Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Maschinen für Schuhmacher auf der Londoner Ausstellung. In der zwar kleinen aber an völlig neuen Erfindungen ungemein reichhaltigen Abtheilung, welche in der Londoner Ausstellung den Vereinigten Staaten Nordamerika's eingeräumt war, befand sich unter andern auch ein Assortiment von fünf zusammengehörigen Maschinen (Improved Shoe Machinery) für Schuhmacher, die jedenfalls der Aufmerksamkeit unserer deutschen Landsleute empfohlen zu werden verdienen. Eine dieser Maschinen dient zum Ausschneiden der Brandsohlen, eine andere ebenso für die Haupt- oder Außensohlen, eine dritte zum Ausstoßen der Sohlen damit sie überall gleiche Dicke erhalten (Leather Splitting Machine). Die vierte Maschine nähte mittelst gepichten Hanfgarns die Sohlen, während die fünfte zur Herstellung von Absätzen bestimmt ist (Heel Trimming Machine). Bei der Maschine zum Ausschneiden der Sohlen bildete den Haupttheil ein auf die hohe Kante gestelltes Messer, welches nach einer krummen Linie gebogen ist, die genau der äußeren Form der Sohle entspricht. Hiernach versteht es sich zugleich von selbst, daß ebensoviel Messerformen vorhanden seyn müssen als Schuhleisten. Das Herausschneiden der Sohlen (aus den vorher auf der Maschine geklopften Häuten) geschieht durch die vertical niederwärts gehende Bewegung des Messers gegen eine unbewegliche Unterlage oder Lehre (als Gegenmesser), welche mit der Form (also mit der Gestalt der Sohle) übereinstimmt und nur um die Dicke des Messers ringsum verkleinert ist. Auf diese Weise lassen sich in der Minute sechszig Brandsohlen und beziehungsweise vierzig Außensohlen scharf und glatt ausschneiden, so daß nach dem Aufnähen das letzte Beschneiden nur äußerst wenig Arbeit erfordert. Die Maschine zum Aufnähen der Sohlen ist eine Nähmaschine, welche mit einem einzigen Faden arbeitet und hierzu dem Zwecke entsprechend ebenso sinnreich wie stark construirt ist. Mittelst einer solchen Maschine sollen sich täglich (während 10 Arbeitsstunden) Einhundert und fünfzig Paar (mittelgroße) Stiefel- oder Schuhsohlen aufnähen lassen. Die Maschine zur Verfertigung der Absätze stellt ein Paar (nicht zu hohe) Absätze in der Zeit von einer Minute her. Wenn nach Ansicht des Referenten, der diese sämmtlichen Maschinen in der Ausstellung wiederholt mit Erfolg arbeiten sah, zunächst die damit erzeugten Schuhe und Stiefel auch zur groben und etwas rohen Schuhmacherarbeit gezählt werden mußten, so konnte man doch hinsichtlich der Sicherheit und Festigkeit (der erzeugten Näthe) nur lobend urtheilen. Der Patentinhaber auf diese Maschinerie (ein Hr. Blake) hat bereits Agenten in LondonL. A. Bigelow. 144, High Holborn. London. und ParisMaison Américaine. 6, Faubourg Montmartre. Paris. bezeichnet, durch welche die Maschinen zu beziehen sind. In der französischen Abtheilung der Ausstellung erregte besondere Aufmerksamkeit die Schrauben-Schuhmaschine von Lemercier in Paris (117 Boulevard Sébastopol), welche zum Befestigen der Schuhsohlen mittelst Schrauben bestimmt war. Hierzu hatte dieselbe den Messingdraht über sich aufgewickelt und ausgespannt, während das Schneiden der Schrauben und das Einführen derselben (ohne irgend welche vorgebohrte Löcher) zum Verbinden von Sohle, Oberleder und Brandsohle in unmittelbarer Folge hintereinander geschah. Mittelst dieser Maschine sollen sich täglich (10 Arbeitsstunden) drei Dutzend Paar Schuh- oder Stiefelsohlen ohne jeden Tadel