Titel: Ueber die Wirkung der Schwefelsäure auf das Blei; von F. C. Calvert und R. Johnson.
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XCIII., S. 359
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XCIII. Ueber die Wirkung der Schwefelsäure auf das Blei; von F. C. Calvert und R. Johnson. Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 140. Calvert, über die Wirkung der Schwefelsäure auf das Blei. Man nimmt allgemein an, daß die Metalle von den Säuren um so weniger angegriffen werden, je reiner sie sind; die Fabrikanten machen daher große Anstrengungen, um möglichst gereinigte Metalle in den Handel zu bringen. Dieß war besonders auf den Bleihütten der Fall, denn wenn der Fabrikant das Blei reinigt und ihm folglich einen größeren Handelswerth ertheilt, so gewinnt er daraus das Silber, welches er in seinem Interesse so vollständig als möglich abscheiden muß. Die Fabrikanten chemischer Producte können daher jetzt zum Bau ihrer Bleikammern für die Schwefelsäurebereitung ein viel reineres Blei verwenden, als vor etwa 10 Jahren im Handel ausschließlich vorkam. Nur hätte man vorerst untersuchen sollen, ob die allgemeine Annahme, „daß die Metalle um so weniger angegriffen werden, je reiner sie sind,“ in der Praxis hinsichtlich des Bleies wahr ist; unseres Wissens wurde bisher kein Versuch über diesen Gegenstand angestellt. Wir glaubten daher, daß es in wissenschaftlicher Hinsicht interessant und in praktischer Hinsicht sehr nützlich wäre, die Wirkung der Säuren und insbesondere der Schwefelsäure auf einige der im Handel vorkommenden Bleisorten zu untersuchen, welche bekanntlich in so großer Menge zur Herstellung der Bleikammern für die Schwefelsäurefabriken verwendet werden. Zu diesem Zweck haben wir eine Reihe von Versuchen angestellt, wobei wir Schwefelsäure von verschiedener Stärke in mehr oder weniger reinem Zustande, während einer gewissen Zeit bei verschiedenen Temperaturen auf das unreinste und reinste im Handel vorkommende Blei einwirken ließen, nämlich auf das gewöhnliche käufliche Blei (common lead, sheet lead) und auf das Jungfernblei (virgin lead). Eine Probe von jeder dieser Bleisorten ergab bei der Analyse folgende Zusammensetzung: Gewöhnliches Blei. Jungfernblei. Blei 98,8175 99,2060 Zinn   0,3955   0,0120 Eisen   0,3604   0,3246 Kupfer   0,4026   0,4374 Zink Spuren Spuren –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 99,9760 99,9800 Alle mit den zwei käuflichen Bleisorten angestellten Versuche haben wir gleichzeitig mit chemisch reinem Blei wiederholt, wovon wir uns eine große Quantität dargestellt hatten. Bei drei- und viermaliger Wiederholung jeder Versuchsreihe erhielten wir stets übereinstimmende Resultate, welche sämmtlich zu der der gewöhnlichen Annahme entgegengesetzten Schlußfolgerung führen, „daß das Blei, unter welchen Umständen man es immerhin mit Schwefelsäure in Berührung lassen mag, stets um so mehr angegriffen wird, je reiner es ist.“ Als wir nämlich auf eine Fläche von 1 Quadratmeter der verschiedenen Bleisorten, bei einer Lufttemperatur von 18–20°C., 16 Liter vollkommen reiner Schwefelsäure von verschiedenen Dichtigkeiten wirken ließen, fanden wir, daß nach Verlauf von zehn Tagen folgende Bleimengen aufgelöst oder vielmehr als schwefelsaures Blei entzogen waren: Dichtigkeitder angewandtenSchwefelsäure. GewöhnlichesBlei. Jungfernblei. Reines Blei. Grm. Grm. Grm. 1,842 66° Baumé. 67,70      134,20     201,70 1,705 60° Baumé.   8,35 16,50 19,70 1,600 56° Baumé.   5,55 10,34 16,20 1,526 50° Baumé.   2,17   4,34   6,84 Unsere Untersuchungen erstreckten sich aber, wie wir schon gesagt haben, nicht bloß auf die Wirkung der reinen Schwefelsäure und in der Kälte: wir wollten bei denselben die Umstände so viel als möglich abändern; nachdem wir daher die Wirkung der reinen Schwefelsäure auch bei einer Temperatur von beiläufig 50°C. geprüft hatten, wandten wir unreine Säure an, entweder sehr verdünnte und noch salpetrigsaure Dämpfe enthaltende, nämlich Schwefelsäure in dem Zustande wie sie aus den Bleikammern kommt, oder concentrirtere, wie man sie durch Abdampfen in den offenen Bleipfannen erhält. In folgender Tabelle sind die Resultate zusammengestellt, welche wir in zwei Versuchsreihen mit einer Säure letzterer Art erhielten, von welcher 16 Liter mit einer Bleifläche von 1 Quadratmeter fünfzehn Tage lang bei einer Temperatur von 40 bis 50°C. in Berührung blieben: Textabbildung Bd. 167, S. 360 Säure aus den Bleipfannen; Gewöhnliches Blei; Jungfernblei; Reines Blei; In schwefelsaures Salz verwandelte Bleimengen; Dichtigkeit; Grm. Außer der Beschaffenheit der angewandten Säure haben wir auch alle anderen Umstände des Versuchs abgeändert, nämlich das Volum der Säure, die Fläche des ihrer Einwirkung unterzogenen Metalls, die Dauer der Einwirkung, die Temperatur etc., und erhielten in allen Fällen Resultate, woraus hervorgeht daß das Blei um so stärker angegriffen wird, je reiner es ist.