Titel: Mourey's neues Verfahren zum Löthen des Aluminiums; Bericht von Barreswil.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XLIX., S. 205
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XLIX. Mourey's neues Verfahren zum Löthen des Aluminiums; Bericht von Barreswil. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juli und August 1862, S. 393 und 499. Mourey's neues Verfahren zum Löthen des Aluminiums. Als der verstorbene Levol der Société d'Encouragement über das von Mourey im J. 1859 angegebene Verfahren zum Löthen des Aluminiums (polytechn. Journal Bd. CLI S. 384) Bericht erstattete, äußerte er einige Zweifel über die Dauerhaftigkeit der darnach erhaltenen Löthungen. Dieß veranlaßte Mourey sein Verfahren noch zu verbessern. Sein neues Loth enthält ein größeres Verhältniß von Kupfer, es ist härter und weißer als das frühere; die Verhältnisse der verschiedenen Metalle, woraus es besteht, werden übrigens nach den beabsichtigten Anwendungen der Löthung abgeändert. Zahlreiche Versuche, welche der Ausschuß der Société d'Encouragement angestellt hat, ergaben, daß die Löthung nach dem neuen Verfahren eine viel größere Dauerhaftigkeit zeigt, als sie bei der Verwendung der Aluminiumartikel jemals erforderlich seyn kann. Zwei aufeinandergelegte Aluminiumbleche wurden durch Löthung vereinigt und konnten dann durch ein Walzwerk gestreckt werden, ohne daß sie sich trennten; zwei durch Löthen vereinigte Drähte konnten das Zieheisen passiren und vereinigt bleiben. Das Resultat, welches Mourey durch sein neues Verfahren erzielt, ist allerdings eine wirkliche Löthung, jedoch nicht im Sinne des gelötheten Silbers, indem sie nicht so gleichförmig ist; man ist nämlich niemals ganz sicher, eine Löthung von ununterbrochenem Zusammenhang zu erzielen. Wenn man das Silber löthet, so wendet man den Borax an, welcher den dreifachen Vortheil gewährt, die Oberfläche des Silbers abzubeizen, indem er das Oxyd auflöst, das Metall nicht anzugreifen und den Zutritt der Luft von demselben abzuhalten; es ist einleuchtend, daß unter diesen Umständen die metallische Berührung zwischen den zu vereinigenden Rändern oder Flächen des Silbers und dem Loth eine absolute seyn kann und daher die Adhärenz eine vollständige seyn muß. Bei dem Aluminium ist hingegen die Anwendung des Borax oder der analogen Mittel nicht möglich, und das Metall wird daher der löthenden Legirung von Zink und Aluminium mit einem Thonerdehäutchen überzogen dargeboten, welches dasselbe isolirt. Unter diesen Umständen ist aber die Löthung unausführbar; Mourey verfiel nun auf den sinnreichen Kunstgriff, die Oberfläche des mit schmelzendem Loth überzogenen Aluminiums mit einem kleinen Schaber aus Aluminium stark zu reiben. Dadurch wird das Thonerdehäutchen zerrissen, es werden also metallische Berührungspunkte zwischen dem Metall und dem Loth hergestellt, und die Adhärenz erfolgt in dem Maaße, als die Oberfläche des Aluminiums sich entblößt. Da es nun nicht möglich ist, das Metall in absolut gleichförmiger Weise zu reiben, so kann auch die Löthung keine absolut genaue seyn; sie genügt jedoch, wie ich oben sagte, in praktischer Hinsicht den Bedürfnissen der Industrie. Man kann die Theorie von Mourey's Löthung durch einen sehr einfachen Versuch nachweisen. Wenn man ein Aluminiumblech in Quecksilber taucht, so hängt sich bekanntlich das Quecksilber an dasselbe nicht an; reibt man aber die Oberfläche des Aluminiums, während dasselbe in das Quecksilber getaucht ist, mit einem harten Körper, z.B. einer Stahlklinge oder einem Stück Scheibenglas, so erfolgt die Amalgamation an den Stellen welche gerieben wurden, wo also der schützende Ueberzug zerrissen worden ist. Ich bemerke noch, daß das so amalgamirte Aluminium sich erwärmt und sich bald mit einem seidenartigen Staub von Thonerde überzieht. Beschreibung des Verfahrens. Die Aluminiumstücke, welche man löthen will, müssen auf dieselbe Weise vorbereitet (angefrischt) werden, wie die zum Löthen mit Zinn bestimmten Gegenstände. Die zu vereinigenden Stücke werden dann mit geglühtem Eisendrahte zusammengebunden, und man benutzt kleine Kolben aus Aluminium, um sowohl das Schmelzen als das Anhaften des Loths an den angefrischten Flächen zu erleichtern. An einen Kolben aus Aluminium klebt sich nämlich das Loth nicht an, wie es bei einem kupfernen der Fall wäre. Früher benutzte Mourey, um das Schmelzen und die Adhärenz des Lothes auf dem Aluminium zu erleichtern, als das beste Fluß- und Desoxydationsmittel den Copaivabalsam; später fand er aber, daß die bei allen Metallen erforderlichen Desoxydationsmittel für das Aluminium unnütz sind, und jetzt löthet er daher direct ohne ein solches. Hinsichtlich der kleinen Kolben aus Aluminium, womit man das Reiben bewerkstelligt, besteht der Kunstgriff darin, das Loth im Augenblick des Schmelzens zu reiben, um es gehörig fließen zu machen. Zur Erhitzung kann man entweder die Gaslampe, oder die Richemont'sche Lampe mit Terpenthinöl benutzen, am besten in Verbindung mit Enfer's Gebläse. Mourey wendet sieben verschiedene Aluminiumlegirungen als Lothe an, welche mehr oder weniger schmelzbar sind, und die er in folgenden Verhältnissen zusammensetzt: Nummerdes Loths. Aluminium. Kupfer. Messing. Zink. 1      30 Theile.      20 Theile. 50 Theile. 2 20     „ 15     „ 65     „ 3 12     „   8     „ 80     „ 4   9     „     6 Theile. 85     „ 5   7     „ 5      „ 88     „ 6   6     „ 4      „ 90     „ 7   4     „   2     „ 94     „ Man kann das Verhältniß des Aluminiums vergrößern oder vermindern, es ist jedoch zu berücksichtigen, daß bei einem starken Verhältniß von Aluminium das Loth spröde wird. Um diese Lothe darzustellen, schmilzt man zuerst das Kupfer, dann setzt man das Aluminium auf zwei- oder dreimal zu. Nachdem die Mischung gut geschmolzen ist, rührt man sie mit einem Eisenstäbchen wohl durcheinander und setzt zuletzt das Zink zu, welches schnell zerfließt. Man rührt neuerdings um, damit die Mischung eine möglichst gleichförmige wird, und nachdem man ein wenig Talg oder Benzin hinzugegeben hat, gießt man die Masse in Stangenform aus. Es ist von Belang, nach dem Zusetzen des Zinks die Hitze nicht zu sehr zu steigern, damit dieses Metall nicht verbrennt und sich verflüchtigt, indem das Loth hiedurch zu spröde würde. Für kleine Gegenstände empfiehlt Mourey besonders das Loth Nr. 6, welches vortreffliche Resultate liefert.