befestigen lassen. Der Preis eines Exemplars wurde uns zu 40 Pfund Sterling oder 1000 Franken (etwas über 270 Thaler) angegeben. Schließlich möchten wir noch eine englische Maschine oder (richtiger) eine Arbeitsbank (Upright Bench) für Schuhmacher erwähnen, von Sparkes Hall J. Sparkes Hall. 308, Regent Street. London. ausgestellt, um die Näharbeit der Stiefel und Schuhe aufrechtstehend (anstatt krummsitzend) zu verrichten, die uns zweckmäßiger erschien als alle ähnlichen die wir früher anderwärts zu Gesicht bekommen hatten. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1862, Nr. 10.) Eine geräuschlos gehende Uhr für Krankenzimmer. Das Princip einer solchen Uhr, welche bei der Londoner Ausstellung in großer Anzahl verkauft wurde, beruht darauf, daß ein in einer engen, mit 2 überaus feinen Oeffnungen an den entgegengesetzten Enden versehenen Glasröhre eingeschlossener kurzer Quecksilberfaden, zufolge seines Gewichts langsam herabsinkt, während er die unter ihm befindliche Luft in der Röhre verdrängt. In einem circa 15 Zoll langen und 1/4 Zoll weiten äußeren Glasrohre befindet sich nämlich ein solches enges Rohr eingeschoben, welches einen Quecksilberfaden von ungefähr 1 Zoll Länge enthält. Die Enden dieses engen Rohrs sind ein jedes mit einer sehr feinen Oeffnung versehen, die äußere weitere Röhre dagegen ist völlig geschlossen. Das Ganze ist auf einem kleinen entsprechend langen, schmalen Bretchen, ähnlich einer Thermometerröhre, befestigt, auf welchem die Scala, d.h. die 24 Stunden des Tages aufgetragen sind. Der Quecksilberfaden sinkt nunmehr, wenn man das Bretchen, an welchem die verschiebbare Glasröhre mittelst zweier Drähte festgehalten wird, senkrecht so aufhängt, daß der Quecksilberfaden am obersten Punkte sich befindet, langsam herab, und zwar in einer Stunde je um einen Theilstrich. Ist nach 24 Stunden der Faden am untersten Ende angelangt, so muß man das Instrument umkehren, wo dann eine entgegengesetzt gerichtete Scala gleichfalls zum Ablesen dient. Der kleine Apparat wird besonders für Krankenzimmer empfohlen, wo das Geräusch gewöhnlicher Uhren häufig störend auf den Kranken einwirkt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1862, Nr. 23.) Herstellung feuerfester Producte in Belgien. Als Hauptmaterial dient der feuerfeste Thon von Andenne bei Namur. Derselbe kommt in kleinen elliptischen oder runden Mulden bis zu 200' Durchmesser, bis zu 120' Tiefe in der Mitte niedersetzend, im Uebergangskalke vor, liegt gewöhnlich auf einer Sandschicht und geht nach oben in gewöhnlichen Ziegelthon über. Die Farbe des Thons wechselt oft, ohne daß derselbe an Qualität verliert; gewöhnlich ist er bläulich grau, zuweilen tief schwarz oder ganz weiß. Der dunkle brennt sich weiß, in starker Hitze gelblich. Der Thon wird auf die Weise abgebaut, daß man kleine 1 Meter weite Reifenschächte neben der Thonmulde bis zum Sande niederbringt, von denselben aus söhlige Strecken in die Thonmulde treibt, den Abbau oben beginnt und successive immer weiter zum Liegenden der Thonmulde niedergeht. Mittelst eines Messers und einer Hake wird der Thon in etwa 1' langen und breiten Stücken, an dem einen Ende 3'', am anderen 6'' dick, losgetrennt. Da die Thonsorten verschiedener Mulden einen wechselnden Gehalt an Kieselerde zeigen, so braucht man dieselben bei weiterer Verarbeitung nur passend zu vermengen, und bedarf es keines Quarzzusatzes. Auf die Beschaffenheit des Productes wirkt noch der