Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 168, Jahrgang 1863, Nr. , S. 392
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Miscellen. Miscellen. Darstellung eines reinen Eisens. Das nach Parry's Methode (polytechn. Journal Bd. CLXVI S. 127) dargestellte Stabeisen, welches den Hohofen- und Puddelproceß zweimal durchgemacht hat, ist zwar rein; es müßte aber zur Erreichung desselben Zweckes ökonomischer seyn, die Stabeisenabfälle direct im Schweißofen oder Frischherd auf Stabeisen zu verarbeiten oder aus geeigneten Eisensteinen für einen vorliegenden Zweck ein phosphorarmes, sehr gahres rohschmelziges Roheisen zu erzeugen, dieses zu raffiniren oder sofort unter Zuschlag des Schafhäutl'schen Pulvers bei hoher Temperatur, also in längerer Zeit, zu verpuddeln. – Warner's Methode, das aus dem Hohofen in einen kleinen tiefer liegenden Schacht abgestochene Roheisen durch Berührung mit chemischen Mitteln (Chlor und Flußsäure), welche sich in hölzernen, zerspringenden Flaschen befinden, zu reinigen, dürfte kaum einer weiteren Beachtung werth seyn, obgleich die Kosten der auf mehreren Hütten wirksam befundenen Reinigung pro Tonne nur 1 1/2–5 Shilling betragen haben sollen. (P. Tunner's Bericht über die metallurgischen Gegenstände der Londoner Welt-Industrie-Ausstellung von 1862, Wien 1863, S. 30.) Ueber ein vanadinhaltiges Bohnerz aus der Grube „Bartelszeche,“ unweit Salzgitter; von Prof. Dr. Böttger. In allen von mir bis jetzt untersuchten, unter dem Namen „Bohnerze“ bekannten Eisensteinen habe ich ohne alle Ausnahme einen Vanadingehalt nachweisen können, und zwar in einer verhältnißmäßig größeren Menge, als dieß bisher geschehen, wenn ich das betreffende Material in fein gepulvertem Zustande, statt mit Aetznatron (nach der Angabe Deville's) oder mit Salpeter (nach der Angabe Wöhler's), vielmehr mit einem Gemische von beiden eine kurze Zeit lang der Rothglühhitze aussetzte. Auf diese Weise konnte ich Bohnerze von den verschiedensten Fundorten, insofern deren Hauptmasse aus Eisenoxydhydrat, Thonerde und Kieselsäure bestand, mit großer Leichtigkeit aufschließen. Laugt man die geglühte Masse mit siedendem Wasser aus, versetzt dann das Filtrat vorsichtig, so, daß dasselbe eine schwache alkalische Reaction beibehält, mit reiner, Untersalpetersäurefreier Salpetersäure, so scheidet sich der größte Theil der Thonerde und der Kieselsäure ab. Fügt man hierauf zu der abermals filtrirten, in den meisten Fällen hellgelb aussehenden Flüssigkeit eine Auflösung von salpetersaurem Baryt, so sondert sich unlöslicher vanadinsaurer Baryt ab, aus welchem dann durch Digestion mit verdünnter Schwefelsäure u.s.w. auf bekannte Weise die Vanadiusäure oder vanadinsaure Salze mit Leichtigkeit zu gewinnen sind. Auf solche Weise verfahren, habe ich ein aus der Grube „Bartelszeche,“ unweit Salzgitter, stammendes Bohnerz als ziemlich vanadinreich erkannt, weßhalb ich nicht unterlassen mag, auf den Fundort dieses interessanten Minerals meine Collegen aufmerksam zu machen. Bekanntlich pflegt das aus Bohnerzen gewonnene Eisen sich durch besondere Güte auszuzeichnen; ob dieß nun daher kommt, daß solche Erze meistens frei von Schwefel- und Phosphorverbindungen sind, oder ob vielleicht der Vanadingehalt diese Güte bedinge, darüber wage ich nicht zu entscheiden. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für das Rechnungsjahr 1861–1862.) Ermittelung der Temperatur und des Gehalts tief angebohrter Quellwasser. Es kann wünschenswerth seyn, aus einem Bohrloche, so lange noch Tagwasser in den oberen Teufen zufließen, Proben des tiefer angebohrten Wassers unvermischt mit letzteren zu Tage zu fördern. Dazu dient das folgende sehr einfache Verfahren: Man beschwert eine gewöhnliche grüne Bouteille, deren Durchmesser natürlich kleiner seyn muß, als derjenige des Bohrlochs, dermaßen, daß sie leer (d.h. mit Luft gefüllt) rasch im Wasser niedersinkt, verschließt dieselbe leicht mit einem gesunden, weichen Korkpfropfe, von der gewöhnlichen conischen Form und von solcher Stärke, daß er sich ohne erhebliche Anstrengung mit der Hand etwa zur Hälfte in den Hals der Bouteille eintreiben läßt, und senkt nun die Flasche an einer starken Schnur in das Bohrloch ein, bis sie auf dessen Sohle angekommen ist; darauf zieht man die Flasche wieder herauf, und wird nun dieselbe noch leer, den Korkpfropf aber durch den Druck der Wassersäule im Bohrloch weit fester eingetrieben finden, als es vor der Einsenkung der Fall war. Nun schneidet man, was von dem Korke noch vorsteht, scharf am Flaschenhalse ab, und senkt die Flasche wieder ein. Sobald dieselbe wieder in derjenigen Tiefe angekommen ist, durch deren Wassersäule der Kork soweit eingedrückt wurde, bis die zunehmende Dicke seines hervorragenden Kopfes solches nicht weiter gestattete, öffnet der nun dieses Kopfes und