Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Lear's Reisschälmaschine. Dieselbe besteht in einem stehenden Cylinder, der aus vier senkrecht stehenden Mühlsteinblöcken gebildet ist. Ueber die nach außen sich erweiternden Spalten, die dazwischen bleiben, sind durchlöcherte Platten von Eisenblech oder starke engmaschige Drahtnetze gespannt, durch welche die abgeriebenen Theile sich absondern, und durch unten angebrachte Ansatzröhren herausfallen. In dem äußeren Cylinder, etwa 3–4 Zoll davon abstehend, befindet sich ein kleinerer Cylinder von Eisenblech, Holz etc., der eine Anzahl gekrümmter Federn oder Schläger trägt, die bei der durch eine stehende Achse bewirkten Umdrehung an der inneren, rauh gehauenen Oberfläche der Steine hinstreichen. Der zu schälende Reis fällt durch eine schräg stehende Rinne auf die obere horizontale Verschlußplatte des inneren Cylinders, und wird von dort durch die Centrifugalkraft gegen die innere Fläche der Mühlsteinblöcke geschleudert, von den Schlägern gefaßt und in Spiralen nach unten geführt, wo er sich auf einer schiefen Fläche ansammelt und nach außen gelangt. Der Staub und die Schalentheile, welche die Mühlsteinflächen abreiben, gehen durch die Drahtsiebe durch und werden so möglichst vollständig abgesondert. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 18.) Walzverfahren von John Napier in Glasgow. Um große Bleche oder Stäbe in kürzerer Zeit bei einer Schweißhitze fertig zu walzen, schlägt Napier vor, zwei oder mehrere Walzenpaare in passenden Abständen hintereinander aufzustellen, so daß dasselbe Packet in derselben Richtung durch so viel auf einander folgende Walzenpaare hindurchpassiren kann, als erforderlich sind, um ihm das definitive Caliber zu geben. Jedes von den verschiedenen Walzenpaaren kann entweder durch eine besondere Maschine betrieben werden, deren Geschwindigkeit so regulirt ist, als es der beim Uebergange von einem Walzenpaare zum andern entsprechenden Streckung entspricht, oder es kann die Geschwindigkeitsveränderung durch Vorgelege und conische Trommeln mit Riemen bewirkt werden. Damit so viel Schlacken und Gase als möglich aus der Masse entweichen können, soll die Mitte des ersten Walzenpaares einen größeren Durchmesser erhalten, als die Enden, das zweite Walzenpaar ebenso eingerichtet seyn, jedoch mit geringerem Unterschiede der Walzendurchmesser, und so fort bis zum letzten oder Fertigmach-Walzenpaare. Die Walzen sollen zugleich in verticaler oder schiefer Lage benutzt werden, wenn dadurch Erleichterungen in der Darstellung zu erzielen sind. (Artizan Nr. 235.) Gasschmelzofen in der Berliner Münze. Dr. Percy beschreibt in seiner Metallurgie Bd. I. S. 198 nach den Angaben von Dr. H. Wedding einen in der Wedding'schen Eisengießerei construirten, in der Münze und der Porzellanfabrik zu Berlin angewendeten Gasschmelzofen. Der etwa 7 Fuß hohe und 2 Fuß 3 Zoll weite Gasgenerator hat in 1 3/4 Fuß Höhe über dem Boden nach der Hinterseite zu einen 1 1/2 Fuß breiten Planrost und davor, an der Vorderseite, einen aus vier Stufen bestehenden Treppenrost. Zu letzterem führt eine mit einer Eisenthür verschließbare, etwa 1 Fuß hohe Räumöffnung, sowie auch eine solche zum Aschenfall, in welchen mittelst eines Ventilators comprimirte Luft eingeblasen wird. Das Chargiren mit Braun- oder Steinkohlenklein geschieht, wie beim Bischof'schen Gasgenerator, auf die Weise, daß man den 2 Fuß hohen und 1 Fuß 