Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. , S. 234
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Miscellen. Miscellen. Die deutschen Werkzeugmaschinen auf der Londoner Industrie-Ausstellung. Bei den mannichfachen Hindernissen, welche sich dem Deutschen bei seinen industriellen Unternehmungen, namentlich in der Fabrication von solchen Artikeln, welche bisher aus dem Auslande bezogen wurden, entgegenstellen, ist es eine erfreuliche Wahrnehmung, wie sich ein Industriezweig nach dem andern der Art herausarbeitet, daß er seiner intelligentesten Concurrrenz ebenbürtig an die Seite gestellt werden kann. Dieses Stadium ist bei dem deutschen Werkzeugmaschinenbau nach dem Urtheile des Auslandes und zwar der Presse unseres würdigen Rivalen – Alt Englands – bereits eingetreten. In The Practical Mechanic's Journal record of the Great Exhibition, 1862, part VI pag. 302 spricht sich der Berichterstatter über die Werkzeugmaschinen, Robert Mallet, Mitglied des Instituts der Civilingenieure und der Royal Society folgendermaßen aus: „In der Gruppe der Werkzeugmaschinen haben sich die fremden Aussteller nicht zahlreich gezeigt. Frankreich insbesondere, entsprach den Erwartungen nicht. Aus Preußen stellten Hamann, März, Offenhammer und Schwarzkopf, sämmtlich in Berlin, nur eine kleine Anzahl dieser Maschinen aus. Aus Schweden sandten Bolinder und Comp. in Stockholm eine Hobelmaschine. Von den meisten anderen ausländischen Nationen war von Werkzeugmaschinen wenig oder nichts zu sehen.“ „Bei Allem diesem fand eine merkwürdige Ausnahme statt. Aus dem Königreich Sachsen stellte Zimmermann in Chemnitz eine ziemlich reichliche Auswahl von großen Werkzeugen aus, welche, wie wir nicht anstehen zu sagen, mit den besten rivalisiren, die ausgestellt waren, selbst Whitworth's nicht ausgenommen. Die große Hobelmaschine insbesondere verdient Beachtung. Diese Werkzeuge erscheinen dem englischen Auge etwas leicht in den Dimensionen; aber diejenigen, welche auch mit dem bloßen Auge die Güte des Gußeisens einigermaßen beurtheilen können, werden aus dem schönen Silberglanz der glatten Oberflächen dieser Werkzeuge erkannt haben, daß sie aus einem Material hergestellt sind, welches nicht allein eine aus die Dauer größere Festigkeit, sondern auch eine größere Härte (Steifigkeit) besitzt, als jemals das von uns gewöhnlich verwendete brittische gemischte Gußeisen.“ „Aus der scheinbaren Leichtigkeit der ausländischen Werkzeuge, sowie der ausländischen Dampfmaschinen, folgt daher keineswegs, daß dieselben nothwendig verhältnißmäßig schwächer sind als die brittischen.“ „Diese Werkzeuge bekunden, wenigstens in einem Beispiele, einen unermeßlichen Fortschritt des Auslandes seit 1851. Wir würden sie gern einer vergleichenden Prüfung mit einigen der besten brittischen unterworfen gesehen haben.“ Die Jury, welche selbstverständlich aus den competentesten Sachverständigen bestand, hat Hrn. Joh. Zimmermann die Preismedaille zuerkannt. Wir können beifügen, daß in der Maschinenfabrik von Joh. Zimmermann in Chemnitz kein einziger Ausländer als Director, Meister oder Arbeiter fungirt. Die Redaction. Ueber Aluminiumbronze. In England werden jetzt zu Newcastle vielfältig Legirungen von Kupfer und Aluminium, sogenannte Aluminiumbronze, dargestellt. Man wendet 95 Proc. Kupfer und 5 Proc. Aluminium, und auch 92 1/2. Proc. Kupfer und 7 1/2 Proc. Aluminium an. Letztere Legirung, obwohl etwas theurer, ist durch ihre schöne goldartige Farbe so ausgezeichnet, daß man den etwas höheren Preis wohl kaum in Rechnung ziehen kann. Der Centner beider Legirungen kommt auf folgenden Preis zu stehen: Legirung I. 95 Pfd. Kupfer à 12 Sgr.   38 Thlr.  –  Sgr.   5 Pfd. Aluminium à 400 Sgr.   66 Thlr. 20 Sgr. Schmelzen und Abbrand     3 Thlr. 10 Sgr. ––––––––––––– 108 Thlr.  –  Sgr. Legirung II. 92 1/2 Pfd. Kupfer à 12 Sgr   37 Thlr.  –  Sgr.   7 1/2 Pfd. Aluminium à 400 Sgr. 100 Thlr.  –  Sgr. Schmelzen etc.     3 Thlr. 10 Sgr. –––––––––––––– 140 Thlr. 10 Sgr. Die Aluminiumbronze ist ungemein hart und schwer zerbrechlich, sie läßt sich in dunkler Kirschrothgluth schmieden und zeigt keine Neigung zu rosten oder blind zu werden. Sie dürfte daher besonders zu Uhrentheilen sehr zu empfehlen seyn. Auf der Londoner Industrie-Ausstellung waren sehr schöne Arbeiten, Uhrgehäuse etc. daraus durch Gebr. Bell von Newcastle ausgestellt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 1.) Bomben ohne Zünder. Bekanntlich gehen die Versuche, welche in England über den Schutz, den die Panzerplatten den Schiffen gegen die Geschosse der Artillerie gewähren, seit Jahren immer fort. Bald scheint der Panzer, bald die Kanone das Uebergewicht zu behaupten. Auf dem Schießgrunde zu Shoeburyneß wurden neuerdings mit einem Whitworth'sche Zwölfpfünder und Stahlbolzen gegen eine 2- und 2 1/2 zöllige Eisenplatte Versuche gemacht. Auf die Entfernung von 100 Yards (300 Fuß) durchbohrten die massiven Stahlbolzen die Platten vollständig. Hierauf wurde nunmehr zu einem sehr interessanten Experiment geschritten. Statt eines massiven Bolzen wendete man einen mit einer Höhlung versehenen an, der circa. 12 Loth Pulver enthielt. Die Geschützladung betrug 1 Pfund 28 Loth. Der Bolzen selbst war vorn flach abgeschnitten. Als nun damit gegen die Panzerplatten gefeuert wurde, durchdrang der hohle Bolzen sie ebenso; dabei entstand aber eine so bedeutende Erhitzung des Bolzens, daß die Pulververladung darin sich entzündete und die Bombe sprengte, welche nunmehr in dem Holzwerke hinter der Scheibe starke Verwüstungen anrichtete. Uebrigens sind im J. 1854 in Woolwich mit den geschmiedeten Lancasterschen Bomben ähnliche Resultate erreicht worden, als man sie gegen soliden Granit abfeuerte. Es ist, beiläufig gesagt, eine wenig bekannte Thatsache, daß man gutes trockenes Schießpulver durch einen kräftigen Schlag mit einem schweren Hammer, vorzüglich wenn es vorher durch gelinde Schläge etwas comprimirt ist, ziemlich sicher zur Entzündung bringen kann. Alles dieß beweist nichts Anderes, als daß sich mechanische Kraft in Wärme umsetzen läßt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 1.) Ueber eine explosive Mischung. Mengt man nach John Horsley – auf Papier mittelst eines Hornspatels oder durch feine Metallsiebe – 9 Theile gut getrocknetes und fein gepulvertes chlorsaures Kali mit 3 Theilen Galläpfelpulver, so erhält man ein heftig explodirendes Gemisch, welches nicht gekörnt zu werden braucht. Nach früheren Beobachtungen des Verfassers kann die Kraft des gewöhnlichen Schießpulvers durch Zusatz von ungefähr 12 Proc. Galläpfelpulver gesteigert werden. (Aus Chemical News, durch das polytechnische Centralblatt, 1862 S. 1451.) Darstellung von Zinkgrün. Leclaire und Barruel stellen das in Deutschland unter dem Namen Rinmann's Grün bekannte Pigment auf folgende Weise dar: 5 Theile Zinkoxyd und 1 Theil trockenes schwefelsaures Kobaltoxydul werden mit Wasser zu einem Brei zusammengerieben, der im Trockenofen getrocknet und dann 3 Stunden lang bis zum Dunkelrothglühen erhitzt wird. Das Product wird in kaltes Wasser geworfen, durch Decantiren ausgewaschen und getrocknet. (Wagner's Jahresbericht für chemische Technologie, 