Titel: Ueber das Schmelzen des Platins in Berührung mit Kohle; von W. Heraeus.
Autor: W. Heraeus
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XXIX., S. 132
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XXIX. Ueber das Schmelzen des Platins in Berührung mit Kohle; von W. Heraeus. Heraeus, über das Schmelzen des Platins in Berührung mit Kohle. Von Hrn. C. Aubel, fürstl. Demidoff'schem Hütteningenieur, enthält dieses Journal Bd. CLXV S. 248 eine Mittheilung über das Schmelzen von Platin mittelst Holzkohlen im Eisenhohofen, welche mich zu folgenden Bemerkungen veranlaßt. Es ist mit bei meinen Versuchen niemals gelungen, Platin von einem halben Millimeter Stärke mittelst des Knallgasgebläses, welches ich zum Schmelzen größerer Quantitäten Platins in meinem EtablissementPlatinschmelze und chemisches Laboratorium in Hanau. gebrauche, mit einem Gemisch von gleichen Raumtheilen Sauerstoffgas und atmosphärischer Luft einerseits, und Leuchtgas andererseits, ersteres unter einem Druck von 6 bis 8 Centimeter Quecksilbersäule eingeführt, zu schmelzen. Ich vermuthe deßhalb, daß Hr. Aubel, welcher nur atmosphärische Luft verwendet und mit einem geringeren Druck arbeitet, bei seinen Versuchen sich dadurch täuschte, daß er Kohle als Unterlage benutzte. Das Platin schmilzt bekanntlich ziemlich leicht im Kohlentiegel, so daß in einem gewöhnlichen Schmelzofen Partien von 1 Pfd. im Kohlentiegel zum Regulus geschmolzen Werdelt können. Das Platin hat hierbei Kohlenstoff aus dem Tiegel aufgenommen und bildet eine blasige Masse, welche unter dem Hammer springt. Die Porosität des Kohlenstoff-Platins kann die Vermuthung veranlassen, daß der Regulus gespratzt habe. Die Geschmeidigkeit der geschmolzenen Masse gibt indeß, ohne weitere Untersuchung, Aufschluß über die Reinheit des Metalls. Nach den von mit gemachten Erfahrungen spratzen zwar auch kleine Mengen von Platin, wenn man mit einem schwachen Sauerstoffdruck, von etwa einem halben Centimeter Quecksilbersäule, arbeitet und die Ausmündungsröhre entsprechend weiter nimmt, um genug Sauerstoff zuführen zu können. Das Platin schmilzt in diesem Falle mit Leichtigkeit und breitet sich im Kalkofen aus; beim Löschen der Flamme bildet sich zunächst auf der Oberfläche des Metalls eine Haut (weil bei dem schwachen Druck die Masse nicht rouliren kann, sondern todt liegt); dann erstarrt dasselbe von den Seitenwänden des Kalkofens aus und preßt gewissermaßen den aufgenommenen Sauerstoff vor sich her; im Mittelpunkt unter dem Focus des Gebläses wird hernach plötzlich die vorher glatte Fläche durchbrochen, indem Gasentwickelung mit gleichzeitigem Austreten von flüssigem Platin stattfindet. Nach dem Erkalten und Zerschlagen des Regulus findet man, daß derselbe vollkommen gesund und dicht ist; nur da, wo die Gasentwicklung stattgefunden hat, ist das Korn eben so wie das ausgetretene Metall blasig. Daß bei dem Verfahren des Hrn. Aubel Luft in die Masse gepreßt wird, scheint nicht der Fall zu seyn; ohne directe Einführung, d.h. Einpressen von Sauerstoff habe ich aber niemals das Spratzen bemerkt. Auch geht daraus, daß Hr. Aubel Chromoxyd durch die Kohks-Unterlage reducirt hat, hervor, daß diese auf das aufliegende Metall einwirkt, also Kohlenstoff abgibt. Ein Verflüchtigen des Platins, vor welchem Hr. Aubel warnt, habe ich niemals bemerkt, obgleich ich schon seit Jahren sämmtliches Platin, welches zur Verarbeitung kommt, schmelze. Hanau, im December 1862.