Umstand wesentlich ein, ob man die Chamotte ein- oder zweimal brennt; für die besten Producte vermischt man einmal gebrannte Chamotte mit 1/3–1/2 frischem Thon, formt daraus kleine Ziegel, brennt dieselben und zerkleinert sie zwischen Quetschwalzen bis zur Erbsengröße. Für gewöhnliche Waaren mengt man einmal gebrannte Chamotte mit 2/3 frischem Thon, für bessere nimmt man 1/3 zweimal gebrannte Chamotte. Für die meisten Gegenstände wird die Mengung der Masse in verticalen Cylindern ausgeführt, in deren Achse sich eine Welle mit einem System horizontal stehender Messer befindet, oben und unten offen und, je nach zu erreichendem schnelleren oder langsameren Gange, unten mehr oder weniger zu öffnen. Nur die Masse für Glashäfen wird durch Handarbeit gemengt. Da mit der Größe des Wasserzusatzes das Schwinden des Thones zunimmt, so macht man die Masse um so steifer, je größer die Gegenstände. Das Formen geschieht aufs allersorgfältigste nur mit freier Hand, das Trocknen nach Umständen äußerst langsam bei allmählich steigender Temperatur, zuweilen 1/2 Jahr lang, wobei man das Eindringen kalter Luft in die Kammern möglichst vermeidet. Runde Oefen mit 6 Feuerungen und für jede derselben 2 Züge in der Sohle leisten hinsichtlich ihres Fassungsvermögens und des Brennmaterialverbrauches am meisten. Die abziehende Flamme geht entweder in den Schornstein oder in Trockenkammern. Ein Brand dauert niemals über 80 Stunden. – Die Producte verkauft man, wenn sie nicht schwerer als 50 Kilogr. sind, nach ihrem absoluten Gewicht und ihrer Qualität, z.B. solche erster Qualität (Gestellsteine) 100 Killogr. zu 7 Fr. Bei schwereren Gegenständen kommt außer dem absoluten Gewicht der ganzen Bestellung und der Qualität auch noch das Gewicht der einzelnen Gegenstände in Betracht. So ist der Preis für Gasretorten bei 100 Kilogr. Steinkohlen Fassungsvermögen und 500 Kilogr. Gewicht pro 100 Kilogr. 12 Fr. und bei der kostbarsten Waare, den Glashäfen 15 Fr. loco Fabrik. (Auszugsweise aus der preuß. Zeitschrift für Berg-, Hüttten- und Salinenwesen.) Vortheilhafte Darstellung des Kienmayer'schen Amalgams für die Kissen der Elektrisirmaschinen; von G. A. Grüel, Mechaniker in Berlin. Da zur Erreichung der höchsten Wirkung einer Elektrisirmaschine, außer der günstigen Beschaffenheit des Glases und der richtigen Construction des Reibers eine gleichmäßige Belegung der Kissen mit möglichst oxydfreiem Amalgam gehört, so habe ich, um letztere Bedingung zu erfüllen, ein Verfahren befolgt welches sich in jeder Beziehung bewährt hat. Ich verwandle die festen Bestandtheile der bekannten Mischung (2 Gewichtstheile Quecksilber, 1 Gewichtstheil Zinn und 1 Gewichtstheil Zink) in ihrem reinsten oxydfreien Zustande an der Drehbank in sehr feine haarlockenförmige Theile und behandle sofort die ganze vorhandene, höchst voluminöse Masse, nach allmählichem Eintragen in einen vorher erwärmten eisernen Mörser bis zur erlangten vollständigen Gleichförmigkeit. Dieß Amalgam, in gut verschlossenem Glase aufbewahrt, hat zwar wie gewöhnlich die Neigung, in den krystallinischen Zustand überzugehen; es läßt sich aber leicht pulvern, und liefert unter Zusatz einer ganz geringen Menge reinen gewöhnlichen Lichttalgs (nicht Stearin) eine vorzügliche Wirkung. Die Schmelzung der Metalle mit ihren unvermeidlichen Nachtheilen ist durch die angegebene Methode ganz beseitigt. Ich erlaube mir nun hier die Bemerkung anzufügen, daß die absolute Reinheit der geriebenen