Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 164, Jahrgang 1862, Nr. , S. 313
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Seilbohrmethode des Hrn. George Kolb zu Bayreuth. Im Jahrgang 1861 des polytechn. Journals, Bd. CLXI S. 313, wurde über die neue Seilbohrmethode des Hrn. George Kolb berichtet, deren Vortheile der Erfinder durch rasche Ausführung eines Bohrloches von 546 Fuß Tiefe im rothen Conglomerate des Nothliegenden praktisch dargethan hat. Diese Mittheilungen können wir nun durch die seitdem am Bohrwerk bei Rosenhammer erzielten Resultate ergänzen. Im Allgemeinen ist dasselbe zweckmäßiger und bequemer, eingerichtet, als dasjenige am oberen Bohrthurme war, weil hier alle bisher gemachten Erfahrungen benutzt werden konnten. Am 2. December v. J. waren die Gebäude so weit vollendet, die Maschinen aufgestellt und das alte Bohrloch von Nachfall geräumt, daß der erste Bohrer eingelassen und mit dem Geschäft bis heute ohne wesentliche Unterbrechung und ohne erheblichen Anstand fortgefahren werden konnte. Der verlassene alte Bohrschacht war noch in ziemlich brauchbarem Zustand bis auf eine Tiefe von circa 360 Fuß angetroffen und wurde diese Tiefe verrohrt. Von da an begann das Geschäft von Neuem und ist bis heute eine Gesammttiefe von 907 Fuß erbohrt. Aus den Journalen ergibt sich, daß dermalen wöchentlich im Durchschnitt 90 bis 95 Fuß abgestoßen werden. Aus der Zusammenrechnung aller Arbeitsstunden, welche vom 2. December bis heute 1019 Stunden wirkliche Arbeitszeit betragen, ergibt sich im Zusammenhalte mit der erzielten Tiefe, als Durchschnittsresultat, daß in je 24 Stunden durchschnittlich 12 1/2 Fuß erbohrt wurden. Hiebei ist zu bemerken, daß die zunehmende Tiefe auf den Fortgang des Geschäftes wenig oder gar keinen Einfluß geäußert hat. Nach den angestellten Beobachtungen macht der Bohrer heute 50 bis 54 Schläge in der Minute bei einer effectiven Fallhöhe von einem Schuh. Um sich zu überzeugen, wie viel Zeit das Löffeln durchschnittlich in Anspruch nimmt, und welche Unterbrechung für das Bohrgeschäft hiedurch bedingt ist, wurde der Bohrlöffel eingelassen und ergab sich weiter: für das Ausziehen des Bohrers sind erforderlich 3 Minuten für das Einlassen des Löffels 1 Minute für das Ausziehen desselben 3 Minuten für das Einlassen des Bohrers 3 Minuten, so daß bei dreimaligem Löffeln die ganze Unterbrechung des Bohrgeschäftes nicht länger als 20–30 Minuten beträgt. Wenn der Bohrer unausgesetzt ohne Unterbrechung in Thätigkeit ist, so kann er durchschnittlich einen Fuß Tiefe in der Stunde erzielen. Zu möglichster Vermeidung von Unterbrechung ist die Einrichtung getroffen, daß jeder neu geschärfte und gehärtete Bohrer sofort in ein bereit stehendes Duplicat der Bohrstange vollständig eingefügt und zum raschen Auswechseln bei Seite gestellt wird. Das dermalen erzielte Bohrmehl gleicht seiner Substanz nach etwa demjenigen, welches am oberen Bohrloche bei einer Tiefe von 250 Fuß gewonnen wurde (grobes Conglomerat des Nothen Todtliegenden). Die Dampfmaschine ist unverändert von dem oberen Werke herabgebracht, konnte jedoch bei der neuen Anlage zweckmäßiger situirt werden. Das sämmtliche Bohrgeräthe ist nach den inzwischen gemachten Erfahrungen vielfach verbessert und wirksamer gemacht, obschon der alte Bohrcylinder noch beihalten ist. Dieser Bohrcylinder befindet sich jetzt in einer Höhe von 60', während er früher nur 50' hoch montirt war. Bei dem neuen Bohrseil ist die Einrichtung getroffen, daß dasselbe zur Vermeidung von Brüchen, welche dasselbe oft auf längere Strecken gänzlich ruiniren, von Zeit zu Zeit um einen halben Fuß abgehauen wird. Für Zu- und Ableitung des Wassers ist eine besondere Dampfpumpe in Thätigkeit. Der Gang der Bohrarbeiten ist wesentlich ruhiger und geräuschloser geworden in Folge einer Gleisenführung, die über dem Bohrloche angebracht ward. In Beschäftigung sind dermalen im