1861.) Neues Goldbad für die Photographie. In England benutzt man jetzt ein neues Goldbad mit Goldchloridcalcium, welches zuerst von Sutton zum Schönungsbad für Albuminbilder angewendet wurde. Ich habe mir dieses Doppelsalz sofort dargestellt; es besteht aus gleichen Aequivalenten Goldchlorid (Dreifach-Chlorgold) und Chlorcalcium nebst 6 Aequivalenten Wasser, führt also die Formel Au Cl³, Ca Cl + 6 HO. Man erhält es am einfachsten durch Sättigung des sauren Chlorgoldes mit kohlensaurem Kalk; es krystallisirt in feinen gelben Nadeln, die kein so starkes Reflexionsvermögen besitzen, wie das analoge Kalium-Doppelsalz. Dieses Goldsalz färbt recht schön schwarz, sowohl mit essigsaurem, wie mit kohlensaurem und citronensaurem Natron. Dr. J. Schnauß. (Photographisches Archiv, Januar 1863, S. 14.) Cooper's Photographien auf weißer Seide. Hr. Cooper legte in der Sitzung der photographischen Gesellschaft in London im December v. J. einige gelungene Photographien auf weißer Seide vor, die in folgender Weise präparirt wurden: Weihrauch     4 Gran, Mastix 2–3     „ Chlorcalcium   15     „ Weingeist     1     „ Nach erfolgter Auflösung filtrirt man. Die Seide taucht man hinein und hängt sie zum Trocknen an zwei Ecken auf. Zum Empfindlichmachen taucht man sie in ein Silberbad von 12 Procent, schwach sauer. Sie bleibt eine Viertelstunde im Bade; man kann mehrere Blätter gleichzeitig baden. Nach dem Trocknen bügelt man die Seide mit einem warmen Eisen und belichtet. Die Rückseite muß beim Bügeln und Exponiren mit reinem Fließpapier bedeckt seyn. Man drückt stark, wascht rasch aus und tont in einem starken Goldbad mit essigsaurem Natron; nach gutem Auswaschen fixirt man in starkem frischen Natron. Dann wascht man noch sehr sorgfältig in reinem Wasser und spannt das Bild feucht über einen Rahmen zum Trocknen. Die Bilder werden äußerst brillant, die Schatten sehr tief und detaillirt. Die Seidephotographien können ohne Nachtheil in Seifenwasser gewaschen werden, wenn sie schmutzig geworden sind. (Photographisches Archiv, Januar 1863, S. 22.) Prüfung der Schwefelsäure auf Salpetersäure mittelst Morphin. Nach J. Erdmann ist das Morphin das empfindlichste Reagens, um in der Schwefelsäure einen Gehalt an Salpetersäure zu entdecken. Als nämlich der Verfasser von einer Mischung, welche aus 100 Kubikcentimeter Wasser und 6 Tropfen Salpetersäure von 1,250 spec. Gewicht bestand, einen Tropfen zu 10 Grm. reiner concentrirter Schwefelsäure fügte, und dann in letztere eine Spur reines Morphin brachte, so entstand noch eine deutliche violettrothe Färbung. Zweckmäßig läßt man in die Säure 2 bis 3 Tropfen Wasser fallen, um durch die eintretende Wärme die Reaction schnell hervortreten zu lassen. Es werden aber selbst noch geringere Mengen von Salpetersäure als die eben angegebene in der Schwefelsäure durch Morphin angezeigt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXX S. 194.) Ueber die Fabrication des Alkohols mittelst Leuchtgas; von Payen. In der letzten Zeit verbreitete sich die Nachricht, daß ein neues Verfahren der Alkoholfabrication mittelst Leuchtgas entdeckt worden sey, wornach sich der Hektoliter Alkohol zum Preise von 25 Francs erzeugen lasse. Allerdings befand sich auf der Londoner Industrie-Ausstellung 1 Liter von mittelst ölbildendem Kohlenwasserstoffgase bereitetem Alkohol; aber dieses ölbildende Gas war selbst durch Zersetzung des Alkohols nach der in den Laboratorien gebräuchlichen Methode dargestellt worden, und von solchem enthält das Leuchtgas bekanntlich nicht über 10 Proc. Die Gestehungskosten des in London ausgestellt