Glasfläche, welche man nicht ohne einige Mühe erreicht, die Kraft der Maschine in solchem Maaße steigert, wie es nicht allgemein bekannt ist. Das Glas muß fast dieselbe Probe bestehen können, welche der Photograph nach dem Putzen seiner Glasplatten anstellt, um sich von der Sauberkeit der Fläche zu überzeugen. Keine Mühe wird so glänzend im wahren Sinne des Wortes belohnt, als das Abputzen der Scheiben mit Schlämmkreide und Alkohol, mit alten Leinen, und trockenem Nachputzen, und es ist dieß unbedingt nothwendig, wenn die Maschine längere Zeit oder unter dem Einfluß der Verbrennungsproducte des Leuchtgases oder Wohl gar saurer Dämpfe, etwa von gebrauchten Gefäßen oder vorher angestellten galvanischen Versuchen etc. herrührend, gestanden hat. Walzenmaschinen haben den Fehler, daß nur unter der Bedingung vollkommener Reinheit, auch der Innenfläche der Walze, die höchste Wirkung erzielt wird. Bei Scheiben, deren Auswahl unter den wenigen jetzt brauchbaren Glassorten getroffen werden muß, ist die Reinigung allezeit möglich. (Poggendorff's Annal. der Physik, Bd. CXVII S. 527.) Neue Darstellungsweise von metallischem Chrom, Mangan und Kobalt. Nach C. W. Vincent und B. W. Giles lassen sich Chrom, Mangan und Kobalt metallisch darstellen, wenn eine wässigere Auflösung ihrer Chlorüre kalt mit Natrium-Amalgam behandelt wird. Es bilden sich dadurch Amalgame, aus welchen, durch Abdestilliren des Quecksilbers, das damit verbunden gewesene Metall in Pulverform erhalten werden kann. (Philosophical Magazine, October 1862, S. 328.) Politur für Papierbilder. Im Norden ist jetzt ein Ueberzug für Kartenbilder in der Mode, welcher der Politur von Holz sehr nahe kommt und auf der Photographie genau dem in Wien beliebten Gelatinüberzuge gleicht. Wir halten ihn insofern für besser als den letzteren, als er durch Feuchtigkeit nicht so leicht verdirbt und dann besitzt er den Vortheil, leichter aufgetragen werden zu können. Während unseres kürzlichen Aufenthaltes in Copenhagen theilte man uns das Verfahren so mit: Das Bild wird auf Carton geklebt, satinirt und mit folgender Auflösung mittelst eines breiten Pinsels bestrichen: 100 Gramme Wasser, 4 Gelatine, 4 Alaun. Die Auflösung geschieht unter Anwendung von Wärme. – Wenn das Bild ganz trocken geworden ist, satinirt man es von neuem. Die Politur besteht aus einer verdünnten Auflösung von Schellack in Alkohol. Man nimmt hiervon ein wenig mit einem Baumwollbäuschchen, welches mit einem weißen wollenen Lappen umwickelt ist, und bedeckt dieß mit einem feinen Leinen, auf das man ein wenig Schweineschmalz streicht. Mit diesem Ballen überreibt man die Bilder rasch und leicht, ebenso wie der Tischler Holz polirt; zum Schluß nimmt man einen neuen Ballen, welcher in derselben Weise präparirt ist, aber anstatt des Schmalzes nimmt man nur einen Tropfen Olivenöl. Man gießt nun einige Tropfen Weingeist auf ein zweites mit Wolle umwickeltes Baumwollbäuschchen, bedeckt es vierfach mit feinem Leinen und reibt hiermit wieder über die Bilder, um die Fettigkeit zu trocknen. Wenn das erste Leinen trocken ist, nimmt man es fort und reibt mit dem zweiten, dann mit dem dritten und letzten; die Politur ist dann vollendet. Man kann mehrere Bilder zusammen auf einen Carton kleben, um Zeit zu ersparen. Liesegang. (Photographisches Archiv, December 1862, S. 247.) Verfahren zum Bleichen gefärbter Lumpen für die Papierfabrication, von Thomas Gray. Nachdem die Lumpen zunächst in gewöhnlicher