damit auch des weiteren Widerstandes beraubte Kork dem Wasser den Weg in die Flasche, bis dieselbe voll ist, und man hört die aus der Flasche entweichende Luft im Bohrloche aufsteigen. Man zieht nun die Flasche rasch herauf, welche nicht nur gefüllt, sondern auch verkorkt am Tage ankommen wird. Ein vergeblicher Versuch, eine solche leicht verkorkte leere Flasche in der Tiefe eines mit Wasser gefüllten Bohrloches zu entkorken, hat den Verfasser (schon vor etwa 10 Jahren) auf dieses ebenso einfache als zuverlässige Verfahren geleitet, auf welches der während seines Einsenkens durch den Druck der Wassersäule fester und stärker eingetriebene Korkstöpsel, als die Flasche wieder zu Tage kam, so zu sagen von selbst hinwies. Es galt damals, aus einem 150 Fuß tiefen Bohrloche eine Mineralwasserprobe herauszuholen, in welchem die Wasser längere Zeit 7° R. Wärme und keinen Mineralgehalt, und dann mit einem Male 11° R. Wärme und einigen Mineralgeschmack zeigten. Statt weiterer Versuche, aus der eingesenkten Flasche den Pfropf herauszuziehen, wurde derselbe vor dem zweiten Einsenken in der bezeichneten Weise abgeschnitten, die Flasche wieder eingesenkt, und nun gefüllt mit Wasser von 16° R. Wärme und starkem Mineralgehalt heraufgezogen. Der mehrmals wiederholte Versuch schlug nie fehl, wenn die Flaschen einen zunächst der Mündung so ziemlich cylindrischen nicht nach oben sich erweiternden Hals hatten. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1863, Nr. 20.) Zubereitung von Schnee als Surrogat von Eis; von Oscar Kropff in Nordhausen. Für diejenigen Gewerbtreibenden, welche das Eis zu ihrem Gewerbbetriebe bedürfen, des gelinden Winters wegen aber nicht den nöthigen Vorrath sammeln können, erscheint ein Verfahren erwünscht, das diesem Mangel auf wohlfeile und bequeme Weise abhilft. Schnee und Eis sind ihrem inneren Wesen nach von einerlei Beschaffenheit, nur ist der Schnee bei weitem poröser als das dichte Eis und mit einer großen Menge atmosphärischer Luft durchdrungen. Wird Schnee nach Möglichkeit zusammengepreßt, so entweicht die Luft, die trockene Masse ballt sich zusammen, hält sich länger vor dem Zerschmelzen und bekommt beinahe die Dichtigkeit des Eises; dieß gibt uns einen Wink zu einer Methode, den Schnee als Ersatzmittel für das mangelnde Eis zuzubereiten. Die dazu nöthigen Vorrichtungen sind einfach folgende: Man läßt von einem Holzarbeiter einen Kasten genau nach Winkel aus starken Holzbohlen anfertigen, welcher die ungefähre Größe von 1 Kubikfuß Inhalt hat; dieser viereckige Kasten ohne Boden wird in zwei gegenüberstehenden Ecken durchschnitten, an einer dieser Ecken mit zwei starken Scharnierbädern zusammengesetzt, an der anderen aber mit einem Anwurfe und Vorstecker versehen und wieder zum Ganzen verbunden. Man legt nun den Kasten auf eine Bohle, welche als Grundlage dient und den Boden des Kastens bildet. Ferner bereite man sich eine hölzerne Stampfe von ungefähr 4 Zoll im Quadrat und eine Eisenschiene von 1 1/2 Fuß Länge, 1 1/4 Zoll Breite und 1/4 Zoll Stärke, welche auf der einen Seite etwas abgezogen und scharf gemacht werden kann. Die Manipulation nehme man in einer Zeit vor, wo der Schnee zu schmelzen anfängt, oder man gieße auf den zu verwendenden Schnee mit einer Gießkanne vorsichtig etwas Wasser und arbeite denselben gut durcheinander. Das dazu gebrachte wenige Wasser kühlt sich sodann gleichfalls schnell bis zum Gefrierpunkt ab und gewährt den Vortheil, daß der Schnee beim Zusammendrücken recht dicht wird. Nun fülle man die beschriebene Form voll Schnee, nehme den Stampfer und stoße den Schnee fest und dicht zusammen, damit er zur festen Masse wird, fülle der zusammengepreßten Masse das nöthige Quantum nach und fahre damit so lange fort, bis der Kasten voll und ein festes compactes Stück gebildet ist; alsdann nehme man die Eisenschiene und schneide das über dem Kasten befindliche Eis ab, nehme den Vorstecker heraus, die Form auseinander, und ein Würfel von einem Kubikfuß Eis ist fertig. Hat man nun so viel Würfel fertig, als man zum nöthigen Vorrathe gebraucht, so schichte man diese im Eiskeller so dicht als möglich zusammen, damit sich dazwischen keine Luftschicht bilden kann, der ganze Vorrath aber ein compactes Stück ausmacht. Zweckmäßig ist es dabei, wenn man diesen Eisblock mit einem schlechten Wärmeleiter, als Stroh, Heu u.s.w. umgibt. Solches Eis hält sich bis zum Spätsommer. Es gibt in den Gebirgen und Schluchten immer Schnee genug, um den mangelnden Eisbedarf während eines gelinden, frostarmen Winters durch Schnee zu ersetzen. Manchen Gewerbtreibenden, namentlich aber den Lagerbier-Brauereien zum Nachkühlen der Bierwürze, dürfte dadurch oft aus großer Verlegenheit geholfen werden. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1863 S. 60.) Gibbons' Verfahren der Photolithographie. Nach folgender Verfahrungsweise erzielte der Genannte sehr gelungene Resultate. Der Stein wird zuerst mit feinem Sand oder Smirgel gekörnt. Hierauf wird derselbe gewaschen und getrocknet. Die empfindliche Substanz, deren er sich bedient, ist folgendermaßen zusammengesetzt: 1 1/2 Theile Copalfirniß, 1/2 Theil rohes Leinöl, 2 1/2 Theile doppelt-chromsaures Kali. Die genannten Substanzen reibt man gut durcheinander und vermischt sie hierauf in einer Flasche mit 1 Theil Braunschweiger Schwarz, 1/2 Theil Mastixfirniß und 1 Theil Terpenthinöl. Der Stein wird mit einer dünnen Schicht dieser Lösung überzogen; sie trocknet rasch. Man belichtet unter einem Collodium-Negativ 1 bis 5 Stunden. Nach der Belichtung nimmt man das Negativ fort und reibt mit einem in Leinöl getauchten Baumwollbäuschchen langsam über den Stein, wodurch diejenigen Partien entfernt werden, auf welche das Licht nicht gewirkt hatte. Man entfernt darauf das Oel und taucht den Stein in Wasser, welches arabisches Gummi und etwas Salpetersäure enthält; auch kann man den Stein nach der Belichtung in ein Bad von Terpenthinöl tauchen und darin so lange in Bewegung halten, bis das Bild hinreichend entwickelt ist. Gibbons zieht von solchen Steinen einige tausend gute Abdrücke ab. (Photographisches Archiv, 1863 S. 92.) Die Erfindung des Wasserglases im Jahre 1520. Unter diesem Titel hat der Civilingenieur C. Kohn in Wien in der Wochenversammlung des österreichischen Ingenieurvereins vom 22. November 1862 (Zeitschrift dieses Vereins, 1862 S. 230) nachstehendes Recept mitgetheilt: „Ein alchymistisches Manuscript des Pater Basilius Valentinus zeigt unter anderem, gelegentlich einer Vorschrift, Gold und Silber wachsen zu machen, daß dem Verfasser auch die Kunst, kaltflüssiges Glas zu machen, nicht unbekannt war. Leo theilt dessen aus dem Jahre 1520 herrührende Vorschrift mit, welche in kurzem Auszuge folgendermaßen lautet: „Nehme Weinstein, calcinire solchen in einem Schmelztiegel, lauge solchen mit heißem Wasser aus, filtrire sodann diese Lauge durch Filz, damit solche recht hell und klar werde; wird sie sodann in einem eisernen Kessel eingekocht, so bleibt ein Salz, dieses ist Sal tartari (kohlensaures Kali). Man nimmt hiervon 1 Pfd., läßt solches im Windofen in einen Schmelztiegel fließen, trage nach und nach 1 Pfd. klar gesiebtes Kieselsteinpulver hinzu, lasse alles wohl schmelzen und langsam erkalten; sonach wird der Tiegel zerschlagen, die Materia gröblich zerstoßen und in einer Glasschale im Keller oder in freier Luft zerfließen lassen, dieses ist der Liquor Silicis. Bei der Schmelzung dieser Kieselsteine mit dem Sal Alcali des Weinsteins verbindet sich die Erde des Kiesels mit dem Salze, und fließen miteinander zu einem fetten ölichten Liquor, die groben Rückstände sind unbrauchbar. In der Sonne oder Digerirwärme trocknet dieser Liquor wiederum ein, und läßt sich zu einer Petrefaction des Holzes oder der Bausteine verwenden, soll aber aus gemachter längerer Erfahrung schlecht seyn.“ Daß diese Verbindung zwischen Kieselerde und Kali nicht das Fuchs'sche Wasserglas ist, läßt sich mit wenigen Worten quantitative und qualitative darthun. Nach dem voranstehenden Recepte erhält man „aus 1 Pfd. kohlensaurem Kali und 1 Pfd. gesiebtem Kieselsteinpulver ein Schmelzproduct, welches gröblich zerstoßen im Keller oder in freier Luft zerfließt – den Liquor Silicis, oder wie derselbe später genannt wurde – Kieselfeuchtigkeit.“ Das wußte auch Agricola 1550, van Helmont 1640, Glauber 1648. Wenn man aber auf 1 Pfd. kohlensaures Kali 1 1/2 Pfd. Kieselerde nimmt und durch Schmelzen vereinigt, erhält man ein glasartiges Product, welches an der Luft nicht zerfließt, sich aber in gepulvertem Zustande in siedendem Wasser unter Umrühren löst, und dieß ist das Wasserglas, welches Fuchs im J. 1818 entdeckt hat. Es enthält um die Hälfte mehr Kieselerde als die Kieselfeuchtigkeit, und das Wasserglas ist es, nicht die Kieselfeuchtigkeit, welches Leon Dalemagne bei der Restauration der Notre-Dame-Kirche in Paris (worüber im polytechn. Journal Bd. CLX S. 51 berichtet wurde) mit glänzendem Erfolge in Anwendung gebracht hat. Schließlich führen wir noch die eigenen Worte von Fuchs anSiehe „Gesammelte Schriften des J. N. v. Fuchs, München 1856, S. 80., welche lauten: „Bisher waren, meines Wissens, nur zwei verschiedene Verbindungen der Kieselerde (Kieselsäure) mit den feuerbeständigen Alkalien (Kali und Natrum) bekannt; die eine mit vorwaltendem Alkali, die andere mit stark vorwaltender Kieselerde. Jene zerfließt an der Luft und löst sich im Wasser gänzlich auf, und gibt damit die sogenannte Kieselfeuchtigkeit; diese, welcher stets noch andere Körper beigemischt sind, ist im hohen Grade luftbeständig und in Wasser unauflöslich, und liefert das gemeine Glas. – – Hiermit waren, so zu sagen, die Acten dieses Gegenstandes geschlossen und so viel mir bekannt ist, ahnte man gar nicht, daß es noch eine dritte Verbindung der Alkalien mit vorwaltender Kieselerde geben könne, die zwischen den eben genannten gleichsam das Mittel hält – sich zwar in Wasser auflöst, aber an der Luft nicht zerfließt und daher sehr nützlich werden kann. Dieses Product will ich einstweilen Wasserglas nennen.