Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. , S. 314
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Miscellen. Miscellen. Ueber Dampf-Feuerspritzen. Die Dampfspritzen, obwohl von ungemein kräftiger Wirkung und große Massen Wassers schaffend, haben bis jetzt nur in seltenen Fällen Anwendung gefunden, indem es immer zu lange dauert, ehe sie genügend Dampf geben. War es auch möglich geworden, durch die Construction der Kessel und heftiges Feuer die Dampfentwickelung binnen wenig mehr als 15 Minuten zu bewirken, so war diese Zeit doch noch immer zu lang, um mit Erfolg gleich im Anfang das Feuer zu bekämpfen. Gleichzeitig wirkte die rasche Erhitzung nachtheilig auf die Kessel ein. Jetzt hat man in London die sehr einfache Abhülfe getroffen, daß man das einmal zum Kochen erhitzte Wasser im Kessel durch eine in den Feuerraum eingeführte kleine Gasflamme bei verschlossenem Abzugsrohr immer nahezu am Kochen erhält. Ist der Kessel gegen die Ausstrahlung der Wärme durch sorgfältige Einhüllung gut verwahrt, so genügt schon eine sehr geringe Gasmenge, um die Siedetemperatur zu unterhalten. Bricht Feuer aus, so werden die wo möglich schon im Feuerraume angehäuften leichten Brennmaterialien entzündet, die Pferde vorgelegt und während der Fahrt gefeuert, so daß bei der Ankunft an der Brandstelle schon genug Dampf vorhanden ist, um die Maschine sofort in Betrieb zu setzen. Die Lösung der Frage ist so einfach, daß man sich wundern muß, daß man nicht schon lange auf dieses Mittel verfallen ist. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 15.) Verglasen des Eisens. Die Gefäße aus Eisenblech werden zuerst mittelst verdünnter Säure, Abscheuern mit Sand und einer steifen Bürste gereinigt, dann getrocknet und endlich auf beiden Seiten mit einer Auflösung von arabischem Gummi überstrichen. Man siebt dann das fein gepulverte, durch ein feines Seidensieb geschlagene Glas (I.) auf und trocknet den Ueberzug in einem auf 800 R. erhitzten Trockenofen. Jetzt werden sie in einen Chamotte-Cylinder gebracht, der auf helle Rothgluth erhitzt wird; sobald man durch ein im Deckel angebrachtes Schauloch bemerkt, daß das Glas auf der Oberfläche geschmolzen ist, so nimmt man die Gegenstände heraus und läßt sie in einer geschlossenen Kammer erkalten. Zweckmäßig ist es, auf ganz ähnliche Weise noch einen zweiten Ueberzug von einem etwas leichter schmelzbaren Glase (II.) zu geben. Glas I. 130 Thl. gepulvertes Krystallglas (Bleiglas),   20 1/2 Thl. calcinirte Soda,   12 Thl. Boraxsäure in einem Schmelztiegel klar eingeschmolzen, dann ausgegossen (in Wasser), gepulvert und durch ein Sieb von 60 Maschen pro Zoll geschlagen. Zum Stampfen des Glases sind gehärtete Stahlstempel zu verwenden. Der Schmelzhafen wird vorher mit Gummiwasser ausgestrichen und etwas fertiges Glas aufgestebt, das beim Erhitzen aufschmilzt und das übrige Glas vor Verunreinigungen schützt. Glas II. 130 Thl. Krystallglas,   20 1/2 Thl. Soda,   16 Thl. Boraxsäure,     8 Thl. Bleiglätte. Es wird ganz wie Glas I. behandelt, ist aber etwas leichtflüssiger. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 15.) Wichtigkeit des Aluminiums für die Metallurgie, von C. Tissier. In einer unter diesem Titel erschienenen BrochüreImportance de l'aluminium en métallurgie, par M. CharlesTissier. Brochure in 40. Rouen, 1862. macht der Verfasser neuerdings auf die Legirungen des Aluminiums mit dem Kupfer aufmerksam; man kennt die schätzbaren Eigenschaften der Aluminiumbronze, und es scheint, daß schon ein sehr geringes Verhältniß von Aluminium, nämlich 1 Procent, auf das Kupfer einen sehr vortheilhaften