Art gereinigt und gekocht sind, bringt man sie in eine lauwarme Mischung von 1 Volum Salzsäure und 32 Volumen Wasser. Wenn sie mit dieser Flüssigkeit gesättigt sind, was gewöhnlich nach etwa zwei Stunden der Fall ist, nimmt man sie wieder heraus, läßt sie abtropfen und bringt sie dann in ein gewöhnliches Chlorkalkbad. Nachdem sie 10 Minuten lang darin verweilt haben, sind alle Farben verschwunden, ohne daß die Faser geschwächt ist. Man wäscht die Lumpen dann und verarbeitet sie weiter wie gewöhnlich. Man kann nach diesem Verfahren weißes Papier ganz aus gefärbten Lumpen herstellen. (Aus dem Repertory of Patent-Inventions, durch das polytechnische Centralblatt, 1862 S. 1306.) Erkennung des Mohnöls oder anderer trocknenden Oele im Mandel- oder Olivenöle. M. Wimmec wendet zum gedachten Zwecke die bekannte Reaction, Ueberführung der nicht trocknenden Oele in Elaïdin, durch salpetrige Säure, in der Weise an, daß er die aus Eisenfeile und Salpetersäure entwickelte salpetrige Säure durch eine Glasröhre in Wasser leitet, auf welches man das zu untersuchende Oel gegossen hat. Enthalten die nicht trocknenden Oele selbst nur kleine Mengen Mohnöl, so bildet dieses Tröpfchen auf der Oberfläche, während sich jene ganz in krystallisirtes Elaïdin verwandeln. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1862 S. 392.) Anwendung der Carbolsäure als Frictionsflüssigkeit beim Bearbeiten der Metalle; von Dr. John Ashby in Enfield. Das unter dem Namen Carbolsäure (Phenylsäure) bekannte Product der trockenen Destillation der Steinkohlen besitzt eine merkwürdige, bisher unbeachtet gebliebene Eigenschaft, welche deren Benutzung in der gleich zu bezeichnenden Weise sehr werthvoll macht Sie braucht dazu nicht rein zu seyn, sondern kann in ihrem rohen Zustande, als dunkle theerige Flüssigkeit angewandt werden. Wie nämlich die fetten Oele Antifrictionsflüssigkeiten sind, so könnte man diese Substanz eine Profrictionsflüssigkeit nennen. Das Oel hält gewissermaßen die auf einander sich bewegenden Flächen durch Zwischenlegen einer dünnen Schichte auseinander, wogegen die Carbolsäure einen innigen Contact vermittelt und so zu sagen ein „Beißen“ der einen Fläche auf die andere bewirkt, so daß auch die feinste Trennung derselben verschwindet. Man braucht, um sich davon zu überzeugen, nur ein wenig Carbolsäure auf einen vollkommen reinen und trockenen Schleifstein (Oelstein) zu bringen und einen breiten Meißel darauf zu reiben. Das Gefühl des „Beißens“ dabei ist sehr sonderbar und macht jede weitere Erklärung unnöthig; es scheint, als ob zwischen Stein und Meißel nichts weiter vorhanden sey und als ob eine gegenseitige Anziehung beider stattfände. Diese Eigenschaft der Carbolsäure habe ich beim Schleifen, Feilen, Bohren und Sägen von Metallen angewandt und offenbar mit großem Vortheil. – Wenn man einen Thl. Carbolsäure in 15 Thln. Holzgeist auflöst und diese Lösung in Wasser gießt, so entsteht eine milchweiße Emulsion und es würde wohl der Mühe lohnen zu versuchen, ob solches Wasser die Arbeit des Schleifsteins erleichtert. (Mechanics' Magazine, Juli 1862, S. 21.) Ueber Schellack. Der Schellack hat seit einiger Zeit einen ungewöhnlichen Preisaufschlag erfahren, so daß derselbe gegenwärtig drei bis vier Mal theurer als im Jahre 1858 ist, in welchem Jahre in London der Centner um 48 Gulden, nun aber zu 188 Gulden verkauft wurde. Diese enorme Preissteigerung soll einerseits durch die kriegerischen Verhältnisse