Titel: Die neuen Silberlegirungen von de Ruolz und de Fontenay in Paris.
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XXXV., S. 129
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XXXV. Die neuen Silberlegirungen von de Ruolz und de Fontenay in Paris. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juni 1862, S. 460. de Ruolz's neue Silberlegirungen. Diese neuen Silberlegirungen, über deren Eigenschaften und Bedeutung für die Technik bereits im polytechn. Journal Bd. CLXI S. 396 eine Notiz mitgetheilt wurde, ließ sich C. D. Abel in London (20, Southampton-buildings, Chancery-lane) am 16. Juli 1861 für England patentiren. I. Zusammensetzung der Legirungen. Die Erfinder theilen ihre Legirungen in zwei Classen ein. Erste Classe. – Dieselbe besteht in einer Mischung von Silber mit Kupfer und Nickel, mit oder ohne Zusatz von Mangan; von dieser Classe bereiten die Erfinder dreierlei Legirungen, welche mit A, B und C bezeichnet sind. A. Silber     33 Procent. Nickel 25–30 Kupfer 37–42 B. – Silber 40 Procent. Nickel 20–30 Kupfer 30–40 Diese Legirung enthält das Silber in größerem Verhältniß als die mit A bezeichnete. C. – Silber 20 Procent. Nickel 25–35 Kupfer 45–55 Diese Legirung enthält ein geringeres Verhältniß von Silber als die mit A bezeichnete. Zweite Classe. – Diese Legirungen bestehen aus Silber, Kupfer, Zink und Nickel, mit oder ohne Zusatz von Mangan, in den drei folgenden Verhältnissen, welche mit D, E und F bezeichnet sind. D. Silber   333 Theile. Kupfer   418     „ Zink   163     „ Nickel     86     „ –––––––––– 1000 E. Silber   340 Theile. Kupfer   420     „ Zink   160     „ Nickel     80     „ –––––––––– 1000 F. Silber   400 Theile. Kupfer   446     „ Zink   108     „ Nickel     46     „ –––––––––– 1000 Die mit A, D und E bezeichneten Legirungen sind hauptsächlich für gewalzte, gestanzte oder gezogene Silberarbeiten bestimmt; die mit C bezeichnete Legirung dient für gegossene Gegenstände, und die mit B und F bezeichneten sind für Silberwaaren bestimmt, welche durch Einsetzen von Edelsteinen verziert werden. Je nach dem Zweck, wozu die Legirung bestimmt ist, wechselt also ihr Silbergehalt von 20–40 Procent; dabei wird das Princip festgehalten, das Verhältniß des Nickels zu vermindern, wenn man dasjenige des Silbers vergrößert, während die übrigen Bestandtheile der Legirung in den angegebenen Verhältnissen beibehalten werden. II. Darstellung der Legirungen. Vom Kupfer und Zink wendet man die reinsten im Handel vorkommenden Sorten zur Darstellung der Legirungen an; das käufliche Nickel muß hingegen zu diesem Zweck vorher gereinigt werden. Reinigung des käuflichen Nickelmetalls. – Man löst dasselbe in Salpetersalzsäure oder in verdünnter Schwefelsäure auf; in letzterem Falle muß das Auflösen entweder durch Beihülfe einer galvanischen Batterie beschleunigt werden, oder durch galvanische Contactwirkung mittelst Anwendung eines Platingefäßes. Durch die Auflösung wird dann ein Strom Chlorgas geleitet, hernach das Eisen durch Kochen mit kohlensaurem Kalk gefällt; alsdann wird das Nickel durch kohlensaures Natron gefällt und der Niederschlag wieder in Salzsäure aufgelöst. Diese Auflösung wird dann stark mit Wasser verdünnt und mit Chlorgas gesättigt, wornach man kohlensauren Baryt in Ueberschuß zusetzt und die Auflösung erkalten läßt. Aus derselben kann nun das Nickel in metallischem Zustand mittelst eines galvanischen Stroms gefällt werden, oder man fällt es als Oxydul und reducirt dasselbe in gewöhnlicher Weise. Darstellung von reinem Nickelmetall aus Speiße (Kobaltspeiße). – Man nimmt: Speiße 100 Theile. Salpeter   20     „ Feldspath 100     „ –––––––– 220 Nachdem dieses Gemenge zusammengeschmolzen worden ist, erhält man das Kobalt in Form eines blauen Glases. Der Rückstand wird geröstet, gewaschen und in Schwefelsäure aufgelöst; die erhaltene Auflösung wird in derselben Weise wie beim vorhergehenden Verfahren behandelt. Es ist zur Darstellung der Legirungen sehr vortheilhaft, das auf irgend eine Weise gereinigte Nickel in einem Tiegel