Einfluß ausübt. Das so legirte Kupfer oxydirt sich nicht mehr während des Abstechens aus dem Schmelzofen, daher man mit demselben gegossene Gegenstände erhält, deren Oberfläche glänzend bleibt. Nach Tissier gibt die aus 99 Th. Kupfer von Minesota und 1 Th. Aluminium bestehende Legirung, im Vergleich mit reinem Kupfer, für die Biegung eines runden Stabes von 5 Centimeter Breite und 6 Millimeter Dicke, folgende Resultate: Kupfer mit 1 Proc. Aluminium, gehämmert 19 Kilogr. reines Kupfer, zu Draht gezogen   7    „ Messing, zu Draht gezogen   8    „ Eine dreifache Legirung gab folgende Resultate: Kupfer. Zinn. Aluminium 96 4 0   4 Kilogr. 96 4 1 10    „ 96 4 2 16    „ Die gewöhnliche Kanonenbronze (89 Kupfer, 11 Zinn), geschmolzen, gab 10, wie die zweite Legirung der Tabelle. Wenn diese Resultate sich bestätigen, so werden sie beweisen, daß das Verhältniß des Aluminiums geringer als das von Deville und Debray angenommene seyn, und doch noch vortreffliche Producte geben kann. Barreswil. (Répertoire de Chimie appliquée, April 1862, S. 129.) Ueber Gewinnung des Rubidiums aus dem Lepidolith und der Potasche; von Prof. Erdmann. Die Rückstände von der Bereitung des Lithions aus dem Lepidolith, welche R. Bunsen (s. S. 287 in diesem Heft) aus der Mineralwasser-Anstalt des Hrn. Dr. Struve in Dresden erhielt, fand derselbe überaus reich an Rubidium, und es enthielten dieselben 19,75 Proc. Chlorrubidium und daneben auch etwas Cäsium. Indessen sind diese Rückstände sehr ungleich zusammengesetzt. Ich erhielt aus 3 Kilogr. von solchen nur wenige Gramme Chlorrubidium und eine sehr kleine Menge Chlorcäsium. Nach einer mir von Hrn. Dr. Struve gemachten Mittheilung ist bei Aufschließung des Lepidoliths, von welchem diese Rückstände stammten, die Temperatur höher als früher gehalten und das Rubidium dabei wahrscheinlich verflüchtigt worden. Als ein überall leicht zugängliches, wenn auch nicht sehr reichhaltiges Material für die Gewinnung von Rubidium kann die Potasche dienen. Mehrere Sorten von Potasche, sind in meinem Laboratorium in Bezug auf einen Gehalt an Rubidium untersucht worden, und zwar ungarische, illyrische, deutsche und russische. Sie enthielten sämmtlich Rubidium, und zwar anscheinend eben so viel, als sich in einer gemischten Tabakasche fand. In allen diesen Potaschen konnte auch Lithion leicht nachgewiesen werden, dagegen kein Cäsium. Zur Gewinnung des Rubidiums sättigt man die Potasche mit Salzsäure, dampft ab, um den größten Theil des Chlorkaliums auskrystallisiren zu lassen und fällt die Mutterlauge mit Platinchlorid. Den Niederschlag kocht man wiederholt mit kleinen Mengen Wasser aus, bis bei Prüfung einer Probe des ungelöst bleibenden Theils mittelst des Spectralapparats die Rubidiumlinien, besonders die doppelte violette neben den Kalilinien deutlich erscheinen. Man reducirt dann das Platindoppelsalz durch gelindes Erhitzen im Wasserstoffstrome, zieht das kalihaltige Chlorrubidium mit heißem Wasser aus, fällt die Lösung aufs Neue in der Siedhitze mit Platinchlorid, gießt die Flüssigkeit noch warm von dem Niederschlage ab und wiederholt die Reduction desselben und die Fällung mit Platinchlorid in der Wärme so oft, bis das Platindoppelsalz, oder besser das daraus abgeschiedene Chlorid, bei der Prüfung mit dem Spectralapparate nur noch die Rubidiumlinien ohne die Kaliumlinien zeigt. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXVI S. 254.) Verfahren zum Gewinnen des Kupfers aus gerösteten kupferhaltigen Kiesen, von Ed. Haeffely in Kearsley. Bei der Schwefelsäurefabrication benutzt man jetzt oft kupferhaltige Kiese; da aber ein Theil des Schwefels zurückbleibt, nachdem der größere Theil in den Oefen ausgetrieben ist, so muß das Erz nachher nochmals geröstet werden, wobei der übrige Theil ebenfalls in Form von schwefliger Säure entweicht. Nach dieser zweiten Röstung ist die Masse für die Behandlung geeignet, welche den Gegenstand des dem Vorgenannten am 25. Juni 1861 in England ertheilten Patents bildet. Für diese Behandlung wird ein ähnlicher Auslaugeapparat benutzt, wie man ihn oft beim Auslaugen der rohen Soda anwendet, bestehend aus einer Reihe von Kästen. Zum Auslaugen der Masse dient die Flüssigkeit, welche bei der Chlorentwickelung aus Braunstein und Salzsäure zurückbleibt. Diese Flüssigkeit wird in den ersten Kasten gebracht, gelangt, nachdem sie auf das in demselben befindliche geröstete Erz gewirkt hat, vom Boden desselben aus in den zweiten Kasten, und so fort, bis sie zuletzt aus dem letzten Kasten in ein Reservoir abfließt. Für diese Operation ist, damit die ganze oder doch nahezu die Menge des Kupfers ausgezogen werde, etwa eine Woche nöthig, worauf das Erz aus dem ersten Kasten entfernt und derselbe mit einer frischen Portion beschickt wird. Die zum Auslaugen dienende Flüssigkeit wird nun in den zweiten Kasten geleitet und die Lauge aus dem ersten, welcher jetzt der letzte geworden ist, abfließen gelassen u.s.f. Die so erhaltene kupferhaltige Flüssigkeit wird, wenn sie nicht genügend sauer ist, noch mit so viel von dem sauren Rückstande der Chlorentwickelung vermischt, daß sie deutlich sauer reagirt, und am besten mit einer gewissen Menge Wasser verdünnt. Man versetzt sie sodann in einem steinernen Behälter mit dem basischen Schwefelcalcium, welches beim Auslaugen, der rohen Soda zurück geblieben ist, wodurch das Kupfer als Schwefelkupfer niedergeschlagen wird. Nachdem das ganze Kupfer in dieser Art gefällt ist, läßt man die Masse auf ein Sandfilter fließen, auf welchem das Schwefelkupfer, mit anderen Substanzen vermischt, zurück bleibt. Dasselbe wird sodann zur möglichsten Befreiung von Eisen und anderen löslichen Stoffen mit Wasser gewaschen, abtropfen gelassen, getrocknet und dann auf Kupfervitriol oder metallisches Kupfer verarbeitet. (London Journal of arts, Mai 1862, S. 278.) Anwendung der Fluorwasserstoffsäure, um kieselige Steine, Porzellan, Glas etc. zu ätzen und zu verzieren; von Jardin und Blancoud. Jardin und Blancoud benutzen die Fluorwasserstoffsäure im flüssigen Zustande zum Aetzen harter kieseliger Steine und erzielen auf diese Art mit großer Leichtigkeit Erfolge, die in artistischer Beziehung wichtig sind. Wenn man den kieseligen Stein mit einem gewöhnlichen, aus Wachs und Terpenthin bestehenden Aetzgrund überzieht, in diesen Ueberzug die Zeichnung radirt, die Fläche mit einem Wachsrand umgibt und sodann Fluorwasserstoffsäure darauf gießt, so bemerkt man alsbald an allen den Stellen, wo der Stein entblöst ist, eine wolkige Trübung, welche rasch zunimmt und nach deren Stärke die Wirkung der Säure beurtheilt werden kann. Nach einer gewissen Zeit untersucht man, ob die Aetzung hinreichend ist; wenn dieß der Fall ist, nimmt man den Aetzgrund weg; im anderen Falle gießt man wieder Fluorwasserstoffsäure darauf und fährt mit dem Aetzen fort, so lange es nothwendig ist. In vielen Fällen muß man die Wirkung der Säure nachher durch Graviren vervollständigen. Für die gewöhnliche Aetzung ist es, ebenso wie beim Aetzen mit Scheidewasser und bei der Behandlung der lithographischen Steine, unerläßlich, die erforderliche Einwirkung der Säure nicht zu überschreiten, da die Säure, wenn sie zu lange wirkt, die kieselige Substanz in der Art