in Indien, in deren Folge in mehreren Districten namhafte Verwüstung der lackgebenden Bäume stattfand, andererseits durch den gesteigerten Begehr dieses Artikels in Amerika herbeigeführt worden seyn, daher im Verhältnisse des vermehrten Absatzes und der Räumung der Vorräthe die Preise desselben sich steigern mußten, und es ist durch Jahre noch keine Aussicht vorhanden, daß der Preis des Schellacks auf die frühere Höhe herabsinken werde. Daß eine Drogue um so mehr der Verfälschung ausgesetzt ist, je theurer sie geworden, ist eine bekannte Thatsache. Da gleichzeitig über die Gewinnung der im Handel vorkommenden Sorten des Schellacks interessante Aufsätze veröffentlicht wurden, so wird Veranlassung genommen, eine Zusammenstellung der betreffenden Nachrichten in diesen Collectaneen zu machen. Der Schellack wird hauptsächlich aus den ostindischen Districten Assam, Pegu, Malabar, und an den Ufern des Ganges gewonnen, und zwar von den Zweigen mehrerer, einen Milchsaft enthaltenden Bäume, wie Ficus religiosa und indica, Rhamnus jujuba, Croton lacciferum und Butea frondosa, an welchem sich ein Insect (Coccus lacca) in gedrängten Haufen ansetzt und nach einigen Angaben eine harzige Substanz sondert, welche das Insect selbst und die von demselben gelegten Eier einschließt. Die aus diesen Eiern sich entwickelnden Maden ernähren sich von der sie umgebenden Substanz, d. i. in dem Körper der Mutter, während das sie umschließende Harz ihnen als Schutz dient; nach Anderen aber wird allgemein angenommen, die als Zelle für das Insect dienende Substanz werde durch den Stich jenes in die Zweige zum Ausfließen gebracht, die nach dem Festwerden dasselbe einschließt und den entwickelten Maden Nahrung darbietet. Etwa im November oder December verläßt die bereits herangewachsene Brut ihren bisherigen Aufenthaltsort und setzt sich nun ihrerseits auf den Zweigen und kleineren Aesten fest, die in kurzer Zeit davon ganz bedeckt werden. Zu einer bestimmten Zeit werden die mit der harzartigen Substanz überzogenen Zweige abgebrochen und bilden die im Handel vorkommende Sorte „Stocklack“, von den holzigen Theilen befreit aber „Körnerlack“. Die an den Zweigen der oben bezeichneten Bäume gebildete Kruste enthält nebst Harz einen eigenthümlichen zum Theil in Wasser löslichen Farbstoff. Um letzteren abzusondern und weiter benutzen zu können, werden die abgebrochenen Zweige in eine Mühle gebracht, um die an denselben befindliche Masse in ein grobes Pulver zu verwandeln, das man dann in Tröge bringt, mit Wasser übergießt und durch Treten die Einwirkung desselben begünstigt. Hat dieselbe hinlänglich stattgefunden, so wird die gefärbte Flüssigkeit abgelassen und so oft frisches Wasser auf den Rückstand gegossen, als zur möglichsten Erschöpfung nöthig ist, wonach man den Rückstand sammelt, die anhängenden Holzfasern absondert, endlich trocknet und in diesem Zustande als Samen- oder Körnerlack in den Handel bringt. Das rothe Fluidum setzt in der Ruhe den aus dem Lack im suspendirten Zustande aufgenommenen Farbstoff ab, der vom überstehenden Wasser getrennt, gesammelt, und, wenn er halb getrocknet ist, in viereckige Formen gebracht und fest eingedrückt wird. Nachdem er ganz trocken geworden ist, kommt derselbe als Lac dye in den Handel und wird zum Rothfärben verwendet; insbesondere wird durch einen Zusatz von Chlorzinn ein schönes Scharlachroth erzielt. Welche große commercielle Wichtigkeit der Schellack bezüglich seiner