Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. , S. 233
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Miscellen. Miscellen. Die Verarbeitung des spanischen Rohres zu Stuhlrohr und künstlichem Fischbein. Dr. Heinrich Schwarz beschreibt diese Bearbeitung, wie sie in der Mayer'schen Stocklackfabrik auf dem Grasbrook in Hamburg betrieben wird, im Breslauer Gewerbeblatt, 1862 Nr. 20, folgendermaßen: „Das spanische Rohr, Stuhlrohr, ist bekanntlich der lange biegsame Stamm der Rotangpalme, die in tropischen Gegenden in ungemein großer Menge vorkommt, und natürlich durch den überseeischen Transport leicht nach Hamburg geschafft werden kann. Es kommt bekanntlich in zusammen gebogenen lang gezogenen Ringen in den Handel, welche sich indessen durch Erwärmen in einer Dampfhülle leicht gerade strecken lassen. Nachdem man so passende Längen davon erhalten, schreitet man zuerst zum Abschleifen der Oberfläche. Das spanische Rohr zeigt nämlich stellenweise einen sehr kieselsäurereichen spröden, fast glasartigen Ueberzug, außerdem aber Absätze, und muß davon befreit und völlig egalisirt werden, um es sowohl zum Schneiden des Stuhlflechtrohres, als auch zur Fabrication des sogen. künstlichen Fischbeins verwenden zu können. Das Verfahren beim Abschleifen des Rohres ist ziemlich einfach und geschieht mittelst einer naß gehaltenen, ziemlich rasch sich drehenden Walze, gegen welche das Rohr durch eine Leiste angedrückt wird. Die ziemlich lange Walze (von Sandstein?) ist horizontal gelagert, und unterhalb derselben läuft die andrückende Leiste hin. In den Zwischenraum zwischen beiden wird nun eine Reihe von möglichst gleich starken Rohren eingeschoben, und jedes derselben mittelst einer Druckschraube mit einer kleinen Spindel verbunden. Liegen etwa 30 Rohre neben einander, so sind ebenfalls 30 solche kleine Spindeln vorhanden, die senkrecht zu der Achse der Schleifwalze stehen und durch Räderwerk ziemlich rasch umgedreht werden. Die hinter der Walze liegenden langen Enden der Rohre stecken in eisernen Röhren, die gleich den Läufen einer Höllenmaschine neben einander liegen. Sie dienen dazu, um das Schleudern der Rohrenden bei der raschen Umdrehung zu vermeiden. Die ganze Reihe der Spindeln sitzt auf einem Schlitten, der sich während der Drehung der Spindeln langsam von der Walze entfernt. Ist so alles vorgerichtet, so wird die Maschine in Bewegung gesetzt, die andrückende Leiste gehoben und die Rohre unter beständiger Drehung unter der Schleifwalze hingezogen, wodurch natürlich ein sehr gleichmäßiges Abschleifen erfolgt. Die Absätze werden durch Anhalten an eine kleine rasch rotirende Sandsteinscheibe besonders beseitigt. Nach dieser allgemeinen Vorrichtung der Rohre schreitet man nunmehr zum Abspalten der äußeren Rinde, die allein dicht und zähe genug ist, um zum Stuhlflechten verwendet zu werden. Das spanische Rohr zeigt im Innern ein ziemlich lockeres Fasergewebe, während die Rinde dichter und glänzender ist. Diese Rinde allein wird durch Abspalten gewonnen, und dann weiter getrennt und verfeinert. Man beginnt zuerst mit dem Abschneiden von 4 Segmenten und zwar mittelst eines dünnen, scharfen Hobeleisens, das in eine zweitheilige runde Rinne von dem Umfange des Rohres so eingesetzt ist, daß beim Durchziehen des Rohres erst das obere, dann das untere und endlich die zwei seitlichen Segmente abgespalten werden. Es bleibt ein lockerer Kern von quadratischem Querschnitt übrig, für den es bis jetzt noch an Verwendung fehlt. Man dreht wohl 2 oder 3 dieser Rohrkerne zusammen und erhält so eine Art von Krinolinenreifen, die indessen weit weniger Elasticität, als die Stahlreifen besitzen. Man könnte vielleicht daraus ziemlich haltbare Seile drehen, die indessen aus zu kurzen Enden zusammengesetzt seyn dürften. Auch wäre es wohl möglich, daraus durch fernere Zertheilung in feine Späne ein