Titel: Vorrichtung zur Bewegung des Bohrkopfes bei Cylinderbohrmaschinen; von B. Berghausen, Ingenieur in Cöln.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. VII., S. 28
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VII. Vorrichtung zur Bewegung des Bohrkopfes bei Cylinderbohrmaschinen; von B. Berghausen, Ingenieur in Cöln. Aus der Monatsschrift des Gewerbevereins zu Cöln, Mai 1863, S. 129. Mit Abbildungen auf Tab. I. Berghausen's Vorrichtung zur Bewegung des Bohrkopfes bei Cylinderbohrmaschinen. Diese in Fig. 21 in einem Grundriß und in Fig. 22 in einer Seitenansicht abgebildete Vorrichtung zur Bewegung des Schneidwerkzeugs beim Ausbohren größerer Cylinder zeichnet sich durch große Einfachheit aus und hat den Vortheil vor anderen derartigen Einrichtungen, daß sie leicht bei jeder Drehbank angebracht werden kann, indem der ganze Apparat an der Bohrwelle festsitzt, daher außer Spitzen- und Spindelbock einer gewöhnlichen Bank keine weiteren Lagerungen für andere Wellen etc. nöthig sind. Weitere Vorzüge werden bei der kurzen Erläuterung der Abbildungen in die Augen fallen. Wie schon gesagt, sitzt der ganze Bewegungsapparat auf der Bohrwelle fest und wird mit dieser zwischen die Spitzen des Spindel- und Spitzenbockes festgeklemmt und mittelst eines Mitnehmers durch die umlaufende Spindelwelle in rotirende Bewegung versetzt. Während vom Spindelbock die rotirende Bewegung der Bohrwelle und des aufsitzenden Bohrkopfes ausgeht, wird die seitliche Bewegung des letzteren durch den Spitzenbock bewirkt, und zwar in folgender Weise: Die Welle a des Spitzenbocks läuft vorn in eine Schraube ohne Ende b aus, in deren kräftige Gänge ein Schneckenrad c eingreift. Die Welle d, auf welcher das Schneckenrad festgekeilt ist, lagert in den beiden schmiedeeisernen Armen e, e, die durch Schrauben f an der Bohrwelle der Art befestigt sind, daß sie sich nach Bedürfniß in den langen Schlitzen g hin und her stellen lassen. Die beiden Lager dieser Arme sind mit Keilen zum Nachstellen eingerichtet und können leicht behufs Auswechselung der Welle d auseinander genommen werden. Da die Lager des Schneckenrades an der Bohrwelle l befestigt sind, so nimmt dasselbe natürlich an der umlaufenden Bewegung dieser Welle Theil; es umkreist die endlose Schraube des Spitzenbockes, und da dabei seine Zähne mit den Gängen der Schraube in Eingriff sind, so bewirken die letzteren eine selbstständige Rotation des Rades und der Welle d. Mit dieser Welle und dem Schneckenrade zugleich können die beiden conischen Räder h, h an dem Umlauf Theil nehmen, wenn sie durch die ausziehbaren Stifte i fest mit d verbunden werden. Diese Räder h, h greifen wieder in ein drittes conisches Rad k ein, welches auf der Welle l festsitzt, die direct den Bohrkopf bewegt. Die Welle l ist in der Weise (wie in der Abbildung bei n) an der Bohrwelle a gelagert, daß sie fast ganz in einer entsprechenden Höhlung derselben liegt, so daß die Stelle, wo sie in den Bohrkopf greift, dem Mittelpunkte desselben nahe kommt. Hierdurch wird bewirkt, daß die Kraft, welche die Welle l auf den Bohrkopf ausüben soll, möglichst wenig einseitig angreift. Die Welle l bildet eine Schraube, die, wenn sie sich dreht, ihre zugehörige Mutter o (Fig. 23) und mit ihr den Bohrkopf, in dem sie befestigt ist, nach der einen oder anderen Seite in gerader Linie, also parallel mit der Bohrwelle, fortschiebt. Die Umdrehung der Welle l wird aber eben, wie ersichtlich, durch das Schneckenrad c und die conischen Räder h, h verursacht. Während der Bohrkopf stets nach einer Richtung umläuft, kann er doch seitlich nach rechts oder links bewegt werden, je nachdem von den beiden Rädern h, h das eine oder das andere in das Rad k eingreift. Es ist natürlich, daß, wenn k mit dem einen der Räder h im Eingriff steht, das andere der letzteren lose auf der Welle d laufen muß, was durch das Ausziehen oder Einstecken der erwähnten Stifte i bewerkstelligt wird. Daraus erwächst der Vortheil, daß die Schneiden des Bohrkopfes ohne umgekeilt zu werden arbeiten können, mag die seitliche Bewegung desselben nach der einen oder anderen Seite stattfinden, indem die Richtung dieser Fortbewegung nicht, wie bei den gewöhnlichen Bohrmaschinen, ganz von der Richtung abhängt, nach welcher die Bohrwelle rotirt. Durch die beschriebene Einrichtung wird zugleich der übliche gekreuzte Riemen oder ein anderer Mechanismus zur Umsetzung der Bewegung, und um den Rücklauf des Bohrtopfes hervorzubringen, überflüssig. Bei den gewöhnlichen Maschinen zum Ausbohren von Cylindern, arbeitet der Bohrkopf beim Rücklauf nicht, und, um den dadurch entstehenden Zeitverlust möglichst zu verringern, wird das Zurücklaufen möglichst beschleunigt, weßhalb entweder der gekreuzte Riemen direct eine schnellere Bewegung hervorbringen oder das Vorgelege des Spindelbockes ausgerückt werden muß. Das alles fällt bei obiger Vorrichtung weg; die Schneiden des Bohrkopfes arbeiten beim Hin- und Hergange, indem der Kopf stets nach einer Richtung rotirt, und da der Bohrer auch beim Rücklauf wirkt, braucht der letztere demnach kein beschleunigter zu seyn. Oben wurde noch erwähnt, daß sich die Arme e, e in den Schlitzen g hin und her stellen lassen. Es wird hiermit ein Auswechseln der conischen Räder und das Einsetzen von größeren oder kleineren Rädern ermöglicht. Auf diese Weise kann man mit Hülfe geeigneter Räder im Inneren langer Büchsen etc. bequem Gewinde einschneiden, was sonst oft mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist.

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