Anwendung zur Anfertigung einer Politur, zur Darstellung des Siegellacks und zu anderen industriellen Zwecken hat, ist daraus zu entnehmen, daß in manchen Jahren nahezu eine Million Pfunde dieser Waare aus Calcutta allein exportirt wurden. Im Handel werden nachstehende Sorten unterschieden, nämlich: 1) der Stocklack (Sticklack), 2) der Körner- oder Samenlack (Seedlack), 3) Schellack (Shellack). Um diesen zu erhalten, wird der nach dem Behandeln mit Wasser behufs der Abscheidung des Farbstoffs zurückgebliebene Körnerlack in wurstförmige Säcke gebracht und über Feuer erhitzt, damit das Harz schmelze und durch den Stoff abfließe, das man auf Bananen- oder Musablätter streicht und zwischen diesen mittelst heißes Wasser enthaltender Cylinder zu dünnen Platten preßt, die eine Oberfläche von etwa 20 Quadratzoll haben, welche, nach dem Festwerden in Kisten gepackt, wegen der Sprödigkeit des Schellacks vielfältig zerbrechen und so versendet werden. Je nachdem dem Körnerlack der Farbstoff mehr oder weniger vollständig entzogen und das zurückgebliebene Harz bei der Anfertigung des Schellacks erhitzt wurde, fällt der gewonnene Schellack heller oder dunkler aus, so daß die Farbe von granatroth (Garneth genannt), orange- bis hellgelb wechselt; jedoch soll die hellgelbe Sorte auch künstlich gefärbt werden, und zwar durch Zusatz von zerriebenem Auripigment. Außer dem gefärbten kommt auch weißer Lack im Handel vor, der aber in Europa durch Bleichen des ordinären Schellacks gewonnen wird, indem man letzteren durch Kochen in einer Auflösung von kohlensaurem Kali in Wasser auflöst, in die Solution Chlorgas einleitet, dann wieder durch Chlorwasserstoffsäure fällt etc., welche abgeschiedene Masse gewöhnlich in Stangen geformt und zu hellen Polituren, sowie zu hellfarbigem Siegellack verwendet wird. Der wesentliche Bestandtheil des Schellaks ist ein eigenthümliches in starkem Weingeist lösliches Harz, von welchem derselbe in bester Qualität 84 Proc. enthält, und außerdem eine wachsartige Substanz, beziehungsweise auch Farbstoff, und in Alkohol unlösliche Bestandtheile. Da, wie Eingangs bemerkt, der Schellack bei seinem gegenwärtigen hohen Preise verfälscht, insbesondere mit dem wohlfeilen Colophonium zusammengeschmolzen und in die gewöhnliche Form gebracht, im Handel vorkommt, so kam es auf eine leicht ausführbare Methode an, diesen Zusatz so weit als möglich quantitativ nachzuweisen, welcher Aufgabe ich A. Oberdorfer (Archiv der Pharmacie, Bd. CIII S. 14) unterzog, anfangs das specifische Gewicht, dann den Schmelzpunkt des reinen und des mit Colophonium versetzten Schellacks zum Anhaltspunkte nahm, wobei er jedoch fand, daß die Ausführung der beiden Manipulationen große Aufmerksamkeit erheischt, und deßhalb nachstehendes Verfahren als das geeignetste empfiehlt. Wird reiner gepulverter Schellack mit wasserfreiem Aether übergossen einer 24stündigen Maceration überlassen, darauf die über dem ungelöst gebliebenen Antheil befindliche Flüssigkeit abgesondert und dem Verdunsten überlassen, so bleiben nur bei 5 Proc. einer im Schellack natürlich vorkommenden Wachssubstanz zurück; somit nimmt reiner Aether von unverfälschtem Schellack nur die wachsartige Materie, nicht aber das eigenthümliche Harz desselben auf; Colophonium dagegen löst sich leicht und fast vollständig in 10 bis 12 Theilen Aether auf. Wenn daher eine zu untersuchende Probe zerrieben mit Aether von angegebener Beschaffenheit behandelt wird, so kann man