gewesenen Liters Alkohol sollen auch nicht weniger als 1000 Francs betragen haben. Man hat außerdem gesagt, daß die Alkoholfabrication nach dem neuen Verfahren zu Saint-Quentin im Großen betrieben werde, und daß der Apparat, in welchen von der einen Seite die Steinkohle eingeführt wird, auf der anderen Seite den Alkohol abfließen lasse. Nach genauen, mir zugekommenen Nachrichten wurde aber daselbst bis jetzt nur von 1 oder 2 Litern Alkohol die Steuer erhoben, und überdieß ist es nicht erwiesen, daß dieser Alkohol von der Anwendung des neuen Verfahrens herrührt. Benjamin Corenwinder hat in einem an Pasteur gerichteten Briefe gezeigt, daß a priori diese Fabrication sehr schwierig und sehr kostspielig wäre, denn um einen Theil Alkohol zu erhalten, müßte man zehn Theile Schwefelsäure anwenden, und über- dieß wäre die Reinigung mit Schwierigkeiten verbunden. Diese Reinigung ist allerdings mittelst Olivenöl zu bewerkstelligen, aber der Akohol bekommt dann nach einiger Zeit einen sehr starken ranzigen Geruch. Ich glaube daher, daß das erwähnte Gerücht keine ernstliche Grundlage hat und daß die Alkoholfabrication mittelst ölbildenden Gases, welche allerdings wissenschaftlich möglich ist, bisher nicht auf praktische und ökonomische Weise ausgeführt wurde. (Bulletin de la Société d'Encouragement, November 1862, S. 694.) Bildung des Acetylens durch Kohlenstoffcalcium, nach Wohler. Aus der von Caron dargestellten Legirung von Zink und Calcium (polytechn. Journal Bd. CLVII S. 152) kann bei sehr hoher Temperatur in Berührung mit Kohle ein Kohlenstoffcalcium hervorgebracht werden, dessen Bildungsweise später mitgetheilt werden soll. Dieses zersetzt sich mit Wasser in Kalkhydrat und Acetylengas, welches letztere sich durch die drei unterscheidenden Eigenschaften des Acetylens charakterisirt, nämlich mit einer hellleuchtenden rußenden Flamme zu verbrennen, mit Chlorgas schon im zerstreuten Lichte unter Feuererscheinung und Abscheidung von Kohle zu explodiren und aus einer ammoniakalischen Silberlösung die, beim Erhitzen so gewaltsam explodirende Verbindung zu fällen. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXXIV S. 220.) Cajeputöl zur Unterscheidung des Copals vom Bernstein; von Conrad Palm. Mehrere sauerstoffhaltige ätherische Oele, z.B. Lavendelöl, Rosmarinöl, Pfeffermünzöl, besitzen die Eigenschaft, den Copal bei gewöhnlicher Temperatur zu erweichen und ihn in der Wärme mehr oder weniger vollständig aufzulösen. Nach Napier Draper löst das Cajeputöl den Copal schon bei gewöhnlicher Temperatur vollkommen auf und diese Solution hinterläßt, auf eine Fläche dünn ausgestrichen, einen glänzenden Firniß. Der Bernstein hingegen soll von dem Cajeputöle selbst in der Kochhitze gar nicht angegriffen werden. Ich habe diese Angaben Draper's geprüft und im Wesentlichen bestätigt gefunden. Für den Copal genügt schon bei gewöhnlicher Temperatur so wenig Cajeputöl zur vollständigen Lösung, daß dieselbe ganz dick, fast gelatinös erhalten werden kann. Ganz unlöslich im Cajeputöl ist der Bernstein zwar nicht, aber die davon aufgenommene Menge beträgt doch kaum 1/20 vom Gewichte dieses fossilen Harzes. Das Cajeputöl bietet daher ein sicheres Mittel dar, um die beiden genannten Harze von einander zu unterscheiden, was um so schätzenswerther ist, als manche Sorten des Copals leicht mit dem Bernstein verwechselt werden können. (Wittstein's Vierteljahresschrift, Bd. XI S. 555.) Ueber das Bleichen des Schellacks; von Dr. A. Sauerwein. Aus des Verfassers angestellten Untersuchungen über oben genannten Gegenstand geht hervor, daß das von Elsner