mit Zusatz von gelbem oder rothem Blutlaugensalz umzuschmelzen; auf 1000 Gewichtstheile Nickel nimmt man 50 Theile gelbes, oder 25–30 Theile rothes Blutlaugensalz. Häufig ist dieses Umschmelzen mit Zusatz von Blutlaugensalz zum Reinigen des käuflichen Nickels allein schon ausreichend; man erhält dadurch das Nickel in gut geschmolzenen und homogenen Zainen. A. Bereitung der provisorischen Legirung. Zur Darstellung der Legirungen der ersten Classe, welche mit A, B, C bezeichnet sind, wird das gereinigte Nickel mit Kupfer, Holzkohlenpulver und einem Zusatz von gelbem, oder besser rothem Blutlaugensalz geschmolzen; letzteres Flußmittel ertheilt nämlich den Legirungen besondere Eigenschaften. Bei der Erzeugung einer Legirung, welche den höchsten Procentsatz von Silber und den niedrigsten Betrag von Kupfer enthalten soll, damit sie so wenig oxydirbar als möglich ist, wendet man mit Vortheil einen Zusatz von Mangan an, weil die Erfahrung lehrte, daß ein gewisses Verhältniß von Nickel nicht überschritten werden kann, ohne daß die Güte der Legirung beeinträchtigt wird. Zu diesem Zweck setzt man dem Gemenge von Kupfer und Nickel, bevor es geschmolzen wird, kohlensaures Mangan zu, oder Manganoxyd (welches vorher mit Kohlenpulver in einem geschlossenen Tiegel der Rothglühhitze ausgesetzt worden ist), so daß man eine provisorische Legirung erhält, welche aus 80–90 Theilen Kupfer und Nickel, und aus 20–10 Theilen Mangan besteht. In diesem Falle wendet man als Flußmittel Borax, gelbes oder rothes Blutlaugensalz und Holzkohlenpulver an. Das Mangan verbindet sich sehr leicht mit dem Kupfer, und das Nickel und Silber bilden mit denselben eine hämmerbare Legirung, welche sehr leicht bearbeitet werden kann. Zur Erzeugung der Legirungen der zweiten Classe, welche mit D, E, F bezeichnet sind, schmilzt man zuerst das Kupfer und Zink zusammen, so daß man eine Legirung erhält, worin diese beiden Metalle in den für D, E, F angegebenen Verhältnissen enthalten sind. Die so erhaltene Legirung wird dann mit Nickel geschmolzen, indem man die für die erste Classe von Legirungen vorgeschriebenen Flußmittel benutzt. Wenn die Legirung einen hohen Procentgehalt von Silber hat, so setzt man Mangan zu, wie bei den Legirungen der ersten Classe. B. Bereitung der definitiven Legirungen. Nachdem die provisorischen Legirungen in angegebener Weise bereitet worden sind, schmilzt man sie mit den erforderlichen Mengen Silber zusammen, wobei man als Fluß- oder Reductionsmittel gelbes oder rothes Blutlaugensalz, Kohle, Borax, nebst Phosphor anwendet. Den Phosphor kann man in Form von Phosphorkupfer zusetzen; nachdem man nämlich durch eine Analyse den Procentgehalt dieses Products an Phosphor bestimmt hat, setzt man das Phosphorkupfer der Silberlegirung in solcher Menge zu, daß eine Legirung entsteht, welche 1/2–2 Proc. Phosphor enthält. Zur Darstellung des Phosphorkupfers erhitzt man 8 Thle. Kupfer in kleinen Stücken mit 1 Theil eines Gemenges, welches 40 Thle. Holzkohle und 27 Theile sauren phosphorsauren Kalk enthält. Die definitiven Silberlegirungen können auch auf einmal mit dem erwähnten Gemenge von Kohle und saurem phosphorsaurem Kalk geschmolzen werden, welches hierzu vorher auf eine niedrige Rothglühhitze gebracht wird; in diesem Falle sind die relativen Verhältnisse der definitiven Legirung und des phosphorsäurehaltigen Gemenges: definitive Legirung 1000 Theile. phosphorsäurehaltiges Gemenge   100    „ Wenn man diese Methode anwendet, so wird der Phosphorgehalt der Legirung um so größer, je länger man sie erhitzt. Die Einführung des Phosphors in die Legirungen bewirkt, daß dieselben leichtflüssiger, homogener und weißer werden. Damit jedoch eine solche Legirung die Dehnbarkeit und Hämmerbarkeit wieder erlangt, welche sie durch den aufgenommenen Phosphor verlor, muß man letzteren fast vollständig wieder austreiben, nachdem man vermittelst desselben homogene Zaine erzielt hat. Dieß geschieht durch mehrstündiges Erhitzen der Legirung in einem verschlossenen Tiegel in Gegenwart von Holzkohlenpulver.