Bohrthurme sechs Arbeiter bei Tag und eben so viel bei Nacht; außerdem sieben Mann in der Schmiede, welche jedoch nur bei Tag arbeiten. Der Kohlenverbrauch hat gleichfalls abgenommen; er betrug am oberen Bohrloche per laufenden Fuß Bohrtiefe 5 1/2 Zollcentner, gegenwärtig beträgt er aber nur 3 1/2 Ctr. Im Uebrigen nimmt das Geschäft dermalen einen äußerst günstigen Fortgang und stößt auf keine irgend erheblichen Hindernisse. Bayreuth, den 7. Februar 1862. Ueber den Nutzen eines Zusatzes von Kalkbrei zum Bohrwasser; von C. Saacke in Zellerfeld. In einigen Gruben des nordwestlichen Oberharzes besteht unter den Arbeitern seit längerer Zeit der Gebrauch, das Bohrwasser mit einer geringen Quantität von Kalkbrei zu versetzen. Namentlich ist dieß der Fall bei dem Betriebe des Ernst August Stollens am Ernst August Schachte bei Wildemann und bei den Gruben Hülfe Gottes und Bergwerks-Wohlfahrt. Die Arbeiter halten sich den Kalk auf ihre Kosten, bewahren denselben, mit Wasser gelöscht, zu Brei angerührt und mit einer Wasserschicht bedeckt, in Holzkästen in der Grube auf, und nehmen zu einem Stunzen voll Bohrwasser = 1/10 Kubikfuß eine Menge Kalkbrei von etwa dem Volumen einer Wallnuß. Das Bohrmehl nimmt dann leicht die Consistenz eines zähen Breies an, womit die Vortheile verbunden sind: 1) daß sich der zähere Bohrschmand leichter an die langen Seiten des Bohrers anhängt, als ein körniger, wodurch das Oertchen des Bohrloches freier und somit dem Bohrer eine reinere Angriffsfläche dargeboten wird. 2) Durch das Anhängen des Bohrschmandes an dem Bohrer wird ferner das zeitraubende Auskrätzern desselben aus dem Bohrloche erspart, da dieser bei Gelegenheit des Herausziehens des Bohrers einfach von letzterem abgeschlagen werden kann. Das Vermischen des Bohrwassers mit Kalkbrei soll insbesondere bei der Bearbeitung milderer Gesteine, wie Thouschiefer, Grauwacke von geringerer Festigkeit, verschiedener Ganggesteine etc. vortheilhaft seyn. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 18.) Ueber Halbstahl, von Verdié. Dieses, zur Herstellung von Eisenbahnschienen besonders geeignete Product (sogenanntes Product mixte) wird auf die Weise erhalten, daß man Schmiedeeisen in einem Flammofen schweißwarm macht, dasselbe in einen Einguß von geeigneter Form bringt, welche Raum rings herum läßt; man überstreut mit Borax und gießt Stahl zur gewünschten Dicke darüber. Beide Metalle schweißen an den Contactflächen innig zusammen und man erhält ein Product, welches äußerlich hart und innerlich geschmeidig ist. Je nach dem Durchmesser beträgt der Preis pro 100 Kilogr. 100–130 Fr. (Revue universelle des mines, 1861, 3. livr., p. 418.) Kupfererze von Kalk, Magnesia und den übrigen alkalischen Erden durch Abstammen und Schlämmen zu reinigen; von Dr. Wenzel Porth und Emil Porth. Die Kupfersanderze, sowie die geschieferten Kupfererze, welche zum großen Theil aus Malachit, Kupferlasur und Kupferschwärze bestehen, enthalten alle mehr oder weniger Kalk und Magnesia, und nicht selten sehen wir auch die übrigen alkalischen Erden oft in bedeutender Menge auftreten. Dieser große Kalkgehalt war es nun, welcher ein unmittelbares Auslaugen durch Schwefelsäure, wie es bisher üblich, und wobei eine bedeutende Menge der Säure zur Sättigung des kohlensauren Kalks verwendet werden mußte, höchst kostspielig, ja nicht selten unausführbar machte. Dieß war es, was die HHrn. Porth veranlaßte, das bisherige Verfahren aufzugeben, und die Erze vor ihrer weiteren Verarbeitung vorerst zu glühen. Diese Methode gründet sich auf die Eigenthümlichkeit des kohlensauren Kalkes, schon in mäßiger Glühhitze seine Kohlensäure zu verlieren, und sich in Aetzkalk (gebrannten Kalk) zu verwandeln, der seinerseits sich in Wasser theilweise löst, und vermöge seines geringen specifischen Gewichts längere Zeit suspendirt bleibt (Kalkmilch). Zu diesem Zwecke werden die Kupfererze in