aus der Menge des darin ungelöst gebliebenen Rückstandes mit ziemlicher Verläßlichkeit auf die Menge des dem Schellack beigemischten Colophoniums schließen, indem nämlich Aether von verfälschtem Schellack eine größere Menge als von reinem auflöst, daher, wenn z.B. der ungelöst gebliebene Antheil 80 Proc. beträgt, 20 Proc. demnach sich gelöst haben, und angenommen wird daß hiervon 7 Proc. als dem reinen Schellack angehörig in Abrechnung zu bringen sind, man annehmen kann daß in diesem Falle der Schellack 13 Procent fremdes Harz enthielt. Ein anderes Verfahren, den käuflichen Schellack auf seine Reinheit zu prüfen (pharm. Centralhalle S. 370), gründet sich auf dessen Löslichkeit in kochender wässeriger Boraxlösung, zu welchem Zwecke ein Theil Borax in 60 Theilen Wasser gelöst, 2 Theile zerkleinerter Schellack zugesetzt und in einem Kolben zum Sieden erhitzt wird. War letzterer rein, so erhält man eine ziemlich klare, d. i. nur wenig opalisirend trübe Flüssigkeit, die sich mit Wasser verdünnen läßt und nur die im Schellack vorkommende Unreinigkeit nebst einer kleinen Menge einer harzigen kautschukähnlichen Materie ablagert, die bei einer reinen Sorte nur 1,5 Proc., bei schlechterer aber 4 bis 8 Proc. beträgt. Bleibt ein bedeutender, besonders während des Kochens in käseartigen Flocken sich abscheidender Rückstand ungegelöst und ist die Auflösung stark trübe, so deutet dieses aus fremde Beimengungen; nur ist zu bemerken, daß, wenn nur wenig Colophon vorhanden ist, dieses auch aufgenommen wird, was wahrscheinlich auch bei anderen Harzen der Fall ist. Noch eine andere Probe besteht darin, den zerkleinerten Schellack in einem Probirglase mit der 30fachen Menge Aetzammoniakflüssigkeit zu übergießen und unter öfterem Umschütteln 3 bis 4 Stunden einer lauwarmen Digestion auszusetzen, wobei aus reinem Schellack nur Farbstoff, aus gefälschtem aber auch Colophonium und Fichtenharz schon bei gewöhnlicher Temperatur, noch leichter mit Hülfe der Wärme aufgelöst wird. Neutralisirt man darnach die von dem ungelöst gebliebenen Antheil abgegossene Flüssigkeit mit verdünnter Essigsäure, so bleibt dieselbe in dem Falle klar, wenn der untersuchte Schellack rein war, es scheiden sich aber mehr oder weniger käseartige Theile ab, falls der Schellack andere Harze beigemengt enthielt. Zur quantitativen Prüfung ist jedoch diese Probe nicht zu empfehlen, weil Mischungen von Harzen wenigstens theilweise vom Lösungsmittel aufgenommen werden, worin ein oder der andere Gemengtheil bei gewöhnlicher Temperatur unlöslich oder nur theilweise mit Hülfe der Wärme löslich ist, daher zur quantitativen Bestimmung der Beimengungen die Behandlung mit Aether am meisten entsprechend sich erweist. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 17.) Preis auf einen Apparat zur Bestimmung des in den Rübenzuckerfabriken zur Verarbeitung gelangenden Saftes. Für die Erfindung eines mechanischen Apparates, um in einer Rübenzuckerfabrik die Menge und die Concentration, oder wenigstens die Menge des zur Zuckererzeugung gelangenden Rübensaftes auf sichere und den Betrieb nicht störende Weise zu ermitteln, ist vom österreichischen Finanzministerium eine Prämie von zweitausend Gulden zugesichert. Bis Ende April 1863 längstens ist die mittelst Zeichnung versinnlichte genaue Beschreibung der Erfindung und ihrer Anwendung, sowie ein zu Versuchen geeigneter Musterapparat, beim k. k. Finanzministerium einzureichen. Wien, im December 1862.