3 Zoll weiten Raum über dem Generatorschacht, welcher von letzterem durch einen Schieber getrennt ist, mit dem Brennmaterial anfüllt, unter Wasserverschluß einen Deckel aufsetzt und dann den Schieber aufzieht. Die brennbaren Gase werden durch eine etwa 9 Zoll weite, erst horizontale, dann verticale und dann wieder horizontale Röhre in 5 bis 6 Zoll Entfernung unter der Schachtmündung (unter dem Schieber) in einen 2 Fuß langen und 1 Fuß hohen Canal abgeführt. In geringer Entfernung vor der Gasausströmungsöffnung liegt quer in dem Canal eine eiserne Röhre, aus welcher durch eine Düse Ventilatorluft ausströmt, sich mit den Gasen vermengt und diese verbrennt. Die Flamme tritt dann am Ende des Canals in den etwa 4 Fuß hohen und 2 Fuß 3 Zoll weiten Schmelzofen, auf dessen aus zwei dicken Traillen bestehendem Roste, 2 Fuß über der Sohle, ein großer Schmelztiegel von 1 3/4 Fuß Höhe und 1 1/4 Fuß Weite steht. Sowohl der Zutritt der Gebläseluft, als auch der der brennbaren Gase wird durch Ventile regulirt. Die Flamme wird durch einen Fuchs oben in dem mit einem Deckel versehenen Ofen in einen Schornstein abgeleitet. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 29.) Erweiterte Tiegelschmelzung. Um größere Quantitäten Metall in bedeckten Tiegeln, als bei ihrer bisherigen Form, schmelzen zu können, wendet Muntz in Birmingham einen gemauerten Kessel an, von dessen Sohle Thonröhren sich erheben. Die auf einem Rost unter dem Kessel erzeugten Verbrennungsproducte umspielen nicht bloß den Kessel, sondern streichen auch durch die Röhren und geben durch diese ihre Wärme vollständiger an das Metall ab. (Mining Journal, 1862, Nr. 1390.) Vorkommen von Rubidium und Cäsium im Carnallit. Nach Versuchen, welche in meinem Laboratorium ausgeführt worden sind, enthält der Carnallit, das bekannte Doppelsalz von Chlormagnesium und Chlorkalium aus dem Steinsalzlager von Staßfurt, sowohl Rubidium als Cäsium. Derselbe wird unter dem Namen „Kalisalz“ ausgehalten und in den Handel gebracht; das sogenannte „Abraumsalz“ besteht ebenfalls zum Theil aus Carnallit. Der Carnallit ist jedenfalls das wohlfeilste Material für die Gewinnung der beiden Alkalien. Man löst denselben in Wasser, fällt die Talkerde im Sieden durch kohlensaures Natron, filtrirt, sättigt das Filtrat mit Salzsäure, läßt den größten Theil des Chlornatriums und Chlorkaliums auskrystallisiren, fällt die Mutterlauge in der Kälte unvollständig mit Platinchlorid, kocht den Niederschlag anhaltend mit Wasser aus, um das Kaliumdoppelsalz möglichst auszuziehen, reducirt den Rest mit Wasserstoff, fällt das Gemenge der zurückbleibenden Chloride aufs Neue mit Platinchlorid u.s.w., bis bei der Prüfung mittelst des Spectralapparates die Kalilinien verschwinden, die in dem Maaße schwächer werden, als die Cäsiumlinien neben den Rubidiumlinien deutlicher hervortreten. Erdmann. (Journal für praktische Chemie Bd. LXXXVI S. 377.) Vorkommen von Rubidium im Feldspath. Da das Rubidium in den Pflanzenaschen vorkommt (s. polytechn. Journal Bd. CLXV S. 133), so ließ sich erwarten, daß es in den kalihaltigen Mineralien enthalten seyn werde, aus deren Verwitterung sich die Ackerkrume bildet. In der That enthält der gemeine Feldspath (Orthoklas) von Carlsbad Rubidium, welches sich leicht nachweisen läßt, indem man die durch Aufschließung des Minerals erhaltenen Chloralkalien mit Platinchlorid ausfällt, den Niederschlag, nachdem er einigemal