wallnußgroße Stücke zerschlagen und in einem Flammen- oder Schachtofen geglüht, wobei aller kohlensaure Kalk in Aetzkalk, und der Malachit und Kupferlasur in Kupferoxyd, und zum Theil in metallisches Kupfer umgewandelt werden. Hierauf werden die Erze aus dem Ofen genommen und mit Wasser angerührt, wobei der Kalk und die übrigen Erden längere Zeit in der Flüssigkeit vertheilt bleiben, während die specifisch schweren Kupfererze zu Boden sinken, und auf diese Weise durch Schlämmen leicht getrennt werden können. Das Waschen mit Wasser wird bis zur vollständigen Entfernung des Kalks fortgesetzt, und die so gereinigten Erze zu Cementkupfer oder Kupfervitriol in der hinlänglich bekannten Weise verarbeitet. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1862, Nr. 1.) Incrustirte Bleiröhren. Unter dem 10. April d. J. ist dem Hrn. Prof. Dr. Heinrich Schwarz in Breslau ein Patent auf den Schutz der Bleiröhren gegen den Angriff des Wassers ertheilt worden. Die Bleiröhren eignen sich bekanntlich zu Wasserleitungen vortrefflich, da sie sich leicht in großen Längen darstellen und verlegen lassen, da sie ferner sich allen Krümmungen sehr leicht anschmiegen, hohen Druck aushalten und der Oxydation sehr lange widerstehen. Für enge Dimensionen würden sie schon längst alle anderen Materialien verdrängt haben, wenn nicht die Furcht vorhanden wäre, daß das dadurch geleitete Wasser bleihaltig würde. Obwohl man in dieser Beziehung vielfältig übertriebene Befürchtungen gehegt, so ist doch durch übereinstimmende Untersuchungen erwiesen, daß unter gewissen Bedingungen das durchgeleitete Wasser Spuren von Blei aufnimmt, die bei längerem Genusse der Gesundheit nachtheilig werden können. Ist das Wasser z.B. stark gypshaltiges Brunnenwasser, so wird wenig zu befürchten seyn; ist es dagegen reiner, Fluß- oder Regenwasser, so nimmt es Blei in kleinen Mengen auf. Sind z.B. die Flüsse durch Regen stark angeschwollen, enthalten sie also relativ wenig lösliche Salze, so zeigt das aus den damit gespeisten Leitungen entnommene Wasser leicht einen Bleigehalt, besonders wenn die Leitungen eben erst gelegt sind. Am meisten und schnellsten löst destillirtes Wasser Blei auf. Die Erfindung, um die es sich hier handelt, geht nunmehr dahin: „die Bleiröhren so zu Präpariren, daß jedes Wasser, selbst das reinste destillirte Wasser dadurch geleitet werden, auch darin längere Zeit verweilen kann, ohne die mindeste Spur Blei zu lösen.“ Diese Ausgabe ist vollständig erreicht. Die präparirten Bleiröhren haben vier Wochen lang in einem und demselben Volumen destillirten Wassers verweilt, ohne daß das von Tag zu Tag geprüfte Wasser selbst durch das empfindlichste Reagens, Schwefel-Ammonium, den mindesten Bleigehalt anzeigte. Die rühmlichst bekannte Bleiröhrenfabrik von Ohle's Erben (Gebrüder Anderssohn) in Breslau hat die fragliche Methode erworben, und bringt derartige incrustirte Röhren in den Handel. Der Patentinhaber ist bereit, auch mit anderen Fabriken der Art in Verbindung zu treten. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 9.) Technische Verwendung des Schwefelkieses im Departement du Gard; von de Ricqlès. Außer zur Darstellung von Eisenvitriol und Schwefel dient dieser Schwefelkies ganz besonders zur Darstellung von englischer Schwefelsäure, wie auch an anderen Orten (man s. polytechn. Journal Bd. CLIV S. 181). Derselbe wird zu diesem Zwecke in Nußgröße zerschlagen, wie Steinkohle auf einem Rost verbrannt und die schweflige Säure in Bleikammern geleitet. Das Erzklein röstet man in Muffeln, die von Kohlenkläre erhitzt werden. Die dabei entwickelte schweflige Säure geht in dieselben Bleikammern. Die Kiese enthalten 38–48 Proc. Schwefel, wovon man nur 30 Proc. gewinnt. Dennoch kommt davon die Tonne Schwefel in Marseille nur auf 83–86 Fr., während sicilianischer Schwefel 200–220 Fr. kostet. Mit der Darstellung der Schwefelsäure aus Kiesen sind zwar