und Anderen empfohlene Bleichverfahren des Schellacks sich als ungenügend erwiesen.Man vergleiche das von Dr. Wittstein empfohlene, im Jahrgang 1857 des polytechn. Journals. Bd. CXLIII S. 467 mitgeteilte Verfahren, den Schellack, mit Beibehaltung seiner specifischen Eigenschaften, zu bleichen.A. d. Red. Als das beste Verfahren hat sich ihm dagegen das folgende bewährt. Man löse 25 Gramme Schellack in 10 Gram. krystallisirter Soda und 600 Gram. Wasser in der Wärme auf und filtrire. Andererseits übergieße man etwa 30 Gram. Chlorkalk mit kaltem Wasser und versetze den Auszug mit so viel Sodalösung, als zum Fällen des Kalks erforderlich (etwa das gleiche Gewicht krystallisirter Soda). Diese filtrirte und noch mit Wasser (circa 600 Gram.) verdünnte Lösung setze man zu obiger Lösung des Schellacks und dazu vorsichtig und unter stetem Umrühren der Flüssigkeit etwas verdünnte Salzsäure, jedoch so, daß sich nichts ausscheidet. Diese Mischung setze man 1 bis 2 Tage den directen Sonnenstrahlen aus, wonach sie vollkommen gebleicht seyn wird. Der Zusatz von Salzsäure befördert, nach dem Verfasser, die Bleichung sehr wesentlich, muß aber sehr vorsichtig geschehen, damit sich nichts ausscheidet. Selbstverständlich muß man sich daher vor einer Uebersättigung ängstlich hüten. Nach vollkommener Bleichung filtrirt man die etwas trübe Lösung, setzt gleichfalls etwas schwefligsaures Natron zu, und alsdann vorsichtig so viel Salzsäure, als zur Ausscheidung des Schellacks eben erforderlich ist. Durch Erwärmen ballt der Schellack leicht zusammen; man nimmt ihn aus der Flüssigkeit heraus und wäscht ihn in reinem Wasser mehrmals aus. Der so erhaltene gebleichte Schellack ist ein völlig tadelloses Product von einer nicht allein oberflächlichen weißen Farbe, sondern auch beim Durchbrechen auf den Bruchflächen ganz und gar weißen Farbe. Sehr häufig ist der käufliche Schellack auf der Oberfläche, die durch das Ausziehen seidenglänzend wird, eben dadurch anscheinend weiß; auf den Bruchflächen zeigt er jedoch alsdann häufig eine weit weniger helle Farbe. Im Alkohol löst sich der nach dieser Methode erhaltene gebleichte Schellack vollkommen auf, und hat diese Lösung auch im concentrirten Zustande nur einen geringen Stich in's Gelbe. Was schließlich das Ausziehen des zusammengekneteten Schellacks anbelangt, so scheint das äußere Ansehen desselben um so schöner zu werden, in je niedrigerer Temperatur dasselbe geschieht. Malaxirt man den Schellack einige Zeit in der Hand, so bekommt er durch die Wärme derselben einen genügenden Grad von Knetbarkeit, um sich bei einiger Vorsicht beliebig lang ausziehen zu lassen, und ein in dieser Weise ausgezogener Schellack zeigt den bekannten Seidenglanz am schönsten. Selbstverständlich muß das Ausziehen mit sehr saubern Händen geschehen, denn klebt denselben der geringste Schmutz an, so wird die Oberfläche des Schellacks streifig und unansehnlich, indem sich der Schmutz sehr leicht an das Harz anklebt. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1862 S. 52.) Ueber die Eigenschaft des Chloroforms, den Geschmack und Geruch der Medicamente zu modificiren. Eine neue, von Grave beobachtete Eigenschaft des Chloroforms ist die, die Bitterkeit den bittern Substanzen zu nehmen. In gewissen Verhältnissen zur Aloëtinctur, Enziantinctur, zu dem im Wasser vertheilten schwefelsauren Chinin gesetzt, entzieht das Chloroform diesen Mitteln fast vollkommen ihre Bitterkeit. Lamon hat ferner gefunden, daß das Chloroform augenblicklich und vollkommen den Geruch der Asa foetida. vernichtet. – Es bleibt nun noch zu wissen