“ (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1863 S. 228.) Der Respirationsapparat von Pettenkofer im physiologischen Institut zu München und die damit angestellten Versuche. Die zahlreichen Arbeiten von Bischoff und Voit über die Ernährung der fleischfressenden Thiere haben einerseits zu wichtigen Schlüssen für die Lehre von der Ernährung im Allgemeinen geführt, andererseits aber auch dargethan, daß diejenigen Stoffe, welche durch die Haut und Lungen entweichen, nicht berechnet werden können, sondern daß ihre Menge durch besondere genaue Versuche jedesmal ermittelt werden muß, wenn sie auf gleiche Weise in Rechnung gezogen werden sollen, wie dieß mit dem im Harne ausgeschiedenen Stickstoff möglich ist. Es kam daher darauf an, einen Apparat zu construiren, der nicht allein eine möglichst genaue Messung und Bestimmung der Athmungs- und Ausdünstungsproducte gestattete, sondern auch alle Mängel früherer Apparate ähnlicher Art vermied; der Hauptmangel aller bisher angewendeten Meßapparate bestand aber darin, daß die Bedingungen der Athmung und der Perspiration derartige waren, unter denen weder Thier noch Mensch zu leben gewöhnt ist. Der zu construirende Apparat mußte so beschaffen seyn, daß Thier oder Mensch darin längere Zeit sich aufhalten können, ohne daß die thierischen Functionen die geringste Störung erleiden. Es mußte vor allen Dingen auch Sorge getragen werden, daß ein beständiger Luftwechsel stattfinde, doch so, daß alle Respirations- und Ausdünstungsproducte genau zu messen sind. Auf der anderen Seite mußte man darauf bedacht seyn, keinen stärkeren Luftwechsel herbeizuführen, als er durch die normal verlaufenden Lebensfunctionen bedingt wird. Nach vielfachen Untersuchungen und Berechnungen entwarf der Professor Pettenkofer den Plan zu einem solchen Respirationsapparate, auf Grund dessen derselbe denn auch seitens des physiologischen Instituts zu München, nachdem König Max auf ein Gutachten v. Liebig's 7000 Gulden aus eigenen Mitteln dazu bewilligt hatte, ausgeführt wurde. Die Beschreibung des Apparates findet sich in den Annalen der Chemie und Pharmacie, II. Supplementband 1862, 1. Heft, worauf wir für das Nähere verweisen; der Apparat ist so complicirt, daß sich seine Einrichtung mit wenigen Worten nicht angeben läßt. Es wird sowohl die eintretende, als auch die austretende Luft analysirt und durch Pumpwerke die Menge der ein- und austretenden Luft nach Belieben regulirt. Dasselbe Journal enthält auch schon eine Reihe von Fütterungsversuchen, ausgeführt von Pettenkofer und Voit, die zu höchst interessanten Schlüssen Veranlassung geben und geeignet sind, unsere bisherigen Vorstellungen über den Gang der Ernährung bedeutend zu modificiren, oder ihnen eine sichere Grundlage zu gewähren. Das Versuchsthier war ein Hund, der schon zu früheren Versuchen gedient und welche zu dem Hauptresultat geführt hatten, daß der Harnstoff, welcher sich in den Excrementen findet, ein Maaß des im Körper stattfindenden Stoffwechsels in Bezug auf die stickstoffhaltigen Nahrungsmittel ist. Die erste Versuchsreihe beschränkte sich auf die erzeugte Kohlensäure. Die Ausscheidung durch Lungen und Haut ist bedeutenden Schwankungen unterworfen; das Minimum betrug 289,4 Gramme, das Maximum 840,4 Grm. in einem Tage, letzteres bei der reichlichsten Ernährung, nämlich 1800 Grm. (3,6 Pfund) Fleisch und 350 Grm. (0,7 Pfd.) Fett. Die Stickstoffabgabe geht durchaus nicht parallel der der Kohlensäure; die gefundenen Harnstoffmengen schwanken von 8,3 bis 180,8 Grm., also in viel weiteren Grenzen. Aus von Dr. Ranke angestellten Versuchen mit sich selbst geht hervor, daß die Kohlensäureerzeugung beim Menschen in viel engere Grenzen eingeschlossen ist; das Minimum der ausgeathmeten Kohlensäure betrug 660 Gramme (1,32 Pfd.), das Maximum 860 Gramme (1,7 Pfd.). Während des Hungerns fällt zugleich mit der Ausscheidung des Harnstoffs die der Kohlensäure. Bei einer Ration von 400 Grm. (0,8 Pfund) Fleisch und 250 Grm. (0,5 Pfd.) Stärke oder Zucker, womit der Hund gefüttert wurde, erschien aller Stickstoff und Kohlenstoff in den Ausscheidungen innerhalb 24 Stunden wieder; als aber statt des Zuckers 200 Grm. (0,4 Pfd.) Fett gegeben wurden, erschien wohl sämmtlicher Stickstoff, aber nicht sämmtlicher Kohlenstoff, woraus zu schließen, daß der Körper hier Fett ansetzte, während er vorher gerade auf seinem Bestande verblieb. Als dem Hunde statt des Zuckers neben 400 Grm. Fleisch 