angreift, daß die Striche breiter werden. In anderen Fällen dagegen kann man diese Eigenschaft benutzen, um gewisse nützliche Wirkungen zu erzielen, um künstlerisch werthvolle Resultate zu erlangen. Wenn man die Striche tiefer machen, dabei aber ihre Breite nicht vergrößert haben will, bedeckt man, nachdem die Fluorwasserstoffsäure bis zu einem gewissen Grade gewirkt hat und der Stein sodann abgewaschen und getrocknet ist, die Seitenwände der Striche mit Aetzgrund und füllt die bereits entstandenen Höhlungen mit Fluorwasserstoffsäure aus, welche nunmehr bloß den Boden der Striche angreift. Wenn man dagegen Striche erlangen will, welche unten weiter sind als an der Oberfläche, so bedeckt man, nachdem man bis zu einem gewissen Grade geätzt hat, die oberen Ränder der Striche mit Aetzgrund und ätzt sie weiter mit concentrirter Säure, welche dann die Striche aushöhlt. In die so entstandenen Höhlungen kann man Drähte, Gold, Silber, Platin, Aluminium etc. bringen und darin durch angemessenen Druck befestigen, oder man kann sie mit geeigneten Legirungen ausfüllen und auf diese Art mannichfache Damascirungen erlangen. Indem man die Striche mit der Mischung von Silber, Blei und Schwefel, welche gewöhnlich zur Anfertigung des sogenannten Niello gebraucht wird, ausfüllt, erhält man ebenfalls Verzierungen, die bei Schmucksachen angewendet werden können. Mittelst undurchsichtiger oder farbiger Gläser, welche man in den vertieften Strichen festschmilzt, kann man Verzierungen hervorbringen, welche dem byzantinischen Email ähnlich sind. Für diesen Zweck wird das anzuwendende Glas pulverisirt, worauf man die Striche mit demselben ausfüllt und das Ganze sodann einer hinreichenden Hitze aussetzt, um das Glas in den Strichen zu schmelzen. Nöthigenfalls muß diese Operation, nachdem noch mehr Glaspulver hineingebracht ist, wiederholt, sowie auch der etwaige Ueberschuß des Glases in geeigneter Art entfernt werden. Jede natürliche oder künstliche Substanz, welche Kieselsäure enthält, und folglich von Fluorwasserstoffsäure angegriffen wird, kann nach diesem Verfahren behandelt werden. Auf Porzellan und anderen Thonwaaren, sowie auf Glas lassen sich auf diese Art sehr mannichfache Verzierungen hervorbringen. (Cosmos, vol. XX p. 300; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 957.) Sehr empfindliche Reaction zur Erkennung des Anilins; von Letheby. Nachdem zwei zufällige Vergiftungsfälle durch Nitrobenzin in England constatirt waren und der Verf. überdieß gefunden hatte, daß diese Substanz im Organismus in Anilin verwandelt worden war, stellte er sich die Aufgabe, die empfindlichsten Reactionen zur Nachweisung des Anilins zu ermitteln. Das Anilin kann wegen seiner Flüchtigkeit ohne besondere Schwierigkeit aus den Eingeweiden und Geweben isolirt werden. Letheby findet, daß der Sauerstoff im Entbindungsmoment das beste Reagens für Anilin ist, dessen geringste Spuren er blau, violett oder roth färbt, welche Farben sehr lebhaft und sehr intensiv sind. Er empfiehlt auf folgende Weise zu verfahren: Ein einziger Tropfen einer Lösung von 1 Theil Anilin in 1000 Theilen verdünnter Schwefelsäure (1 Säure und 7 Wasser) wird auf ein Platinblech gebracht, welches mit dem positiven Pol eines einzigen Elements der Grove'schen oder Bunsen'schen galvanischen Batterie in Contact ist. Wenn man nun den Tropfen mit dem Ende eines Leiters des negativen Pols berührt, so färbt sich die Flüssigkeit sofort intensiv blau, hernach violett und endlich rosenroth. Auf diese Weise kann man einen halben Milligramm Anilin mit der größten Leichtigkeit entdecken. Das Strychnin, auf dieselbe