mit Wasser ausgekocht worden ist, reducirt und die durch Ausziehen mit Wasser erhaltenen Chloride vermittelst des Spectralapparats prüft. Erdmann. (Journal für praktische Chemie Bd. LXXXVI S. 448.) Ueber die Fabrication des Kalisalpeters durch Zerlegung des Natronsalpeters mit Kalisalzen in Deutschland; von Dr. H. Grüneberg in Kalk bei Cöln. Die Fabrication des Kalisalpeters durch Zerlegung des Chilisalpeters mit Kalisalzen ist seit dem Krimkriege in Deutschland heimisch geworden. Die politischen und geographischen Verhältnisse Preußens ließen in jener Zeit Preußen vor Allem als für diese Fabrication geeignet erscheinen, und zwar war es Stettin, welches durch seine günstige Lage (Seeverbindung mit Rußland) in dieser Hinsicht am meisten bevorzugt war, und woselbst alsbald das erste größere Werk für diesen Industriezweig gegründet wurde. Dieses Werk vermochte jedoch trotz seines bedeutenden Umfanges seiner Zeit nicht den täglich gesteigerten Anforderungen der russischen Regierung zu genügen; es entstanden nach und nach andere Fabriken, und kleinere Werke dehnten sich aus, so daß nach Beendigung des Krieges bereits an fünf Orten Deutschlands diese Salpeterfabrication in größerem Umfange betrieben wurde. Zwar erhielten sich nicht alle diese Fabriken; die größte derselben, die Fabrik in Stettin, gieng wegen nicht geglückter Speculationen des Besitzers zu Grunde. Der Gründer derselben legte aber alsbald ein neues Werk in Cöln, in der Mitte der Pulverindustrie, an, welches sich eines besseren Fortganges erfreute, denn die Pulverfabrikanten entschlossen sich, wenn auch langsam, doch endlich dem künstlich erzeugten reinen Salpeter vor dem bisher verwendeten ostindischen Salpeter den Vorzug zu geben. Außerdem entstanden nach einander noch drei Werke in Nord- und Süddeutschland, so daß in wenigen Jahren die Salpeterproduction eine Höhe erreicht hatte, welche den Consum bei weitem überstieg, und die Fabrication veranlaßte, sich mit dem Absatze ihres Fabricates nach dem Auslande zu wenden. Augenblicklich werden in Deutschland in acht Fabriken circa 7,500,000 Pfund Kalisalpeter dargestellt. Diese starke Concurrenz hatte das Sinken der Salpeterpreise zur nächsten Folge, aber sie spornte auch die einzelnen Producenten zur fortwährenden Vervollkommnung ihrer Fabrication und in gleichem Maaße zur Aufsuchung billiger Rohstoffe für dieselbe an. Während früher fast ausschließlich das aus dem Kelp gewonnene Chlorkalium zur Salpeterfabrication angewendet wurde, gieng man während des Krimkrieges zur Verwendung der russischen Potasche über. Doch auch dieser Rohstoff wurde alsbald zu theuer, und man wandte sich zu der aus der Rübenmelasse bei deren Verwendung zur Branntweinbrennerei als Nebenproduct gewonnenen Schlämpekohle, einer kohligen Masse, welche neben circa 30 Proc. kohlensaurem Kali noch 20 Proc. kohlensaures Natron, 18 Procent Chlorkalium und 10 Procent schwefelsaures Kali enthält. Die entstehenden neuen Fabriken wurden lediglich für Verarbeitung dieses letzteren Rohstoffes angelegt. Freilich stiegen bei Verwendung so unreiner Rohstoffe auch die Schwierigkeiten der Fabrication, denn es galt, aus diesen Rohstoffen nicht allein einen reinen. Salpeter, sondern auch ein gut verkäufliches Nebenproduct, eine hochgrädige Soda, zu erzielen. Den unausgesetzten Bestrebungen der Industriellen ist auch dieß gelungen; in der Cölner Fabrik von V. und G. wird z.B. neben chemisch