200 Grm. Leim gegeben wurden, wurde sogar mehr Kohlenstoff, als in der Nahrung enthalten war, aber nicht aller Stickstoff, ausgeschieden; hier gab der Körper wahrscheinlich Fett ab. Bei einer Nahrung, die bloß aus Fett und Leim bestand, wurde noch stickstoffhaltige Substanz vom Körper abgegeben, aber nicht aller Kohlenstoff ausgeathmet. Bei sehr reichlicher Nahrung mit reinem Fleisch (1800 Grm. und 2500 Grm.) wurde der Stickstoff im Harnstoff abgeschieden, aber nicht aller Kohlenstoff, woraus geschlossen werden kann, daß der im Körper verbliebene Kohlenstoff zu Fettansatz verwendet wurde. Bei einem Versuche in welchem der Hund 700 Grm. (1,4 Pfd.) Stärke fraß, wurde nicht aller Kohlenstoff, der in der Stärke enthalten ist, ausgeschieden; dennoch wagen die Verfasser nicht, jetzt schon hieraus den Schluß zu ziehen, daß im Körper eines Fleischfressers aus Stärke Fett erzeugt werden könne. Dagegen ist die Bildung von Fett aus reinem Fleisch als erwiesen anzunehmen, diese Bildung aber von der größten Wichtigkeit für die ganze Ernährungstheorie. Diese Entdeckung rechtfertigt die Praxis den zu mästenden Thieren möglichst viel stickstoffreiche Nahrungsstoffe zu geben. Bei einer zweiten Versuchsreihe, wobei außer der Kohlensäure auch das Wasser und der Sauerstoff bestimmt wurden, wurde die überraschende Beobachtung gemacht, daß bis 50 Proc. Sauerstoff in der Kohlensäure mehr ausgeschieden werden konnten, als aus der Atmosphäre aufgenommen war; dieß führte zu einer dritten Versuchsreihe, um zu erforschen, ob sich unter den Ausscheidungsproducten so viel Wasserstoff und Grubengas befinde, daß anzunehmen sey, jener Sauerstoff rühre aus den Nahrungsmitteln selbst her. In der That fand sich denn auch in den Athmungsproducten Wasserstoff und Grubengas (eine Kohlenwasserstoffverbindung) vor; selbst bei reiner Fettfütterung wird Wasserstoff ausgeschieden. Nach der Berl. Allg. Ztg.“ hat in der öffentlichen Sitzung der königlichen Akademie der Wissenschaften zu München v. Liebig in seiner Anrede darauf hingewiesen, daß bei der Ernährung von Fleischfressern mit vorwiegend stickstofffreier Nahrung in dem Leibe des Thieres Wasser zersetzt werde in Wasserstoff und Sauerstoff, wovon ersterer ausgeathmet, letzterer aber zur Verbrennung des Kohlenstoffs zu Kohlensäure verwendet werde.In seiner Rede, womit Liebig als Vorstand der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften die Festsitzung am 28. Nov. 1862 zur Feier des Geburtstags Sr. Maj. des Königs einleitete, hob derselbe (nach der Beilage zu Nr. 146 der Allg. Zeitung) von den Resultaten der Untersuchungen welche die Professoren Pettenkofer und Voit mit dem Respirationsapparat angestellt haben, besonders dasjenige hervor, daß beim Genuß von Stärkmehl, Zucker und anderen diesen analogen Stoffen unter Umständen beträchtliche Mengen Wasserstoff auftreten. Das Merkwürdige bei diesem Vorgang im thierischen Leib besteht darin, daß das Stärkmehl des Brodes beim Stoffwechsel theilweise Kohlensäure liefert, zu deren Bildung kein Sauerstoff aus der Luft verbraucht wird, was bisher allgemeine Annahme war, und daß der in der Stärke enthaltene Sauerstoff sich beim Stoffwechsel mit dem Kohlenstoff der Substanz zu Kohlensäure verbindet und nicht mit Wasserstoff derselben zu Wasser, indem sich dieser wider alles Erwarten theilweis in freiem Zustand durch eine Art Gährung ausscheidet. Die Elemente des Wassers, welche zur Constitution der Substanz des Stärkmehls gehören, sind aber bekanntlich selbst im gerösteten Brod und im wasserfreien Zucker noch enthalten. A. d. Red. Es sey hier noch erwähnt, daß auch zu Weende bei Göttingen nach dem Muster des Münchener Apparates ein solcher Respirationsapparat von Henneberg und Stohmann aufgestellt ist, um ihre bisherigen Fütterungsversuche mit noch besserem Erfolge anzustellen; denn auch diese Forscher sind zu der Ueberzeugung gekommen, daß ohne eine genaue quantitative Bestimmung der Respirations- und Perspirationsproducte sich aus Fütterungsversuchen keine sicheren Schlüsse ziehen lassen. Auch auf der agricultur-chemischen Versuchsstation zu Salzmünde (Prov. Sachsen) ist von Dr. Grouven ein Respirationsapparat erbaut worden. Wir dürfen wohl kaum darauf aufmerksam machen, daß es uns mit Hülfe derartiger Versuche, wie sie Pettenkofer und Voit angebahnt, vielleicht einst gelingen dürfte, sichere Nährstoffnormen aufzustellen, während dieselben zur Zeit sämmtlich noch mehr oder weniger auf willkürlichen Annahmen, statt auf sicheren und wissenschaftlich constatirten Thatsachen beruhen. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 12.) Ueber die beste Pelzgerbung der kleinen Lammfelle, auch Schmaschen genannt, überhaupt weißer Pelze, für Kürschner; von Anton Brüggemann. Die Hauptsache ist, daß diese (in Masse vorkommenden) Felle ihren Pelz behalten und derselbe blendend weiß wird, ferner, daß die Felle kräftig und ungemein weich werden, welches am besten auf folgende Weise zu erzielen ist: Die Felle müssen etwa 18 Stunden lang im Wasser weichen, doch eben nicht länger, sonst löst sich der Pelz, wodurch die Felle als Pelz unbrauchbar werden. Hierauf sind dieselben aus dem Wasser zu nehmen und in reinem, womöglich fließendem, Wasser rein abzuspülen. Nachdem das darin haftende Wasser so ziemlich abgelaufen oder ausgepreßt ist, werden je ein oder mehrere Felle, die Wollseite nach oben, auf einer Tischplatte oder einem passenden Brete auseinandergelegt. Man kardätscht (d.h. man überstreicht oder kratzt mit einer der gröbsten Wollkratzen, auch wohl Kardätsche genannt) nun die Wollseite der Felle, eins nach dem anderen, mit besonderer Berücksichtigung der schmutzigsten Stellen, jedoch mit der größten Vorsicht, damit der Pelz nicht leidet. Die schmutzigsten Stellen sind mit Seife einzureiben, und damit diese besser wirkt, müssen die eingeseiften Stellen zusammengelegt, eine oder einige Stunden liegen. Bei größeren Partien geschieht dieß ohne Aufenthalt, so daß die zuerst eingeseiften Pelze auch wieder zuerst in folgende Arbeit genommen werden. Nach dem Einseifen und nachdem dasselbe die nöthige Zeit lang gewirkt hat, müssen die Pelze nochmals, und zwar besonders auf den mit Seife behandelten Stellen, kardätscht werden. Hierbei zeigt es sich, welche Theile des Pelzes ein nochmaliges Einseifen bedürfen, und man seift diese sofort wieder ein, welche alsdann, während die rein befundenen und somit für diese Arbeit fertigen Pelze in fließendem Wasser rein gewaschen oder gespült werden müssen, noch in der Seife etwas erweichen können, um sie später wie die vorhergehenden zu kardätschen und rein zu waschen. Das Auswaschen der Pelze erfordert, wie alle vorhergehenden Arbeiten, besondere Aufmerksamkeit, wenn solche entsprechend gleichmäßig rein seyn sollen. Zu dieser Arbeit wird das zu waschende Fell bei einem der Hinterbeine genommen und somit das andere Hinterbein und besonders die ganze hintere Fläche des Felles gleichmäßig auf und im Waschen nach rechts und links geschwenkt, so daß sich die anderen Theile des Felles stets in flacher Bewegung auf dem Wasser ziehen. Wird dieß Verfahren, so geringfügig es auch erscheinen mag, nicht beobachtet, so erhält man namentlich in derselben Zeit keinen reinen Pelz. Sind nun auf obige Weise die Pelze gereinigt und das Wasser durch Abpressen oder Ablaufen möglichst entfernt, so werden das Fleisch oder die faserigen Theile des Felles durch Ueberziehen über ein dazu bestimmtes, feststehendes, ziemlich starkes Eisen möglichst beseitigt. Dieses sogenannte „Fleischen“ hat auch den Zweck, die Fellchen recht dehnbar zu machen, welches sehr viel zu der nachherigen Weichheit beiträgt. – Nach dem Fleischen wird je ein Fell, die Fleischseite nach oben, auf einer Platte sorgsam ausgebreitet und ganz besonders Kopf, Beine, Zipfel u.s.w. berücksichtigt. Hierauf wird Gerstenschrot oder, in Ermangelung desselben, eine Mischung von drei Theilen Weizenkleie und von zwei Theilen Roggenmehl genommen, welche dieselben Dienste leistet, und auf jedes ausgebreitete Fell eine Lage Gerstenschrot oder genannter Mischung gestreut, so daß die Flächen der Felle gleichmäßig damit bedeckt werden; nun rollt man jedes so bestreute Fell (die Woll- oder Pelzseite natürlich nach außen) zusammen, dessen Kopf und Beine, überhaupt alle äußeren Theile, gut eingelegt sind, und packt selbige einzeln so aufgerollt fest in ein wasserdichtes, entsprechend großes Faß. Ist das Faß ziemlich gefüllt oder der Vorrath der Felle erschöpft, dann wird so starkes Salzwasser auf die Felle geschüttet, daß es ein Ei trägt und so viel, daß die Felle damit bedeckt sind. In diesem Zustande müssen die Felle circa 24 Stunden stehen. Zu bemerken ist noch, daß das Faß mit den Fellen, so lange diese hier eingeschichtet sind, im Keller oder an einem sonstigen kühlen und vor Frost geschützten Orte stehen muß. Nach besagter Zeit werden die Fellchen vorsichtig entrollt, so daß die eingestreuten Theile möglichst haften bleiben, und man legt dieselben, aber jetzt die Wollseite nach innen, je einzeln flach zusammen, in der Form, daß die Kopfseite auf die Schwanzseite zu liegen kommt, und packt sie so flach, aber einzeln gelegt, in ein anderes nebenstehendes Faß, wobei zu beobachten ist, daß die in den Fellen haftende Brühe oder Nässe nicht durch etwaiges Drücken oder Pressen entfernt wird, weil dadurch denselben die eigentliche Nahrung oder Gahre entzogen würde. Vierzehn Tage lang, bei heißer Temperatur genügen zehn Tage, müssen die Felle täglich, wie oben angegeben, aus einem Fasse in das andere umgepackt werden, damit alle Theile gleichmäßig anziehen; geschieht dieß nicht täglich und mit Vorsicht, dann ist ein theilweises Fleckigwerden der Felle gewiß und ein gänzliches Verderben möglich. Nach der angeführten Zeit werden die Felle aus dem Fasse genommen, die darauf haftenden Theile abgeschüttet, die Feuchtigkeit durch Drücken oder Pressen entfernt und hierauf getrocknet, wornach dann das Zurichten beginnt. (Artus' Vierteljahrsschrift.) Das Färben des rothen Juftenleders; von Joh. Wagmeister in Pögstall in Oesterreich. Schon seit geraumer Zeit verwendet man in Oesterreich für Juften, die in Folge der ungünstigen Geldverhältnisse nicht mehr so stark vom Auslande eingeführt werden können, ein Surrogat, nämlich das rothgefärbte Kuhleder, welches ich seit einigen Jahren mit derartigem Erfolge fabricire, daß ich nunmehr nur noch den fünften Theil ächter Juften abzusetzen in der Lage bin, und da ich die Ueberzeugung habe, und im Voraus hoffen kann, daß ein jeder Gerber durch ein derartiges Kuhleder seinen Bedarf an Juften bedeutend vermindern kann, so nehme ich keinen Anstand, die Methode, welche ich bei der Fabrication einhalte, zum allgemeinen Besten hier mitzutheilen, bemerke aber, daß nur bei gut gegerbten und rein ausgewaschenen Häuten diese echte rothe Farbe der des ächten russischen Juftenleders ganz gleich kommt, ja sogar, wenn man besondere Sorgfalt darauf verwendet, diese übertrifft, weil in der Regel bei uns zu Lande den Häuten die Narbe reiner und schöner aufgedrückt wird. Zum Grundiren nimmt man Zinnchlorid, aus 1 Pfund Zinnsalz mit 10 Loth Salpetersäure und Zusatz von 8 Loth starker Salzsäure und Erwärmen bereitet. Für den Gebrauch wird die so gewonnene Flüssigkeit noch mit der 12- bis 15fachen Menge reinen Wassers verdünnt. Damit werden nun die gut gereinigten und gegerbten Häute grundirt, d.h. diese Beize wird mittelst einer Bürste sehr gut eingerieben. Als Farbe nimmt man 1 Pfund Fernambukholz, welches in 6 Maaß reinem Flußwasser eine Stunde lang gesotten wird. Die klare Farbenbrühe wird abgeseihet und darin 1 1/2 Loth präparirter Weinstein aufgelöst. Die Farbenbrühe mit dem Weinstein wird noch 1 Stunde lang gut gekocht. Sehr zu empfehlen ist, die Farbe schon mehrere Tage vor ihrem Gebrauche anzufertigen, da sie dann kräftiger wirkt. Die Häute werden wie zum Schwarzfärben nur auf der Fleischseite eingeschmiert, gewalkt und gut mit wollenen Lappen abgewischt, worauf dann die Narben im noch halbfeuchten Zustand aufgedrückt werden. Sind die Häute dann vollkommen getrocknet, so werden sie aufgekraust und mit der erwähnten Beize 2- bis 3mal gut eingerieben, und sodann mit der noch warmen oder warm gemachten Farbe 2- bis 3mal überfärbt. Das Grundiren und das Ausfärben nimmt man mit Bürsten vor, taucht aber die Bürsten nicht in die Brühe, sondern gießt etwas von den Flüssigkeiten auf die Haut, worauf man schnell mit den Bürsten die Arbeit beginnt, um so viel als möglich eine gleichfarbige Verbreitung zu erzielen, daß eben die gefärbte Haut sich durchaus egal in dem Farbentone zeigt. Die Farbe muß gleich nach dem Verreiben des Grundes aufgetragen werden, weil dieser dann noch feucht ist und die Farbe besser fängt und keine Flecken entstehen können. Zu diesem Ende ist es gut, daß zwei Arbeiter diese Arbeit verrichten, jeder färbt eine halbe Seite und zwar zu gleicher Zeit; so ist dem Umstande vorgebeugt, daß die Farbe auf der einen Hälfte eintrocknen kann, während auf der anderen Hälfte die Färbung noch fortgesetzt wird. Sollte die Farbe nicht gleichförmig seyn, so wird da, wo lichte Flecken sind, mit der Farbe nachgeholfen. Diese rothe Farbe ist sehr dauerhaft und hält so lange als das Leder dauert; man kann daher die Haute in diesem Zustande für das weitere Zurichten im Gewölbe aufbewahren. Im schon geschmierten Zustande lassen sich die längere Zeit aufbewahrten Häute schlecht ausfärben und man muß sie dann in lauwarmem Wasser aufweichen, worauf man wie mit frisch gegerbten Häuten verfährt. Als letzte Appretur wird das ausgefärbte Leder auf der Fleischseite mit Lohbrühe angefeuchtet, plangirt und geschlichtet und dann getrocknet; zuletzt gekrispelt und aufgekraust. Ein besonders gefälliges Aussehen erhält dieses rothe Juftenleder, wenn man mittelst eines Waschschwammes Leimwasser auf die Farbenseite aufträgt. Die Farbe bekommt einen angenehmen Glanz und ein eigenthümliches Feuer, nur muß dieses Leimwasser nicht zu stark seyn und auch nicht zu viel davon aufgetragen werden. (Gerber-Courier 1863.) Ueber die Vertilgung des Schimmels (Oïdium), sodann des Wurms (Heuwurms, Kaiwurms, der Maden, Nester etc.) in den Reben enthält das Journal d'Agriculture pratique, Jahrgang 1862 S. 73 aus dem Bezirke Beaujolais (Departement du Rhone, 46° Breite, 22° östl. Länge, einige Meilen nördlich von Lyon gelegen) eine Notiz, die auch für deutsche Weinpflanzer von Interesse seyn dürfte. Sie lautet: „Der Wurm, Pyrale genannt, Phaelaena pyralis Linné), hat in den Weinbergen große Verheerungen angerichtet und den Ertrag fast vernichtet während der 10 bis 12 Jahre von 1840 bis 1852, wo endlich diese Landplage unter der Wirkung eines von Hrn. Raclet aus Romanèche erfundenen Verfahrens verschwunden ist. Es besteht darin, daß man siedendes Wasser auf das (die Eier des Wurms beherbergende) alte Holz eines jeden Stocks mittelst einer Art von Kaffeekanne oder kleiner Gießkanne, mit langer und schmaler Röhre und Schnauze, gießt, indem man – auf- und niederfahrend – die Schnauze in Berührung mit dem Stocke bringt. Obwohl dieß nur auf der oberen Fläche des Holzes geschehen kann, so wird in Folge der Capillarität doch der ganze Umfang des Schenkels von dem Strahl des Wassers genetzt. Das Verfahren wird in der Mitte des März, ehe die Rebstöcke treiben, bei frostfreier Witterung und wenn es weder regnet noch windet, so angewendet, daß weder das einjährige Holz, noch die Augen daran von dem Wasser betroffen werden. Da es sich um ein Brühen handelt, so muß das Wasser stets kochend erhalten werden, daher sich die Weinbergbesitzer in Beaujolais kleine tragbare cylinderförmige Kesselapparate von Blech, mit einem Feuerroste versehen, etwa 3 Fuß in der Höhe, angefertigt haben, in denen das Wasser im Weinberg selbst siedend gemacht und erhalten werden kann. Mittelst dieses Apparats wird der Bedarf an Wasser für vier Arbeiter geliefert, deren jeder 2000 Stöcke täglich zu brühen im Stande ist.“ Der Verfasser dieses Artikels im Journal d'Agriculture fügt bei: der Traubenschimmel (Oïdium) hat in Beaujolais bis jetzt nur Kamerzen ergriffen, welche man mit gutem Erfolge mit Schwefelpulver behandelt. Ich bin überzeugt, daß das Abspülen des Holzes und der Knospen, im März oder April, vermittelst der beschriebenen Gießkanne, mit einer Auflösung von 2 bis 4 Pfund Schwefelleber (Schwefelkalium) in einem Hektoliter (54 Maaß) Wasser von größtem Nutzen gegen die Schimmelkrankheit seyn würde.Wenn die Eier des Wurms sich in der alten Rinde aufhalten, so ist augenscheinlich auch schon deren Abkratzen und starkes Abreiben von Wirkung gegen das genannte schädliche Insect. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1863, Nr. 12.) Ueber die Verwendung der Excremente als Dünger in Frankreich; von Gueymard, Oberbergingenieur. In Frankreich werden die festen Excremente (Fäces) am vollkommensten in Grenoble benutzt, wo man nichts davon verloren gehen läßt. Die jährliche Production in den Cloaken dieser Stadt beträgt 15000 Kubikmeter; die Landleute holen den Inhalt derselben ab und bezahlen den Eigenthümern 3–3 1/2 Franken per Kubikmeter, während sie alle Kosten für Ausräumen und Transport tragen. Da die Einwohnerzahl von Grenoble 30000 Individuen beträgt, so kommt auf jeden Kopf ein halber Kubikmeter im Jahr. Wenn in ganz Frankreich die Excremente eben so gut benutzt würden, so betrüge die Düngerproduction bei einer Bevölkerung von 36 Millionen Köpfen jährlich 18 Millionen Kubikmeter, ausreichend für 222,200 Hektaren. Im Isère-Departement wird dieser Dünger mit unbedeutenden Ausnahmen aber nur in Grenoble gesammelt, so daß mindestens 80 Proc. seiner Gesammtmenge verloren gehen. Nimmt man dasselbe Verhältniß für das ganze Land an, so gehen von der vorher angegebenen Menge 14,400,000 Kubikmeter verloren. In der Umgegend von Grenoble verwendet man 81 Kubikmeter Cloakeninhalt, um 1 Hektare Feld zu düngen. Diese Düngung reicht für vier Jahre aus und erzeugt in dieser Zeit an Hanf, Riesenweizen, Klee und kleinem Weizen das Aequivalent von mindestens 40 Hektolitern (eigentlich 48 bis 52 Hektolitern) Weizen. Dieses macht (zu 75 Kilogr. der Hektoliter) 3000 Kilogr. Weizen für obige 81 Kubikmeter Excremente, welche jährlich von 162 Personen erzeugt werden; die Production einer Person an Weizen wäre also 18,5 Kilogr. per Jahr, entsprechend der Nahrung von 37 Tagen. Rechnet man für einen Boden mittlerer Güte anstatt der 40 Hektoliter nur 28 Hektoliter Weizen (was nicht zu viel ist), so wäre die Production per Kopf noch 12,96 Kilogr. Weizen im Jahr, entsprechend der Nahrung von 26 Tagen. Es fehlt in Frankreich im Durchschnitt das Getreide für acht Tage. Sogar für das ungünstigste Jahr (1832), in welchem aus dem Auslande für 19 23/100 Tage Getreide eingeführt werden mußte, ergäbe sich aber noch ein Ueberfluß an Getreide, wenn im ganzen Lande alle Excremente als Dünger benutzt würden. Im Durchschnitt müssen in Frankreich jährlich 144 Millionen Kilogr. Weizen eingeführt werden, welche der Nation 47,520,000 Franken kosten. Um diese Ausgabe zu ersparen, brauchen wir nur die Masse des Düngers zu vermehren, indem wir – wie die Bewohner des himmlischen Reiches – von den Excrementen nichts verloren gehen lassen. (Annales d'agriculture française: Bulletin de la Société d'Encouragement, November 1862, S. 688.)