Polstermaterial herzustellen, oder nach Entfernung der Kieselsäure durch Kochen mit Alkalien einen Papierstoff zu erhalten; Verwendungen, über deren Werth nur durch eingehendere Versuche entschieden werden kann. Kehren wir nunmehr zu den abgespaltenen, äußeren Theilen zurück, so müssen dieselben natürlich noch weiter verfeinert und von den anhaftenden Kerntheilen befreit werden. Die erhaltenen Theile von förmigem Querschnitt, werden zuerst zwischen Schneidescheiben in der Mitte, senkrecht zu der geraden Grundlinie zerschnitten, so daß zwei Theile von und Querschnitte entstehen. Durch Abspalten der Ecke, die aus lockerem Kern besteht (ebenfalls durch Darüberziehen über ein Hobeleisen, wie am Anfange) erhält man endlich die Rindensubstanz rein, die nun, je nach dem Umfange der Rohre und der Feinheit des zu erzielenden Flechtwerks noch einmal oder zweimal durch Schneidscheiben der Länge nach zertheilt wird und so die verschiedenen Nummern des Stuhlflechtrohres liefert, wie sie in den Handel kommen. Eine weitere sehr wichtige Verwendung des spanischen Rohres ist die zu sogen. künstlichem Fischbein oder Wallosin. Es ist über diese Fabrication von dem vermeintlichen Erfinder (Völker in Meißen) viel Geschrei gemacht worden, während die Mayer'sche Fabrik dieses Surrogat schon seit langer Zeit, lange vor Völker, dargestellt und aus der Methode der Fabrication nie ein Geheimniß gemacht hat. Es ist nichts anderes, als dünnes spanisches Rohr, das man durch Erhitzen in Dampf erweicht, und dem man durch Durchgehenlassen zwischen Walzen den viereckigen Querschnitt ertheilt hat. Das spanische Rohr muß gut abgeschliffen und vor allem vollständig von den Knoten befreit seyn. Da man nur kürzere Enden braucht, so sucht man die Knoten möglichst zu vermeiden. Die äußere Schicht des Rohres wird nicht durch Abspalten entfernt, obgleich man so gleich die gewünschte vierkantige Form erhalten könnte, sondern daran gelassen, da sie es ist, die dem künstlichen Fischbein Haltbarkeit und Elasticität verleiht. Nachdem das Rohr in passende Längen geschnitten, werden diese etwas über 100° C. erhitzt, und dadurch so erweicht, daß sie beim Durchgehen zwischen zwei horizontal gelagerten eisernen Walzen, die passende Kaliberfurchen enthalten, den viereckigen Querschnitt der Fischbeinstäbe annehmen. Das nöthige Erwärmen der Rohre geschieht in einem kleinen Röhrendampfkessel, indem man dieselben in die durchgehenden, rings von Dampf umgebenen Röhren hineinschiebt. Der ziemlich hoch gespannte Dampf wird aus der Dampfleitung der Fabrik entnommen. Das Durchwalzen erfolgt unter ziemlich starkem Druck und verleiht den Rohren sogleich die gewünschte Form. Hierauf werden die Rohre mittelst Blauholz- und Eisenbeize schwarz gefärbt, alsdann noch mit einer Auflösung von Asphalt in leichtem Theeröl eingerieben und wenn nöthig, lackirt, endlich die Spitzen angeschliffen und auf einer Polirscheibe polirt. Die Elasticität dieses künstlichen Fischbeins ist zu der Verwendung zu Regenschirmen vollständig genügend. Es werden bei dem jetzt ungemein hohen Preise des natürlichen Fischbeins sehr bedeutende Massen dieses Surrogats angefertigt. Neben diesem künstlichen Fischbein werden indessen immerhin noch sehr bedeutende Mengen des ächten Wallfisch-Fischbeins in der Mayer'schen Fabrik verarbeitet. Zu manchen Zwecken, für die Damentoilette, ebenso aber auch für elegante Reit- und Fahrpeitschen ist das ächte Fischbein wegen seiner großen Elasticität und Leichtigkeit nicht zu ersetzen. Morris' Verfahren Bronzekanonen zu gießen. Morris formt die Bronzekanonen hohl ein und versieht sie hierbei mit einem Kern, in welchem eine Wassercirculation unterhalten wird. Der Kern besteht nämlich aus zwei in einander gesteckten Röhren, von denen die äußere einen Ueberzug von Lehm und Sand hat. Die innere Röhre, welche zwischen sich und der äußeren Röhre einen Zwischenraum läßt, reicht nicht ganz bis an den Boden der äußeren Röhre, damit das zur Circulation bestimmte Wasser an dieser Stelle von dem ringförmigen Zwischenraum in die innere Röhre übertreten kann. In dem ringförmigen Zwischenraum erhitzt sich das Wasser stark, und dann steigt es unter einer Druckhöhe von 7,5 Meter Wassersäule im heißen Zustande innerhalb der inneren Röhre auf. Die Form besteht aus einem Gemenge von Porzellanerde, Lehm, Quarz und Glimmer, welches sich als vollständig feuerfest erwiesen hat, dabei aber immer die gehörige Porosität besitzt. Das Gußstück soll homogener, härter und fester als nach dem gewöhnlichen Verfahren werden. (Technologiste, August 1862, S. 596; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 1381.) Erzeugung dem Wasser widerstehender, wohlfeiler Kunststeine und Bau von Häusern aus einem Stück mit thonigem Erdreich. Der Kunststeinbau, der eine Ersparung von 70–80 Proc. gewährt, blieb bisher auf die Gegenden beschränkt, denen humusfreier Sand zu Gebote steht, während Diejenigen, welche nur thoniges Erdreich haben, ihn nicht benutzen konnten, sondern zu Pisébauten ihre Zuflucht nehmen mußten, welche keine Sicherheit bei Einwirkung der Nässe darbieten. Ich bemühte mich daher auch für thonige Erde ein wohlfeiles Härtungsmittel zu finden, welches die aus denselben geformten Mauern oder Steine ebenso widerstandsfähig gegen Wasser und Nässe macht, als Natur-, Sand- oder gut gebrannte Backsteine – und sind die deßhalb angestellten Versuche vollkommen gelungen, daher dieses für viele Gegenden so wichtige Problem gelöst ist. Näheres brieflich. Nürnberg, 20. Sept. 1862. J. C. Leuchs. Ueber die Fabrication des Papiermaché. Wir theilen im Folgenden eine Beschreibung der verschiedenen Processe bei der Herstellung des Papiermaché nach dem Londoner Ironmonger mit, wie sie in der Fabrik der Herren Leveridge und Schoolbred in Wolverhampton gebräuchlich sind. Man unterscheidet im Handel hauptsächlich fünf Gattungen Papiermaché, welche aus folgenden Substanzen etc. bereitet sind: 1) aus Papierbogen, die über Modelle auf einander geklebt sind; 2) dicke Bogen oder Pappen, durch Pressen von gewöhnlicher Papiermasse zwischen Walzen erzeugt; 3) Faserpappen, aus kurzen Spinnereiabfällen, mit einer erdigen Substanz versetzt, bereitet, wozu man gewisse Chemikalien, um die Masse unverbrennlich zu machen, sowie irgend ein Bindemittel mischt und endlich die Masse durch einander knetet. Man läßt sie dann öfters durch eiserne Walzen gehen, bis man Pappen von ganz gleichmäßiger Stärke erhält; diese werden dann in geeigneter Temperatur getrocknet. 4) Steinpappe aus Papiermasse, Kreide und Leim. Dieser Teig wird in Gypsformen gedrückt, mit Papier bedeckt und, wenn er gehörig erhärtet ist, in einem heißen Raume getrocknet. 5) Martin's céramique papier-mâché, eine neue, 1858 patentirte Composition aus Papiermasse, Harz, Leim, einem trocknenden Oele und Bleizucker in gewissen Verhältnissen zusammengesetzt und durcheinander geknetet. Diese Masse ist außerordentlich plastisch und läßt sich in jede Form pressen. Man kann sie mehrere Monate in weichem Zustande erhalten, wenn man sie vor der Luft schützt und von Zeit zu Zeit durchknetet. Hier haben wir jedoch nur die erste Gattung Papiermaché im Auge. Man verfertigt dazu eine besondere Art lockeren Papieres; einen Bogen desselben legt man auf eine eiserne Form, welche etwas kleiner als der verlangte Gegenstand und mit russischem Talge eingerieben ist. Hierauf bestreicht man das Papier mit einem Kleister aus bester Weizenstärke und Leim, legt einen zweiten Bogen auf und drückt ihn sorgfältig überall auf, so daß beide Bögen an allen Punkten fest auf einander kleben. Dann setzt man die Form in einer Trockenkammer einer Temperatur von etwa 40° R. aus; nach einigen Stunden ist das Papier ziemlich trocken, dann nimmt man die Form wieder in die Werkstatt und trägt wiederum Kleister und einen neuen Bogen auf, bringt die Form wieder in die Trockenkammer und wiederholt dieses Verfahren, bis man die gewünschte Stärke erreicht, wozu bei besseren Artikeln, wie die genannte Firma sie liefert, 30 bis 40 Lagen Papier erforderlich sind. Die so entstandene Schale wird nun von der Form abgenommen und in Leinöl und leichtes Theeröl getaucht, um sie hart zu machen; hierdurch verändert sich die Farbe in ein tiefes Gelbbraun. Der Gegenstand wird nun abwechselnd 7–8mal gebleicht und gefirnißt; endlich werden alle Rauheiten an der Oberfläche mit Bimsstein abgeschliffen. Das vollkommene Austrocknen nimmt so viel Zeit in Anspruch, daß man 3–4 Wochen warten muß, ehe man Farbe, Gold, Bronzepulver oder bei manchen Gegenständen Perlmutter aufsetzen kann. Das Blattgold wird durch eine Lösung von Hausenblase in Wasser befestigt, die Zeichnung mit Asphalt darauf gemalt und das überflüssige Gold durch ein benetztes Baumwollbällchen weggewischt; dasselbe läßt die mit Asphalt bestrichenen Stellen unberührt. Nach dem jedesmaligen Auftragen von Firniß oder Farbe werden die Gegenstände in einem Ofen oder Zimmer getrocknet, dessen Temperatur sehr hoch getrieben wird, jedoch so, daß der Firniß keine Blasen wirft. Die Artikel, so der japanischen Weise ähnlich hergestellt, sind viel dauerhafter als jene, die nur an der Luft getrocknet sind. Für schwarzen Grund nimmt man Elfenbeinschwarz, in dunkel gefärbtem Animélack gerieben; für farbigen Grund die gewöhnlichen Malerfarben mit Leinöl oder Terpenthin und Animélack. Man verwendet hiezu vorzüglich Bleiweiß, Kobaltblau, Mennige (für Schildpatt), Englisch Roth, Grünspan, Umbra etc. Diese Farben werden mit dem Malerpinsel aufgetragen. Für schwarze japanische Arbeit wird erst mit Elfenbeinschwarz und Animélack grundirt, darauf kommen 3 bis 6 Lagen japanischer Erde, zwischen jeder Lage wird getrocknet. Für braune japanische Arbeit wird Umbra mit japanischer Erde gemischt. Durch 2 bis 3 Anstriche mit Lack werden die Gegenstände vor den atmosphärischen Einflüssen geschützt und in der Farbe gehoben, die feinsten Arbeiten werden bis 6mal lackirt und geschliffen. Zeichnungen in Perlmutter werden mit weißem Lack aufgesetzt, dann der ganze Gegenstand lackirt, getrocknet, hierauf mit Bimsstein bis auf die Zeichnung abgeschliffen, endlich wieder lackirt und abgeschliffen, bis der Lack mit der Zeichnung eine Fläche bildet. Verzierungen, Schrift u.s.w. werden mit Farben aufgesetzt. Diese Perlmutterarbeiten sind äußerst schwierig herzustellen; übrigens werden die Engländer in dieser Branche der Papiermaché-Arbeiten von den Franzosen übertroffen. (Artus' Vierteljahresschrift für technische Chemie.) Ueber die Anwendung des Papiers in Japan. Es ist höchst merkwürdig, heißt es in einem Bericht des Black-wood Magazine, die vielfältigen Anwendungen zu sehen, welche die Japanesen von dem Papiere zu machen wissen. Unsere Cartonnagefabrikanten sollten nach Yeddo gehen, um daselbst zu lernen, was dieses industrielle und mit Geschmack begabte Volk aus dem Papierzeug zu machen weiß. Ich habe es zu einem Stoff verarbeiten sehen, der dem Juchtenleder, dem Maroquin oder dem Schweinsleder so glich, daß es schwer war einen Unterschied daran zu bemerken. Mit Hülfe von Firniß, Compositionen und geschickten Malereien fabricirt man Reisekoffer, Tabaksbeutel, Cigarrenkistchen, Sättel, Teleskopenröhren, Mikroskopengehäuse u.s.w., und wir haben ganz vorzügliche wasserdichte Kleider gesehen und probirt, welche ganz einfach aus Papier gefertigt waren, in die die Feuchtigkeit nicht eindrang und die eben so fügsam als die besten Makintosh waren. Die Japanesen bedienen sich keiner Taschentücher, Servietten oder baumwollener, leinener oder seidener Wischtücher, sondern sie ersetzen alles dieß durch das Papier. Dasselbe ist weiß, fein, dauerhaft, von hellgelber Farbe, in großer Menge und zu äußerst mäßigen Preisen vorhanden. Die inneren Zwischenwände sehr vieler Zimmer sind aus Papier gemacht und sind nichts anderes als große gemalte Rouleaux. Die Fenster sind mit einer feinen und durchscheinenden Sorte desselben Stoffes bedeckt, welcher in Japan häufig bei der Fabrication von fast allen Gegenständen für die Hauswirthschaft verwendet wird. Allenthalben sieht man Ballen, welche man für Paquete von Stoffen halten könnte, und die nichts anderes sind als lange Rollen von dauerhaftem Papier. Wenn ein Kaufmann ein Paquet zu schnüren hat, so nimmt er einen Streifen Papier, dreht ihn langsam zwischen seinen Fingern und gebraucht ihn wie einen Bindfaden, welchem er in Festigkeit und Haltbarkeit gleicht. Endlich würde der Japanese ohne das Papier ein seelenloser Körper seyn, und damit ein Ehemann seine Frau bei einem tyrannischen Einfalle nicht eines so kostbaren Gegenstandes beraube, stipuliren vorsichtige Mütter bei den Heirathsverträgen beständig, daß die junge Gattin eine gewisse Quantität Papier erhalten müsse. (Gemeinnützige Wochenschrift.) Glycerin zur Geschmeidighaltung der Treibriemen angewandt. Ueber die Verwendung des Glycerins bemerkte in der Versammlung der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin am 19. Juni d. J. Dr. Elsner, daß schwach lohgar gegerbte lederne Treibriemen, wenn sie circa 24 Stunden lang in Glycerin gelegen, nicht mehr dem Brechen unterworfen seyen, welche Anwendung daher auch für andere Lederfabricate zu empfehlen sey. Ferner habe die Verwendung des Glycerins zur Schlichte in der Mousselinweberei Bedeutung gewonnen, indem die Weber nicht mehr in feuchten und ungesunden Räumen zu arbeiten brauchten. Die Schlichte, welche von Mandet erfunden wurde, besteht aus Glycerin, Dextrin und schwefelsaurer Thonerde in bestimmten Verhältnissen, wodurch der Zeug dauernd den nöthigen Grad der Feuchtigkeit erhält (man s. darüber polytechn. Journal Bd. CLIX S. 232). Auch in Kattun fabriken wird das Glycerin in großer Menge, z.B. zur Auflösung des Anilins statt des Alkohols benützt, weil letzterer eine Verdickung der Farbe nicht zuläßt. Anwendung von Glycerin in den Manometern. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen im Monat Februar d. J. theilte Hr. Fabrikbesitzer Friedheim mit, daß es ihm gelungen sey, die Uebelstände, die das Quecksilber in den Manometern dadurch zeige, daß es mit der Zeit unrein werde und durch Hängenbleiben in der Röhre dem Druck nicht gehörig folge, dadurch zu beseitigen, daß er einige Tropfen Glycerin als Decke für das Quecksilber verwende. (Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, 1862 S. 27.) Ueber die Erzeugung neuer Farbstoffe durch Zersetzung des Nitronaphtalins und Dinitronaphtalins, von Carey Lea in Philadelphia. 1) Bei der Bereitung des Naphtylamins bringt man bekanntlich Nitronaphtalin, Eisenfeile und Essigsäure in einer Retorte zusammen, erhitzt, nachdem die erste Einwirkung vorüber ist, legt eine Vorlage an und fügt der Masse heiße Lauge hinzu, um das Naphtylamin zu entwickeln. Wenn aber gleich beim Beginn der Operation eine Vorlage vorgelegt und diese gut abgekühlt wird, und wenn man den Inhalt der Retorte schon einige Zeit vor dem Zusatze des Alkalis erhitzt, so destillirt eine Flüssigkeit über, welche folgende Eigenschaften besitzt: Sie hat eine blaßröthliche Farbe und riecht nach Naphtylamin. Auf Zusatz einer Mineralsäure geht ihre Farbe in ein blasses Violett über. Erwärmt man sie in einer offenen Schale mit Zusatz von verdünnter Schwefelsäure, so wird die violette Farbe nach und nach dunkler und geht zuletzt in ein intensives Purpurblau über. Nach einiger Zeit scheidet sich ein schwarzer krystallinischer Niederschlag aus, welcher abgesondert werden muß. Die abfiltrirte braune Flüssigkeit nimmt beim ferneren Erwärmen wieder eine reiche Purpurfarbe an und setzt abermals eine Portion des Niederschlags ab. Zuletzt wird die Flüssigkeit aber schmutzig braun (A) und gibt dann keinen Niederschlag mehr. Dieser entsteht immer nur in sehr geringer Menge (1 oder 2 Gran aus 50 Grm. oder mehr Nitronaphtalin) und oft fast gar nicht. Auf dem Filter gesammelt, bildet dieser Niederschlag kleine nadelförmige Krystalle von fast schwarzer Farbe, aber mit lebhaftem goldgrünem Reflexe. Mit ganz wenig Schwefelsäure oder Salpetersäure zusammengebracht, löst er sich zu einer Flüssigkeit auf, die in dem Maaße, als mehr Säure zugesetzt wird, eine Reihe von Farben durchläuft, und zwar erst rubinroth, dann carmoisin, purpur und zuletzt purpurblau wird; alle diese Farben sind sehr reich und intensiv, so daß man die Flüssigkeit stark verdünnen muß, damit sie durchsichtig sey. Die Substanz wird durch Säuren nicht leicht zersetzt; die mit Schwefelsäure angesäuerte weingeistige Lösung kann gekocht werden, ohne daß die Farbe zerstört wird. Wenn man dagegen Salpetersäure nimmt, wird die Lösung beim Kochen blaß strohfarbig, vielleicht in Folge der Einwirkung der Salpetersäure auf den Alkohol. Die hier beschriebene Substanz, welche der Verf. vorläufig Jonnaphtin (von ιου, violett) nennt, würde als Farbstoff von Wichtigkeit seyn, wenn man sie in hinreichender Menge erhalten könnte, denn der Reichthum ihrer Farben läßt nichts zu wünschen übrig; sie ist aber bloß ein secundäres Product der Reaction, bei welcher sie entsteht. 2) Wenn die oben erwähnte schmutzig braune Flüssigkeit (A) mit Ammoniak behandelt wird, so scheidet sich ein brauner flockiger Niederschlag ab. Behandelt man diesen mit verdünnter Schwefelsäure und zweifach-chromsaurem Kali, so wird er schwarz. Er löst sich dann nichtuicht inni Wasser oder Alkohol, wohl aber in verdünnter Salpetersäure zu einer tief violetten Flüssigkeit, jedoch nicht von so schöner Farbe, wie die Lösung des Jonnaphtins. Diese Substanz ist vielleicht identisch mit derjenigen, welche du Wildes durch Oxydation von Naphtylamin mittelst salpetersauren Quecksilberoxyds dargestellt hat. 3) Wenn die Lösung von Dinitronaphtalin in weingeistiger Ammoniakflüssigkeit mit einer Lösung von schwefligsaurem Ammoniak erwärmt wird, nimmt die rothe Flüssigkeit eine reiche tiefe Rosafarbe, weit schöner als die ursprüngliche Farbe, an. Der Verf. hat den Farbstoff, welcher hierbei entsteht, noch nicht isoliren können. Dinitronaphtalin ist ebenso ergiebig an farbigen Producten als Anilin. In weingeistiger Ammoniaklösung mit Zinnsalz behandelt, liefert es ein schönes Blau. Roussin's sogenanntes künstliches Alizarin gibt schöne Nüancen von Purpur. Das Dinaphtylamin von Hofmann und Wood, wie der Verf. es erhalten hat, variirt in der Farbe von kupfer- bis siegellackroth, scheint aber, ebenso wie Roussin's sogenanntes Alizarin, als Farbstoff nicht so werthvoll zu seyn. (Chemical News, 1862, Nr. 114; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 698.) Nicholson's Verfahren zur Bereitung von Anilinviolett mittelst Anilinroth. Edward Chambers Nicholson (Atlas Works, Lock's Fields) ließ sich am 20. Januar 1862 folgendes Verfahren für England patentiren: Er erhitzt Anilinroth sorgfältig in einem geeigneten Apparat auf eine Temperatur zwischen 200 und 215° C.; die Substanz nimmt schnell das Ansehen einer dunklen halbflüssigen Masse an, indem der rothe Farbstoff mit Entbindung von Ammoniak in eine dunkle Substanz umgewandelt wird. Die erhaltene Masse zieht der Patentträger mit Essigsäure aus, wovon er beiläufig ein dem behandelten Anilinroth gleiches Gewicht anwendet, und verdünnt dann die Losung zum Gebrauch mit einer hinreichenden Menge Alkohol; sie hat eine dunkle violette Farbe und kann direct zum Färben benutzt werden. (London Journal of arts, September 1862, S. 136.) Darstellung des Erythrobenzins, eines rothen Farbstoffs, von Laurent und Casthelaz. Die Chemiker François Laurent und John Casthelaz in Paris ließen sich am 24. December 1861 für England folgendes Verfahren patentiren, um aus Nitrobenzin mittelst Desoxydation einen rothen Farbstoff zu bereiten, welchen sie Erythrobenzin nennen. Man nimmt 12 Theile Nitrobenzin, am besten solches, welches in gewöhnlicher Weise mit Salpetersäure aus einem Benzin bereitet wurde, dessen Siedepunkt 85 bis 100° C. oder sogar 140° C. betrug; diesem Nitrobenzin setzt man 24 Theile feine Eisenfeile und 6 Theile concentrirte, käufliche Salzsäure zu; man läßt dieses Gemisch beiläufig 24 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur stehen. So erhält man eine feste Masse von harzartigem Ansehen, welche Eisen, Eisenchlorid und Erythrobenzin enthält; diese zerreibt man und zieht sie mit Wasser aus; die klare Lösung fällt man mit Kochsalz. Die so erhaltene Farbe wird noch einmal aufgelöst und gefällt, wornach sie zum Färben und Drucken brauchbar ist. – Bekanntlich wird das Nitrobenzin durch einen kräftigen Desoxydationsproceß in Anilin umgewandelt, daher dieser Proceß geeignet regulirt werden muß, was bei dem beschriebenen Verfahren der Fall ist. (Repertory of Patent-Inventions, October 1862, S. 339.) Man sehe den Bericht von Dr. Bolley über die Farbmaterialien auf der Londoner Ausstellung, S. 216 in diesem Heft. Neues Verfahren der Lederbereitung, von H. C. Jennings. Bei der Behandlung von schweren und dicken Ochsenhäuten werden die Haare in gewöhnlicher Weise durch caustischen Kalk entfernt, die Häute aber nachher noch 24 Stunden lang in die Kalkgrube gelegt, worauf man sie in Wasser, welches 2 Proc. Salzsäure enthält, wäscht, um den Kalk zu entfernen und das Gewebe der Häute mehr zu öffnen. Nach dieser Vorbereitung legt man die Häute zu 10 oder 12 über einander ausgebreitet auf einen durchlöcherten Rahmen, indem man sie durch dazwischen gelegte Weidenhorden von einander trennt. Man hat am besten zwei solche Rahmen, die mit der geeigneten Vorrichtung versehen sind, um sie nebst den auf ihnen liegenden Häuten in die Gruben senken und wieder herausheben zu können. Man hat zwei Gruben Nr. 1 und 2 nöthig, von denen die erstere eine gesättigte Lösung von Alaun oder schwefelsaurer Thonerde, welcher 2 Proc. Schwefelsäure oder Salzsäure zugefügt sind, die letztere dagegen eine gesättigte Lösung von Soda in Wasser, am besten mit Zusatz von 5 Proc. trocknem wolframsauren Natron, enthält. Die Lösung muß in jeder Grube so hoch stehen, daß der Rahmen mit den Häuten ganz eingetaucht werden kann. Nachdem die Häute 6 Stunden lang in einer Grube verweilt haben, zieht man sie heraus, läßt sie über der Grube abtropfen, bringt sie dann in die andere Grube, läßt sie darin ebenfalls 6 Stunden verweilen, zieht heraus, läßt abtropfen, bringt sie wieder in die erste Grube u.s.f. Während der eine Rahmen mit Häuten in der Grube Nr. 1 ist, befindet sich der andere in der Grube Nr. 2, und umgekehrt. Die Behandlung ist beendet, wenn eine abgeschnittene Probe ergibt, daß die Masse bis ins Innere die durchscheinende glatte Beschaffenheit verloren und dagegen undurchsichtig und faserig geworden ist. Dicke Häute erfordern natürlich eine längere Behandlung als dünne und im Winter muß man die Temperatur auf 1000 F. (38° C.) erhalten. Nach genügender Behandlung bringt man die Häute in eine bei gewöhnlicher Temperatur gesättigte Lösung von wolframsaurem Natron, und nachdem sie sich mit dieser Flüssigkeit gesättigt haben, in eine Seifenauflösung, die auf 100 Th. Wasser 15 bis 20 Th. Seife enthält. Die Häute werden in dieser Flüssigkeit behandelt, bis sie die Seife absorbirt haben und das Wasser klar wird, und sodann 24 Stunden lang in reines Wasser gebracht, damit dasselbe die fremdartigen Salze auszieht und die Waare ein schönes Ansehen erhält. Es ist dann