Titel: Baumwollkrempel von Dobson und Barlow in Bolton.
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LXIV., S. 251
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LXIV. Baumwollkrempel von Dobson und Barlow in Bolton. Aus der deutschen Industriezeitung, 1862, Nr. 17. Mit einer Abbildung auf Tab. IV. Dobson und Barlow's Baumwollkrempel. Diese verbesserte Krempel ist ganz geeignet, bei der jetzigen mißlichen Baumwollenconjunctur Aufsehen zu erregen, da unter den heutigen Verhältnissen sehr häufig die Spinner dazu gezwungen sind, sich einer Baumwolle geringerer Qualität zu bedienen, obwohl der Nutzen einer Verbesserung zu allen Zeiten in die Augen fallen muß, wenn, wie es hier der Fall, das beste und reinste Garn aus einer bestimmten Qualität Baumwolle zu spinnen, in einer verhältnißmäßig so außerordentlich einfachen Weise erreicht wird. Die Wichtigkeit eines selbstthätigen Apparates, um die Deckel der Krempel zu reinigen, ist zu jeder Zeit anerkannt worden, und man hat zahlreiche Versuche gemacht, dieses Problem zu lösen. Der Erfolg dieser Bemühungen war leider bis jetzt ein sehr bedingter, was wohl hauptsächlich darin seinen Grund hat, daß alle zu diesem Zwecke construirten Vorrichtungen mehr oder weniger zu complicirt auftraten, dann aber, daß man auf Schwierigkeiten stieß, die Deckel genau zu stellen. In dem vorliegenden System sind nun die Deckel von ganz derselben Construction und ruhen auf ihren Stellschrauben in der nämlichen Weise, wie es bei den durch Hand zu putzenden Deckeln der Fall ist. Auf diese Weise ist man allen Schwierigkeiten, die Deckel in genauem Abstande von der Trommel zu erhalten, glücklich aus dem Wege gegangen. Fig. 26 stellt eine Feinkrempel dar und zeigt den Reinigungsapparat für die Deckel. Der Haupttheil des Reinigers besteht aus einem sich auf- und niederbewegenden Rahmen, der aus zwei Armen gebildet wird, die durch zwei die Enden der Arme verbindende Stangen zusammen gehalten werden. Diese Arme, die außerdem durch ein Gewicht im Gleichgewichte gehalten werden, sind so an der Krempel befestigt, daß sie sich vollständig frei um die Achse der Haupttrommel bewegen können. Sie unterstützen zugleich aber auch alle beweglichen Theile des Reinigungsapparates. Das Spiel dieses letzteren ist aber folgendes: er hebt jeden Deckel einzeln, läßt den eigentlichen Reiniger unter demselben hinweggleiten, drückt dann den Deckel fest nieder, indem er zugleich den Reiniger mit einer langsamen stetigen Bewegung durch den Beschlag des Deckels zurückzieht. Auf diese Weise reinigt er den Deckel vollständig, legt den gereinigten Deckel sanft wieder nieder und bewegt sich zu dem nächsten Deckel, indem er immer einen, der dazwischen liegt, überspringt. Nachdem der Apparat den ganzen mit Deckeln belegten Halbkreis durchlaufen hat, kommt er wieder zurück, und reinigt nun alle vorher übersprungenen Deckel. Es kann in der That nichts gleichmäßiger und genauer ausgeführt werden, als alle diese Operationen. Die Geschwindigkeit des Reinigens ist regulirbar und kann von ein bis zu fünf Deckeln per Minute variiren. Die Krempel, die man als Reißkrempel oder zum einmaligen Cardiren anwendet, von der man übrigens hier keine Abbildung gibt, unterscheidet sich von der obigen dadurch, daß sie mit einer besonderen Combination von vier Walzen versehen ist, zum Zwecke, die Wolle zu öffnen und sie für die Behandlung unter den Deckeln vorzubereiten. Man rühmt an diesem Krempelsystem folgende Vortheile: 1) Die Bequemlichkeit, mit welcher der Apparat an allen im Gebrauche befindlichen Krempeln angebracht werden kann: viele derselben haben nur 12 oder 14 Deckel; vermehrt man die Zahl derselben auf 20 und wendet diesen Selbstreiniger an, so vermehrt sich die Production der Krempel um 25 Proc.; 2) die Dauerhaftigkeit und geringe Reparatur des Apparats; 3) der Wegfall des Vorreißers und die Folge davon: der Gewinn an Raum, was eine Ersparniß von 25 bis 30 Proc. bei der Anschaffung der Krempel in sich schließt; 4) die Ersparung der Löhne für die Deckelputzer; 5) die Verhütung der Beschädigung der Gesundheit der Arbeiter, die gezwungen sind, den Staub von den Krempeln einzuathmen, wenn sie dieselben mit der Hand ausputzen; 6) die breiteren Krempelcylinder, die man anwenden kann; 7) die Gleichmäßigkeit und bessere Qualität des Vließes, durch die Regelmäßigkeit des Ausputzens bedingt; 8) die verminderte Abnutzung und bessere Instandhaltung der Beschläge; 9) die geringere Qualität Baumwolle, die man unbeschadet der Güte des Garnes anwenden kann; 10) die große Genauigkeit beim Reinigen; 11) die Verhinderung von griesigem und unreinem Vließ; 12) der Vortheil, stets im Gange und von den Arbeitern unabhängig zu seyn, und endlich 13) die verminderte Nothwendigkeit, die Beschläge oft zu schleifen. Eine Krempel nach obiger Construction befindet sich auf der Londoner Ausstellung.

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV