Titel: Untersuchungen über die Gase, welche der Torf beim Erhitzen entwickelt; vom Bergingenieur de Commines de Marsilly.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LV., S. 231
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LV. Untersuchungen über die Gase, welche der Torf beim Erhitzen entwickelt; vom Bergingenieur de Commines de Marsilly. Aus den Comptes rendus, t. LV p. 323. de Marsilly, über die Torfgase. Ich habe eilf Versuche mit Torf von verschiedener Güte und Herkunft angestellt. Die Gasmenge, welche 1 Kilogr. Torf liefert, beträgt für Torf von guter Qualität 198–392 Liter. Der Torf erleidet eine merkliche Veränderung, wenn er der Luft und dem Regen ausgesetzt bleibt; man muß ihn daher in ganz trockenem Zustande unter Schoppen aufbewahren; auch sollte man ihn wo möglich in dem Jahre verwenden, wo er gestochen wurde. Wenn man den Torf bei 100° C. trocknet, erhält man per 100 Kilogr. bald mehr, bald weniger Gas; so gibt ein Torf von Camon, nach dem Austrocknen bei 100° C., 470 Liter anstatt 392 Liter, während die Ausbeute eines Torfes von Querrieux von 346 auf 278 Liter sinkt. Hiernach scheint es, daß oft ein beträchtlicher Gasverlust stattfindet, ehe die Temperatur 100° erreicht, und daß man sich darauf beschränken muß den Torf bei einer Temperatur unter 100° auszutrocknen. Durch ein langsames Calciniren vermindert sich die Ausbeute an Gas um 20 bis 33 Procent. Das mit einem Torf erster Qualität durch rasches Calciniren erhaltene Gas hatte folgende Zusammensetzung: Torf von Camon. Erste Qualität. Kohlensäure 13,51 Sauerstoff 1,08 Stickstoff 3,67 stark gekohlte Gase 3,06 Sumpfgas 6,44 Kohlenoxyd 34,28 Wasserstoff 37,96 Merkwürdig ist bei diesen Resultaten das starke Verhältniß von Kohlensäure; sie ist bei der Anwendung des Torfes zum Heizen sehr nachtheilig, denn dieses Gas absorbirt Wärme für seine Entwicklung und muß beim Abziehen in den Schornstein nothwendig solche mitreißen; aus diesen Gründen entsteht in doppelter Hinsicht ein Wärmeverlust; durch die Kohlensäure wird also derselbe Uebelstand veranlaßt wie durch den Wasserdampf, welcher ebenfalls in reichlicher Menge vorhanden ist. Von stark gekohlten Gasen sind 3 bis 5 Proc. vorhanden; der Unterschied zwischen dem Torfgase und dem Gase welches die Steinkohle mit langer Flamme liefert,Man sehe de Marsilly's Abhandlung über das Steinkohlengas im polytechn. Journal Bd. CLXV S. 266. besteht darin, daß jenes viel weniger Sumpfgas und viel mehr Wasserstoff und hauptsächlich Kohlenoxyd enthält. Das Torfgas ist daher viel weniger leuchtend als das Steinkohlengas, selbst nachdem es vollständig gereinigt wurde. Für das Heizen ist das Kohlenoxyd ein Gas, welches eine lange Flamme gibt und Wärme entwickelt; nach der Menge und Natur der Gase, welche der Torf liefert, muß daher seine Flamme eine lange und reichliche seyn, aber wegen der vorhandenen großen Menge von Wasserdampf und Kohlensäure kann sie nicht so heiß wie diejenige der Steinkohlen mit langer Flamme seyn. Meine Analysen erklären also die Erscheinungen, welche man bei der Verbrennung des Torfes beobachtet, sowie die Resultate welche man erhält, wenn man ihn zur Gasfabrication verwenden will. Die Gase, welche man durch ein langsames Calciniren des Torfes erhält, sind von denjenigen welche ein rasches Calciniren liefert, nur in so fern wesentlich verschieden, als im erstern Falle das Verhältniß von stark gekohlten Gasen ein viel schwächeres ist. Das Gas von ausgetrocknetem Torf hat beiläufig dieselbe Zusammensetzung wie dasjenige des gleichen nicht ausgetrockneten Torfes. Wenn man Torf calcinirt, so entwickeln sich die Kohlensäure und die stark gekohlten Gase größeren Theils am Anfang; das zuletzt gesammelte Gas besteht hauptsächlich aus Kohlenoxyd und Wasserstoff. Der Torf kann zur Gasbeleuchtung benutzt werden, man muß dann aber die sehr bedeutende Menge Kohlensäure, welche das gewonnene Gas enthält, sorgfältig abscheiden; auch wäre es zweckmäßig, die letzten Portionen des sich entwickelnden Gases, welche sehr wenig leuchtend sind, weil sie zum größeren Theil aus Kohlenoxyd und Wasserstoff bestehen, abzuleiten und etwa zum Heizen der Retorten zu verwenden. Für die Gasbereitung ist es sehr wichtig, den Torf rasch zu calciniren. Als Brennmaterial eignet sich der Torf für viele Zwecke, aber wegen der Kohlensäure und des Wasserdampfes, welche sich reichlich entwickeln, kann die Flamme keine so hohe Temperatur wie die Steinkohle geben.