übrig, ob das Chloroform nicht einigen dieser Substanzen ihre therapeutischen Eigenschaften ganz oder theilweise entziehe? (Aus Journal de Pharmacie et de Chimie, durch Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. XI S. 422.) Ansteckungsstoffe durch heißes Wasser zerstört. Vom Medicinal-Assessor und Departements-Thierarzt Hildebrandt in Magdeburg werden ungemein interessante Erfahrungen über die Wirkung des heißen Wassers bei Milzbrand und Tollwuth mitgetheilt. Es ist schon längere Zeit bekannt, daß alle derartigen giftigen Stoffe, selbst das Pestgift, das Pockengift etc. durch eine über 60° C. gesteigerte Temperatur zerstört und unwirksam werden, und hat man z.B. in Osterreich in den Militärställen das Rotzgift durch Ausbrühen der Krippen und Stallwandungen mit Erfolg unschädlich gemacht. Eine verhältnißmäßig große Menge von Menschen geht jährlich durch die Infection mit Milzbrandgift zu Grunde. Beim Abledern der Thiere, die an Milzbrand gefallen, genügt eine einzige kleine Hautabschärfung, die mit dem Blute derselben in Berührung kommt, ein leichter Schnitt, ja der Stich einer Fliege, die kurz vorher auf einem solchen Cadaver gesessen, um die furchtbare Krankheit der schwarzen Blätter herbeizuführen, eine Krankheit, der jährlich allein in Preußen circa 60 Personen erliegen. Hr. Hildebrandt, der bei zwei verschiedenen Gelegenheiten in Ausübung feines Berufes einer solchen Infection sich ausgesetzt sah, hat durch rasche fortgesetzte Anwendung möglichst heißen Wassers das Weitergreifen der Krankheit sofort coupirt. Nachdem dadurch das in die Wunde gelangte Gift ausgespült und zerstört war, genügte ein Verband mit schwarzer Seife, um nach kurzer Zeit die rapide um sich greifende Anschwellung zu sistiren. Obwohl die Anwendung kräftiger Aetzmittel, Aetzkali, Spießglanzbutter etc. hier, sowie bei ähnlichen Infectionen, so z.B. beim Biß eines tollen Hundes, keineswegs zu verwerfen, jedenfalls auch möglichst bald ein geschickter Arzt zuzuziehen ist, so dürfte die so einfache und rationelle Anwendung des überall zu habenden heißen Wassers jedenfalls als eine sehr zweckmäßige Vorbereitung zur spätern Kur zu betrachten seyn, und verdienen die Beobachtungen des Hrn. Hildebrandt die weiteste Verbreitung. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 1.) Das Kamptulikon, ein Material zu Fußböden. Dieses interessante Material zu Fußböden, das in England jetzt sehr vielfältig verwendet wird, ist ein Gemisch von Korkabfällen mit geringeren Kautschuksorten. Es übertrifft alle bisher angewendeten Materialien an Annehmlichkeit. Im großen Lesezimmer des British-Museums, in dem großen Saale des allen fremden Besuchern Londons so wohl bekannten Cigar-Divan von Simpson am Strand, in Baderäumen, Comptoirs etc. sieht man den Fußboden mit einer braungrauen elastischen Masse bedeckt, welche den Schall der Schritte fast unhörbar macht. Sie läßt sich durch Aufwischen mit einem feuchten Lappen vollständig vom Schmutz reinigen, wird dabei nicht feucht, beherbergt keinen Staub, wie die gewebten Teppiche, und hat sich in einzelnen Fällen, obwohl schon seit 14 Jahren im Gebrauch, fast gar nicht der Abnutzung ausgesetzt gezeigt. Um dieser großen Vorzüge willen verdient dieses Material auch bei uns in größerer Ausdehnung eingeführt zu werden. Diese Mischung von Korkpulver und Kautschuk wurde zuerst von einem Hrn. Fanshawe erfunden, und zuerst mit sehr beschränkten Mitteln (zum Mahlen des Korks diente eine alte Kaffeemühle) dargestellt. Die Erfindung wurde einem gewissen Elijah Halloway im J. 1843 patentirt. Das Kamptulikon wird