einige Uebelstände verbunden: die Qualität ist etwas geringer, als bei Anwendung von Schwefel, sie enthält immer etwas Arsen, man braucht mehr Salpeter und die Apparate halten nicht so lange; aber dennoch ist andererseits der Vortheil so groß, daß alle diese Uebelstände reichlich aufgewogen werden. Man erhält mit 10,000 Kilogr. Schwefelkies, 330 bis 340 Kilogr. Natronsalpeter und 1550 bis 1580 Kilogr. Steinkohlen: 9500 Kilogr. Schwefelsäure von 66° Baumé, oder ein Ausbringen von 31 Proc. Schwefel bei einem Gehalt von 40–42 Proc. der Probe nach. Man bestimmt den Schwefel im Schwefelkies auf die Weise, daß man 1 Grm. davon mit 4 Grm. chlorsaurem Kali mengt und tropfenweise Salpetersäure zusetzt. Nach erfolgter Lösung wird filtrirt, die Flüssigkeit auf etwa 20 Kubikcentimeter verdünnt und mit Chlorbaryumlösung titrirt, indem 38,15 Grm. Chlorbaryum 5 Grm. Schwefel fällen. Die Normallösung erhält man, wenn 38,15 Grm. Chlorbaryum in destillirtem Wasser zu 1 Liter = 1000 Kub. C. aufgelöst werden, wo dann jeder Kubikcentimeter 5/1000 = 1/2 Proc. Schwefel fällt. Das Reactionsende wird daran erkannt, daß kein Niederschlag mehr kommt und ein Tropfen der Probeflüssigkeit in Schwefelsäure gethan, eine schwache Trübung hervorbringt. (Bulletin de la Société de l'Industrie minérale, t. VI p. 645; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 13.) Benutzung der aus den Schwefelsäurekammern entweichenden Gase, von K. Laing. Bei der Fabrication der Schwefelsäure aus kupferhaltigen Kiesen kann man die sauren Gase, welche aus den Kammern entweichen, nach Laing mit Vorheil auf die Weise benutzen, daß man sie durch die abgerösteten, vorher mit Wasser befeuchteten Kiese strömen läßt. Die in den Gasen enthaltene Säure verbindet sich dabei hauptsächlich mit dem Kupferoxyde und verwandelt dasselbe in ein lösliches Salz. Dieses wird nachher durch Wasser ausgelaugt und aus der Flüssigkeit das Kupfer durch Eisen niedergeschlagen. (Répertoire de Chimie appliquée, Januar 1862, S. 15.) Neues Schmiermittel für neues und altes Lederzeug aus lohgarem Leder. Für Lederwaarenfabrikanten sowohl, als überhaupt für Jedermann, der viel Lederzeug und andere Gegenstände aus lohgarem Leder besitzt, dürfte die neuerdings bekannt gewordene Erfindung eines neuen Schmiermittels von Interesse seyn, das bereits von mehreren bayerischen Gewerbevereinen einer eingehenden Prüfung und Würdigung unterzogen worden ist. Bekanntlich leiden alle Gegenstände aus lohgarem Leder, seyen dieß Pferdgeschirre, Wagenleder, Schuhwerk etc., durch die Einwirkung des Regens, besonders aber des Schnees, wegen der in denselben enthaltenen Ammoniaksalze etc., ferner in Folge fehlerhafter Behandlung mit Wichse, Schmieren und Fetten, nicht minder bei Aufbewahrung in der ammoniakalischen Atmosphäre der Ställe und in feuchten, dumpfigen, dem Lichte wenig zugänglichen Räumen, endlich durch Schweiß, der erst sauer, dann aber alkalisch reagirt. Unter Einwirkung dieser ungünstigen Einflüsse überziehen sich diese Lederwaaren mit einem graublauen Schimmel, welcher dem Leder seine Geschmeidigkeit entzieht, es brüchig macht, aufbläht, überhaupt der völligen Auflösung durch Fäulniß schnell entgegenführt. Es kommt dieß daher, daß dem Leder der Gerbstoff, das conservirende Agens, mehr oder weniger entzogen worden ist, und daß es seinen Fettgehalt verloren hat. Hr. Hermann Bachmann, Assistent an der Polytechnischen Schule zu Nürnberg, hat nun eine Lederschmiere zusammengesetzt, welche bestimmt ist, dem Leder nicht nur den Gerbstoff zu erhalten, sondern, wenn es ihn bereits verloren haben sollte, wieder zu ersetzen, ebenso demselben seinen ursprünglichen Fettgehalt wieder zu geben. Die Schmiere enthält deßhalb Gerbstoff im gelösten Zustande und anderntheils eine Fettsubstanz, welche geeignet ist, Sauerstoff zu absorbiren, und die vom Leder aufgenommene Säure zu verdrängen. Der Erfinder bedient