Weise behandelt, liefert ebenfalls eine violette Färbung, mit dem Unterschied, daß man, um dieselbe hervorzubringen, eine Lösung von Strychnin in concentrirter Schwefelsäure anwenden muß, während das Anilin diese Reaction zeigt wenn es in einer verdünnten Säure aufgelöst ist, und gerade unter dieser Bedingung die Färbungen am deutlichsten ausfallen. Diese Reaction auf Anilin ist viel empfindlicher als diejenigen mit zweifach-chromsaurem Kali, Mangansuperoxyd, oxydirtem Wasser, oder Chlorkalk. (Chemical News, Februar 1862, S. 71.) Emaillirte Photographie von Joubert. Auf einer gut gereinigten Glastafel verbreite man folgende Lösung, nachdem man dieselbe gehörig filtrirt hat: gesättigte Lösung von zweifach-chromsaurem Ammoniak   5 Gramme. Honig   3      „ Eiweiß   3      „ Wasser 20 bis 30      „ Ein positives Bild auf Glas oder auf Papier wird auf diese empfindliche Glastafel gelegt, nachdem sie getrocknet worden ist, dann erhält man nach einer raschen Exposition ein schwaches negatives Bild. Auf dieses trägt man mit einem weichen Pinsel ein sehr fein pulverisirtes Email auf, und der Gegenstand erscheint dann als Positiv. Man fixirt, indem man auf die Oberfläche Alkohol gießt, welcher Essigsäure oder Salpetersäure enthält. Man wascht hernach in einer großen Schale mit Wasser, welches in kurzer Zeit alles chromsaure Salz auflöst und bloß das Email zurückläßt. Nach dem Trocknen kommt die Glastafel in die Muffel. (Répertoire de Chimie appliquée, April 1862, S. 119.) Ueber den Werth der neuen Zuckerfabricationsmethode von Rousseau. Ueber diese Methode, welche vorzugsweise auf Anwendung von Gyps und Eisenoxydhydrat zur Läuterung des Rübensaftes beruht, wurden von Dr. H. Grouven Versuche auf der Station des landwirthschaftlichen Centralvereins der Provinz Sachsen zu Salzmünde angestellt. Das Resultat derselben bezeichnet diese Methode als eine durchaus fehlerhafte, denn sie lieferte, ganz abgesehen von den großen Kosten der Darstellung des Eisenoxydhydrats, einen sehr schlechten Rohzucker mit dem hohen Salzgehalt von 3,61 Procent (wie es nach den Bemerkungen von Dr. C. Stammer im polytechn. Journal Bd. CLXI S. 139 nicht anders zu erwarten war). Das Fischlaich-Albumin von Georg Leuchs. In Folge eines Preisausschreibens der Société industrielle de Mulhouse im Jahre 1859 für die Entdeckung eines Stoffes, welcher als genügendes Ersatzmittel für Eieralbumin im Zeugdruck dienen kann, bewarb sich Hr. Georg Leuchs um den Preis durch eine Abhandlung, worin er sein Verfahren zur Gewinnung des Albumins aus Fischrogen beschrieb. Ueber dieses Verfahren erstattete Hr. Daniel Dollfus Sohn der Industriegesellschaft einen Bericht, demzufolge jene Abhandlung den gestellten Anforderungen nicht genüge, die angeregte Idee jedoch lohnend auszubeuten wäre, daher die Gesellschaft Hrn. Leuchs (Sohn) die goldene Medaille als Aufmunterung zuerkannte. Nach den Versuchen des Berichterstatters enthält nämlich die Flüssigkeit, welche aus dem Rogen frisch gefangener Fische (nachdem er durch Waschen mit Wasser vom anhängenden Blute gereinigt wurde) ausgepreßt wird, außer dem Albumin auch Fett und Unreinigkeiten in beträchtlichem Verhältniß (fast die Hälfte); das Fett, welches dem gewonnenen Albumin beigemengt bleibt, vermindert aber beim Druck der verdickten Farben deren Anhaften am Gewebe, sowie auch den Widerstand der Druckfarben gegen die auflösende Wirkung des Seifenwassers. Der Bericht von Dollfus und die Abhandlung von Leuchs sind im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, Juni 1860, t. XXX p. 301 mitgetheilt. Leuchs sagt: „Eine viel reichhaltigere