jetzt von drei verschiedenen Firmen in London angefertigt. Referent hatte eine Empfehlung an die eine dieser Firmen, Trestrail und Comp. erhalten, und bekam leicht Zutritt. Beim Eintritt fielen mir zuerst die ungeheuren Haufen von Korkabfällen auf, die, vom Schneiden der Korke herrührend, bisher nur eine sehr geringe Anwendung zum Ausstopfen von Matratzen etc. gehabt hatten. Nachdem dieselben durch Waschen, Trocknen und nachträgliche Behandlung in einer Fegemaschine von dem anhaftenden Schmutze befreit, werden sie mittelst einer Maschine durch zwei mit schmalen Schneidescheiben besetzte Walzen, in schmale Streifen geschnitten und dann zwischen gewöhnlichen scharfen Mühlsteinen zu einem feinen Staub gemahlen. Man könnte wahrscheinlich eine gewöhnlich Rüben- oder Kartoffelreibe mit demselben Erfolg benützen, oder auch durch eine nach Art eines Reibeisens durchlöcherte Trommel den Zweck, die möglichst feine Zerkleinerung des Korks, erreichen. Der Kautschuk, zu dem man die geringeren Sorten ostindischen Kautschuks wählt, wird erst gewaschen, dann getrocknet, und nun in einem Knetapparat (ein hohler durch eine Dampfhülle geheizter, liegender Cylinder, in dem sich eine mit eisernen Zapfen besetzte Walze dreht), in den teigartigen Zustand übergeführt. Das nun folgende Incorporiren des Korkstaubs geschieht in ähnlicher Art, wie man den Schwefel und die anderen vulcanisirenden Substanzen in den Kautschukfabriken bemischt. Man bereitet die Masse auf einer Tafel aus, bestreut sie mit Korkpulver und läßt sie dann durch zwei schwere, mit Dampf geheizte Walzen durchpassiren. Dieß wiederholt man unter erneuertem Korkpulverzusatze so lange, bis die größtmögliche Menge Kork der Kautschukmasse einverleibt ist. Um die Masse sodann in Platten zu formen, bringt man sie auf eine andere eiserne Tafel, die genau die Länge und Breite hat, welche die Platten erhalten sollen, und läßt sie mit dieser durch ein Paar sehr starke Walzen durchgehen, die durch starke Schrauben so fest auf einander gespannt werden können, daß eine Hochdruckmaschine von 45 Pferdekräften dadurch gebremst wird. Ist die Masse mit der Platte durchgegangen, so wird sie doppelt übereinandergelegt und wieder durch die Presse gelassen und so fortgefahren, bis eine absolut innige Vereinigung des Korkpulvers erzielt ist, und die Platten die gewünschte Länge, Breite und Dicke erhalten haben. Man legt sie dann in einem kühlen Stubenraume auf einen glatten Tisch und läßt sie da mehrere Wochen liegen, bis der Kautschuk seine anfängliche elastische Form wieder angenommen hat, und die Masse nicht mehr weich ist. Die einzelnen, zu verlegenden Platten werden einfach dadurch vereinigt daß man die gut gereinigten Ränder mit einer Auflösung von Kautschuk in Benzin überstreicht, und dann auf der unteren Seite einen schmalen Streifen mit Kautschuklösung bestrichener Leinwand auflegt. Die Fuge ist dann völlig unsichtbar. Man fertigt auch schmale Bordüren aus der Masse an, die nach Bedürfniß zugeschnitten werden und die Umfassung des Fußbodens zu bilden bestimmt sind. Wem die dunkle einförmige Farbe des Fußbodens nicht gefällt, der kann auch durch einen mit Zinkweiß, mit Ocker etc. versetzten Oelfarbenanstrich die Oberfläche mit Mustern verzieren, doch tritt sich dieser Ueberzug bald ab. In Badezimmern gibt es geradezu kein besseres Material, als das Kamptulikon. Holz fault bald, Fließen und Wachstuchteppiche sind zu kalt für die nackten Füße, Wollteppiche bleiben immer feucht und werden rasch zerstört. Sehr interessant war dem Ref. auch die Anwendung des Kamptulikons in den königlichen