reinem Salpeter eine Soda von 90 bis 95 Proc. gewonnen, welche der nach dem Leblanc'schen Proceß gewonnenen Soda nichts nachgibt und wie diese von den Consumenten geschätzt wird. (Polytechn. Centralblatt, 1862, S. 1029.) Reinigung des salpetersauren Silberoxyds von einem Kupfergehalte für photographische Zwecke; von Dr. Laurenty. Um ein kupferhaltiges salpetersaures Silber für photographische Zwecke schnell vollkommen kupferfrei zu erhalten, schlägt der Verfasser vor, einen kleinen Theil des in Wasser gelösten Salzes mit etwas Aetzkalilauge zu fällen, das dabei sich ausscheidende Oxyd gehörig auszuwaschen, dasselbe im feuchten Zustande in einem dem Kupfergehalte entsprechenden Verhältnisse der vom Kupfer zu reinigenden Silbersalzlösung hinzuzufügen und dann das Ganze unter Umrühren in der Wärme zu digeriren. In kurzer Zeit scheide sich alles Kupfer in Gestalt von Oxyd aus und ein neutrales, vollkommen kupferfreies, salpetersaures Silberoxyd bleibe in Lösung. Das bei diesem Reinigungsprocesse sich abscheidende, mit Silberoxyd vermischte Kupferoxyd könne leicht wieder in Salpetersäure gelöst, und daraus auf bekannte Weise reines Silber abgeschieden werden. (Photographisches Archiv, 1862 S. 124.) Ueber die Zersetzung der Ammoniakflüssigkeit durch Chlor, von Alfred Anderson. Beim Einleiten von Chlor in Ammoniakflüssigkeit wird nicht bloß, wie in einigen Lehrbüchern angegeben ist, Stickgas entwickelt, sondern zugleich auch Sauerstoff in wechselnden Mengen, indem außer der Zersetzung nach der Formel NH³ + 3Cl = 3ClH + N auch eine solche nach der Gleichung 5NH³ + HO + 4Cl = 4NH⁴Cl + N + O stattfindet. Die größte Menge Sauerstoff, die in dem entwickelten Gasgemische gefunden wurde, betrug 13,8 Proc. Außer Stickstoff und Sauerstoff bildet sich bei dieser Einwirkung nur Salmiak; so lange Ammoniak im Ueberschusse vorhanden ist, entsteht kein Chlorstickstoff. (Chemical News, 1862 S. 246.) Ueber die Auffindung des Broms, von R. Fresenius. Der Verf. bestätigt die Angabe Balard's, daß Schwefelkohlenstoff das beste Vehikel zur Aufnahme des durch Chlor aus seinen Verbindungen ausgeschiedenen Broms sey. Es ist jedoch erforderlich, einen Ueberschuß von Chlor zu vermeiden und einen von schwefliger und Schwefelsäure freien Schwefelkohlenstoff anzuwenden. Lösungen, die nur 1/30000 Brom als Bromkalium enthielten, ertheilten nach Zusatz der erforderlichen Chlormenge dem Schwefelkohlenstoff eine deutlich gelbe Färbung, während unter gleichen Verhältnissen Aether und Chloroform völlig farblos blieben. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1862 S. 46.) Das Hydrocarbongas von Schäffer und Walcker in Berlin. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen im Monat Juni d. J. erklärte Hr. Dr. Weber das im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 348 veröffentlichte Verfahren der Herren Schäffer und Walcker zur Herstellung des Hydrocarbongases, und besprach die Vortheile, welche die Einführung des Verfahrens für kleine Fabriken, Eisenbahnhöfe etc. mit sich führe. In einer Retorte können täglich 8–9000 Kubikfuß Gas hergestellt, und dabei die verschiedensten kohlenwasserstoffhaltigen Stoffe, wie Erdöle, Braunkohle etc. verwendet werden. Das Gas ist bedeutend leuchtender, als das gewöhnliche Leuchtgas, ist frei von Schwefelwasserstoff etc. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1862 S. 145.) Ueber die Anwendung der Salzsäure bei der Bereitung des gereinigten Weinsteins; von C. Suter. Liebig hat beobachtet, daß wenn man den Weinstein mit concentrirter Salzsäure behandelt, ein Theil des Kalis als Chlorkalium gefällt und freie Weinsteinsäure gebildet wird. Diese Zersetzung findet nicht statt, wenn man verdünnte Salzsäure anwendet. Letztere löst in der Wärme sehr leicht das im rohen Weinstein enthaltene doppelt-weinsteinsaure Kali auf, welches in der erkalteten Lösung krystallisirt. Wenn man auf 200 Gramme rohen Weinstein, 100 Grm. gewöhnliche käufliche Salzsäure und 100 Grm. Wasser anwendet, so bildet sich kein Chlorkalium. Die mit Thierkohle behandelte Auflösung ist hellgelb, in Folge eines Eisengehaltes. Sie setzt während ihres Erkaltens farblose Krystalle von reinem doppelt-weinsteinsaurem Kali ab, welche man nur zu waschen braucht, um sie von der Salzsäure zu befreien. Die Mutterlauge dieser Krystalle dient zu neuen Auflösungen; man kann so mehrere Operationen nach einander in derselben Säure machen, welche nach und nach das Eisen und den Kalk aufnimmt, die im rohen Weinstein enthalten sind. Nachdem sich darin die fremden Salze so angehäuft haben, daß der durch die Krystallisation gelieferte Weinstein nicht mehr als hinreichend rein betrachtet werden kann, behandelt man die Flüssigkeit mit Kalk, und erhält einen Niederschlag von weinsteinsaurem Kalk, welcher zur Bereitung von Weinsteinsäure benutzt werden kann. (Répertoire de Chimie appliquée, Juni 1862, S. 213.) Ueber das amerikanische Erdöl und dessen vermeintliche Concurrenz für unsere Paraffin- und Solaröl-Industrie; von Dr. Ziurek. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen im Monat Juni d. J., machte Hr. Dr. Ziurek nähere Mittheilungen über das amerikanische Petroleum mit besonderer Rücksicht auf die Entscheidung der Frage, ob und in wie weit vom dem amerikanischen Erdöl eine Concurrenz für unsere einheimische Paraffin- und Solaröl-Fabrication zu fürchten sey. Der Vortragende hatte zu diesem Zwecke sich rohes amerikanisches Erdöl verschafft, das in London mit 13–14 Pfd. Sterl. per Tonne à 20 Centner angeboten wird, und dasselbe einer Reihe von Untersuchungen unterworfen. Die Destillation des Oels beginnt bereits vor 60° C. und liefert bei verschiedenen Wärmegraden verschiedene flüssige Kohlenwasserstoff-Verbindungen, eine geringe Menge Paraffin und eine noch geringere Menge von Brandharz; Benzin ist ebenfalls vorhanden, aber in geringer Menge und schwer abscheidbar. Man erhält aus dem rohen Petroleum circa 44–45 Proc. Photogen, 52–53 Proc. Solaröl und höchstens 2 Proc. Paraffin. Die Darstellung des Photogens und des Solaröls daraus ist sehr einfach. Man erhält unter Anwendung der geeigneten Reinigungsmittel schon durch einmalige Destillation vollkommen farblose Oele. Aus dem zuletzt übergehenden Oele erhält man durch Krystallisation etwa 5 Proc. Paraffinmasse, und aus dieser 1 1/2–2 Proc. Paraffin, dessen Schmelzpunkt bei 47° C. ist. – Legt man nun diese Ergebnisse für die Werthstellung des Petroleums zu Grunde, so schwinden die für unsere Paraffin- und Solaröl-Industrie gehegten Besorgnisse sehr erheblich. Zunächst wäre hervorzuheben, daß nur ein Theil, 52–53 Proc., der daraus zu gewinnenden Oele als Leuchtstoff Verwendung finden wird; denn es können nur diejenigen flüssigen Leuchtstoffe auf eine allgemeine Verwendung rechnen, deren Siedepunkt über 150° C. liegt, weil nur solche Oele bei ihrer Verwendung gefahrlos