sich hierzu der nicht trocknenden Oele und Fette, nämlich der Elaïnsäure in Verbindung mit der Palmitinsäure (aus Palmöl). Benutzt man unzersetzte Fette, als elaïnsaures Lipyloxyd, Elaïn, oder palmitinsaures Lipyloxyd etc. zum Einfetten von lohgarem Leder, so hat die Erfahrung gelehrt, daß durch den Gehalt an Lipyloxyd die Neigung des Leders zur Schimmelbildung vermehrt wird, sobald das Fett nicht in großem Ueberschusse vorhanden ist. Trocknende Oele können schon wegen ihrer Eigenschaft, den Sauerstoff zu absorbiren, einzutrocknen und daher das Leder spröde und brüchig zu machen, nicht benutzt werden. Zur Vereinigung der Fettsäure mit der Gerbsäure dient eine Ammoniakseife mit einem Ueberschuß an Elaïnsäure, welche die Faser erweicht, das Eindringen der Schmiere befördert und so die Schimmelbildung verhindert. Sie wird hergestellt aus Elaïnsäure, die bis 100° C. erhitzt ist, und Salmiakgeist, der so lange zugesetzt wird, bis der Ammoniakgeruch nicht mehr sogleich verschwindet. Durch fortgesetztes Erhitzen wird das überschüssige Ammoniak entfernt und eine gallertartige Seife erzielt. Die Verhältnisse aber, in welchen die Bestandtheile des Schmiermittels zusammengesetzt sind, gibt der Erfinder im bayerischen Kunst und Gewerbeblatt, Januar 1862, S. 23 wie folgt an: 8 Theile Elaïnsäure, 2 Palmitinsäure, 6 Seife, nach vorher beschriebener Art bereitet, 3 1/2 Gerbstoff aus 1 1/6 Th. festem Gerbstoffe bestehend. Als Gerbstoff kann Catechugerbsäure und Eichengerbsäure im Gewichtsverhältnisse von 3 : 1, in 8 Th. Wasser gelöst, verwendet werden. Beim Mischen der Schmiere werden die Fettsäuren auf 50° C. erhitzt, worauf unter beständigem Umrühren der erwärmte Seifenleim zugesetzt und nach dem Erkalten dieser Masse die Gerbstofflösung beigemengt wird. Die hell lederfarbene Schmiere wird bei ihrer Anwendung auf sehr hartem Leder etwas erwärmt und soll dasselbe geschmeidig und weich machen, es auch stets in diesem Zustande erhalten, überhaupt aber ihrem Zwecke vollkommen entsprechen. Deutsche Industriezeitung, 1862, Nr. 18.) Vorschlag zur Beseitigung der Traubenkrankheit. Der gewöhnliche Schwefel enthält bekanntlich stets etwas Arsenik; doch wird seit mehreren Jahren auch arsenikfreier in den Handel gebracht und namentlich zum Schwefeln der Weine und des Hopfens empfohlen. Indessen fragt es sich, ob nicht gerade der, wenn auch geringe Arsenikgehalt, eine Hauptursache der Wirksamkeit des Schwefels gegen Insecten und Parasitenpflanzen (z.B. gegen das Oïdium der Weintrauben) ist. Wenigstens wollen Weinhändler bemerkt haben, daß arsenikfreier Schwefel den Wein weniger gegen Kochen und Sauerwerden schützt, als gewöhnlicher. Bei dieser Gelegenheit verdient in Erinnerung gebracht zu werden, daß das schon längst bekannte Mittel Insecten von Bäumen abzuhalten, wahrscheinlich mit größerem Vortheil als das Bestreuen mit Schweifet auch bei Weinstöcken angewandt werden könnte. Es besteht bekanntlich darin, ein Loch bis auf das Mark des Baumes zu bohren, um etwas gestoßenen Schwefel oder Quecksilber hineinzubringen. Es entfernen sich alle Insecten von diesem Baum. Indem man diesen Versuch 1) mit gewöhnlichem Schwefel; 2) mit vollkommen arsenikfreiem; 3) mit einem Minimum Arsenik macht, könnte man auch am ersten entscheiden, ob der Schwefel allein oder der Arsenik der wirksame Theil ist. J. C. Leuchs. Buttersäuregehalt des Bodens, des Sumpfwassers und der Düngerflüssigkeit. Isidore Pierre (Comptes rendus t. XLIX p. 286) fand vor vier Jahren bei der Untersuchung eines verdorbenen Aepfelweines, welcher nachtheilig auf die Gesundheit der Consumenten gewirkt hatte, beträchtliche Mengen von Buttersäure, der allein die schädliche Wirkung zuzuschreiben war. Seitdem gelang es demselben noch öfters die Gegenwart von Buttersäure in schlecht gewordenen Aepfelweinen nachzuweisen, und es können nach ihm sogar solche Weine als sehr geeignetes Material zur