granit gebracht und Schwefelsäure von 60° Baumé darauf gegossen und mit kupfernen Krücken und Stößeln genau gemischt, so daß eine feuchte Masse entsteht. Diese wirft man in eine Kiste ohne Boden, die auf einer Brücke von Holz steht und stoßt sie ein wenig zusammen und so macht man es mit allen Portionen; auf 150 Pfund Porzellanerde braucht man 60 Pfund Schwefelsäure von der angegebenen Concentration; man läßt über Nacht ruhen, die Masse erwärmt sich in dem Behälter bedeutend und wird fest. Man bringt sie am andern Tag heraus, stoßt und siebt sie, und laugt sie mit Wasser aus, wozu mehrere Bottiche nothwendig sind; ich nahm dazu alte Oelfässer, die man bei Kaufleuten billig bekommt und welche äußerst dauerhaft sind. Das Auslaugen geschieht so wie man die Asche bei der Potaschebereitung behandelt, nämlich in der Art, daß man immer schwache Lösungen der erschöpften Auslaugegefäße statt Wasser benützt. Die Gefäße zum Anrühren der auszulaugenden Substanz müssen niedrig und weit seyn; diejenigen, worin die Porzellanerde, welche unlöslich bleibt, sich absetzt, müssen die Höhe der gewöhnlichen Oelfässer haben, erstere halb so groß, indem man ein weites in der Mitte abschneiden läßt. Der Fabrikant bekömmt auf diese Weise ein äußerst billiges Thonerdesalz, wozu die Porzellanerde von mir im Großen bezogen werden kann.Die Versendung ist nur bis zum Monat November möglich, daher spätere Bestellungen nicht angenommen werden können. Waltl. Passau, den 22. Mai 1862.