sind, d.h. keine Explosionen zur Folge haben. Aus diesem Grunde hat sich der Verbrauch von Photogen immer mehr verringert, und der Consum von Solaröl so enorm vergrößert. Dazu kommt, daß die Ausbeute an Paraffin, dem werthvollsten der Leuchtstoffe, sehr gering ist, so daß diese Fabrication der einheimischen keinen Abbruch thun wird. Dieß Alles, sowie die Preise des rohen Steinöls und die großen Fortschritte unserer einheimischen Industrie lassen mit Sicherheit annehmen daß die amerikanische Erdöl-Production nicht so verderblich auf unsere einheimische Industrie einwirken wird, als befürchtet wurde; daß insbesondere die Paraffinfabrication darunter nicht leiden wird, sondern daß Paraffin nach wie vor sowohl in Broden als in Kerzen seinen guten Markt haben wird; daß Solaröl allerdings seinen Markt in England einbüßen, aber im Inlande vollkommen die Concurrenz mit dem aus Petroleum fabricirten Oele aushalten wird, und der ganze Industriezweig nach wie vor ein lohnender zu bleiben verspricht. Der Vortragende machte noch einige Mittheilungen über die Art der Gewinnung und über die Production des amerikanischen Erdöls, und zeigte Rangoo-Oel aus Birma und Erdharz aus Baku vor, aus welchen Stoffen gleichfalls Paraffin gewonnen wird. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1862 S. 144.) Der Gummilack, angeblich ein Ersatzmittel für Eiweiß. Man hat neulich den Gummilack, in Borax oder Soda aufgelöst, als Ersatzmittel für Eiweiß vorgeschlagen. Es wurde behauptet, daß die mittelst Gummilack befestigten Farben dieselbe Haltbarkeit haben, wie die mit Eiweiß befestigten. Der Ausschuß der Mülhauser Industriegesellschaft hat sich durch wiederholte Versuche überzeugt, daß der Gummilack in keinem Falle das Eiweiß ersetzen kann und daß die nach diesem Verfahren befestigten Farben keine Haltbarkeit haben. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, März 1862.) Ueber die Bildung des Ozons auf chemischem Wege. In der am 5. Juli d. J. abgehaltenen Sitzung des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. referirte Prof. Böttger über eine angeblich neue Bereitungsweise des Ozons auf chemischem Wege und sein Verhalten zu verschiedenen Stoffen. Prof. Schönbein theile, bemerkt der Redner, in dem neuesten Hefte der Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel mit, daß es ihm endlich nach vieljährigem Bemühen gelungen sey, auf chemischem Wege das Ozon aus einem sogenannten Ozonid, dem übermangansauren Kali nämlich, mittelst Baryumsuperoxyd, abzuscheiden. Dieser interessanten Thatsache habe er (Prof. Böttger) aber bereits schon vor zwei Jahren, nämlich im Juni 1860 (laut Jahresbericht des physikal. Vereins von 1859–60), gelegentlich der Mittheilung neuer Bereitungsweisen von übermangansauren Salzen, im Kreise der Mitglieder genannten Vereins ausführlich gedacht, und ein Vierteljahr später in einer der Sectionssitzungen für Chemie auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Königsberg sogar öffentlich zur Sprache gebracht. Da uns zufällig der amtliche, im Buchhandel erschienene Bericht der Königsberger Versammlung zur Hand ist, so wollen wir nicht unterlassen, das hierüber auf S. 110 daselbst Mitgetheilte hier wiederzugeben. Nachdem nämlich ein Referat von Prof. Böttger's Vortrag über explodirendes Antimon, ferner über das nach seiner Methode auf elektrolytischem Wege gewonnene Eisen gegeben worden, heißt es wörtlich: Ebenso