Darstellung dieser Säure benutzt werden; noch öfter findet man die Buttersäure in dem Boden solcher Keller, in welchen Aepfelwein bereitet wird. Ferner fand Pierre dieselbe Säure in dem Auszuge zweier Proben von Ackererde, welche seit wenigstens vier Jahren nicht mehr gedüngt worden war; sowie in großer Menge im Wasser eines Tümpels auf einem Bauernhofe, welches in der Nähe befindliche Brunnen verdorben hatte. Die nähere Untersuchung über die Quelle der Buttersäure in diesem Falle zeigte, daß dieser Tümpel von einer Düngstätte Wasser empfieng, auf welcher durch Frost verdorbene Zuckerrüben faulten, und daß von diesen die Buttersäure stammte, denn es konnte im ausgepreßten Saft einer solchen Rübe Buttersäure nachgewiesen werden; bekanntlich haben schon Pelouze und Gélis gezeigt, daß sich diese Säure in großer Menge aus Zucker bildet, wenn derselbe in Gegenwart organischer Stoffe der Fäulniß unterliegt. Es konnte in diesem Wasser außerdem keine Substanz aufgefunden werden, welcher man die schädliche an Pferden zuerst beobachtete Wirkung dieses Wassers zuschreiben konnte. Fernere Versuche des Verf. zeigten, daß alle untersuchten dunkelgefärbten Wasser, wie sie sich in Düngerstätten ansammeln, Buttersäure enthalten. In fast allen Pflanzen, im Stroh und anderem Viehfutter finden sich zuckerartige Stoffe, welche zum Theil unverdaut in den Dünger übergehen und in diesem das geeignete Ferment antreffen, durch welches sie mehr oder weniger vollständig in Buttersäure umgewandelt werden. Es ist hiernach auch wahrscheinlich, daß sich diese Säure bei schlecht geleiteten Gährungsprocessen zuckerhaltiger Stoffe häufiger bildet als man bisher glaubte, und es mag dieß speciell bei der Gährung des Aepfelweines der Fall seyn, zu welchem man z.B. in der Normandie, namentlich beim Nachpressen behufs besserer Ausziehung der Aepfel, in der Regel nicht unbedeutende Mengen Wasser zusetzt, und dazu das Wasser von Tümpeln geeigneter zu finden glaubt als Helles und klares Quellwasser, wahrscheinlich wohl nur wegen der beliebten dunkleren Farbe, welche man solchem an sich dünnem Weine durch derartiges Wasser ertheilen kann; natürlich geschieht ein solcher Zusatz stets auf Kosten der Haltbarkeit des Weines, da durch Zusammenbringen des buttersäurehaltigen Wassers mit dem Zucker enthaltenden Saft bei geeigneter Temperatur alle Bedingungen zur weiteren Zersetzung des Weines gegeben sind. (Journal für praktische Chemie, 1862, Bd. LXXXV S. 251.) Aufforderung zur Betheiligung bei einer für jeden Dampfkesselbesitzer wichtigen Erfindung, und zur Bildung eines National-Belohnungs-Vereines für Erfindungen. Tausende, ja Millionen Thaler oder Gulden werden noch heute als entwickelte, aber als nicht ausgenützte Wärme-Einheiten durch den Schornstein in die Luft gejagt, und sind so für die Industrie nutzlos verloren. Selbst die Wissenschaft lehrt bis heute, daß, wenn 1 Pfd. Kohle 7300 Pfd. Wärme-Einheiten entwickelt, man doch nur die Hälfte mit 3700 W.-E. in Rechnung nehmen könne, denn 1 Pfd. Kohle braucht den Sauerstoff von 11 Pfd. Luft, und zum Verbrennen sey das Doppelte, also 22 Pfd., nöthig. Da aber die Temperatur im Schornstein mindestens 180° R., ja, wie man allgemein rechnet, mit 240° R. und nicht gar selten noch mit Flammen in dem Rauchcanale hinter dem Kessel entweicht, so wird der enorme Verlust an entwickelten Wärme-Einheiten sehr erklärlich. Wie man auch durch Aenderung der Feuer bemüht war, die höchst möglichste Wärme zu entwickeln, und durch Kesselconstruction die höchst mögliche Ausnützung zu erzielen, so ist die Beseitigung dieses Verlustes nicht erreicht, und man hat es bis heute noch nicht in der Gewalt diesen Verlust auf diejenige Höhe zu beschränken, auf welcher derselbe unbedingt stattfinden muß, um den Zug im Schornstein nicht zu behindern. Diese Erfindung, sich die im Rauchcanale befindende zu hohe Temperatur ganz nach Belieben