Stallungen zu Windsor. Die Stände der Pferde, sowie die Scheidewände bestanden aus Kamptulikon. Harn und andere Feuchtigkeit fließt davon leicht ab; die Hufe der Pferde stehen weich. Da manche Pferde die üble Gewohnheit haben, gegen die Seitenwände zu schlagen, und der dadurch bei Holzwänden entstehende Schall sie zu Wiederholung des Versuchs anzureizen scheint, so bietet die vollständige Geräuschlosigkeit, die durch das Kamptulikon bewirkt wird, auch gegen diese Untugend Abhülfe. Die Seitenwände der königlichen Reitbahn waren ebenfalls mit Kamptulikon belegt, was die Gefahr, gegen diese Wände geschleudert zu werden, wesentlich vermindert. In gleicher Weise bietet das Bedecken des Bodens mit einer wohl Fuß dicken Lage grober Lohe große Sicherheit. Die Preise des Kamptulikons, um diesen wichtigen Punkt zuletzt zu erwähnen, sind keinesfalls zu hoch. Der Quadrat-Yard (circa 9 Quadratfuß) kostet von glattem Kamptulikon 4 Sh. = 40 Sgr. von gemustertem  „ 4 1/2 – 4 3/4 Sh. = 45 – 47 1/2 Sgr. von extrastarkem glatten Kamptulikon 5 Sh. = 50 Sgr. von gemustertem Kamptulikon. 5 1/2 – 5 3/4 Sh. = 55 – 57 1/2 Sgr. Rechnet man noch für Transport, Verlegen etc. 1/2 Sh. = 5 Sgr. hinzu, so kommt der Quadratfuß gewöhnlichen Kamptulikons circa 5 Sgr., was keinesfalls zu hoch ist. In Irrenanstalten sollte man die Zellen für Tobsüchtige jedenfalls mit diesem Material auslegen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 1.) Guten kräftigen Dünger für Culturgewächse jeder Art auf leichtem, nicht sehr kostspieligem Wege herzustellen. Hr. Heinrich Graichen zu Leipzig hat seit vielen Jahren einen guten kräftigen, den Wurzeln der Pflanzen sofort zur Nahrung dienenden Dünger dadurch bereitet, daß er die kranken Kartoffelknollen – welche man dem Viehe zur Nahrung, ohne Gefahr für dessen Gesundheit, nicht mehr geben konnte – mit einer Steinsetzer-Ramme zu Brei schlagen, der Masse 1/3 kurzen Pferdedünger und 1/3 gute Gartenerde zufügen, und alsbald mengen ließ. In Ermangelung von frischer Viehjauche hat derselbe warmes Wasser, worinnen die Wurzeln von der blauen Feldlupine – welche bekanntlich die Stelle der Seife und Soda mit Erfolg vertreten, den Dünger erweichen und milde machen – abgekocht waren, auf das Gemenge gießen und die Masse, was recht bald geschieht, sich erwärmen und gähren lassen. Nach ungefähr 8 Tagen wird solcher Composthaufen nochmals zerstochen und umgewendet und dieß einigemale wiederholt, damit die Luft darauf vielfach einwirken kann. Nach Verlauf von 6 bis 8 Wochen ist der also zubereitete Dünger, welcher fast eine wunderbar gute Wirkung hat, zur Verwendung fertig; er ist besser als Guano. Das gemeinsame Gemenge besitzt nämlich in feiner chemischen Wirkung die Kraft, Salpeter zu bilden, Ammoniak und beziehentlich Stickstoff aus der Luft an sich zu reißen und bis zur Verwendung des Düngers festzuhalten, welches Letztere jedenfalls durch die mitverwendete Erde geschieht. Will man später diesem Düngerhaufen noch etwas Knochenmehl und Lupinenschrot zufügen und denselben, mit Jauche oder warmem Wasser begossen, dadurch nochmals in Gährung kommen lassen, dann wird leichtbegreiflich diese Düngermasse zur Verwendung noch kräftiger. Asche und Kalk darf jedoch dem erwähnten Composthaufen nicht zugefügt werden, weil diese Düngerarten die so sehr nothwendige Gährung und Fäulniß zum Theil verzögern, zum Theil unterdrücken. (Aus den „Berichten über Anbauversuche mit neuen und wenig bekannten landwirthschaftlichen Nutzgewächsen, herausgegeben von Heinrich Graichen, Rechtsanwalt und Gutsbesitzer zu Leipzig, Jahrgang 1863.“)