überraschend waren dessen neueste Beobachtungen über eine neue langandauernde Ozonquelle, die man erhält, wenn man 2 Gewichtstheile staubtrockenes gepulvertes übermangansaures Kali mit 3 Gewichtstheilen Schwefelsäurehydrat überschüttet, dieses Gemisch (etwa 2 Loth) in eine 2 Liter fassende Flasche einträgt und verschließt. Die Luft in dieser Flasche ist fortan so stark ozonisirt, daß das Ozon durch das Houzeau'sche Reagens, durch den Geruch und alle übrigen bekannten Mittel aufs Schärfste dargethan werden kann. Bei dieser Gelegenheit hob er hervor, daß die Zusammensetzung der Uebermangansäure, wie sie Mitscherlich angegeben, die allein richtige sey und die Angaben Phipson's jedenfalls auf einem Irrthum beruhten. Der Vortragende erklärte ferner, daß er binnen Kurzem seine neuen zweckmäßigeren Darstellungsweisen verschiedener übermangansaurer Salze der Oeffentlichkeit übergeben werde.“ Der Vortragende wies ferner experimentell nach, daß es zur Entwickelung von Ozon aus einem Gemisch von Schwefelsäure und übermangansaurem Kali, des Baryumsuperoxyds gar nicht bedürfe, indem bei der in gewöhnlicher Lufttemperatur schon von selbst erfolgenden langsamen Zersetzung des übermangansauren Kali's durch Schwefelsäurehydrat, unter Ausscheidung von Mangansuperoxyd, der entweichende Sauerstoff aufs stärkste ozonisirt erscheine. Schließlich erinnerte der Redner von neuem an eine gleichfalls schon früher von ihm entdeckte merkwürdige Eigenschaft eines Gemisches von Schwefelsäure und übermangansaurem Kali, nämlich unter allen bis jetzt bekannten Stoffen – am stärksten oxydirend zu wirken! – Aether, Alkohol, sämmtliche ätherische Oele sowie sonstige brennbare Stoffe, sieht man bei ihrer Berührung mit kaum einer Spur jenes Gemisches, augenblicklich flammend sich entzünden, ja manche Stoffe werden bei ihrer Berührung mit jenem Gemische sogar unter explosionsartigem Geräusch entzündet, und Schwefelblumen z.B. momentan in Schwefelsäure verwandelt. Am Schlusse seines Vortrags bemerkte der Redner noch, er werde nächstens über Prof. Schönbein's interessante Beobachtungen hinsichtlich neuer Bildungsweisen des salpetrigsauren Ammoniaks referiren, könne aber auch hierbei nicht umhin, wiederholt daran zu erinnern, daß er (Prof. Böttger) es gewesen sey, welcher zuerst bestimmt ausgesprochen und experimentell bewiesen daß bei jedwedem Acte der Verbrennung, geschähe diese in atmosphärischer Luft, – ohne Ausnahmesalpetrigsaures Ammoniak gebildet werde.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 63. (Neue Frankfurter Zeitung, 1862, Nr. 191.) Methode zur Bestimmung des specifischen Gewichts von Dr. T. L. Phipson. Phipson bestimmt das spec. Gewicht von Mineralsubstanzen mit Hülfe einer calibrirten Röhre und einer einmaligen Wägung, indem er die gewogene Substanz in eine nach Kubikcentimetern eingetheilte Röhre steckt, in welcher eine notirte Menge Wasser enthalten ist. Da der feste Körper so viel Wasser verdrängt, als er Raum einnimmt, so findet man aus der Erhöhung des Wasserstandes in der Röhre, wie viel Kubikcentimeter Inhalt er besitzt, und durch Division mit dem bekannten Gewichte das specifische Gewicht. Hat man z.B. 5 Gramme von einem Mineral und ist nach dem Einlegen desselben in die Glasröhre der Wasserstand um 2,5 Theilstriche (Kubikcentimeter) gestiegen, so beträgt das spec. Gewicht 5/2,5 = 2. Das Gorilla-Garn. J. und C. Th. Eastwood in Bradford, Marshall Mill, fabriciren