nutzbar zu machen und sie dem Kessel zurückzuführen, habe ich gemacht, indem ich bei der vollkommensten oder unvollkommenen Verbrennungsvorrichtung (dem Feuerherde) die directe Heizung belasse, diese aber mit noch einer, auf ein allbekanntes Naturgesetz sich stützenden, Einrichtung so vereinige, daß man die Temperatur, welche über der Höhe der zum Zuge nothwendigen Temperatur liegt, dem Kessel selbst zurückführen kann, also die Wärme aufsauge, wie der Schwamm das Wasser, und so dem Besitzer eines Kessels erhalte. Meine Erfindung ist ferner gänzlich unabhängig gemacht vom Heizer und Taglöhner; jeder denkende Fabriksaufseher kann mit Hülfe des Thermometers sich den Grad der Temperatur wählen, mit welchem er die Feuerluft in den Schornstein entweichen lassen will, und die höhere Wärme noch zu seinem Kessel zurückführen, oder sie anderweitig nutzbar machen, er hat also die Größe der Ersparniß an Brennstoff genau in seiner Hand. In Folge meiner Erfindung können und werden zwei jetzt bestehende Kessel ganz dasselbe leisten, was sonst drei Kessel leisteten. Neue Kessel werden für gleiche Pferdekräfte kleiner, und wenn auch nicht billiger, doch weniger Raum einnehmen. – In Zuckerfabriken kann man statt der Dämpfe die aufgesogene Wärme aus den Rauchcanälen benützen und so den Dampfverbrauch herabmindern. Diese nach allen Richtungen hin wichtige Erfindung will ich möglichst rasch zum Gemeingut der Nationen machen, will aber, da ich nur von den Arbeiten meines Geistes lebe, und dieß mein alleiniges Capital ist, diese Erfindung der Allgemeinheit in folgender Weise verkaufen: – In einem als Manuscript mit Vorbehalt des Uebersetzungs-Rechtes gedruckten Buche gebe ich die genaue Beschreibung und Erläuterung, wie jeder Fabriks- oder Dampfkesselbesitzer oft schon mit seinen eigenen Leuten sich diese Einrichtungen schaffen oder fertigen lassen kann. – Jeder, welcher à Pferdekraft seiner ihm gehörigen Dampfkessel zehn Silbergroschen oder 50 kr. Silber öfter. Währ., in allen Fällen aber als Minimalbetrag, selbst bei Kesseln mit weniger Pferdekraft, zehn Vereinsthaler mir franco einsendet, erhält, wenn sich die genügende Anzahl vereinigt hat, dieß Manuscript zugesandt. – Von den Herren Industriellen, welche als Maschinenbauer den besonderen Vortheil bei den zu machenden Einrichtungen genießen werden, erwarte ich gleichfalls eine höhere Betheiligung als den hier festgestellten Minimalsatz von zehn Thalern. Wenn sich mir durch eine recht lebhafte Betheiligung in ganz Deutschland Seitens der so sehr großen Zahl von Dampfkesselbesitzern, in Fabriken, Eisenbahnen und Dampfschiffen, da auch diesen beiden letzteren eine bedeutende Ersparniß bereitet wird, ferner Seitens der Maschinen- und Dampfkessel-Erbauer und Ingenieure, der sichere Reingewinn von 25000 Thlr. Silber ergeben hat, so soll, da ich genau darüber Buch und Rechnung führen und öffentlich legen werde, ebenso die Namen der sich Betheiligenden stets bekannt machen werde, der Mehrbetrag dazu verwendet werden, einen National-Belohnungsfond für Erfindungen deutscher Männer zu begründen, aus welchem, sobald die Erfindung einen das Gesammtwohl der Menschen betreffenden Gegenstand bildet, welche nicht durch Patente genügenden Schutz erhalten, oder wo die Ausführungen ihrer Erfindung, wegen der Größe der Menge, die daraus Nutzen ziehen wird, wie in meinem Falle ihnen die alleinige Ausführung ihrer Erfindung nicht gestattet, eine Belohnung zu Theil werden, auf Grund der in einer General-Versammlung zu beschließenden Statuten, worüber Näheres bekannt gegeben werden soll. Ein solcher National-Belohnungs-Verein ist schon von Vielen als ein Bedürfniß erkannt, und wird auch sicher als ein dem Zeitgeiste und der deutschen Nation würdiges Ziel erkannt werden, und schon dieser Zweck dürfte viele für das Allgemeinwohl patriotisch strebende Männer veranlassen, mein Unternehmen zu begünstigen. – Man