gut, dieselbe noch 24 Stunden lang in einen Auszug von Eichenrinde zu bringen, damit sie die Farbe und den Geruch des lohgaren Leders annimmt. Man erreicht diesen Zweck am besten durch hydraulischen Druck, so daß die Gerbsäure das Leder durchdringt. Die Behandlung leichter und dünner Häute erfordert in Bezug auf die Stärke und Verhältnisse der Lösungen und die Dauer des Verweilens in denselben verschiedene Modificationen, und die Behandlung mit Seife kann unterlassen werden, wenn es auf möglichste Wasserdichtheit nicht ankommt. Große Kalbfelle oder starke Häute, die zu Leder für Schuhe und Stiefel bestimmt sind, läßt man im feuchten Zustande zwischen Walzen durchgehen, um die Fleischseite zu ebnen, dem Leder eine gleichmäßige Dichtheit zu ertheilen und das Wasser auszupressen. Für manche Ledersorten ist es dann noch vortheilhaft, sie mit etwas Oel einzureiben, wodurch sie biegsamer und elastischer werden und ein besseres Ansehen erhalten; zu viel Oel darf jedoch bei dem nach diesem Verfahren zugerichteten Leder nicht angewendet werden. Wenn sehr dünne und leichte Häute bearbeitet werden und die Farbe von Wichtigkeit ist, soll man der sauren Flüssigkeit in der Grube Nr. 1 5 Proc. Zinkfeile hinzufügen; das Zink löst sich auf und die Waare erhält dadurch eine außerordentliche Weiße, was besonders bei Ziegenleder, Lammleder und überhaupt bei Leder, aus welchem Handschuhe gemacht werden sollen, von Wichtigkeit ist. – Patentirt in England am 14. September 1861. (Repertory of Patent-Inventions, August 1862, S. 112; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 1390.) Künstliche Darstellung von (ächtem) Bittermandelöl. Wenn man nach Kolbe festes Natriumamalgam mit einer gesättigten Lösung von Benzoesäure zusammenbringt und dafür sorgt, daß die Flüssigkeit durch Salzsäure immer etwas sauer erhalten wird, so verwandelt sich die Benzoesäure zum Theil in Bittermandelöl. Bei dem billigen Preise der aus Harn erhaltenen Benzoesäure und des Natriums könnte vielleicht die Parfümerie aus dieser Entdeckung Nutzen ziehen. (Wagner's Jahresbericht der chemischen Technologie, 1861 S. 496.) Ueber Entfuselung des Branntweins; von J. C. Leuchs in Nürnberg. Die Eigenschaft des Fuselöls, schon bei einem ungleich niedrigeren Temperaturgrad als der Weingeist flüssig zu werden oder zu erstarren, gibt zwei Mittel an die Hand, den Branntwein und Weingeist zu entfuseln, welche die Beachtung der betreffenden Techniker verdienen, nämlich: 1) Erkalten desselben, wobei das Fuselöl sich um so vollständiger ausscheidet, je mehr Wasser der Weingeist enthält; bei 0° Temperatur genügt das Seihen durch mit etwas Eis gemengten Sand; 2) Treiben der Weingeistdämpfe durch mit höchst feinen Löchern versehene Metallplatten; die Weingeistdämpfe gehen durch die Löcher, das Fuselöl hingegen verdichtet sich an den Platten und läuft an denselben herab; man könnte mehrere dergleichen Platten hinter einander anbringen und diese Reinigung mit der Destillation verbinden. Ueber die geeignetste Temperatur für die Abscheidung der Butter aus der Milch. Hierüber hat kürzlich Barral Untersuchungen angestellt und Boussingault den Ergebnissen derselben zugestimmt. Darnach wechselt die Zeit, welche man braucht, um Butter zu erzielen, sehr stark nach dem Grade der Temperatur. Bei 9 1/2° R. braucht man zur vollkommenen Abscheidung mehr als zehnmal so viel Zeit als bei 16°. Ist die Temperatur zu hoch, so gewinnt man nicht so viel Butter als bei einer Ermäßigung derselben. Verarbeitet man Milch zu Butter, so ist 14 bis 16° R. die angemessenste Wärme, wogegen für Sane oder Rahm die Wärme von 10 bis 12 1/2° sich als die zweckmäßigste erweist. Ein von Barral construirter Apparat dient dazu, die erforderliche Temperatur so bequem und sicher als möglich zu erzeugen. (Mittheilungen des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1862 S. 396.)