unter dem Namen „Gorilla-Garn“ aus Alpaka, Mohair, Schafwolle und mehreren vegetabilischen Faserstoffen im Gemisch mit Seidenkämmlingen und anderen Seidenabfällen ein Garn, welches mit einer gewissen Regelmäßigkeit Rauhigkeiten und Knötchen zeigt, die fest in demselben gebunden sind und von den Seidenabfällen herrühren. Die Seidenabfälle werden in verschiedenen Farben angewendet, so daß ein aus diesem Garn hergestelltes Gewebe gar nicht gefärbt zu werden braucht. Die Genannten haben sich die Erzeugung dieses Garnes in England patentiren lassen. (Polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 1159.) Harben's Surrogat für Baumwolle. Die Fasernpflanze, welche Hr. Harben als Surrogat für Baumwolle vorgeschlagen hat, ist eine unter dem botanischen Namen Zostera marina bekannte Gattung Seegras, welche sich sehr häufig in der Nord- und Ostsee findet, und deren lange, gleichbreite, bandartige Blätter bisher nur zum Ausstopfen von Matratzen, zum Decken der Dächer und als Dungmittel benützt wurden. Hr. Harben legte der Manchesterer Handelskammer mehrfach zubereitete Fasern dieser Pflanze vor, und es wurde beschlossen sofort Versuche damit anzustellen. Der Entdecker hegt die sanguinische Hoffnung, ein vollgültiges und höchst billiges Ersatzmittel für Baumwolle gefunden zu haben. Nützliche Verwendung der Lupinenwurzel; von Dr. Autier. Der Verfasser, ein Arzt, der sich viel mit der Anwendung der Chemie zu industriellen Zwecken beschäftigt, hat in der Lupinenwurzel einen seifenartigen Stoff entdeckt, und zwar in weit größerer Menge als in der Seifenwurzel. Denn man braucht das Wasser nur mit der Lupinenwurzel zu peitschen, so wird man augenblicklich eine große Menge Seifenschaum erhalten. – Man kann also die Wurzel zur Bereitung von Lauge benutzen, 1) zum Einfetten und Waschen aller Arten Wolle; 2) zur Seifenlauge für die Hauswäsche; 3) zum Einfetten der rohen und gewebten Seide. – Zur Gewinnung des Seifenstoffes braucht man nur die Wurzel in Fluß- oder Brunnenwasser abzusieden. Man kann sie im Ganzen gebrauchen, oder besser geschnitten oder in irgend einer Weise klein gebrochen. In einer halben Stunde werden die klein gemachten Wurzeln fast ihren ganzen Seifenstoff an das Wasser abgegeben haben. Das Sieden muß überwacht werden, indem sich viel Schaum bildet, den man nicht verlieren muß. Auch die schon gebrauchten Wurzeln können für die. Hauswäsche verwandt werden. Sie ersetzen die Asche, die man über die in den Waschkessel geworfene Wäsche zu schütten pflegt. Die frischen und besonders die trockenen Wurzeln geben beim Kochen dem Wasser eine gelbbraune Farbe. Indeß entfernt man dieselbe leicht, wenn man in die Flüssigkeit alte Lappen, am besten baumwollene Lappen wirft. Dieselben müssen rein seyn, und farblos, damit sie nicht neuen Farbstoff abgeben, während sie den alten entfernen. Diese Wurzeln, die man in allen Ländern im Ueberfluß findet, und die nur von den Armen zur Feuerung aufgesucht werden, bezahlen mit wucherischem Zins die Arbeit, die auf das Einsammeln verwandt wird. Um die Wurzeln zu trocknen und ihre Fäulniß zu verhindern, legt man sie an die Luft. Doch muß man sie vorher waschen, um die Erde zu entfernen, und den oberen Theil der Wurzel am Fuße des Stengels abschneiden. Auch muß man die Wurzeln, die zu sehr verfault oder zu schwarz an den verdorbenen Theilen sind, ganz entfernen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 18.)