Quelle als das Blut sind für die Gewinnung von Albumin die Eier (der Laich) und reichlichen Samen der Fische und anderer im Wasser lebenden Thiere, z.B. der Frösche etc. Die große Menge der kleinen Eier der Fische, für welche man bis jetzt keine nützliche industrielle Verwendung gefunden hat, verleiht diesem Gegenstand eine große Wichtigkeit. In einem Häringe habe ich 50–60 Gramme, in einem Karpfen ½ Kilogr. dieser Eier gefunden. Ein Kabeljau enthält 4–9 Millionen und ein Stör oft 100 Kilogr. Eier. Die Eier des Störs und des Thunfisches kommen im Handel unter dem Namen Caviar vor. Den Laich des Kabeljau und der Makrele gebraucht man als Lockspeise für Fische. Unter dem Laich begreift man die Eier, welche die Fischweibchen zu einer gewissen Zeit an den Ufern der Meere, der Seen und Flüsse ablegen, wo sie sich dann in ungeheurer Menge vereinigen; sie kommen von den entferntesten Punkten, begleitet von den Männchen, welche den Laich mit ihrem befeuchtenden Samen befeuchten. Zu dieser Zeit hat man die beste Gelegenheit, die Fische in großer Menge zu fangen, wo sie die meisten Eier und den meisten Samen haben, die Ernte leicht und wenig kostspielig ist. Der Rogen ist von einem Häutchen umschlossen und erfüllt oft den ganzen Körper des Fisches; er besteht aus einer großen Menge Eier, welche, einem Druck unterworfen, eine gelbliche Flüssigkeit liefern. Diese kann man schäumen lassen wie Eiweiß; sie coagulirt in der Hitze (bei 61° C. trübt sie sich, bei 75° wird sie vollständig fest), selbst wenn sie mit 5000 Theilen Wasser (1 Theil trockenes Albumin auf 5000 Theile Wasser) gemischt ist. Bei 40° C. getrocknet, ist sie in Wasser löslich. In lauwarmes Wasser gebracht, sieht sie aus wie Seife und wird durch Coaguliren unlöslich. Diese Substanz hat im Allgemeinen dieselben Eigenschaften wie das Eieralbumin. Der Niederschlag, welchen man erhält, wenn man sie mit Alkohol, Aether, Kreosot, Gerbsäure, Salpetersäure, Quecksilberoxyd, blausaurem Kali behandelt, ist bei beiden Substanzen gleich. Sie ist löslich in Essigsäure und in Salzsäure, wird aber unlöslich, sobald sie coagulirt. Die Menge der albuminartigen Stoffe, welche jene Flüssigkeit enthält, ist stets die gleiche, wie folgende Versuche beweisen: 100 Theile Rogen von gesalzenen Häringen enthalten: häutige Körper     7 Theile. Wasser   70,4   „ albuminartige Stoffe   12      „ Fett, Salze, schleimige Körper, Zucker   10,5   „ ––––––––––   99,9 Theile. 100 Theile Rogen von einem frisch getödteten Karpfen enthielten: häutige Körper   10,5 Theile. Wasser   71,7    „ albuminartige Stoffe   12,5    „ Fett, Salze, schleimige Körper, Zucker     5,3    „ –––––––––– 100 Theile. Der befruchtende Same des Männchens der Fische hat dieselben Eigenschaften wie eine Albuminlösung; er enthält aber außer dem Albumin eine große Menge anderer Körper, hauptsächlich Fett und Schleim, welche die Darstellung eines für den Zeugdruck geeigneten Albumins schwierig machen. Es ist deßhalb vorzuziehen, ausschließlich Fischrogen zur Darstellung des Albumins zu verwenden, so lange man denselben reichlich haben kann. Darstellung des Albumins aus Fischrogen. Man kann das Albumin darstellen: a) aus getrocknetem Rogen, wie derselbe im Handel vorkommt; b) aus frischem Rogen, gleich nach dem Fang der Fische entnommen; c) aus dem Rogen gesalzener Fische. a) Darstellung aus getrocknetem Rogen. Derselbe wird gröblich gemahlen, alsdann mit Wasser übergossen, die erhaltene Lösung decantirt, und dann in einem geheizten Local, dessen Temperatur 40° C. nicht übersteigen darf, eingetrocknet. b) Darstellung aus dem Rogen frisch gefangener