Titel: Destillirapparat für bituminösen Mergelschiefer und Asphalt in Stücken oder in flüssigem Zustande (Bergtheer), von H. Lahore.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XXXII., S. 104
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XXXII. Destillirapparat für bituminösen Mergelschiefer und Asphalt in Stücken oder in flüssigem Zustande (Bergtheer), von H. Lahore. Aus Armengaud's Génie industriel, December 1862, S. 304. Mit Abbildungen auf Tab. II. Lahore's Destillirapparat für bituminösen Mergelschiefer etc. Man verdankt Lahore d. Aelt., Civilingenieur zu Autun, einen Apparat zur trockenen Destillation des Mergelschiefers, Asphaltes, Bergtheeres etc., welcher den Zweck vollständig zu erfüllen scheint, den man durch diese Operation erreichen will. Derselbe beruht auf einer eigenthümlichen Anwendung von drehbaren Retorten, von welchen jede über einem oder mehreren Feuerherden liegt, wodurch eine Art Flammofen gebildet wird. Dieser Apparat hat sich bereits bei seiner Anwendung in der Fabrik zu la Varenne bei Autun vortheilhaft bewährt. Fig. 19 ist sein Längendurchschnitt durch die Mittellinie einer Retorte; Fig. 20 ist ein Querdurchschnitt des Apparates, welcher zwei Retorten zur trockenen Destillation enthält; Fig. 21 ist die obere Ansicht von einem Theile desselben, welcher die Condensations-Vorrichtung und die Uebertragung der Bewegung auf die Retorten zeigt. Aus diesen Figuren ist ersichtlich, daß der Apparat zwei Retorten A enthält, die in einem Ofen M liegen, dessen Wände im Inneren aus feuerfesten Backsteinen bestehen. Die Retorten werden entweder aus Eisenblech oder aus Gußeisen hergestellt, und haben an ihren beiden Böden hohle Zapfen a und a', welche in Pfannen ruhen, die in die Seitenwände des Ofens befestigt sind. Unter jeder Retorte befinden sich drei Herde B, B¹, B² welche in dieser Weise angeordnet sind, damit die Verbrennungsproducte erst den ganzen Ofen durchziehen, ehe sie durch den Schornstein C entweichen, welcher in der Mitte des Ofengewölbes angebracht ist. Um das Füllen und Entleeren der Retorte zu erleichtern, ist in dem einen ihrer Böden eine Oeffnung oder ein Mannloch ausgespart, welches mittelst eines Pfropfes dampfdicht verschlossen wird. Damit man leicht zu dieser Oeffnung gelangen kann, läßt man in dem ihr gegenüberliegenden Mauerwerke ein entsprechend großes Loch. Von den mit den Retortenböden aus einem Stücke gegossenen Zapfen a und a', welche, wie bereits erwähnt, hohl sind, kann der eine a' entweder mit besonderen Apparaten in Verbindung gebracht oder durch einen Schraubenstöpsel dampfdicht geschlossen werden, während der andere dazu dient, die durch die Destillation entwickelten Dämpfe in ein Gefäß D abzuleiten, in welchem dieselben durch die Berührung mit dem darin enthaltenen kalten Wasser theilweise condensirt werden. Um zu verhindern, daß bei der rotirenden Bewegung der Retorte die in letztere geschütteten Substanzen den mit dem Gefäße in Verbindung stehenden hohlen Zapfen verstopfen und dadurch das Ausströmen der Dämpfe vermindern oder gar unterbrechen, hat man in dieser Leitung eine Art Kolben angebracht, welchen man von außen mittelst einer Stange f hin und her schiebt, die durch das Gefäß und die an dasselbe befestigten Stopfbüchsen d hindurchgeht. Aus dem Gefäße werden die Dämpfe auf die gewöhnliche Art in die Kühlgefäße durch eine Röhre geleitet, welche genau passend an ein Zwischengefäß befestigt ist, das die beiden Gefäße D in Verbindung setzt. Die Bewegung wird auf die Retorten mittelst zweier Schrauben ohne Ende i übertragen, welche in Zahnräder e eingreifen, die auf dem Zapfen a jeder Retorte befestigt sind; die Welle h einer jeden endlosen Schraube trägt zwei Scheiben v und v', von denen die eine festsitzt, um die Bewegung zu übertragen, während die andere lose ist, um die Bewegung nach Belieben unterbrechen zu können. Die Transmissions-Vorrichtung ist auf diese Weise angeordnet, um die Bewegung der einen Retorte von derjenigen der anderen unabhängig zu machen und um die Bewegung auch je nach der Beschaffenheit des in der Destillation begriffenen Materiales verlangsamen zu können. Wir haben oben gesagt, daß der vorstehend beschriebene Apparat sich bereits bei seiner Anwendung in der Fabrik zu la Varenne bewährt habe, und lassen deßhalb einige Angaben über die durch Destillation des bituminösen Mergelschiefers daselbst erhaltene Ausbeute folgen. Es sind sechzehn Retorten im Gebrauche, von denen jede in vierundzwanzig Stunden viermal destillirt, das heißt es werden in dieser Zeit wenigstens vierundsechzigmal 5 Hektoliter oder 32 Kubikmeter Schiefersteine der trockenen Destillation unterworfen; in die Retorte können jedoch auch ohne Nachtheil für dieselbe und ohne eine Erhöhung der Productionskosten zu verursachen, wenn es nöthig ist, jedesmal 6 Hektoliter gefüllt werden. Die mittlere Ausbeute war während der letzten zwei Jahre 4,30 Procent, nämlich 43 Liter aus dem Kubikmeter und für die 32 täglich destillirten Kubikmeter also 1376 Liter. Bei einer besseren Beaufsichtigung des Schieferbruches und der Oefen würde man indessen eine mittlere Ausbeute von 4,5 Procent erreichen, also täglich 1400 Liter gewinnen können.

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