schützte Maler und Schriftsteller in ihrem geistigen Eigenthume durch Gesetze gegen den Nachdruck; aber die Erfindungen einzelner Geister, welche dem Allgemeinwohle zu Gute kommen, nur durch mangelhafte, einem Jeden viel Geld kostende, oder nur auf wenige Jahre sich erstreckende Patente oder Musterschutzgesetze und gestattet das Nachbilden, wenn es mit Variationen umgeben ist. Zu einem Belohnungsfond für Erfindungen soll meine Erfindung jetzt den Anlaß bieten, und kann dieser Fond sich sehr rasch steigern, wenn sich die Gewerbe-Vereine Deutschlands dieser Sache annehmen, und Jeder, der an einem und mehreren Dampfkesseln oder Dampfmotoren meine Erfindung anbringt, sich bereit erklärt zum National-Belohnungs-Verein von jeder Pferdekraft seines oder seiner Dampfkessel jährlich 1 Sgr. oder 5 kr. öfter. Währ, durch zehn Jahre vom Tage der Benützung meiner Erfindung ab, zu zahlen. – Ein so kleiner Beitrag des Einzelnen ist, da die Benützung von Dampfkesseln in allen Branchen der Gewerbe vertreten ist, die nach allen Seiten hin gerechteste und einfachste, und Jeder kann sich, um einem so edlen Zwecke dadurch zu dienen, zu dieser Zahlung bekennen. Hoffend, daß man, wenn man die Wichtigkeit meiner Erfindung zugibt, den beanspruchten Preis nicht zu hoch finden wird, gegen den Werth, den solche Erfindung haben kann, wenn sich dieselbe bewahrheitet, und Jeder gesichert ist, daß ich mindestens nicht zu jenen, die Menschheit durch marktschreierische Anpreisungen beschwindelnden Charlatanen gehöre, die ich selbst gründlich hasse, ersuche ich die Gewerbe-Vereine oder intelligente Männer Deutschlands, Comités zu bestellen, um solchen Belohnungs-Verein Deutschlands zu bilden, und so auch ihr Schärflein zu meiner Unternehmung beizutragen, damit meine Erfindung auch möglichst rasch ins Leben eingeführt werden kann. Gern gestehe ich ein, daß mein Weg neu und originell ist, meine Erfindung zu verwerthen, aber bei der Eigenthümlichkeit derselben scheint mir dieser Weg der zweckmäßigste, weil mit wenigem Gelde Viele dieser Erfindung theilhaftig werden, und ich mich schütze: gegen die gewissenlos getriebene Aneignung neuer Erfindungen durch die Industriellen, wobei dem Erfinder oft nur das Nachsehen bleibt. Indem ich hoffe, daß der Fond zu diesem Vereine ein recht großer in kurzer Zeit seyn möge, so daß mein Anspruch nur einen sehr kleinen Theil davon bildet, übergebe ich dieses der Oeffentlichkeit, unbekümmert um die sicher nicht ausbleibenden Bedenken, die jedes Neue hervorruft. Prag, 1862. Friedrich Schäfer,                                          Civilingenieur im Maschinenbau, Bergwerks-Director, Mitglied der General-Direction,als Secretär des Ausschusses für Mechanik, im Vereine zur Ermunterung des     Gewerbegeistes in Böhmen.                                       –––––––––– Mit Vorstehendem, durch Hrn. Ingenieur Friedr. Schäfer bekannt gemacht, erkennen wir nicht nur die große Wichtigkeit einer solchen Erfindung in national-ökonomischer Beziehung an, sondern haben auch alle Ursache, volles Vertrauen in den ehrenhaften Charakter des Erfinders zu setzen, welcher uns als strebsamer Industrieller mit soviel theoretischen und praktischen Mitteln bekannt ist, daß wir an einer möglichen Ausführung der Erfindung nicht zweifeln. Joh. B. Batka,                                     Kaufmann, Fabriksbesitzer; prov. Geschäftsleiter des böhmischenGewerbe-Vereines.                                   Dr. E. Fried. Anthon,                               Fabriks-Inspector und Sections-Vorstand des böhmischen        Gewerbe-Vereines.                                   Dr. Robert Hoffmann,                             Chemiker der k.k. pat. ökonom. Gesellschaft in Böhmen und     Sections-Vorstand-Stellvertreter des böhmischen Gewerbe-Vereines. Dr. jun. Moritz Raudnitzer,                         Verwaltungsrath des Schriftenwesens im böhm. Gewerbe-Verein.