Fische. Mit demselben ist das Albumin wohlfeiler darzustellen als mit getrocknetem oder gesalzenem Rogen, weil man dabei die Transportkosten und das Trocknen oder Einsalzen erspart. Nachdem man den Rogen durch Waschen mit Wasser von dem anhängenden Blut gereinigt hat, wird er ausgepreßt, wornach man die gewonnene Flüssigkeit absetzen läßt. Das Flüssige wird nun von dem Niederschlage getrennt und in einer Trockenvorrichtung eingetrocknet. Der Rückstand wird erschöpft, indem man ihn mit Wasser behandelt, filtrirt und die erhaltene Flüssigkeit ebenfalls zum Eintrocknen bringt. c) Darstellung aus Rogen gesalzener Fische. Das Verfahren ist ganz wie das vorige, bevor man aber preßt, wird das überflüssige Salz durch Waschen mit kaltem Wasser vollständig entfernt. Das nach diesen Methoden dargestellte trockene Fischalbumin ist eine glasähnlich aussehende Masse, welche mehr oder weniger gelblich und sehr löslich in Wasser ist. Nach dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, Februar 1862, t. XXXII p. 74, ist Hr. Leuchs mit seinem Ersatzmittel des Eier- und Blutalbumins zum zweitenmal als Bewerber um den Preis der Gesellschaft aufgetreten, welcher ihm aber nicht zuerkannt werden konnte, weil leider bisher alle Versuche, das Fischlaich-Albumin nach seinen Verfahrungsarten im Großen darzustellen, erfolglos geblieben sind. Das concentrirte Malzextract der Weberbauer'schen Brauerei. Ein ungegohrenes Bier oder Malzabkochung ist, wenn es in dünnflüssiger Form nur einige Tage aufbewahrt wird, der Zersetzung ausgesetzt; es wird sauer und mithin unbrauchbar. Die in dünnflüssiger Form in den Handel kommenden sogenannten Malzextracte sind daher weingeisthaltig, das heißt, sie haben gegohren. Diesem entgegenzutreten, gibt es nur ein Mittel, nämlich: die Bierwürze (Malzabkochung) bis zur Extractform von Honig- oder Syrup-Consistenz zu verdampfen. Alle übrigen Zusätze von sogen. Geheimmitteln sind einerseits unwesentlich, andererseits fingirt, um so dem einfachen Mittel mehr Eingang beim größeren Publicum zu verschaffen, und verdient eine derartige Mischung den Namen eines reinen Malzextractes nicht. Es verhält sich dieß gerade so wie mit der Jahre hindurch in Mode gestandenen Revalenta arabica, welche für alle Krankheiten der leidenden Menschheit helfen sollte. In derselben Weise, wie man von jeher die nährende und stärkende Kraft des Malzes kannte, kannte man auch dieselbe bei den Stärkemehl, Kleber und andere Bestandtheile enthaltenden Hülsenfrüchten, besonders des Linsen- und Bohnenmehles, und letzteres war ganz einfach die so mystisch klingende und bombastisch angepriesene Revalenta arabica. Hr. Doma hat nach mehrseitig ergangenen Aufforderungen es unternommen, mittelst eines eigens hierzu construirten Dampf-Apparates concentrirte Malzwürze zu bereiten, welche er, abhold allen an Charlatanerie grenzenden Anpreisungen, in schlichter Weise nur als einfachen Malzextract, das heißt, als eingedickte Bierwürze oder Malzabkochung ohne jegliches andere Geheimmittel empfiehlt. Dieß Extract hat den wesentlichen Vorzug, daß es sich weit leichter transportiren läßt, weit haltbarer und namentlich für Kinder genießbarer ist, indem es wie Honig auf Semmel gestrichen und wegen seines angenehmen süßen Geschmackes sehr gern von ihnen genommen wird. Es enthält 66–70 Procent trockenes Malzextract aus Traubenzucker, Hopfenbitter, Gummi, Protëinstoffen und den Bestandtheilen der Gerstenasche bestehend. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 15.) Selbstentzündung eines gefirnißten Gewebes. Ein höchst interessanter Fall von Selbstentzündung eines gefirnißten Stoffes ist in jüngster Zeit in einer Fabrik im sächsischen Erzgebirge vorgekommen. In jener Fabrik wird nämlich durch Tränken einer Art Stramin mit Leinölfirniß ein zum Schöpfen der Pappe vorzüglich brauchbarer Stoff schon seit mehreren Jahren in großer Menge fabricirt. Von diesem Stoff war eine größere Menge frisch getränkt der Luft und jedenfalls auch der Sonne zum Behuf des Trocknens ausgesetzt gewesen und hatte sich in Folge dessen wahrscheinlich bedeutend erwärmt; sodann wurde die ganze Masse dieses Stoffs in einer Niederlage untergebracht. Nach wenigen Stunden drang aus dieser Niederlage ein dicker Qualm hervor und beim Oeffnen derselben war bereits ein großer Theil des Stramins verkohlt; es hätte jedenfalls nicht mehr lange gedauert, so wäre die ganze Masse in hellen Flammen ausgebrochen. Zuerst vermuthete man Brandstiftung, nachdem jedoch Nachforschungen zu durchaus keinem Resultate führten, kam man auf den Gedanken, daß hier ein Fall der Selbstentzündung vorliege. Ein Versuch mit einer kleineren Quantität des frisch gefirnißten Stoffs, den man, nachdem er der Luft und Sonne ausgesetzt gewesen, fest zusammenrollte, bestätigte die Vermuthung vollkommen, denn wenige Stunden nachher hatte sich dieser zusammengerollte Stoff in seinem Innern bereits so heftig erhitzt, daß schon ein Theil des Firnisses zerstört war und auch das Gewebe bereits eine grauschwarze Farbe angenommen hatte. (Deutsche illustr. Gewerbezeitung, 1862, Nr. 22.) Verhütung des Staubes auf Straßen. Das im vorhergehenden Heft dieses Journals Seite 240 erwähnte Mittel, den Staub auf Straßen zu verhüten, auf welches man in Bordeaux durch Zufall kam (Tränken des Erdreichs mit salzsaurem Kalk oder anderen zerfließlichen und daher Feuchtigkeit anziehenden Salzen), wurde von J. C. Leuchs schon vor 43 Jahren vorgeschlagen, ohne seither Beachtung gefunden zu haben. Ebenso Auffangen des Staubes in Zimmmern durch Vorhänge oder in Rahmen aufgespannte Zeuge oder herabhängende Schnüre, die mit salzsaurer Kalklösung getränkt sind. Auf Straßen wäscht natürlich der Regen die Salze wieder nach und nach aus, aber in bedeckten Gängen, wo der Staub oft so lästig wird, hätte das Mittel dauernde Wirkung. Ebenso eignete es sich für Turnhallen, um das Stauben des Sandes in denselben zu vermindern. Ueber die Absorption des in der Luft der Viehställe verbreiteten Ammoniaks. Hierüber wurden von dem Agriculturchemiker der Station des landwirtschaftlichen Centralvereins der Provinz Sachsen zu Salzmünde, Dr. H. Grouven, Experimente angestellt. 200 Pfd. einer humosen Erde wurden mit 20 Pfd. concentrirter Salzsäure gemischt und je 75 Pfd. dieser Mischung auf einem 10 Quadratfuß großen Brete ausgebreitet und inmitten des Stalles, 2 Fuß unterhalb der Stalldecke, aufgehängt. Es ergab sich, daß von dieser Quantität der Mischung im Verlaufe von 6 Monaten im Pferde- und Schafstalle 1/2 Pfd., im Kuhstalle 1/3 Pfd., also im Verhältniß zur absorbirenden Oberfläche immerhin eine nicht unbedeutende Menge Ammoniak gebunden worden war. Weitere Versuche mit Gyps, indem derselbe im gepulverten Zustande mit dem feuchten Schaf- und Pferdemist vermischt wurde, bestätigten die Ammoniak-bindende Kraft dieses Körpers, selbst wenn derselbe im trockenen Zustande über den Dünger ausgestreut wird. Eine Menge von 1/2 Proc. des Stallmistes reichte bei nur 48stündiger Berührung hin, um beinahe alles flüchtige Ammoniak im Schaf- und Pferdemist zu fixiren. Es ist daher der Gyps zum regelmäßigen Ueberstreuen des Mistes in den Ställen, namentlich in Schaf- und Pferdeställen, allen Landwirthen mit Recht zu empfehlen.